Stefan Sonderegger

Dialäkt: Züritüütsch
Dialäkt: Undermarkgreflerisch

Dr Stefan Sonderegger (* 28. Juni 1927 z Herisau; haimetberächtigt z Hääde; † 7. Dezämber 2017[1]) isch e Schwyzer Sprochwisseschafter un Nameforscher gsii. Är isch ordelige Brofässer fir germanischi Filology an dr Universitet Züri gsii.

Lääbe

Dr Stefan Sonderegger isch e Suhn vum Albin Sonderegger, eme Stickereifabrikant, un dr Frieda geb. Weiss gsii. Är isch uf d Kantonsschuel St. Galle gange un het derno germanischi Filology an dr Universitete Züri un Uppsala studiert. Anne 1955 het er in dr Fächer Gschicht vu dr dytsche Sproch un Literatur, Verglychendi Gschicht vu dr germanische Sproche un Historischi Hilfswisseschafte (Paleografy un Diplomatik) mit ere Dissertation iber Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell promoviert.

1961 isch er zum usserorderlige, 1964 zum ordelige Brofässer fir germanischi Filology beruefe wore. Anne het er e Gaschtbrofässur an dr University of Michigan z Ann Arbor (USA) iberchuu. Bis zue syre Emeritierig anne 1994 het er an dr Universitet Züri glehrt. Vu 1980 bis 1982 isch er Dekan vu dr Filosofische Fakultet I gsii un vu 1973 bis 1984 Forschigsrot vum Schwyzerische Nationalfonds zur Ferderig vu dr wisseschaftlige Forschig. D Hauptbiet vu syre Forschig sin dytschi Sprochgschicht, vor allem s Althochdytsch z St. Galle, un d Namekund gsii, derzue au di germanistisch (inkl. schwyzerdytsch) Wisseschaftsgschicht.

Dr Sonderegger isch zwaimol ghyrote gsii, mit dr Irène Elisabetha Kummer un mit dr Ruth Ritter.

Ab 1960 isch er Generalstabsoffizier vu dr Schwyzer Armee gsii, ab 1973 Oberscht, ab 1982 Brigadier un Schef vum Druppeinformationsdienscht.

Forschig

Em Sonderegger syni wichtigschte Byträäg zur Wüsseschaft sind die über s Althoochtüütsch. Er hät as Eerschte di soginannte Voorakt – das sind Notize, wo d Schryber gmachet händ – vo de Sanggaler Uurkunden us em 8. Jaahrundert undersuecht und hät chöne zäige, das die imene quasi «Gibruuchsalthoochtüütsch» gschribe sind, wo vil nööcher bi de gredte Spraach staat weder s «räin» Althoochtüütsch, wo dän i den Uurkunde sälber und i de Literatuur z finden isch und mer us de Handbüecher und Gramatike gchänt.[2] Er hät dän au na anderi althoochtüütschi und spööter mittelhoochtüütschi Quälen uf Refläx vo de gredte Spraach abgschlopfet.[3] Dezue ane hät er für di renomiert Sammlig Göschen au en ganze Band über di althoochtüütsch Spraach und Literatuur gschribe.[4] Bunders nööch isch em de Nootgeer de Tüütsch gstande, wo s Altalemanisch literatuurfëëig gmachet hät; dëm sym Schaffe hät er e ganzi Räien Uufsätz gwidmet.

En nöie Wääg gwise hät er au i de Nameforschig. Sys appezälisch Oorts- und Fluernamebuech[5] isch wäge synere Gnauigkäit de Maassstaab woorde für ali Namebüecher, wo spööter usechoo sind. S Bsundrig a dëm Buech isch au gsy, das er die Fluernäme nöd nu dokumäntiert und erchlëërt hät, näi, er hät au probiert, mit dëne d Sidligsgschicht vom Land Appezäll naazzäichne. De Sonderegger hät tank dëm Opus as de Doyen vo de Schwyzer Nameforschig ggulte. Am Zürcher Namebuech, wo-n-er vom Bruno Boesch übernaa hät, hät er aber weniger Inträssi zäiget – s hät nu uf chlynem Füür wytergchöcherlet und isch eerscht i de letschte Jaar vo synere Naachfolgeri uf em Leerstuel, der Elvira Glaser, zäme mit em Martin Graf wider uufgnaa woorde. Au de gërmanistisch Täil vom Sanggaller Namebuech, wo-n-er sälber mit em Romanischt Gerold Hilty uufzoge hät, isch nöd vom Fläck choo, und eerscht vil spööter händ der Eugen Nyffenegger und d Elvira Glaser mit dëm Namebuech wider nöi aagfange. Und d Räie Studia Onomastica Helvetica, wo-n-er der eerscht Band von ere 1983 useggëë hät, häts nu uf zwee Bänd praacht.

Au i de tüütsche Spraachgschicht hät er mit eme nöie Buech welen uustrampeti Wääg verlaa.[6] Statt die i de klassische chronoloogische Räiefolg naazäichne, hät er wele dëren iri Äinzelaschpäkt sischtemaatisch aagaa. Tipisch für das Buech sind au die vile, vile graafischen Übersichte. Die Spraachgschicht isch aber i de Wüsseschaftswält nöd eso richtig guet aachoo. De zwäit Band, wo s um s Verheltnis und d Gschicht vo Mundaart, Schrybspraach und Schriftspraach hett sele gaa, isch dän ämel nümen usechoo.

