1,000 Days, 1,000 Songs

politisches Musikprojekt
(Weitergeleitet von 30 Days, 30 Songs)

1,000 Days, 1,000 Songs war ein vom US-amerikanischen Autor und Herausgeber Dave Eggers initiiertes politisches Musikprojekt. Die Initiative startete am 10. Oktober 2016 unter dem Namen 30 Days, 30 Songs mit dem Ziel, bis zum 8. November 2016, dem Tag der US-Präsidentschaftswahl, täglich ein Lied für ein „Trump-freies Amerika“ zu veröffentlichen. Aufgrund der regen Anteilnahme benannte man das Projekt in 30 Days, 50 Songs um. Nach der Wahl Donald Trumps beschlossen die Initiatoren, die Playlist auf die Dauer seiner Amtszeit auszuweiten. So sollte jede Woche von Montag bis Freitag täglich ein Song als Opposition zu Trumps Politik hinzugefügt werden.

Dave Eggers im fast seitlichen Profil, lächelnd mit Dreitagebart, lockigen, kurzen Haaren nach der linken Seite anschauend hält er glücklich wirkend ein Mikrofon und scheint zu antworten
Autor und Initiator Dave Eggers

Motivation und Ziel

Dave Eggers gestaltete die Playlist gemeinsam mit Musik-Manager Jordan Kurland. Zuvor hatten die beiden im Rahmen der Präsidentschaftswahl 2012 mit der Kampagne 90 Days, 90 Reasons zur Wiederwahl Barack Obamas aufgerufen.Die Idee eines musikalischen Protests gegen den republikanischen Kandidaten war Eggers während einer Trump-Rally in Sacramento im Juni 2016 gekommen, als er zu seiner Verwunderung Lieder von Bruce Springsteen, den Rolling Stones, Queen oder Elton John zu hören bekam – Künstler, deren Unterstützung Trumps sehr unwahrscheinlich sei.[1][2]Ursprüngliches Ziel des Projekts sei gewesen, „die Wähler zu motivieren, gegen Bigotterie, Sexismus, Hass und Ignoranz aufzutreten“.[1] Zwei neue Titel wurden Anfang des Jahres 2017 in Kooperation mit dem Label Secretly Canadian herausgegeben, welches unter dem Namen Our First 100 Days ein ähnliches Projekt betreibt. Die Songs sind auf YouTube, Spotify und Apple Music verfügbar. Die Erlöse aus dem Streaming gingen an die Non-Profit-Organisation Center for Popular Democracy.[3] Im Juli 2017 wurde die Bereitstellung neuer Lieder nach Tag 172 auf allen Plattformen ohne Angabe von Gründen gestoppt.

Musik

Bei den ersten 50 Liedern der Playlist handelt es sich ausschließlich um unveröffentlichtes Material, darunter zahlreiche Neukompositionen sowie erstmals zur Verfügung gestellte Live-Aufnahmen. Die musikalische Bandbreite der Songs reicht von Indie über Folk-Rock bis hin zu Electronica und Hip-Hop. Während einige Lieder Trump direkt ansprechen, etwa Locker Room Talk von den Cold War Kids[4], behandeln andere generell die politische Lage der USA. Zu den vertretenen Künstlern zählen neben einigen Newcomern etablierte Musiker des Mainstreams wie R.E.M., Moby, Death Cab for Cutie oder Franz Ferdinand. Während anfangs aktuelle Kompositionen im Fokus standen, wurden später hauptsächlich ältere Lieder mit politischer Botschaft ausgewählt, die nach Ansicht der Initiatoren dazu passen, darunter Woody Guthries This Land Is Your Land (1945), Sam Cookes A Change Is Gonna Come (1964) oder David Bowies This Is Not America (1985). Zum Tag der Amtseinführung von Donald Trump entschied man sich für eine Live-Version von R.E.M.s It’s the End of the World as We Know It (And I Feel Fine).[5]

Rezeption

Die Aktion wurde von der überwiegend demokratischen Kritikerszene positiv aufgenommen. The Atlantic bezeichnete die ersten drei Songs als „very lovely music'“ und lobte sie als „überraschend unterhaltsame Beispiele“ für politisch inspirierte Musik.[6] Chris Cillizza von der Washington Post bewarb die Initiative als „Playlist of songs that Donald Trump will hate“ und sah es als Novum, dass bekannte Musiker in dieser Intensität neues politisches Material schreiben und publizieren.[3][7] Der YouTube-Musikkritiker Anthony Fantano beurteilte die Liste zwiespältig. Eine Anti-Trump-Haltung sei durchaus im Mainstream verankert und es gäbe seiner Ansicht nach kaum etwas über den Republikaner zu sagen, was nicht schon gesagt worden wäre. Fantano kritisierte vor allem die auf der Website bereitgestellten Links, hinter denen sich „belehrende“ Texte verbergen würden. Lobend erwähnte er die Beiträge von Death Cab for Cutie, Vinnie Paz oder Jesu/Sun Kil Moon. Als Negativbeispiel nannte er den Moby-Song Trump Is on Your Side, den er als „herablassend“ gegenüber Blue-Collar-Arbeitern empfand. Der beste Anti-Trump-Song sei außerdem YGs bereits im März erschienenes – nicht mit dem Projekt verbundenes – FDT.[8]

Auch Medien aus dem deutschsprachigen Raum, darunter die Berliner Zeitung, die HAZ und der ORF, berichteten über das ungewöhnliche Projekt.[9][10][11]

Die Playlist

Die Liste enthält nur die ersten 50 zwischen 10. Oktober 2016 und der Wahl auf der Website angeführten Lieder in chronologischer Reihenfolge. Neben Interpret und Titel werden die Autoren aufgelistet. Neu aufgenommene Songs sind farblich hervorgehoben.

#InterpretTitelAutor(en)Anmerkungen
1Death Cab for CutieMillion Dollar LoanBen Gibbard[12]
2Aimee MannCan’t You TellAimee Mann
3Bhi BhimanWith Love from RussiaBhi Bhiman
4Jim JamesSame Old LieJames Edward Olliges Jr.[13]vom Album Eternally Even
5Franz FerdinandDemagogueBob Hardy, Alex Kapranos, Paul Thomson
6Josh RitterThe Temptation of Adam (Live)Josh RitterOriginalversion 2007 auf dem Album The Historical Conquests of Josh Ritter
7ThaoBefore You VoteThao Nguyen[14]
8EL VYAre These My Jets?Matt Berninger, Brent Knopf[15]
9R.E.M.World Leader Pretend (Live)Bill Berry, Peter Buck, Mike Mills, Michael Stipe[16]Originalversion 1988 auf dem Album Green
10LedinskyDonaldTrumpMakesMeWannaSmoke
Crack
Daniel Ledinsky[17]
11Adia VictoriaBackwards BluesAdia Victoria
12Moby and the Homeland ChoirTrump Is on Your SideMoby[18]
13Moby and the Void Pacific ChoirLittle FailureMoby[18]
14Lila DownsThe DemagogueLila Downs
15U.S. Elevator feat. Mac McCaughan & Tim BluhmOld Man TrumpWoody Guthrie[19]Woody Guthrie schrieb dieses Lied Anfang der 1950er über seinen Vermieter Fred Trump, Donald Trumps Vater.[19]
16Vinnie PazWritings on Disobedience and DemocracyVinnie Pazvom Album The Cornerstone of the Corner Store
17Jesu/Sun Kil MoonThe Greatest Conversation Ever in the History of the UniverseMark Kozelek[20]
18Filthy FriendsDespiertaPeter Buck u. a.[21]
19Radioinactive feat. Sheila BrodyNatural Born LoserRadioinactive
20Andrew St. JamesMakin’ It Great AgainAndrew St. James
21Ani DiFrancoPlay God (Live)Ani DiFranco
22Helado NegroYoung, Latin and ProudHelado Negrovom Album Private Energy
23Andrew Bird feat. Jim JamesSic of Elephants (Live)Andrew Bird[22]
24MirahNo Guns No GunsMirah
25clipping.Fat FingersDaveed Diggs, William Hutson, Jonathan Snipes
26Sam CohenClockworkSam Cohen
27Blake HazardLittle SituationBlake Hazard
28Wesley StaceMr. Tangerine Man (Live)Bob Dylan, Wesley Stace
29Loudon Wainwright IIII Had a Dream (Live)Loudon Wainwright III
30Cold War KidsLocker Room TalkDann Gallucci, Matt Maust, Joe Plummer, Matthew Schwartz, Nathan Willett
31The Cooties feat. Reggie WattsTrumpy TrumpThe Cooties
32Mission of BurmaPanic Is No Option (Live)Roger Miller
33Bob MouldIn a Free Land (Live)Bob MouldOriginalversion 1982 mit Hüsker Dü
34Ryan MillerThe ClownRyan Miller
35JPEGMAFIA feat. FreakyI Might Vote 4 Donald TrumpJPEGMAFIA, Freaky
36The Long WintersMake America Great AgainJohn Roderick[23]
37Open Mike EagleHow to Be Super Petty to Your ExOpen Mike Eagle
38Jimmy Eat WorldMy EnemyJim Adkins, Rick Burch, Zach Lind, Tom LintonB-Seite zur Single Sure and Certain
39Kyle CraftBefore the WallKyle Craft
40Local NativesFountain of Youth (Live)Local NativesOriginalversion auf dem Album Sunlit Youth
41Anthony D’AmatoIf You’re Gonna Build a WallAnthony D’Amatovom Album Cold Snap
42Greg HoldenExactly Like YouGreg Holden
43Laura Gibson & Dave DepperAnd Where Were You?Laura Gibson
44I Said YesAlexanderI Said Yes
45Tim HeideckerTrump’s PilotTim Heidecker
46Modern BaseballBart to the Future Part 2: The MusicalModern Baseball
47Joe PurdyMaybe We’ll All Get Along SomedayJoe Purdyvom Album Who Will Be Next?
48Drunken LogicWhat a Beautiful Morning!Drunken Logic
49Agents of the FantasticDT BluesTommy Neale[24]
50Rogue WaveVote for Me DummyRobert Pollard[25]Guided-by-Voices-Cover

Weblinks

Einzelnachweise