AMV Fridericiana Erlangen

Die einzige musische Studentenverbindung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Die Akademisch-Musikalische Verbindung AMV Fridericiana Erlangen (kurz: „Fridericiana“) ist die einzige musikalische Studentenverbindung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie ist farbenführend und nichtschlagend. Die Verbindung wurde am 14. Dezember 1878 als „Studentengesangverein Erlangen“[1] gegründet und gehört zum Dachverband Sondershäuser Verband (SV).

AMV Fridericiana Erlangen im SV
Nach deutscher Weise, im Freundeskreise, im Reiche der Töne suchet das Schöne!
WappenZirkel
Basisdaten
Hochschule/n:Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Gründung:14. Dezember 1878
Gründungsort:Erlangen
Korporationsverband:Sondershäuser Verband (seit 1880)
Farbenstatus:Farbenführend
Farben:
Art des Bundes:Männerbund
Stellung zur Mensur:nichtschlagend
Wahlspruch:Nach deutscher Weise, im Freundeskreise, im Reiche der Töne suchet das Schöne!
Mitglieder insgesamt:229 (Stand 04.01.2024)
Aktive:38 (Stand 04.01.2024)
Website:www.amv.org

Couleur und Wahlspruch

Die Fridericiana ist nicht farbentragend, aber farbenführend. Sie führt die Farben rosa-weiß.[2] Der Wahlspruch lautet Nach deutscher Weise, im Freundeskreise, im Reiche der Töne suchet das Schöne!

Geschichte

Gedenkmünze zum 25. Stiftungsfest im Juli 1904[3]
Ansichtskarte vom 1905/06 erbauten ersten Haus des SGV Erlangen in der Spardorfer Straße 32 mit der etwa 300 m entfernten Ludwigsbrücke.
Das ehe­ma­li­ge Haus der Stu­den­ten­ver­bin­dung Fri­de­ri­ci­a­na dien­te gegen Ende der NS-Zeit als Schu­le für Kran­ken­schwes­tern, sog. „Brau­ne Schwes­tern“.[4]

Name

Die Verbindung entstand am 14. Dezember 1878 als „Studentengesangverein (StGV) Erlangen im SV“, zunächst in bewusster Distanz zu den herkömmlichen Korporationen: Man trug keine Farben, hatte keinen Zirkel und focht nicht. „Dem Studentischen Ehrenkodex und seinen Konsequenzen konnten oder wollten sich auch die Nichtkorporierten und die nichtschlagenden Studentenverbindungen nicht entziehen, so dass viele das studentische Fechten wenigstens fakultativ einführten, z. B. die AMV Fridericiana Erlangen.“[5] In der Konsequenz benannte man sich 1923 in „Fridericiana Erlangen, Sängerverbindung im SV“ um.[1] In den 1930er Jahren hatte man sich von den Ursprüngen deutlich entfernt; als Prinzipien wurden u. a. „unbedingte Satisfaktion[6] und „körperliche Ertüchtigung“ genannt.[7]Auf Druck der NSDAP musste sich die Fridericiana Erlangen, die seit 1906 das Haus Spardorfer Str. 32[8] (später Marienhospital) besaß, am 31. Januar 1936 auflösen.[9]1949 gründeten Alte Herren den „Studentengesangverein Erlangen (Academic Glee-Club Fridericiana Erlangen)“ wieder, der inoffiziell auch „Studentenverbindung Fridericiana“ genannt wurde. 1951 wurde daraus die „Akademische Gesangsverbindung (AGV) Erlangen im SV“, 1966 schließlich die „Akademisch-Musikalische Verbindung Fridericiana Erlangen im SV“.

Entwicklung vor 1914

Als erster studentischer Männergesangverein (Studentinnen gab es zur Gründungszeit in Erlangen noch nicht) von in Erlangen studierenden Mitgliedern der Akademischen Gesangvereine München und vor allem Würzburg gemeinsam mit weiteren Erlanger Studenten gegründet, erfreute sich der Verein bis zur Jahrhundertwende starken Wachstums. Im Jahre 1901 war er die zahlenmäßig stärkste studentische Korporation in Erlangen. Von den um 1905 etwa 1200 Erlanger Studenten waren fast fünf Prozent Mitglieder des Studentengesangvereins, im Wintersemester 1908/09 erreichte der Verein die Stärke von 100 Mitgliedern. Als einzige studentische Korporation veranstaltete die Fridericiana damals einen Ball unter Beteiligung der Erlanger Gesellschaft. Hierzu ergingen jeweils etwa 500 förmliche Einladungen an „alle Akademiker Erlangens, höhere Beamte, Professoren, Ärzte, Offiziere etc.“[10]Die „musikalischen Aufführungen und Festlichkeiten“ der Verbindung übten „eine große Anziehungskraft auf die akademische und außerakademische Welt Erlangens und der Umgebung“ aus.[11]Die Fridericiana war über ihre Altherrenschaft gut mit der Erlanger Gesellschaft vernetzt, was ihr im Jahre 1906 anlässlich des Süddeutschen Kanaltages sogar eine Kurzvisite des bayerischen Kronprinzen Ludwig in einer ihrer Konstanten einbrachte.[10]

