Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft

internationale Organisation von 15 Staaten in Westafrika
(Weitergeleitet von ECOWAS)

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (französisch Communauté économique des États de l’Afrique de l’Ouest, CEDEAO; englisch Economic Community of West African States, ECOWAS; portugiesisch Comunidade Económica dos Estados da África Ocidental, CEDEAO) ist eine Internationale Organisation von 12 Staaten in Westafrika.

Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft
CEDEAO/ECOWAS

Logo der Organisation
 

Derzeitige Mitgliedstaaten (dunkelgrün) und suspendierte Mitgliedsstaaten (hellgrün) (Stand: 27. Januar 2024)
Englische BezeichnungEconomic Community of West African States (ECOWAS)
Französische BezeichnungCommunauté économique des États de l’Afrique de l’Ouest (CEDEAO)
Portugiesische BezeichnungComunidade Económica dos Estados da África Ocidental (CEDEAO)
OrganisationsartRegionale wirtschaftliche und politische Kooperation
Sitz der Organe* Abuja (Nigeria) (Zentralverwaltung, Parlament, Gerichtshof)
  • Lomé (Togo) (ECOWAS Bank for Investment and Development)
VorsitzNigeria Bola Tinubu
Parlamentarische VersammlungCommunity Parliament
Mitgliedstaaten12:
Amts- und Arbeitssprachen
Fläche2.331.811 km²
Einwohnerzahl336.969.034
Bevölkerungsdichte145 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt556,923 Mrd. US$ (2017) (inkl. der am 28. Januar 2024 ausgetretenen Mitgliedsstaaten)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner1392 US$ (2017) (inkl. der am 28. Januar 2024 ausgetretenen Mitgliedsstaaten)
Gründung28. Mai 1975
(Vertrag von Lagos)
Währungen

(Gemeinschaftswährung Eco geplant)

HymneEcowas Anthem [1]
ZeitzoneUTC−1 bis UTC+1
Tochterorganisationen
  • Parlament (Community Parliament)
  • Kommission
  • Gerichtshof (Court of Justice)
  • Entwicklungs- und Investitionsbank (Bank for Investment and Development; EBID)
  • Organisationseinheit für die Vorbereitung von Infrastrukturprojekte und Entwicklung (Infrastructure Projects Preparation and Development Unit; PPDU)
  • Regionalstelle für erneuerbare Energien und Energieeinsparung (Regional Centre for Renewable Energy and Energy Efficiency; ECREEE)
  • Regionale Regulierungsstelle für Elektrizität (Regional Electricity Regulatory Authority; ERERA)
  • Multilaterale Aktionsgruppe gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in Westafrika (Inter-governmental Action Group against Money Laundary and Terrorist Financing in West Africa; GIABA)
  • Gender and Development Centre
  • Water Resources Coordination Centre (WRCC)
  • Westafrikanische Gesundheitsorganisation (West African Health Organisation; WAHO)
  • West African Monetary Agency (WAMA)
  • Westafrikanischer Elektrizitätspool (West African Power Pool; WAPP)
  • Youth and Sports Development Centre
  • Committee on Administration, Finance, Budget control & Audits
  • Committee on Agriculture, Environment, Water ressources and Sustainable development
  • Committee on Communications and Information technology
  • Committee on Economic policies, Private sector & NEPAD
  • Committee on Education, Science and Technologys
  • Committee on Gender, Women empowerment & Social protection
  • Committee on Health and Social services
  • Committee on Human rights, Child protection & Other vulnerable groups
  • Committee on Infrastructure, Energy, Mine & Industry
  • Committee on Labour, Employment, Youth, sport & Culture
  • Committee on Legal and Judicial affairs
  • Committee on Political affairs, Peace, Security & Affairs peer review mechanism
  • Committee on Trade, Customs & Free movement
ecowas.int

