Julius Cornelius Schaarwächter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Rückseite einer Fotografie von 1897
Julius Cornelius Schaarwächter, 1897
Gruppenaufnahme der kaiserlichen Familie von 1896; 1898 vertrieben durch die Neue Photographische Gesellschaft
Der junge Prinz Adalbert von Preußen
Opernsängerin (Sopran) Thila Plaichinger, 1909 erste Berliner Elektra von Richard Strauss
Theodor Fontane, 1890
General der Infanterie Albert von Rauch, 1897

Julius Cornelius Schaarwächter (* 14. Juli 1847 in Amsterdam; † 14. Oktober 1904 in Berlin)[1] war ein deutscher Fotograf und Verleger.[2]

LebenQuelltext bearbeiten

Julius Cornelius Schaarwächter erhielt seine Ausbildung im fotografischen Atelier seines Vaters Julius Schaarwächter (* 1821 in Barmen; † 1891 in Apeldoorn).[3] Anschließend absolvierte er eine Weiterbildung an der Berliner Gewerbeakademie bei Hermann Vogel. Ende des Jahres 1868 ging er für zwei Jahre nach Hamburg,[4] wo er u. a. für das Atelier August Mencke & Co.[5] und als Geschäftsleiter für das Atelier H. Norden[6] tätig war.

Am 4. April 1872 wurde Schaarwächters „Photographisch-artistisches Atelier und photographischer Kunstverlag“ im Haus Friedrichstraße 190 in Berlin eröffnet.[1] Der Engländer J. R. Sawyer, der Schaarwächter aufgesucht hatte, schrieb in einem Aufsatz in den Photographischen Mitteilungen anerkennend über die penible Sorgfalt des Fotografen.[7] Schon 1882 wurde sein Studio in der englischen Veröffentlichung The Photographic Studios of Europe behandelt.[8]

1886[1] zog Schaarwächter in sein eigenes Haus Leipziger Straße 130 um; das Atelier lag zwar im Hintergebäude, die Straßenfront war aber ganz auf Werbung für den Fotografen ausgerichtet.[7] 1889 eröffnete Schaarwächter ein zweites Atelier im Gebäude Potsdamer Straße 7.[1] Im selben Jahr schrieb E. Kiewning in der Zeitschrift Photographisches Archiv detailliert über das Ambiente und die Einrichtung des „zu den ersten der Residenz“ zählenden Fotografen-Etablissements.

Schaarwächter wurde im Mai 1889[9] zum „Hofphotographen Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, Prinzessin von Preußen“ ernannt. Seine Fotografien, insbesondere die der kaiserlichen Familie, wurden u. a. über den Verlag der Neuen Photographischen Gesellschaft vertrieben.[10] Er stellte sie auch in seinen Schaufenstern aus und „begleitete mit seinen Aufnahmen die heranwachsenden Kinder“ Kaiser Wilhelms II.[11]

Der Fotograf Friedrich Goebel (1843–1934)[12] und der spätere Reportagefotograf und Filmemacher Louis Held (1851–1927) absolvierten ihre Ausbildung bei Schaarwächter.[13] Nach Meinung der Autorin Sybille Einholz war er (in Berlin) „... der erfolgreichste Fotograf des späten 19. Jahrhunderts, der von seinen Zeitgenossen als international bedeutend eingeschätzt wurde“.[14] Im Archiv des Vereins für die Geschichte Berlins finden sich Porträts von 17 Mitgliedern aus dem Atelier Schaarwächters.[14]

Schaarwächter wurde im Familiengrab auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin beigesetzt, der Bildhauer Wilhelm Wandschneider schuf eine Figur für das Grabmal. 1938/1939 wurde das Familiengrab mit einem beträchtlichen Teil der Grabstätten dieses Friedhofs wegen der städtebaulichen Planungen der Nationalsozialisten auf den Südwestkirchhof Stahnsdorf umgebettet (Alte Umbettung in der Abt. B) und ist dort erhalten.[15][16]

Ausstellungen und AuszeichnungenQuelltext bearbeiten

Eine Angabe gilt als „nicht verifiziert“, wenn sie ausschließlich auf dem Revers einer Fotografie abgebildet/erwähnt zu finden ist.
Medaillen

