Organisation für Afrikanische Einheit

Vorgängerorganisation der Afrikanischen Union

Die Organisation für Afrikanische Einheit (englisch Organization of African Unity, OAU; französisch Organisation de l’Unité Africaine, OUA) war eine von 1963 bis 2002 bestehende Organisation fast aller afrikanischer Staaten. Sie ist die Vorgängerorganisation der Afrikanischen Union.

Organisation für Afrikanische Einheit
OAU

Emblem der Organisation für Afrikanische Einheit

Flagge der Organisation für Afrikanische Einheit

Mitgliedstaaten
Englische BezeichnungOrganization for African Unity
Sitz der OrganeAddis Abeba, Athiopien Äthiopien
Mitgliedstaaten53
Gründung25. Mai 1963
 
am 9. Juli 2002 aufgelöst und in der Afrikanischen Union aufgegangen

Entwicklung der OAU

Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser auf dem OAU-Gipfel in Kairo (1964)

Der Sitz der OAU war Addis Abeba in Äthiopien. Die Charta der Organisation ist von 32 unabhängigen afrikanischen Staaten unterzeichnet worden. Die Präsidentschaft der OAU wurde jeweils für ein Jahr vom Staatsoberhaupt eines der Mitgliedsländer übernommen. Der Präsident wurde von der Generalversammlung der OAU gewählt, an der die Staatsoberhäupter der Mitgliedstaaten teilnahmen.

Die OAU wurde am 25. Mai 1963 in Addis Abeba von 30 afrikanischen Staaten gegründet (Vorgängerorganisation waren die Casablanca-Gruppe und die Monrovia-Gruppe).[1] Die gemeinsamen Positionen der Gründungsstaaten fasste man in einem Dokument, der OAU-Charta (engl. OAU Charter), zusammen.[2] Am 30. Mai 1963 tauschten die versammelten Staatsoberhäupter ihre Positionen zum voranschreitenden Prozess der weiteren Dekolonialisierung in Afrika aus. Zum ersten Ziel in diesem Zusammenhang wurde die Befreiung Angolas von der Kolonialherrschaft erklärt. Ferner wurde die Errichtung eines Komitees zur Befreiung Afrikas (African Liberation Committee) beschlossen, das seinen Sitz in Daressalam nehmen und aus Repräsentanten von 9 Staaten bestehen sollte. Zur Finanzierung dessen Aktivitäten sollten 1 Prozent des Budgets bereitgestellt werden. Aus dem Kreis der versammelten Staatsoberhäupter wurde aufgerufen, die Überflugrechte für Flüge die Portugal und Südafrika tangierten auszusetzen sowie zum selben Zweck die Flug- und Seehäfen zu schließen.[3]

Auf der 28. Sitzung der OAU-Regierungsrepräsentanten vom 28. Juni bis 2. Juli 1992 in Dakar beschlossen die anwesenden Vertreter afrikanischer Staaten einen neuen Weg zur Konfliktvorbeugung und -regulierung auf dem Kontinent und beauftragten den Generalsekretär der Vereinigung mit der Ausarbeitung von konkreten Regelungen zur Konfliktverhütung. Erstmals sollte damit auch auf interne Konflikte einzelner afrikanischer Staaten eingegangen werden. Nach Maßgabe der neuen Prinzipien sollte das Konfliktmanagement primär von der OAU und erst bei erheblich ausgeweiteten Konflikten mit Mitteln der UN betrieben werden.[4]

Auf der 30. Versammlung ihrer OAU-Regierungsrepräsentanten vom 13. bis 15. Juni 1994 in Tunis schöpften die Vertreter infolge des Endes der Apartheidsära in Südafrika Hoffnung, dass die Organisation nun eine wachsende Wirksamkeit auf dem afrikanischen Kontinent entfalten könne.[5] Südafrika nahm hier erstmals an einer OAU-Sitzung teil und wurde das 53. Mitglied. Das Land setzte sich auf diesem Wege aktiv zu Gunsten eines Vertrages für eine atomwaffenfreie Zone in Afrika (Vertrag von Pelindaba) ein.[6][7]

Mit dem Constitutive Act of the African Union vom 8. September 2000 war das Ende der OAU offiziell besiegelt. Die Sirte-Deklaration der OAU vom 9. September 1999 wies hierzu den Weg. Darin hieß es: „Establish an African Union in conformity with the ultimate objectives of the Charter of our Continental Organisation and the provisions of the Treaty establishing the African Economic Community.“ (deutsch etwa: Einrichtung einer Afrikanischen Union in Verbindung mit den Zielen der Charta unserer kontinentalen Organisation und den Bestimmungen des Vertrags zur Gründung der Afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft.). Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi hatte zu diesem 4. Sondergipfel eingeladen, um die Effizienz der Organisation zu verbessern.[6]

Am 11. Juli 2001 fand die letzte Gipfelkonferenz der Organisation gemeinsam mit Vertretern der Afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (AEC) in Lusaka statt, auf der der Maßnahmeplan zur Gründung der Afrikanischen Union beschlossen wurde. Am 9. Juli 2002 endete die Arbeit der OAU. Die Afrikanische Union nahm am nachfolgenden Tag ihre reguläre Tätigkeit auf.[8][6] Zuletzt waren außer Marokko, das 1985 aus der OAU austrat, um gegen die Aufnahme von Westsahara zu protestieren (siehe: Westsaharakonflikt), alle 53 afrikanische Staaten in der Organisation vertreten.