Geschichte

Vorläufer der Vereinigung nach der Auflösung der französischen Kolonie Französisch-Westafrika war die am 9. Juni 1959 gegründete Westafrikanische Zollunion (Union Douanière de l’Afrique de l’Ouest; UDAO). Am 14. März 1966 wurde die UDAO in eine umfassende Organisation mit Namen Zollunion westafrikanischer Staaten (Union Douanière des États de l’Afrique de l’Ouest; UDEAO) umgeformt. Auf dem Gipfeltreffen der UDEAO am 21. Mai 1970 in Bamako wurde diese formell aufgelöst und erneut 1973 die Gründung einer Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Communauté Economique de l'Afrique de l'Ouest; CEAO) mit Sitz in Ouagadougou beschlossen.[1][2] Die CEAO wurde auf dem Gipfeltreffen in Abidjan im April 1974 mit den Mitgliedsstaaten Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Mali, Mauretanien, Niger und Senegal als Nachfolgeorganisation ins Leben gerufen. Neben der Mano River Union (MRU) mit der Elfenbeinküste, Guinea, Liberia und Sierra Leone mit Sitz in Freetown war die CEAO eine eigenständige Organisation in Westafrika, die bis 1994 parallel zu der Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft bestand (die CEAO ging 1994 in die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA für Union économique et monétaire Ouest africaine) über, die eine gemeinsame Währungszone schaffen sollte).[3]

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft wurde am 28. Mai 1975 mit der Unterzeichnung des Vertrages von Lagos gegründet und trat 1976 in Kraft, es war somit eine von 8 Regionalen Wirtschaftsgemeinschaften in Afrika.[4]1978 folgte ein Nichtangriffsprotokoll und am 29. Mai 1981 ein Abkommen über gemeinsame Verteidigung durch die ECOWAS Monitoring Group (ECOMOG).

Der am 24. Juli 1993 in Cotonou (Benin) geschlossene Revised Treaty ersetzte den Vertrag von Lagos formell und stellte die ECOWAS auf eine neue rechtliche Grundlage. Ziel des Zusammenschlusses ist der Ausbau der wirtschaftlichen Integration. Dazu kamen im Laufe der Zeit weitere Ziele, u. a. eine graduelle politische Integration, die Ausdruck in der Einrichtung eines gemeinsamen westafrikanischen Gerichtshofes fand sowie in einem gemeinsamen westafrikanischen Parlament im Jahre 2001. Darüber hinaus ist mit der militärischen Intervention der ECOMOG in Liberia während des Bürgerkrieges Anfang der 90er Jahre eine wichtige sicherheitspolitische Rolle hinzugekommen, die den sich verändernden Rahmenbedingungen nach Ende des Kalten Krieges Rechnung tragen solle.

Ziel zum Zeitpunkt der Gründung war es, „kollektive Selbstversorgung“ für die Mitgliedsstaaten zu erreichen, möglich durch die Errichtung eines gemeinsamen Binnenmarktes und einer Wirtschafts- und Währungsunion. Die zuletzt beschlossene Einführung des Eco als westafrikanische Währung wurde nach 2004 auf das Jahr 2009 verschoben, da aufgrund der politischen und ökonomischen Probleme die vereinbarten Konvergenzkriterien nicht von allen Beteiligten erfüllt werden konnten. Eine Einführung war für 2020 geplant,[5] danach sollte die einheitliche Währung bis 2027 eingeführt werden.[6]

Mauretanien, eines der Gründungsmitglieder, verließ 2001 die Gemeinschaft, um sich politisch mehr im arabisch-afrikanischen Raum zu orientieren (Arabische Liga, Union des Arabischen Maghreb).Innergemeinschaftlich ist die Struktur durch eine starke Vormachtstellung Nigerias gekennzeichnet. Auch das Sekretariat hat seinen Sitz im nigerianischen Abuja. Das Land stellt mehr als die Hälfte der Bevölkerung und Wirtschaftskraft der Gemeinschaft. Innerhalb der ECOWAS gab es mit der CEAO noch eine eigene, frankophone, Gemeinschaft ähnlicher Struktur, die zumindest zeitweise als Konkurrenz zur größeren Organisation angesehen werden konnte.

Durch einen Militärputsch in Niger 2023 wurde die demokratisch gewählte Regierung Nigers unter Präsident Mohammed Bazoum gestürzt. Die ECOWAS forderte den Rücktritt der neuen Regierung und bereitete militärische Schritte zu einer Intervention vor, nachdem diese eine Frist zur Wiedereinsetzung der alten Regierung hatte verstreichen lassen.[7]Am 28. Januar 2024 gaben die durch Militärputsche an die Macht gekommenen Regierungen von Burkina Faso, Mali und Niger einseitig den sofortigen Austritt aus der ECOWAS bekannt. Gemäß den Statuten ist jedoch eine einjährige Übergangsfrist für Austrittsverhandlungen vorgesehen. Die ECOWAS-Kommission wies in einem Kommuniqué am selben Tag ferner darauf hin, dass bis dato noch kein formelles Austrittsgesuch eingegangen sei und dass die drei Staaten „bedeutende Mitglieder der Gemeinschaft“ blieben.[8][9][10]