  • Bronzemedaille für Kohledruck (= Pigmentdruck) auf der Hamburger Ausstellung 1868[17]
  • Silbermedaille für Pigmentdruckportraits auf der Ausstellung für Photographie, Natur- und Farbdruck[18] in Groningen/NL 1869; zusätzlich Tijdschrift Nederlandsche Maatschaapij ter bevordering van Nijverheid, Band 92, de Erven Loosjes, Harlem, 1870, S. 183, online.[19]
  • Präsentation von Pigmentkohle-Bildern auf der Industrie-Ausstellung der Ausstellung Altona 1869[20] (Der Nachweis für eine Medaille fehlt derzeit.)
  • Anerkennenswerthe Leistung für Kohlebilder (= Pigmentdruck) wegen wohlgelungener Ausführung auf der Allgemeinen Industrieausstellung in Kassel 1870[21]
  • Verdienst-Medaille für Portraits anlässlich der Weltausstellung 1873 in Wien (Abteilung Photographie)[22]
  • Bronzemedaille für Portraitstudien bei der Photographischen Ausstellung der Photographischen Gesellschaft in Wien 1875[23]
  • Medaille[24] für künstlerisch vortreffliche Porträts auf der Weltausstellung Philadelphia 1876[25]
  • 1. Preis für ausgezeichnete Leistungen im Porträtfache auf der Ausstellung der vervielfältigenden Künste in Nürnberg 1877[26]
  • 1889 auf der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Hamburg (nicht verifiziert)
  • 1890 in Bremen (nicht verifiziert)
  • Goldene Medaille in Kategorie Photographie (Klasse 12) auf der Weltausstellung Paris 1900[27]

Mitwirkung als JurorSchaarwächter war Juror auf internationalen Ausstellungen:

  • 1875: 1. Photographische Ausstellung in Brüssel[28]
  • 1876: Ausstellung für Kunst und Industrie in Utrecht[29]
  • 1877: Amsterdam (nicht verifiziert)

Hof-Photograph

Orden und Ehrenzeichen (nicht verifiziert)

  • Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft in Silber des Sachsen-Ernestinischen Hausordens und Medaillen der Herzöge (verliehen zwischen 1892 und 1905)[30]
  • Herzog-Alfred-Medaille (um den Hals zu tragen) des Sachsen-Ernestinischen Hausordens und Medaillen der Herzöge (verliehen zwischen 1892 und 1905)[31]

SekundärliteraturQuelltext bearbeiten

LiteraturQuelltext bearbeiten

  • Irene Ziehe, Ulrich Hägele (Hrsg.): Fotos – „schön und nützlich zugleich“ / das Objekt Fotografie (= Visuelle Kultur, Studien und Materialien, Band 2.) Lit-Verlag, Münster et al. 2006, ISBN 3-8258-8663-8, S. 120. (eingeschränkte Vorschau auf Google Bücher)
  • Eduard Kiewning: Das Atelier J. C. Schaarwächter in Berlin 1889. In: Paul Liesegang (Hrsg.): Photographisches Archiv, Bd. 30, VIII. Heft / Nr. 620 (vom 16. April 1889), S. 116–119 sowie IX. Heft / Nr. 621 (vom 1. Mai 1889), S. 139–142. (Abschrift auf der Website J. Schaarwächter)
  • Sibylle Einholz: Der Verein für die Geschichte Berlins im Spiegel der Fotografiegeschichte. In: Verein für die Geschichte Berlins (Hrsg.): Bär von Berlin 2006. Berlin 2006, ISSN 0522-0033.
  • Renate Renno, Eberhard Renno (Hrsg.): Louis Held. Hofphotograph in Weimar. Reporter der Jahrhundertwende. VEB Fotokinoverlag, Leipzig 1985, S. 8.

WeblinksQuelltext bearbeiten

Commons: Julius Schaarwächter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Zeitschriften (Photographie) – Quellen und Volltexte
  • Schaarwächter Cornelius. Europeana, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Jürgen Schaarwächter: Julius C. Schaarwächter. In: Schaarwächter. Abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Depth of Field. In: ScherpteDiepe. Abgerufen am 30. Oktober 2016 (englisch, Search=Schaarwächter).
  • Sibylle Einholz: Ateliers. In: Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts. Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW), abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Kerstin Delang: Schaarwächter, Julius Cornelius. In: Archiv der Fotografen. Deutsche Fotothek, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • J.C. Schaarwächter. In: Photographers. Luminous-Lint.com, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Danuta Thiel-Melerski: J.C. Schaarwächter. In: Lexikon der Fotografen. Abgerufen am 30. Oktober 2016 (Sammlung an Fotografien, Darstellung der Revers).
  • Ryszard Hałabura: Eduart Kiewning. 2015, abgerufen am 30. Oktober 2016.

AnmerkungenQuelltext bearbeiten

Navigationsmenü