1897 wurde das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ im nahen Rathsberg die Exkneipe des Studentengesangvereins.[12]

Das 40 Kilometer entfernte Lokal „Schottersmühle“ in der Fränkischen Schweiz wurde so oft besucht, dass es in einem Wanderführer u. a. mit den Worten „Standquartier des Erlanger Studentengesangvereins“[13] charakterisiert wurde.

In der Spardorfer Straße 32 hatte der Verein seit 1906 sein erstes eigenes Verbindungshaus[1]. Das Haus wurde nicht nur auf verbindungsintern verwendeten Ansichtskarten abgebildet, sondern – zusammen mit der etwa 300 m entfernten Ludwigsbrücke – auch auf frei erhältlichen Karten. Das Haus ging 1936 bei der Auflösung der Fridericiana verloren und wurde am 13. Mai 1937 geräumt.[10] Das Gebäude wurde 1994 abgerissen.

Ausrichtung und Betätigungsfelder

Die Fridericiana ist überparteilich und unkonfessionell und steht musisch interessierten männlichen Studenten unterschiedlicher Herkunft und Bekenntnis offen. Die Mitwirkung in einer der musischen Gruppen ist Pflicht. Die Verbindung unterhält einen Chor, Kammermusikensembles, eine Rockband und eine Bigband sowie eine Theatergruppe. Jedes Semester führen die Gruppen das Geprobte in Stadt und Umland öffentlich auf. Besonders die Theatergruppe findet dabei regelmäßig Beachtung in der Presse[14];die Kritik im Kulturteil der Erlanger Nachrichten vom 2. Februar 2013 schließt: „Für jeden, der keine Angst vor Denkanstößen hat, (…) ein Muss.“, die vom 16. Juli 2013: „Besser geht Amateurtheater nicht.“

Weitere regelmäßige Veranstaltungen sind Vorträge, Ausflüge, alljährliche Wanderungen in die Fränkische Schweiz, Konvente, Kneipen, Stiftungsfeste und Thomastag.

Kontakte zu anderen Verbindungen bestehen sowohl innerhalb des Dachverbands SV als auch zu den Schüler- und Studentenverbindungen im Großraum Erlangen-Nürnberg-Fürth.

Trivia

Der Zirkel entstand um 1883, als die AMV Fridericiana Erlangen noch „Studentengesangverein Erlangen“ hieß. Als man sich 1923 einen verbindungstypischeren Namen geben wollte, standen Skaldia, Stauffia und Fridericiana zur Auswahl. Man entschied sich für letzteren, weil sich aus dem längst existierenden Zirkel neben dem „E“ (für „Erlangen“) auch ein „F“ (für „Fridericiana“) herauslesen ließ. Dem Anhängsel des Zirkels werden die Buchstaben „v“, „c“ und „f“ (für lateinisch vivat, crescat, floreat, „sie lebe, wachse und blühe“) zugeschrieben.

Bekannte Mitglieder

Literatur

  • Karl Eduard Haas: 15 Jahre Fridericana. Vom 75. zum 90. Stiftungsfest. 1954–1969. Erlangen 1969.
  • Karl Eduard Haas: Die Akademisch-Musikalische Verbindung Fridericana im Sondershäuser Verband, vormals Studentengesangverein Erlangen. Erlangen 1982.
  • Hermann Ude (Hrsg.): Der S. V.-Student. Handbuch für den Sondershäuser Verband. Kartell-Verband Deutscher Studenten-Gesangvereine. Hannover 1903, S. 111–115.
  • Joachim Wilkerling, Achim Block und Verband Alter SVer als Hrsg.: 100 Jahre Sondershäuser Verband akademisch-musikalischer Verbindungen. 1867–1967. Festschrift des Sondershäuser Verbandes. Aachen 1967, S. 119.

Anmerkungen

Weblinks

49° 35′ 58″ N, 11° 0′ 51,7″ O