Organe und Institutionen

  • ECOWAS-Kommission (The ECOWAS Commission), 1977 bis 2006 als Exekutivrat bezeichnet, in Abuja (Nigeria)[11]
  • ECOWAS-Parlament (The ECOWAS Parliament), in Abuja, Nigeria[12]
  • Gericht der Gemeinschaft (The Community Court of Justice) in Abuja, Nigeria[13]
  • Entwicklungsbank EBID (ECOWAS Bank for Investment and Development) mit Sitz in Lomé (Togo)[14]
  • Westafrikanische Gesundheitsorganisation (West African Health Organisation) (bis 28. Januar 2024 in Bobo-Dioulasso (Burkina Faso)[15])
  • Multilaterale Aktionsgruppe gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in Westafrika (The Inter-Governmental Action Group against Money Laundering and Terrorism Financing in West Africa) mit Sitz in Dakar (Senegal)[16]

Parlament

Das ECOWAS-Parlament hatte bis zum Austritt Burkina Fasos, Malis und Nigers am 28. Januar 2024 eine Zahl von 115 Abgeordneten. Die Anzahl der Sitze je Mitgliedsstaat orientiert sich an der Einwohnerzahl. Nach dem Austritt der 3 Staaten hat Nigeria 35 Sitze, gefolgt von Ghana mit 8 Sitzen und der Elfenbeinküste mit 7 Sitzen. Guinea und Senegal entsenden jeweils 6, alle anderen Staaten 5 Abgeordnete.[17]

Mitgliedsstaaten und Kennzahlen

Quelle sofern nicht anders genannt: World Fact Book, abgerufen am 29. Mai 2020

StaatHauptstadtBevöl­kerungFläche (km²)BIP
(Mio. US$)
Amts­sprache
Benin  Benin1Porto-Novo12.864.634112.6229.246  Französisch
Elfenbeinküste  Elfenbeinküste1,3Yamoussoukro27.481.086322.46340.470  Französisch
Gambia  Gambia2Banjul2.173.99911.3001.482  Englisch
Ghana  Ghana2Accra29.340.248238.53347.020  Englisch
Guinea-a  Guinea2,3,4Conakry12.527.440245.85710.250  Französisch
Guinea-Bissau  Guinea-Bissau1Bissau1.927.10436.1251.350  Portugiesisch
Kap Verde  Kap VerdePraia583.2254.0331.776  Portugiesisch
Liberia  Liberia2,3Monrovia5.073.296111.3693.285  Englisch
Nigeria  Nigeria2Abuja214.028.302923.768376.400  Englisch
Senegal  Senegal1Dakar15.736.368196.72221.110  Französisch
Sierra Leone  Sierra Leone2,3Freetown6.624.93371.7403.612  Englisch
Togo  Togo1Lomé8.608.44456.7854.767  Französisch

Ehemalige Mitglieder

Folgende Mitglieder sind am 28. Januar 2024 ausgetreten.[18]

StaatHauptstadtBevöl­kerungFläche (km²)BIP
(Mio. US$)
Amts­sprache
Burkina Faso  Burkina Faso1Ouagadougou20.835.401274.20012.570  Französisch
Mali  Mali1Bamako19.553.3971.240.19215.370  Französisch
Niger  Niger1Niamey22.772.3611.266.7008.224  Französisch

1 Diese Länder bilden zudem die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA).
2 Diese Länder bilden zudem die Westafrikanische Währungszone (WAMZ).
3 Diese Länder bilden zudem die Mano River Union (MRU).
4 Diese Länder sind derzeit suspendiert (Stand: August 2023).

