Talgo (Unternehmen)

spanischer Eisenbahnfahrzeughersteller
(Weitergeleitet von Patentes Talgo)

Talgo, S.A. (vormals Patentes Talgo S.R.U.) mit Sitz in Las Matas bei Madrid ist ein börsennotiertes spanisches Bahntechnikunternehmen, das seit 1950 serienmäßig Talgo-Gliederzüge für den Tages- und Nachtreiseverkehr sowie Hochgeschwindigkeitszüge baut, betreibt und wartet. Die Züge sind teilweise mit Fahrwerken zum Wechseln der Spurweite ausgerüstet. Weiter stellt das Unternehmen auch Unterflur-Drehbänke zur Bearbeitung von Radsätzen an Eisenbahnfahrzeugen her.

Talgo, S.A.

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RechtsformAktiengesellschaft
ISINES0105065009
Gründung2005 (Vorgänger 1942)
SitzLas Matas, Spanien Spanien
Leitung
  • José María de Oriol (CEO seit 2002)[1]
  • Carlos de Palacio Oriol[1]
Mitarbeiterzahl2.030[2]
Umsatz579,8 Mio. Euro[2]
BrancheSchienenfahrzeuge
Websitewww.talgo.com
Stand: 31. Dezember 2016

Tochterunternehmen befinden sich in Deutschland (seit 1994), in den USA, in Kasachstan (seit 2004) und in Großbritannien (seit 2019).

Geschichte

Namensgebende Gründer waren im Jahr 1942[3] der Ingenieur und Erfinder des Talgo-Gliederzuges, Alejandro Goicoechea (* 1895 in Elorrio, † 1984 in Madrid), und der Finanzier José Luis Oriol Urigüen. Ihre Namen sind in dem spanischen Begriff Tren articulado ligero Goicoechea Oriol (deutsch: Gliederzug in Leichtbauweise nach Goicoechea und Oriol) enthalten, aus dessen Anfangsbuchstaben das Kurzwort „Talgo“ gebildet ist.

Anteilseigner

Das Unternehmen war bis 2006 vollständig im Besitz der Familie Oriol, die auch die Geschäftsleitungsmitglieder stellte.[4] 2005 wurden auf Grund von Kapitalbedarf und familieninternen Differenzen[5] Private-Equity-Gesellschafter beteiligt, wobei die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Merchant Bankings (LBMB) 49,9 % der Stimmrechte erhielt.[6][7]Am Kapital von Talgo war neben der Familie und LBMB die spanische Kapitalanlagegesellschaft MCH beteiligt (über eine Holdinggesellschaft, Pegaso Rail International). 2015 hielt die Familie Oriol noch 20 % am Unternehmen, MCH war mit 16 % beteiligt und mit 64 % war der Finanzinvestor Trilantic Capital Partners (der 2009 aus Lehman Brothers herausgelöst wurde) zum Mehrheitsaktionär geworden.[8][9]

Für den Börsengang im Mai 2015 wurde die Pegaso-Holding, die 100 % der operativen Gesellschaft Patentes Talgo hält, in Talgo, S.A. umfirmiert.[10] Das Unternehmen platzierte 45 % seines Kapitals an der Börse, dabei wurden neue institutionelle Investoren sowie Mitarbeiter und Management am Unternehmen beteiligt.[8] Die größten Anteilshalter von Talgo waren 2017 Trilantic (35 %), MCH Private Equity (8,9 %),[11] die Gründerfamilie (9 %) und das Management (4 %) (Stand Juni 2017).[1]

Produkte

Die vom Unternehmen entwickelte Gliederzüge werden im Schienenpersonenfernverkehr auf Tages- und Nacht-Relationen sowie im Hochgeschwindigkeitsverkehr eingesetzt, wobei einige Züge umspurbare Laufwerke besitzen.Viele Talgo-Züge verkehren mit eigens für sie entwickelten Triebfahrzeugen. Teilweise sind diese mit den Personenwagen zu betrieblich nicht trennbaren Triebzügen verbunden.Talgo-Züge verkehren u. a. in Spanien, Portugal, Russland, Bosnien und Herzegowina, Saudi-Arabien, Kasachstan, Usbekistan, Kanada und den USA.

In Deutschland waren Talgo-Züge von 1994 bis 2009 als Nachtzüge eingesetzt. Ab 2023 sollen erneut 23 siebzehnteilige Reisezüge als ICE L auf nationalen Fernverkehrsstrecken und im Verkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden eingesetzt werden.[12][veraltet]

Talgo war einer der Anbieter für Hochgeschwindigkeitszüge, die künftig in Großbritannien auf der Neubaustrecke High Speed 2 eingesetzt werden.[13] Um als inländischer Produzent zu gelten, wurde 2019 die Talgo UK in Chesterfield gegründet sowie ein Produktionsareal im schottischen Fife ausgewählt, wo bei Zuschlag die Fahrzeuge gebaut würden.[14][15][veraltet] Im Dezember 2021 erhielt allerdings das Konsortium aus Alstom und Hitachi den Zuschlag.[16]

Weblinks

Einzelnachweise

40° 32′ 10″ N, 3° 53′ 10″ W