Tuugend

e usgezäichneti Äigeschaft oder e vorbildligi Haltig von ere Person

Mit Tuugend mäint mä en usgezäichneti Äigeschaft oder e vorbildligi Haltig. Im witiste Sinn cha jedi Fääigkäit as Tuugend bezäichnet wärde, wo äim hilft, öbbis z mache, wo as wärtvoll aagluegt wird. In dr Ethik bezäichnet dr Begriff e Charakteräigeschaft, wo as wichdig und ersträäbenswärt gältet und wo e Person fääig macht, ass si sittlig Guets cha vollbringe. Mit däm verbunde isch mäistens d Uffassig, ass mä die Äigeschaft und d Person, wo sä het, söll loobe und bewundere.

D Göttin Maat het im Alte Egüpte d Tuugende vo dr Wooret und Grächtigkäit verkörperet.

Gschichtligs

S Wort Tuugend (latiinvirtus, altgriechisch ἀρετή aretḗ) isch abgläitet vo tauge; die ursprüngligi Grundbedütig isch d Taugligkäit (Düchtigkäit, Vorzügligkäit) von ere Person. In antike filosoofische Teggst het arete gwöönlig e moralische Sinn. Doorum isch in däm Konteggst d Übersetzig mit «Tuugend» mäistens vernümftig. Mä sött allerdings ufbasse und nid nöizitligi, christlig brägti Voorstellige vo Tuugend din z gsee.

S latiinische Wort virtus chunnt vo vir («Maa») und het ursprünglig d Tuugend vom Maa bedütet, wo sich vor allem as (milidäärischi) Dapferkäit güsseret het. Dr Begriff isch aber au brucht worde, zum s griechische arete z übersetze.

Katalöög vo Tuugende

Tuugende wärde vo Grubbe vo Persoone as Wäägwiiser für s soziale Verhalte innerhalb vo dr Grubbe ufgstellt und si ändere sich mit dr Zit und de Umständ. So git s die vier klassische Grundtuugende (sit em christlige Middelalter: Kardinaltuugende): Gscheiti oder Wiishäit, Grächtigkäit, Dapferkäit und Määssigung. Im Platon si Theorii vo de Grundtuugende het dr ganze tuugendethische Theorii sithäär d Richdig gwiise. Für en Aristoteles isch d Tuugend dr Wääg zur Glückseeligkäit, wo mit ere nid e subjektivs Glücksgfüül gmäint isch, sondern e glunges Lääbe.

Julius Schnorr von Carolsfeld: Glaube, Liebe, Hoffnung

Im christlige Middelalter si Tuugende uuseghoobe worde, wo vo dr Biible, de zää Gebot vom Alte Testamänt und dr Leer vom Jesus Christus im Nöije, wie si vo dr Chille usglegt worde si. D Chille het die drei göttlige Tuugende, Glaube (lat. fides), Hoffnig (lat. spes) und Liebi (lat. caritas) us em 1. Korintherbrief vom Paulus mit de vier klassische Tuugende kombiniert.

Im Hoochmiddelalter si under de Aadlige d Riddertuugende ufchoo: staete, minne, hoher muet, mâze und triuwe verbräitet zum Bischbil im middelhoochdütsche Minnesang, was mä as Bständigkäit (im Sinn vo Integritäät), Frauedienst oder Agape, häiteri Glassehäit/Enthusiasmus, Määssigung und ufrichdigi Dröiji cha übersetze.[1]

Wo s Bürgerdum wääred dr Ufläärig die füerendi Rolle in dr Gsellschaft für sich in Aaspruch het afo nee, si nöiji Tuugende, bürgerligi populäär worde: d Ordentligkäit, d Spaarsamkäit, dr Fliss, d Suuberkäit und d Pünktligkäit, wo au as die wirtschaftlige Tuugende bezäichnet worde si, wil si em Bürgerdum ghulfe häi iiri wirtschaftligi Existänz ufzbaue und z bewaare.

Die sogenannte Frauetuugende Hüsligkäit, Sparsamkäit und Köischhäit si weeniger vo de Fraue sälber as «iiri» Tuugende gweelt worde, sondern vo de patriarchalische Gsellschafte de Fraue fast in dr ganze Wält ufzwunge worde.

Anderi Kulturkräis kenne vilmol die gliiche oder äänligi Tuugende.Die sittlige Grundreegle vom Buddhismus si die Fümf Silas:

  1. Ich versprich, mir Müe z gee, kä Lääbewääse z dööden oder z verletze.
  2. Ich versprich, mir Müe z gee, nüt z nee, was mä mer nit gee het.
  3. Ich versprich, mir Müe z gee, nüt Unsittligs z mache.
  4. Ich versprich, mir Müe z gee, nit z liege und woolwollend z reede.
  5. Ich versprich, mir Müe z gee, käini Substanze z konsumiere, wo dr Gäist duurenander bringe und s Bewusstsii drüebe.

Au dr Konfuzianismus kennt fümf Tuugende: d Menschligkäit (仁), d Grächtigkäit (義), s ethische Verhalte (礼), d Wiishäit (智) und d Güeti (信).

Dr Buschido vom japanische Milidääraadel stützt sich uf siibe Tuugende: Gi (): Ufrichtigkäit, Grächtigkäit, Rächtligkäit; Yu (): Muet; Jin (): Menschligkäit; Rei (): Hööfligkäit; Makoto () oder Shin (): Woorhet; Meiyo (名誉): Eer; Chūgi (忠義), au Chū (): Dröiji.