Marokko bekundete 2017 erstmals sein Interesse der Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten. Das Land hat seitdem zahlreiche bilaterale Verträge mit Mitgliedsstaaten geschlossen. Dennoch spricht sich vor allem Nigeria gegen eine Mitgliedschaft aus.[19]

Führungspersonen

Präsidenten

Die Präsidenten der ECOWAS-Kommission seit 2007:

AmtszeitPräsident/inMitgliedstaat
1. Januar 2007 bis 18. Februar 2010Mohamed Ibn ChambasGhana  Ghana
18. Februar 2010 bis 1. März 2012James Victor GbehoGhana  Ghana
1. März 2012 bis 4. Juni 2016Kadré Désiré OuédraogoBurkina Faso  Burkina Faso
4. Juni 2016 bis 27. Juli 2018Marcel Alain de SouzaBenin  Benin
27. Juli 2018 bis 3. Juli 2022Jean-Claude Kassi BrouElfenbeinküste  Elfenbeinküste
seit 3. Juli 2022Omar TourayGambia  Gambia

Geschäftsführende Sekretäre

Die geschäftsführenden Sekretäre des Exekutivrates von 1977 bis 2006:

AmtszeitSekretär/inMitgliedstaat
Januar 1977–1985Aboubakar Diaby OuattaraElfenbeinküste  Elfenbeinküste
1985–1989Momodu MunuSierra Leone  Sierra Leone
1989–1993Abass BunduSierra Leone  Sierra Leone
1993–1997Edouard BenjaminGuinea-a  Guinea
September 1997 bis 31. Januar 2002Lansana KouyatéGuinea-a  Guinea
1. Februar 2002 bis 31. Dezember 2006Mohamed Ibn ChambasGhana  Ghana

Vorsitzende

Bola Tinubu, Vorsitzender der ECOWAS
AmtszeitVorsitzende/rMitgliedstaat
1977–1978Gnassingbé EyadémaTogo  Togo
1978–1979Olusegun ObasanjoNigeria  Nigeria
1979–1980Léopold Sédar SenghorSenegal  Senegal
1980–1981Gnassingbé EyadémaTogo  Togo
1981–1982Siaka StevensSierra Leone  Sierra Leone
1982–1983Mathieu KérékouBenin  Benin
1983–1984Ahmed Sékou TouréGuinea-a  Guinea
1984–1985Lansana ContéGuinea-a  Guinea
1985 – 27. August 1985Muhammadu BuhariNigeria  Nigeria
27. August 1985–1989Ibrahim BabangidaNigeria  Nigeria
1989–1990Dawda JawaraGambia  Gambia
1990–1991Blaise CompaoréBurkina Faso  Burkina Faso
1991–1992Dawda JawaraGambia  Gambia
1992–1993Abdou DioufSenegal  Senegal
1993–1994Nicéphore Dieudonné SogloBenin  Benin
1994 – 27. Juli 1996Jerry RawlingsGhana  Ghana
27. Juli 1996 bis 8. Juni 1998Sani AbachaNigeria  Nigeria
9. Juni 1998–1999Abdulsalami AbubakarNigeria  Nigeria
1999Gnassingbé EyadémaTogo  Togo
1999 – 21. Dezember 2001Alpha Oumar KonaréMali  Mali
21. Dezember 2001 bis 31. Januar 2003Abdoulaye WadeSenegal  Senegal
31. Januar 2003 bis 19. Januar 2005John Agyekum KufuorGhana  Ghana
19. Januar 2005 bis 19. Januar 2007Mamadou TandjaNiger  Niger
19. Januar 2007 bis 19. Dezember 2008Blaise CompaoréBurkina Faso  Burkina Faso
19. Dezember 2008 bis 18. Februar 2010Umaru Yar’AduaNigeria  Nigeria
18. Februar 2010 bis 16. Februar 2012Goodluck JonathanNigeria  Nigeria
17. Februar 2012 bis 28. März 2014Alassane OuattaraElfenbeinküste  Elfenbeinküste
28. März 2014 bis 19. Mai 2015John Dramani MahamaGhana  Ghana
19. Mai 2015 bis 4. Juni 2016Macky SallSenegal  Senegal
4. Juni 2016 bis 4. Juni 2017Ellen Johnson SirleafLiberia  Liberia
4. Juni 2017 bis 1. August 2018Faure GnassingbéTogo  Togo
1. August 2018 bis 29. Juni 2019Muhammadu BuhariNigeria  Nigeria
29. Juni 2019 bis 2. Juni 2020Mahamadou IssoufouNiger  Niger
2. Juni 2020 bis 3. Juli 2022Nana Akufo-AddoGhana  Ghana
3. Juli 2022 bis 9. Juli 2023Umaro Sissoco EmbalóGuinea-Bissau  Guinea-Bissau
seit 9. Juli 2023Bola TinubuNigeria  Nigeria

Weblinks

Einzelnachweise