Wichtig gsy isch em d Gschicht vo de Gërmanischtik as Ganzer und vo der Alemanischtik im Bsundere. I dëm Zämehang hät er zum äinte groossi Übersichtsartikel gschribe, öppen über di alemanisch Mundartforschig,[7] zum anderen aber au über Äinzelpërsoone wie d Grimm-Brüedere, de Johann Peter Hebel und der Andreas Hüüsler.

Andersch, as i gwüsse Naarüeff bhauptet woorden isch, hät de Sonderegger (im Gägesatz zu sym Vorgänger uf em Leerstuel, em Ruedolf Hotzeköherli, und synere Naachfolgeri, der Elvira Glaser) nu wenig über s Schwyzertüütsch gforschet. Syni beede wichtigschte Byträäg i dëm Gibiet sind e bibliograafischs Handbuech über di schwyzertüütsch Mundaartforschig von 1800 bis 1959[8] und de grooss Übersichtsartikel über Die Entwicklung des Verhältnisses von Standardsprache und Mundarten in der deutschen Schweiz vo 1984[9]. D Räie Studia Linguistica Alemannica. Forschungen zum alemannischen Sprachraum, wo-n-er im Aaschluss a di groosse Räie Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik vom Albert Baachme und Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung vom Ruedolf Hotzeköherli ggründet hät, isch nach eme gute Start im Jaar 1973 und nüün Bänd bis 1984 aber gly wider ygschlaaffe.

Alewyl wider hät er au über Appezälischs und d Appezäler gschribe – syni Häimet.[10]

Ales i alem isch de Sonderegger en Filoloog gsy, «wie s im Buech staat». Er hät e risigi Biblioteek und e groosses Wüsse gha und hät am liebschte für sich sälber gschaffet. Andersch as syni zytglyche Koleegen a der Uni oder syni Voorgänger und Naachfolger uf em Leerstuel (der Albert Baachme mit de Nöiorientierig vom Schwyzerischen Idiotikon und de vile schwyzertüütschen Oortsgramatike, de Ruedolf Hotzeköherli mit em Spraachatlas vo de tüütsche Schwyz und d Elvira Glaser mit em Sintaxatlas vo de tüütsche Schwyz) hät er ekäi groossi Projäkt a sym Leerstuel uufzoge.

Uuszaichnige

  • 1977 Brieder-Grimm-Bryys vu dr Philipps-Universitet Marburg, fir Laischtige uf dr Forschigsbiet vu dr Brieder Jacob un Wilhelm Grimm, vor allem dr Sproch- un Literaturwisseschafte, dr Volkskund, Rächtsgschicht un dr Gschichtswisseschaft.
  • 1983 Ehredokter. Litt. D. h. c. vu dr University of Dublin, Trinity College
  • 1986 Oberrhynische Kulturbryys vu dr Goethestiftig Basel
  • 1989 Ehredokter. Fil. dr. h. c., Universitet Uppsala
  • 1990 Uusländisch Mitglid vum Kungliga Humanistiska Vetenskaps-Samfundet i Uppsala
  • 1992 Mitglid vu dr Sprochwisseschaftlige Kommission vu dr Sächsische Akademy vu dr Wisseschafte z Leipzig
  • 1994 Offizier vum Orde vu Oranien-Nassau
  • 1994 Korrespondierend Mitglid vum Institute of Germanic Studies, University of London

Wärch

Publikatione (Uuswahl)

  • Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell. Bd. I: Grammatische Darstellung. Huber & Co., Frauenfeld 1958 (Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung 7).
  • Die schweizerdeutsche Mundartforschung 1800–1959. Bibliographisches Handbuch mit Inhaltsangaben. Mit einem Geleitwort von Rudolf Hotzenköcherle. Huber & Co., Frauenfeld 1962 (Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung 12).
  • Althochdeutsch in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der althochdeutschen Sprachüberlieferung in St. Gallen vom 8. bis ins 12. Jahrhundert. Ostschweizer Druck und Verlag/Jan Thorbecke Verlag, St. Gallen/Sigmaringen 1972 (Bibliotheca Sangallensis 6).
  • Althochdeutsche Sprache und Literatur. 1. Auflage: 1974 (Sammlung Göschen 8005). 3., durchgesehene und wesentlich erweiterte Auflage: De Gruyter, Berlin 2003 (De Gruyter Studienbuch).
  • Grundzüge deutscher Sprachgeschichte. Diachronie des Sprachsystems. Bd. I. Einführung. Genealogie. Konstanten. De Gruyter, Berlin/New York 1979.
  • Germanica selecta. Ausgewählte Schriften zur germanischen und deutschen Philologie. Zum 75. Geburtstag des Autors hrsg. von Harald Burger und Elvira Glaser. Francke, Tübingen/Basel 2002.

Schrifteverzeichnisse

  • Schriftenverzeichnis Stefan Sonderegger, zusammengestellt von Hans-Peter Schifferle. In: Harald Burger, Alois M. Haas, Peter von Matt (Hrsg.): Verborum amor. Studien zur Geschichte und Kunst der deutschen Sprache. Festschrift für Stefan Sonderegger zum 65. Geburtstag. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1992, S. 783–830.
  • Schriftenverzeichnis Stefan Sonderegger. In: Harald Burger, Elvira Glaser (Hrsg.): Germanica selecta. Ausgewählte Schriften zur germanischen und deutschen Philologie. Zum 75. Geburtstag des Autors. A. Francke Verlag, Tübingen und Basel 2002, S. 645–653.

Literatur

Weblink

Fueßnote