Markus Breitschmid

Schweizer Architekturtheoretiker und Architekturhistoriker

Markus Breitschmid (* 20. April 1966 in Luzern) ist ein schweizerisch-Amerikanischer Architekturtheoretiker.

Markus Breitschmid, 2023

Biographie

Breitschmid studierte von 1988 bis 1994 Architektur in Luzern, New York und Virginia. 2000 wurde er mit der Schrift Der Baugedanke bei Friedrich Nietzsche an der Technischen Universität Berlin bei Fritz Neumeyer zum Doktor der Ingenieurwissenschaften promoviert.[1]

Seit 2004 ist Breitschmid ordentlicher Professor an der Virginia Polytechnic Institute and State University (Virginia Tech). Zuvor unterrichtete er unter anderem an der Cornell University (2003) und an der University of North Carolina (1998–2002). Breitschmid wirkt als Gastkritiker und hält Vorträge an Universitäten, Museen und Berufsverbänden in Amerika, Europa und Asien.[2]

Schriften über Architektur

Breitschmids Schriften untersuchen die ästhetische Mentalität der Moderne und der zeitgenössischen Architektur. Under anderen Themen hat Breitschmid Bücher zum Baugedanken des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche, zum Werk des Schweizer Architekten Valerio Olgiati und zur Nicht-Referenziellen Architektur geschrieben.[3]

Breitschmid reichte seine Dissertation „Der Baugedanke bei Friedrich Nietzsche“ 1999 an der Technischen Universität Berlin ein; diese wurde 2001 als Buch unter dem Titel “Der bauende Geist. Friedrich Nietzsche und die Architektur” veröffentlicht.[4] In seiner Dissertation untersuchte Breitschmid Friedrich Nietzsches Architekturverständnis. Anhand der Nietzsche-Gesamtausgabe zeichnet er die Entwicklung des „Baugedankens“ bei Nietzsche nach.[5] Nietzsches Abkehr von der Musik Wagners stelle sich bei ihm als Hinwendung zur Baukunst heraus, so Wolfgang Pehnt in der FAZ.[6] Christian Grothaus fragt kritisch nach den Auswahlkriterien der untersuchten Schriften und mahnt wie Pehnt den nicht ausgewerteten Briefwechsel Nietzsches an.[7] Der Rezensent Matthias Mayer sieht den Wert der Arbeit vor allem in der „informativen Anreicherung der Analysen“ Breitschmids durch Zitate.[8] Zusammen mit Bücher zum Baugedanken bei Nietzsche des Architekturtheoretikers Fritz Neumeyer und dem Kunsthistoriker Tilmann Buddensieg hat sich Der bauende Geist zu einem Grundlagentext der Nietzsche-Forschung im Bereich der Architektur etabliert.[9][10] Für die neue und erweiterte Ausgabe von 2013 wurde Der bauende Geist in die Bibliographie des Standardwerkes Die Geschichte der Architekturtheorie – Von der Antike zur Gegenwart von Hanno-Walter Kruft aufgenommen.[11]

Breitschmids weitere Publikationen behandeln die zeitgenössische Schweizer Architektur[12][13][14][15], Bruno Taut[16][17][18], die Tektonik der Architektur[19] und ästhetische Interpretationstheorien.[20][21]

Seit 2006 hat sich Breitschmid mit seiner Zusammenarbeit mit dem Architekten Valerio Olgiati, welche zu verschiedenen publizierten Büchern, Essays und Interviews führte, einen Namen gemacht.[22][23][24][25][26] In ihrem Buch Forms of Practice aus dem Jahr 2012 hat die rumänisch-britische Architekturhistorikerin Irina Davidovici argumentiert, dass die These der „Bedeutung der Idea“ für alle zeitgenössische Architektur der „post-Enlightenment culture“ (Nach-Aufklärungskultur) Richtigkeit besitze.[27]

