Argentobaumhauerit

Mineral, Sulfosalz aus der Sartorit-Reihe
(Weitergeleitet von Baumhauerit-2a)

Argentobaumhauerit (ehemals Baumhauerit-2a) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ag1,5Pb22As33,5S72.[1]

Argentobaumhauerit
Argentobaumhauerit-Kristall in Matrix aus dem Steinbruch Lengenbach, Binntal, Wallis, Schweiz
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2015 s.p.[1]

IMA-Symbol

Abha[2]

Andere Namen
  • Baumhauerit-2a
  • IMA 1988-051[3]
  • IMA 15-F[4]
Chemische Formel
  • Ag1,5Pb22As33,5S72[1]
  • PbllAg0,7As17,2Sb0,4S36[5]
  • Pb11Ag(As, Sb)18S36[6]
  • (Pb,Ag)3As4S9[7]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.24-015

2.HC.05b
03.06.13.02
Ähnliche MineraleBaumhauerit
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin
Kristallklasse; Symbolmonoklin-prismatisch; 2/m[8]
Gitterparametera = 44,74 Å; b = 8,48 Å; c = 7,91 Å
β = 93,4°[7]
FormeleinheitenZ = 8[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte3 (VHN100 = 156 bis 165 kg/mm2)[6]
Dichte (g/cm3)berechnet: 5,31 bis 5,37[6]
Spaltbarkeitvollkommen nach {100}[6]
Bruch; Tenazitätmuschelig; spröde[6]
Farbestahlgrau[6]
Strichfarbedunkelrötlichbraun[6]
Transparenzundurchsichtig (opak)[6]
GlanzMetallglanz[6]

Argentobaumhauerit konnte bisher nur in Form mikroskopisch kleiner Kristalle und Verwachsungen mit Baumhauerit gefunden werden. Er ist in jeder Form undurchsichtig und von stahlgrauer, metallisch glänzender Farbe mit bei rötlichbrauner Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Baumhauerit-2a in der „Grube Lengenbach“ im Binntal (Kanton Wallis) in der Schweiz. Das Mineral wurde 1990 durch Allan Pring, William D. Birch, David Sewell, Stefan Graeser, Andreas Edenharter und Alan Criddle wissenschaftlich beschrieben, die es nach dem Professor für Mineralogie H. A. Baumhauer (1848–1926) an der Universität Freiburg (Schweiz) benannten. Das im Namen enthaltene 2a ist auf eine verdoppelte Kristallgitterkonstante im Gegensatz zu Baumhauerit zurückzuführen.

2015 wurde das Mineral umbenannt in Argentobaumhauerit und die Umbenennung von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt (IMA-Nr. 15-F).[4]

Das Typmaterial des Minerals wurde im Museum of Victoria in Melbourne (Register-Nr. M30980), im South Australian Museum in Adelaide (Register-Nr. G15547), im Natural History Museum in London (Register-Nr. 1926,1654) und im Naturhistorischen Museum Basel (Register-Nr. L7228) hinterlegt.[6]

Klassifikation

Da der Argentobaumhauerit erst 1988 als eigenständiges Mineral anerkannt und publiziert wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 aktualisierten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/E.24-15. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo Argentobaumhauerit zusammen mit Baumhauerit, Bernarlottiit und Robinsonit die unbenannte Gruppe II/E.24 bildet.[9]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Argentobaumhauerit dagegen in die Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Nur mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Baumhauerit (ehemals Baumhauerit I) und dem bisher als fraglich geltenden Baumhauerit II die „Baumhaueritgruppe“ mit der System-Nr. 2.HC.05b bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Argentobaumhauerit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Baumhauerit in der unbenannten Gruppe 03.06.13 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,0 < z/y < 2,49 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur

Argentobaumhauerit kristallisiert monoklin, wobei die Raumgruppe bisher nicht näher bestimmt wurde. Die Gitterparameter lauten a = 44,74 Å; b = 8,48 Å; c = 7,91 Å und β = 93,4° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[7]

Bildung und Fundorte

Argentobaumhauerit bildet sich zusammen mit Baumhauerit durch hydrothermale Vorgänge in Dolomitgestein. Als Begleitminerale treten neben Baumhauerit und Dolomit unter anderem noch andere Blei-Sulfoarsenide sowie Pyrit und Realgar auf.

Außer seiner Typlokalität „Grube Lengenbach“ in der Schweiz ist bisher nur noch die „Quiruvilca Mine“ bei Quiruvilca (Provinz Santiago de Chuco) in der peruanischen Region La Libertad als Fundort für Argentobaumhauerit bekannt (Stand: 2023).[11]

Siehe auch

Literatur

  • Allan Pring, William D. Birch, David Sewell, Stefan Graeser, Andreas Edenharter, Alan Criddle: Baumhauerite-2a: A silver-bearing mineral with a baumhauerite-like supercell from Lengenbach, Switzerland. In: American Mineralogist. Band 75, 1990, S. 915–922 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 829 kB; abgerufen am 23. April 2023]).
  • Dan Topa, Emil Makovicky: Argentobaumhauerite: name, chemistry, crystal structure, comparison with baumhauerite, and position in the Lengenbach mineralization sequence. In: Mineralogical Magazine. Band 80, Nr. 5, 2016, S. 819–840 (englisch, rruff.info [PDF; 791 kB; abgerufen am 23. April 2023]).

Weblinks

Commons: Argentobaumhauerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise