Theorien und Spekulationen zum Ort der Varusschlacht

Zur Varusschlacht

Die Theorien und Spekulationen zum Ort der Varusschlacht sind in einer großen Zahl insbesondere seit Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden, als die Tacitus-Werke Germania und Annales wiederentdeckt wurden.

Die Aktivitäten der Römer in Germanien reichten bis nach Mitteldeutschland. Nach den Überlieferungen verschiedener römischer Autoren fand die mehrtägige Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. in Norddeutschland statt, als die Armee von Varus von einem germanischen Heer unter der Führung von Arminius in einem Hinterhalt angegriffen wurde. Der Angriff endete mit einer Vernichtung dreier römischer Legionen.

Übersicht

Wallburgen im Weserbogen (Babilonie, Dehmer Burg, Amelungsburg (Süntel), Grotenburg, Tönsberg Lager, Hünenburg, Herlingsburg, Piepenkopf).

Die Annahmen über den möglichen Ort der Schlacht orientieren sich im Wesentlichen an der Nennung von Orts- und Flussnamen sowie der Beschreibung der Topografie durch die antiken Schriftsteller, an Untersuchungen des damaligen Wegenetzes, an Flurnamen und an archäologischen Funden. Nur einige Annahmen sind wissenschaftlich begründete Theorien.

Der Prähistoriker und Provinzialrömische Archäologe Harald von Petrikovits bündelte die Vielzahl 1966 zu vier Einheiten:[1]

Andere Forscher vermuten den Ort der Schlacht

Theorien und Spekulationen

Belgii Veteris von Abraham Ortelius

Zu den mehreren hundert Theorien und Spekulationen zählen:

  • Theodor Engelhusen setzte 1434 den Schlachtort bei Mainz an.[2]
  • Friedrich Gottlieb Klopstock sah 1774 den Osning als Örtlichkeit an. Klopstock berief sich auf Funde von Waffen, Schädeln und Münzen mit den Bildnissen Caesars und Augustus.
  • Friedrich Köhler lokalisierte die Varusschlacht 1925 im Gebiet um das Almetal und das Möhnetal.[12] Den von den Legionen des Germanicus für die gefallenen Römer errichteten Grabhügel identifizierte er mit dem „Knochenberg“ bei Hemmern.
  • Hermann Kreye vermutete 1930 den Schlachtort auf der rechten Seite der Weser.[13]
  • Walther Pflug lokalisierte 1956 in seinem Buch „Media in Germania“[14] die Varusschlacht im Tautenburger Wald bei Jena. In den Ortsteilen Vesta und Goddula der Stadt Bad Dürrenberg vermutete er die Wälle des varianischen Lagers und den von den Legionen des Germanicus für die gefallenen Römer errichteten Grabhügel (Flurname „Leichenhügel“) – den archäologischen Nachweis konnte er nicht führen.
  • Heinz Winter, Heimatforscher aus Bochum, kam 1979 zu dem Schluss, die Varusschlacht müsse an der mittleren Ruhr stattgefunden haben.[15]
  • Wilhelm Leise analysierte die Marschrouten der Fußtruppen entlang der Wasserscheiden und kam 1986 zum Schluss, dass die Varusschlacht im Bereich der Briloner Hochfläche stattfand. Er konnte jedoch keine archäologischen Funde vorweisen.[17]
  • Heinz Ritter-Schaumburg, Privatgelehrter, meinte, dass Cassius Dio bei Tacitus falsch abgeschrieben habe, denn den genauen Bericht über die Rückzugschlacht des Germanicus an den „Langen Brücken“ (Knüppeldamm) deutet Dio zur Varusschlacht um. Seiner Meinung nach, dabei beruft er sich auf Florus und Velleius, fand die Überrumpelung wahrscheinlich anlässlich der Geburtstagsfeier des Kaiser Augustus am 23. September im Hauptlager des Varus statt. Das Lager vermutete er in der weiteren Umgebung der Externsteine.[18]
  • Rainer Friebe, Architekt und Hobby-Archäologe, sah im römischen Amisia ein Lager bei Hameln und vermutete den Schlachtort in einer Distanz von maximal 100 km östlich. Er glaubte Funde in Zilly nahe Halberstadt dem Schlachtort zuordnen zu können.[23]
  • Wilm Brepohl, stellvertretender Kulturdezernent des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, stellte 2005 die Theorie auf, Varus habe mit einem Truppenaufmarsch ein Opferfest auf der Teutoburg, bei dem alle wehrfähigen Germanen versammelt waren, gestört und damit einen Eklat ausgelöst, der von Arminius vorausgesehen und ausgenutzt wurde. Er vermutete die Lösung in der Suche nach der hochrangigen Fundstätte auf einer noch zu suchenden Anhöhe.[24]
  • Albert Bömer, Gastwirt und Geschichtsforscher, schrieb im Jahr 2006, dass sich die Varusschlacht im niederländischen Achterhoek zugetragen habe. Er setzte die Klever Landwehr mit den bei Paterculus und Tacitus erwähnten Limites gleich. Bei Römerrast vermutete er die Stelle, die Abraham Ortelius als Lager Aliso bezeichnete. Er zog Ortsbezeichnungen wie zum Beispiel Varsseveld im Deutsch-Niederländischen Grenzgebiet heran.[25]
  • Peter Oppitz vermutete im Jahr 2006, dass sich die Varusschlacht in Paderborn ereignet habe.[26] Er behauptete, dass man Dio Cassius nicht ernst nehmen und dafür Velleius Paterculus, Tacitus und Florus an einigen Stellen anders übersetzen solle.
  • Annette Panhorst deutet Lupia als den Fluss Hase (lateinisch Lepia) und verortete 2017 die Kampfhandlungen zwischen Melle und Bad Essen, insbesondere dem Ortsteil Fledder von Osnabrück. Sie verweist auf den Versorgungsweg zwischen den Römerlagern Xanten und Minden, der ab dem Osnabrücker Hasetor entlang von Hase und Else bis ins Werretal, also quer durch den heutigen Grönegau, geführt habe.[29]

Im Jahre 2009 jährte sich die Schlacht zum zweitausendsten Mal. Die Feierlichkeiten dieses wichtigen Ereignisses in der Geschichte der Römer und Germanen fanden unter anderem im Lippischen Landesmuseum, Museum und Park Kalkriese und Römermuseum Haltern statt.

Einzelnachweise