Seit 2013 propagieren Breitschmid und Olgiati eine Nicht-Referenzielle Architektur als eine Antwort auf die zeitgenössische gesellschaftliche Strömung, welche zusehends Ideologien aller Art, politische und anderweitige, zurückweist. Die erste Verwendung des Begriffs Nicht-Referenziell in diesem Zusammenhang erschien in einem Interview von Olgiati und Breitschmid im italienischen Architekturjournal Domus.[28] Mit Sicht auf eine Nicht-Referenzielle Architektur publizierte Breitschmid im folgenden Jahr eine mit „Architektur leitet sich von Architektur ab“ übertitelte Widerlegung als Teil einer Debatte im Schweizer Architekturjournal Werk, Bauen + Wohnen. Breitschmid spricht sich dabei gegen den Versuch zeitgenössische Architektur mit ausser-architektonischen Inhalten anzureichern und sie so bedeutend machen zu wollen.[29]

Breitschmid hat das im Jahre 2018 publizierte Buch Nicht-Referenzielle Architektur geschrieben – ein Traktat zur zeitgenössischen Architektur. Das Buch analysiert die gesellschaftlichen Strömungen des frühen 21. Jahrhunderts und argumentiert, dass sich die Gesellschaft in einer anderen Epoche als die der Postmodernität befindet. Das Buch legt neue Rahmenbedingungen für die Architektur vor und definiert dabei sieben grundlegende Prinzipien für die Nicht-referenzielle Architektur: 1) Raumerfahrung, 2) Ganzheit, 3) Neuheit, 4) Konstruktion, 5) Widerspruch, 6) Ordnung, 7) Sinnstiftung.[30]

Werke (Auszug)

Als Autor

  • Der bauende Geist. Friedrich Nietzsche und die Architektur. Quart, Luzern 2001, ISBN 3-907631-23-4.
  • Can Architectural Art-Form be Designed Out Of Construction? Architecture Edition, 2004, ISBN 0-9702820-8-7.
  • Nietzsche’s Denkraum. Edition Didacta, 2006, ISBN 978-3-033-01206-6.
  • Between Object and Culture, in: Wolkenkuckucksheim – Cloud-Cuckoo-Land – Vozdushnyi zamo. Eduard Fuehr (ed.), Cottbus: No. 2/2007.
  • Three Architects in Switzerland: Beat ConsoniMorger & Degelo – Valerio Olgiati. Quart, Luzern 2008, ISBN 978-3-907631-88-1.
  • Die Bedeutung der Idee. Die Architektur von Valerio Olgiati. Niggli, Sungen 2008, ISBN 978-3-7212-0676-0.
  • El Inventorio Conceptual de Valerio Olgiati / Valerio Olgiati’s Ideational Inventory (= El Croquis. No. 156). El Croquis Editorial, Madrid 2011, ISBN 978-84-88386-65-6.
  • The Architect as 'Molder of the Sensibilities of the General Public': Bruno Taut and his Architekturprogramm. in: The Art of Social Critique. Painting Mirrors of Social Life, Lexington Books, Lanham – Maryland, 2012. ISBN 978-0-7391-4923-2
  • mit Victoria Easton: Christ & Gantenbein. Around the Corner. Hatje & Cantz, Berlin/Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7757-3381-6.
  • Bruno Taut – Glass House at Cologne. In: Harry Francis Mallgrave, David Leatherbarrow, Alexander Eisenschmidt: The Companions to the History of Architecture, Volume IV, Twentieth-Century Architecture. John Wiley & Sons, London, 2017, S. 61–72. ISBN 978-1-4443-3851-5.
  • Non-Referential Architecture. Simonett & Baer, Basel 2018, ISBN 978-3-906313-19-1.
  • Nicht-Referenzielle Architektur. Simonett & Baer, Basel 2018, ISBN 978-3-906313-20-7.
  • Non-Referential Architecture. Park Books, Zurich 2019, ISBN 978-3-03860-142-5.
  • Nicht-Referenzielle Architektur. Park Books, Zurich 2019, ISBN 978-3-03860-141-8.
  • Architettura Non-Referenziale. Park Books, Zurich 2019, ISBN 978-3-03860-143-2.
  • Arquitectura No-Referencial. Arquine, Ciudad de México 2020, ISBN 978-607-9489-74-8.
  • Architecture Non-Référentielle. Cosa Mentale, Marseille 2021, ISBN 978-2-491039-12-7.
  • 비참조적 건축. Hoi, Seoul 2023, ISBN 979-11-972696-9-1
  • mit Enrico Molteni: Theodor Cron. Stanze italiane / Italian Rooms. Quodlibet, Roma 2024, ISBN 978-88-229-2169-7

Als Herausgeber

Weblinks

Commons: Markus Breitschmid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise