6. Mot.-Schützendivision (NVA)
Die 6. Mot.-Schützendivision (NVA), kurz 6. MSD,[6] anfangs als motorisierte Schützendivision[1] bezeichnet und ehemals Mot.-Schützen-Division geschrieben, war ein Großverband der Nationalen Volksarmee der DDR.
6. Mot.-Schützendivision (6. MSD) | |
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Aktiv | 31. Oktober 1956 bis 9. Dezember 1958 |
Staat | Deutsche Demokratische Republik |
Streitkräfte | Nationale Volksarmee |
Teilstreitkraft | Landstreitkräfte der NVA |
Truppengattung | Mot.-Schützen-Truppen[1] |
Typ | Mot.-Schützendivision |
Gliederung | Gliederung |
Stärke | Soll Krieg:[3] |
Unterstellung | Militärbezirk V (Frieden) |
Hauptquartier | Prenzlau |
Ausrüstung | Ausrüstung |
Kommandeure | |
Liste der | Kommandeure |
Geschichte
Herkunft der militärischen Formationen
Bereits bei Schaffung der Kasernierten Volkspolizei (KVP)[7] Anfang der 1950er Jahre wurden neben Infanterieverbänden, darunter die KVP-A-Bereitschaft Prenzlau (Infanterie), auch mechanisierte Verbände aufgestellt. Die maßgebliche Forderung aus der Sowjetunion nach originären DDR-Streitkräften bekam erst Öffentlichkeit, nachdem im November 1955 in der Bundesrepublik Deutschland die Bundeswehr geschaffen wurde.[8][9]
Am 18. Januar 1956 verabschiedete die Volkskammer der DDR nach Rücksprache der SED-Führung mit dem ZK der KPdSU das Gesetz „über die Schaffung der Nationalen Volksarmee und des Ministeriums für Nationale Verteidigung“. Für die einsatzbereiten Formationen der KVP begannen de-facto bereits im Spätherbst 1955 die Vorbereitungen zur Umwandlung in reguläre Streitkräfte der DDR.[10] Eine wichtige Orientierung für den Aufbau, die Struktur, Ausrüstung und Ausbildung gab Ende Januar 1956 die erste Tagung der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages. Die zu schaffenden bewaffneten Kontingente der NVA sollten in die Vereinten Streitkräfte integrierbar sein.[11]
Vorgesehen war, nach sowjetischem Vorbild strukturierte Mechanisierte Divisionen[2] (zwei MD), Infanteriedivisionen (drei ID) und Panzerdivisionen (drei PD) aufzustellen. Bereits im Sommer 1956 wurden auf der Grundlage neuester sowjetischer Vorstellungen über Aufbau, Ausrüstung und Einsatz der Streitkräfte Veränderungen erforderlich. Die im Aufbau befindlichen Infanteriedivisionen und Mechanisierten Divisionen der NVA wurden in Erweiterung des ursprünglichen Befehls 1/56 durch Befehl 99/56 des Ministers vom 17. Oktober 1956 in Mot.-Schützendivisionen bzw. in Panzerdivisionen umformiert.[12]
Das zum 1. März 1956 gebildete Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV)[13] ordnete diese Formationen den zwei Kommandos der Militärbezirke (Kdo MB III und Kdo MB V) der Landstreitkräfte zu.[14] Aus dem Bestand der Kommandos wurde im Felddienst je ein Armeekommando gebildet. Dem KMB V (Standort Pasewalk/Neubrandenburg), als verantwortlichem militärischen Führungsorgan im Nordterritorium[15] der DDR, wurde die aufzustellende 6. Motorisierte Schützendivision (Standort des Stabes – Prenzlau) zugeteilt. Ab 1972 wurde das Kommando Landstreitkräfte gebildet, das im Auftrag des MfNV die beiden Militärbezirke führte.[16]
Aufstellung und Auftrag der 6. MSD
Die Division wurde ursprünglich im Oktober 1956 als 6. Motorisierte Schützen Division (6. MSD) laut Befehl Nr. 98/56 des Ministers für Nationale Verteidigung, Generaloberst Willi Stoph, aus der KVP-A-Bereitschaft Prenzlau (Infanterie) der Kasernierten Volkspolizei (KVP) formiert.
Die 6. MSD wurde am 31. Oktober 1956 mit Übergabe der Truppenfahne durch den Minister für Nationale Verteidigung, Generaloberst Willy Stoph; an Oberst Willi Riedel in Dienst gestellt und vereidigt.
Gliederungsgrundlage für die Schaffung dieses Verbandstyps war weitestgehend die Mot.-Schützendivision der Sowjetarmee. Ihre Struktur sollte in späteren Jahren einem Personalbestand von nahezu 11.000 im Garnisonsdienst entsprechen. Im Unterschied zu den sowjetischen Divisionen hatten die Mot.-Schützendivisionen der NVA keine Kampfhubschrauber und verfügten bei den Mot.-Schützen- und Panzerformationen über geringeren Kampfbestand.[17]
Der Auftrag der 6. MSD bestand verfassungsgemäß[18] darin, dass dieser taktische Verband der NVA im Bündnis mit den Koalitionsstreitkräften „das friedliche Leben der Bürger der DDR und aller Staaten der sozialistischen Gemeinschaft gegen jegliche Angriffe der aggressiven Kräfte … schützt und die Souveränität der DDR, ihre territoriale Integrität sowie Unverletzlichkeit ihrer Grenzen und ihrer staatlichen Sicherheit gewährleistet.“[19]
Die Hauptaufgabe der Anfangsjahre bestand darin, die strukturmäßige Bewaffnung und Ausrüstung beherrschen zu lernen, Grundlagen für den gefechtsmäßigen Einsatz zu vermitteln und die Einsatzfähigkeit der Truppenteile und Einheiten als Ganzes zu gewährleisten.
Auflösung der 6. MSD (1958)
Die Division wurde bereits zum 9. Dezember 1958 wieder aufgelöst, wobei neben zunehmenden ökonomischen Problemen vor allem das Fehlen von Soldaten eine Rolle spielte. Mit dem vorhandenen Personal der 6. MSD wurden die anderen Divisionen aufgefüllt und drei neue Ausbildungsregimenter (ABR) formiert.[20]
Die Mot.-Schützenregimenter (MSR) bildeten die Basis für die Aufstellung von Ausbildungsregimentern (ABR). Die Formierung der ABR erfolgte in der Zeit vom 17. bis 27. November 1958. Es entstand aus dem MSR-13 das ABR-3 in Torgelow/Drögeheide, aus dem MSR-11 das ABR-5 in Prenzlau/Pinnow und aus dem MSR-12 das ABR-7 in Eilenburg/Spremberg. Das ABR-7 wurde dem Militärbezirk III unterstellt, die beiden anderen verblieben beim Militärbezirk V.[21][22]
Kommandeure der 6. MSD
Damaliger Rang | Name | Zeitraum |
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Oberst | Willi Riedel | 30. Oktober 1956 – 31. Dezember 1957 |
Oberst | Werner Krüger | 1. Januar 1958 – 9. Dezember 1958 |
Organisation
Angaben zur Gliederung, Struktur und Lage der 6. MSD (1958)
Die Gliederung, Struktur, Ausrüstung mit Technik und Bewaffnung der Truppenteile und Einheiten sowie die Standortbelegung in der 6. Mot.-Schützendivision unterlagen mehrfachen Veränderungen und Ergänzungen.
Die nachfolgende Tabelle bezieht sich auf die Strukturelemente und Standorte in der 6. MSD. (Lage am Jahresanfang 1958.)
Standorte der 6. Mot.-Schützendivision (NVA) 1958 |
Einheit | Stationierung |
---|---|
Mot.-Schützenregiment MSR-11 | Pinnow ( ) |
Mot.-Schützenregiment MSR-12 | Prenzlau ( ) |
Mot.-Schützenregiment MSR-13 | Drögeheide ( ) |
Panzerregiment PR-6 | Drögeheide ( ) |
Lehrbataillon LB-6 | Stallberg ( ) |
Artillerieregiment AR-6 | Drögeheide ( ) |
Instrumental-Aufklärungs-Batterie InstrAklBttr-6 | Pasewalk ( | )
Flakregiment FR-6 | Pasewalk ( ) |
Aufklärungsbataillon AB-6 | Stallberg ( ) |
Nachrichtenbataillon NB-6 | Prenzlau ( ) |
Pionierbataillon PiB-6 | Pasewalk ( ) |
Chemische Kompanie ChK-6 | Pasewalk ( ) |
Kraftfahrzeugschule KfzSch-6 | Pasewalk ( ) |
Transportkompanie TK-6 | Prenzlau ( ) |
Divisionslager DL-6 | Prenzlau ( ) |
Divisions-Med.-Punkt DMP-6 | Prenzlau ( | )
Artilleriewerkstatt ArtW-6 | Drögeheide ( | )
Panzerwerkstatt PzW-6 | Stallberg ( | )
Kraftfahrzeug-Instandsetzungsbataillon KfzIB-6 | Prenzlau ( ) |
Angaben zur Herkunft und Entwicklung der Truppenteile / Einheiten der 6. MSD
Gliederungsgrundlage für die Schaffung dieses Verbandstyps war anfangs weitestgehend die Mot.-Schützendivision der Sowjetarmee. Die Gliederung, Struktur, Ausrüstung mit Technik und Bewaffnung der Truppenteile und Einheiten sowie die Standortbelegung in der 6. Mot.-Schützendivision unterlagen mehrfachen Veränderungen und Ergänzungen. Ihre Struktur entsprach in späteren Jahren einem Personalbestand von nahezu 11.000 im Garnisonsdienst. Im Unterschied zu den sowjetischen Divisionen hatten die Mot.-Schützendivisionen der NVA keine Kampfhubschrauber und verfügten bei den Mot.-Schützen- und Panzerformationen über geringeren Kampfbestand.[17]
Die nachfolgende Tabelle bezieht sich auf die Herkunft der Formationen aus der KVP und die Entwicklung der Strukturelemente und Standorte in der 6. MSD.[23]
KVP Kommando, Einheit, Einrichtungen | NVA seit Jahr | NVA Standort und Veränderungen | NVA Truppenteil, Einheit, Einrichtung Bezeichnung, Abkürzung | aufgestellt/ umformiert Datum | Truppenfahne TF verliehen am |
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KVP-A-Bereitschaft Prenzlau / Führung, Stab | 1956 |
| 6. Mot.-Schützendivision Führung, Stab / 6. MSD | TF 31.10.1956 | |
Kräfte/Mechanisierte KVP-Bereitschaft | 1956 | Mot.-Schützenregiment MSR-11 | TF 05.01.1957[28] | ||
Kräfte / 2. A-Kommando Bereitschaft Prenzlau | 1956 |
| Mot.-Schützenregiment MSR-12 | TF ? | |
III. A-Kommando Drögeheide | 1956 |
| Mot.-Schützenregiment MSR-13 | TF ? | |
C-Kommando der KVP-Bereitschaft Prenzlau | 1956 |
| Panzerregiment PR-6 | TF 01.03.1958[36] | |
C-Lehrabteilung der KVP | 1956 |
| Lehrbataillon LB-6 | ||
B-Kommando Prenzlau, Abteilung Granatwerfer-Kommando Karpin | 1956 |
| Artillerieregiment AR-6 | TF 07.10.1957[42] | |
1956 |
| Instrumental-Aufklärungs-Batterie InstrAklBttr-6 | |||
Sonderabteilung KVP-Drögeheide | 1956 |
( ) | Flakregiment FR-6 | TF 07.10.1957[46] | |
S-1 Kradschützenbataillon der KVP | 1956 |
| Aufklärungsbataillon AB-6 | ||
D-1-Abteilung Prenzlau | 1956 | Prenzlau ( ) | Nachrichtenbataillon NB-6 | ||
D-2-Abteilung | 1956 |
| Pionierbataillon PiB-6 | ||
Schutz-Kompanie | 1956 |
| Chemische Kompanie ChKp-6 |
| |
Kraftfahrzeugschule | 1956 |
| Kraftfahrzeugschule KfzSch-6 |
| |
Kfz.-Kompanie | 1956 |
| Transportkompanie TK-6 |
| |
1956 |
| Divisionslager DL-6 |
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Sanitätsabteilung | 1956 |
| Divisions-Med.-Punkt DMP-6 |
| |
1956 |
| Artilleriewerkstatt ArtW-6 |
| ||
1956 |
| Panzerwerkstatt PzW-6 |
| ||
1971 |
( ) | Kraftfahrzeug-Instandsetzungsbataillon KfzIB-6 |
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Ausrüstung
Die Division war bei Aufstellung mit T-34 und IS-2 Panzern sowie dem Schwimmpanzer PT-76 ausgestattet.
Als Schützenpanzer nutzte sie BTR-152.
Der Istbestand am 17. Mai 1957 umfasste:
- 171 T-34
- 24 IS-2
- 15 PT-76
- 226 BTR-152
- 245 Geschütze und Geschosswerfer
Literatur
- Autorenkollektiv: Zeittafel zur Militärgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik. 1949–1988. (Hrsg.) Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik: 2., erweiterte und durchgesehene Auflage, Berlin 1989, ISBN 3-327-00720-9, 660 S.
- Klaus Naumann (Hrsg.): NVA. Anspruch und Wirklichkeit. Nach ausgewählten Dokumenten (= Offene Worte). 2. Auflage. Mittler, Hamburg u. a. 1996, ISBN 3-8132-0430-8.
- Wilfried Kopenhagen: Die Landstreitkräfte der NVA (= Motorbuch-Verlag spezial). Motorbuch, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02297-4.
- Guntram König: Das große Buch der Nationalen Volksarmee. Geschichte, Aufgaben, Ausrüstung. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01954-7.
- Jörg Siegert: Typenkompass Panzer der NVA. 1956–1990 (= Typenkompass. Basiswissen für Panzerfans). Motorbuch, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02954-5.
- Jörg Siegert, Helmut Hanske: Kampfpanzer der NVA. Motorbuch, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-613-03294-1 (208 S.).
- Die Standortdatenbank der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR. (Hrsg.) Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam 2020.