Im Islam isch dr Brofeet Mohammed s Määss vo alle Tuugende. Alles, was er gmacht het, gilt as tuugendhaft, öb s im Koran überliiferet isch oder in de Hadith, und wil d Widersprüch nid sälte si, si d Mööglikäite bim Interpretiere fast ooni Gränze. So cha sich dr Dschihadi-John, wo as Hänker vom Islamische Staat Lüt vor ere Färnseekamera dr Gurgel duuregschnitte het, grad so as tuugendhafte Mensch aaluege, wie e Moslem, wo sonigi Braktike as barbarisch verurdäilt.

Litratuur

Allgemäins

  • Otto Friedrich Bollnow: Wesen und Wandel der Tugenden. ISBN 3-548-12209-4.
  • André Comte-Sponville: Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben. Ein kleines Brevier der Tugenden und Werte (2010), ISBN 3-499-62599-7
  • Eugen Drewermann: Die sieben Tugenden. Padmos Verlag (2012), ISBN 3-8436-0173-9
  • Timo Hoyer: Tugend und Erziehung. Die Grundlegung der Moralpädagogik in der Antike. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2005, ISBN 3-7815-1418-8.
  • Peter Prange: Werte – Von Plato bis POP – Alles, was uns verbindet, Droemer Knaur Verlag, Münche 2006, ISBN 3-426-27392-6.
  • Rolf Reber: Gut so! Kleine Psychologie der Tugend. C.H. Beck Verlag, Münche 2008, ISBN 978-3-406-57362-0.
  • Klaus Peter Rippe, Peter Schaber (Hg.): Tugendethik, Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-15-009740-3
  • Florian Russi: Über Werte und Tugenden. Undogmatische Betrachtungen. 3. Uflaag, Bertuch-Verlag, Weimar 2009, ISBN 978-3-937601-54-0.
  • Peter Schallenberg: Gott, das Gute und der Mensch. Grundlagen katholischer Moraltheologie. Bonifatius, Paderborn 2009, S. 72-100.
  • Friedrich Schorlemmer (Hrsg.): Das Buch der Werte  −  Wider die Orientierungslosigkeit unserer Zeit, VS Verlagshaus Stuttgart (Edition Stuttgart) 1995, o. ISBN, 532 S.
  • Martin Seel: 111 Tugenden, 111 Laster. Eine philosophische Revue. S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-10-071011-6
  • Ulrich Wickert (Hrsg.): Das Buch der Tugenden, Hoffmann und Campe, Hamburg 1995, ISBN 3-455-11045-2

Filosofiigschicht

Ridderligi bzw. hööfischi Tuugende

  • Dinzelbacher, Peter (Hrsg.): Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen. Stuttgart 1993.
  • G. Eifler (Hrsg): Ritterliches Tugendsystem. Darmstadt 1970.
  • Ganz, Peter: Der Begriff des 'Höfischen' bei den Germanisten. In: Wolfram-Studien 4, S. 16–32.
  • Göttert, Karl-Heinz: Tugendbegriff und epische Struktur in höfischen Dichtungen. Böhlau, Köln 1971.
  • Kaiser, Gert / Müller, Jan-Dirk (Hrsg.): Höfische Literatur, Hofgesellschaft, Höfische Lebensformen um 1200.
  • Neumann, Eduard: Der Streit um das ritterliche Tugendsystem. In: Frings, Theodor; Müller, Gertraud: Keusch. In: Erbe der Vergangenheit. Germanistische Beiträge. Festgabe für Karl Helm zum 80. Geburtstage 19. Mai 1951. Niemeyer, Tübinge 1951, 137–155.
  • Paravicini, Werner: Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters. Münche 1994.

Bürgerligi Tuugende

  • Erich E. Geissler: Erziehung zu neuen Tugenden?. In: E. E. Geissler/W. Rüegg: Eliten in der Demokratie. Walter Raymond Stiftung; H. 33. 1983.

Soziali Tuugende

  • Giuseppe Galli: Psychologie der sozialen Tugenden. Wien 2005 (2. Uflaag): Böhlau. ISBN 320577308X

Frauetuugende

  • Thomas Blisniewski|Blisniewski, Thomas: Frauen, die den Faden in der Hand halten. Handarbeitende Damen, Bürgersmädchen und Landfrauen von Rubens bis Hopper. Münche 2009, ISBN 978-3-938045-35-0
  • Blisniewski, Thomas: „... und schafft mit emsigen Händen“ – Weibliche Handarbeiten in Werken von Ridolfo Schadow, Carl Joseph Begas und Johann Anton Ramboux im Wallraf-Richartz-Museum – Fondation-Corboud. In: Kölner Museums-Bulletin. Berichte und Forschungen aus den Museen der Stadt Köln (3) 2001, S. 4–18
  • Sirna, Gail Carolyn: Frauen, die nie den Faden verlieren. Handarbeitende Frauen in der Malerei von Vermeer bis Dali. Mit einem Vorwort von Thomas Blisniewski. Münche 2007
  • Wyss, Robert L.: Die Handarbeiten der Maria. Eine ikonographische Studie unter Berücksichtigung der textilen Techniken. In: Stettler, Michael und M. Lemberg (Hg.): Artes Minores. Dank an Werner Abegg. Bern 1973, S. 113 ff.

Weblingg

 Commons: Tugend – Sammlig vo Multimediadateie

Fuessnoote

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