Das Ziel der Organisation war, die Einheit und Solidarität der afrikanischen Staaten zu fördern und als eine einheitliche Stimme des Kontinents zu agieren. Es sollte den Kolonialismus in Afrika auslöschen und die Unabhängigkeit fördern.

Gliederungen der OAU

Folgende Teilorganisationen der OAU waren existent:[7]

  • African Accounting Council,
  • African Bureau for Educational Sciences,
  • African Civil Aviation Commission,
  • Pan-African News Agency,
  • Pan-African Postal Union,
  • Pan-African Railways Union,
  • Pan-African Telecommunications Union,
  • Supreme Council for Sports in Africa.

Generalsekretäre

NameBeginn der AmtszeitEnde der AmtszeitNationalität
Kifle Wodajo25. Mai 196321. Juli 1964Äthiopien Athiopien 1941
Diallo Telli21. Juli 196415. Juni 1972Guinea Guinea-a
Nzo Ekangaki15. Juni 197216. Juni 1974Kamerun Kamerun 1961
William Eteki16. Juni 197421. Juli 1978Kamerun Kamerun
Edem Kodjo21. Juli 197812. Juni 1983Togo Togo
Peter Onu12. Juni 198320. Juli 1985Nigeria Nigeria
Idé Oumarou20. Juli 198519. September 1989Niger Niger
Salim Ahmed Salim19. September 198917. September 2001Tansania Tansania
Amara Essy17. September 20019. Juli 2002Elfenbeinküste Elfenbeinküste

Vorsitzende

Der Präsident der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) war jeweils ein Jahr lang der Vorsitzende der Organisation.

NameBeginn der
Amtszeit
Ende der
Amtszeit
Nationalität
Haile Selassie25. Mai 196317. Juli 1964Äthiopien Athiopien 1941
Gamal Abdel Nasser17. Juli 196421. Okt. 1965Ägypten Agypten 1972
Kwame Nkrumah21. Okt. 196524. Feb. 1966Ghana Ghana 1964
Joseph Arthur Ankrah24. Feb. 19665. Nov. 1966Ghana Ghana
Haile Selassie5. Nov. 196611. Sep. 1967Äthiopien Athiopien 1941
Joseph-Désiré Mobutu11. Sep. 196713. Sep. 1968DR Kongo Kongo Demokratische Republik 1966
Houari Boumedienne13. Sep. 19686. Sep. 1969Algerien Algerien
Ahmadou Ahidjo6. Sep. 19691. Sep. 1970Kamerun Kamerun 1961
Kenneth Kaunda1. Sep. 197021. Juni 1971Sambia Sambia 1964
Moktar Ould Daddah21. Juni 197112. Juni 1972Mauretanien Mauretanien
Hassan II.12. Juni 197227. Mai 1973Marokko Marokko
Yakubu Gowon27. Mai 197312. Juni 1974Nigeria Nigeria
Siad Barre12. Juni 197428. Juli 1975Somalia Somalia
Idi Amin28. Juli 19752. Juli 1976Uganda Uganda
Seewoosagur Ramgoolam2. Juli 19762. Juli 1977Mauritius Mauritius
Omar Bongo2. Juli 197718. Juli 1978Gabun Gabun
Dschafar an-Numairi18. Juli 197812. Juli 1979Sudan Sudan
William Richard Tolbert, Jr12. Juli 197912. Apr. 1980Liberia Liberia
Léopold Sédar Senghor (komm.)12. Apr. 19801. Juli 1980Senegal Senegal
Siaka Stevens1. Juli 198024. Juni 1981Sierra Leone Sierra Leone
Daniel arap Moi24. Juni 19816. Juni 1983Kenia Kenia
Mengistu Haile Mariam6. Juni 198312. Nov. 1984Äthiopien Athiopien 1975
Julius Nyerere12. Nov. 198418. Juli 1985Tansania Tansania
Abdou Diouf18. Juli 198528. Juli 1986Senegal Senegal
Denis Sassou-Nguesso28. Juli 198627. Juli 1987Republik Kongo Kongo Volksrepublik
Kenneth Kaunda27. Juli 198725. Mai 1988Sambia Sambia 1964
Moussa Traoré25. Mai 198824. Juli 1989Mali Kamerun
Husni Mubarak24. Juli 19899. Juli 1990Ägypten Agypten
Yoweri Museveni9. Juli 19903. Juli 1991Uganda Uganda
Ibrahim Babangida3. Juli 199129. Juni 1992Nigeria Nigeria
Abdou Diouf29. Juni 199228. Juni 1993Senegal Senegal
Husni Mubarak28. Juni 199313. Juni 1994Ägypten Agypten
Zine el-Abidine Ben Ali13. Juni 199426. Juni 1995Tunesien Tunesien
Meles Zenawi26. Juni 19958. Juli 1996Äthiopien Athiopien 1991
Paul Biya8. Juli 19962. Juni 1997Kamerun Kamerun
Robert Mugabe2. Juni 19978. Juni 1998Simbabwe Simbabwe
Blaise Compaoré8. Juni 199812. Juli 1999Burkina Faso Burkina Faso
Abd al-Aziz Bouteflika12. Juli 199910. Juli 2000Algerien Algerien
Gnassingbé Eyadéma10. Juli 20009. Juli 2001Togo Togo
Frederick Chiluba9. Juli 20012. Jan. 2002Sambia Sambia
Levy Mwanawasa2. Jan. 20029. Juli 2002Sambia Sambia

Literatur

Weblinks

Commons: Organisation für Afrikanische Einheit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise