Muusigtheorii

D Muusigtheorii isch e Däilgebiet vo dr Muusigwüsseschaft und au en äigeständigi künstlerisch-wüsseschaftligi Diszipliin, wo sich under anderem mit dr Harmoniileer, Kontrapunkt, Formeleer und dr musikaalische Analüüse befasst.

Dr Jubal, dr Püthagoras und dr Filolaus beschäfdige sich mit theoretischi Undersuechige, Holzschnitt vom Franchinus Gaffurius, Theorica musicæ (1492)

Gschicht

D Muusigtheorii isch im antike Griecheland hoochentwicklet gsi. Mä het scho Doonsüsteem usformuliert, e differenzierti Notierig vo de Doonhööchene verwändet und über möögligi ethischi und charakterligi Ghalt vo dr Muusig und vom Musiziere diskutiert. Für d Theoretiker vom Oobeland, im früeje Middelalter und wider in dr Rönessans, het die antik-griechischi Muusigtheori as Usgangspunkt gulte. Mit de legendääre Bricht über e Püthagoras in dr Schmiidi gältet dr Püthagoras vo Samos spöötistens sit dr Spootantike as Erfinder vo dr theoretische Muusig.

Bis zum Middelalter häi braktisch-usfüerendi und theoretischi Muusiker weenig oder gar nüt mitenander z due ghaa. Wääred s braktische Musiziere (wo au s Komponiere drzue ghöört het) dr Charakter vom ene Leerbruef gha het und im Aasee entsprächend niidrig gstande isch, isch die theoretischi Muusig (lat. Musica) innerhalb vo de „Siibe Freije Künst“ zum mathematische Zwiig, em „Quadrivium“, wo hööcher gstande isch, zellt worde. D Muusigtheoretiker häi sich hauptsächlig mit mathemaatische, kosmoloogische und religiööse Bedrachdige beschäftigt, wo si in ere theoreetische Wiis uf Doonläitere und Rhüthme bezooge häi, ooni dass us dene Bedrachdige je Muusig, wo mä chönnt loose, entstande weer.

Erst wo im Middelalter d Meerstimmigkäit entstande isch, si sich die theoretischi Reflexioon und s braktische Musiziere nööcher cho und zum erste Mol het s au Persoone gee, wo Theoretiker und Komponiste gsi si (zum Bispil d Magister an dr Klosterkiirche und Kathedrale zu Notre Dame z Bariis Léonin und Pérotin). In de Joorhundert druf häi sich theoretisch fundierti Komposizionsleere afo uusebilde, wo mit dr jewiilige Muusigbraxis in ere vilfältige Wäggselwirkig gstande si.

Im Zitalter vo dr Ufkläärig het d Muusiggschichtsschriibig aagfange, und d Ufgoobefälder vo dr Muusigtheorii im 19. Joorhundert si Leerfächer an de Konserwatoorie gsi. Wo dr Grund für die akadeemischi Muusigwüsseschaft am Ändi vom 19. Joorhundert gläit worde isch, isch d Muusigtheorii (»spekulatiivi Muusigtheorii«) as äini vo de Diszipliine, wo under dr süstemaatische Muusigwüsseschaft ufgfüert worde isch, gnennt worde. Doch im Zuug von ere Historisierig vom Fach häi die süstemaatische Aspäkt in dr Muusigwüsseschaft mee und mee an Bedütig verloore.

Die modärni Muusigtheorii

Hüte verstoot mä under Muusigtheorii Themegebiet vo dr süstemaatische Muusigwüsseschaft oder vom Usbildigsfach mit däm Naame an de Muusighoochschuele. Verbräiteti Themegebiet si:

  • Harmoniileer
  • Musikaalischi Analüüse
  • Doonsatz inkl. Kontrapunkt (lueg au Histoorischi Satzleer)
  • Formeleer

Und denn au die

  • Generaalbass und Partimento in Theorii und Braxis
  • Instrumentazioon und Arrangschmang
  • Instrumäntekund und Stimmig
  • Ghöörbildig
  • Akustik

In dr Braxis verschmelze d Äinzeldiszipliine vilmol wenn d Themegebiet kuum z underschäide si (z. B. vo Kontrapunkt und Harmoniileer).

S muusigtheoretische Wüsse hilft zum besser z verstoo, wi Muusig gmacht isch und wie si wirkt. Us däm Grund isch d Muusigtheorii in de künstlerische Studiegäng an de Muusighoochschuele e Pflichtfach (Nääbefach). Die musikaalischi Analüüse und s Schriibe vo Stilüebige (Doonsatz) wärde im Underricht mäistens ufenander bezooge, d. h. dur d Analüüse wärde Kriterie gwunne, wo denn in Stilüebige braktisch undersuecht und brüeft wärde. An de Muusighoochschuele, Muusiguniwersidääte und an mängge Uniwersidääte git s drzue no Hauptfachstudiegäng in Muusigtheorii und/oder Ghöörbildig, wo zum Däil mit underschiidlige Brofiil und Schwerpünkt (wüsseschaftlig, künstlerisch, pedagoogisch) aabote wärde.

Liddratuur

  • Thomas Christensen (Uusegääber): The Cambridge History of Western Music Theory. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 978-0-521-62371-1.
  • Ulrich Kaiser (Uusegääber): Musiktheoretische Quellen 1750–1800 – Gedruckte Schriften von Joseph Riepel, H. Chr. Koch, Johann Friedrich Daube und Johann Adolf Scheibe, Directmedia Publishing, Berlin 2007, DVD-ROM, Zeno.org 015, ISBN 978-3-89853-615-8.
  • Clemens Kühn: Musiktheorie unterrichten – Musik vermitteln. Bärenreiter, Kassel 2006, ISBN 978-3-7618-1835-0.
  • Helga de la Motte-Haber, Oliver Schwab-Felisch (Uusegääber): Musiktheorie (= Handbuch der Systematischen Musikwissenschaft. Band 2). Laaber-Verlag, Laaber 2004, ISBN 3-89007-563-0.
  • Ullrich Scheideler, Felix Wörner (Uusegääber): Musiktheorie von der Antike bis zur Gegenwart (= Lexikon Schriften über Musik. Band 1). Bärenreiter & Metzler, Kassel/Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7618-2032-2.
  • Ute Ringhandt: Musiktheorie praxisnah. Ein Handbuch für Schule und Studium… Schott Music, Mainz 2022, ISBN 978-3-7957-2091-9
  • Matthias Schmidt: Musiktheorie. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Uusgab, Wien 2002 ff., ISBN 978-3-7001-3077-2; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.

Fachzitschrifte

Weblingg

 Verzeichnis von Traktaten der Musiktheorie von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert im dütschsprochige Wikisource

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