Autoskopie

Phänomene des Sich-selbst-Sehens

Autoskopie bezeichnet in der Psychologie verschiedene Phänomene des Sich-selbst-Sehens. Dies impliziert zunächst die (oftmals durchaus überraschende) Selbstwahrnehmung als reale Person, wenn man sich selbst im Rahmen einer Audioaufnahme hört oder im Rahmen einer Videoaufnahme sieht und das eigene Verhalten, Körpersprache, Umgang mit anderen usw. im Außenblick beobachten kann.Siehe dazu auch Wahrnehmung und Augenschein.

Schaubild zur Autoskopie. Ein Mensch liegt auf einem Bett. Über ihm ist dieselbe Person in grauer Farbe abgebildet. Die Person schaut auf die ursprüngliche Person herab.
Autoskopie

Beschreibung und Differenzierung

Der Begriff verweist aber auch auf weitere Phänomene:

  • Ein Doppelgängererlebnis ist ein Symptom bei unterschiedlichen psychiatrischen Erkrankungen, bei der von der wahrnehmenden Person ein Doppelgänger als Halluzination erlebt wird.[1]
  • Bei einer Spiegelhalluzination (Heautoskopie) tritt eine Wahrnehmung des eigenen Leibes außerhalb der eigenen Person auf, wobei diese als eine zweite identische Person handelt und zugleich die Bewegungen und Handlungen des halluzinatorischen Bildes am eigenen Körper empfunden werden. Die halluzinatorische Gestalt wird, auch wenn sie anders aussieht, als die Wesensform des Halluzinierenden erlebt. Die zweite Person kann als Begleiter, Spiegelbild oder Teilerscheinung einer ganzen Szene erlebt werden.[2]
  • Bei einer Außerkörperlichen Wahrnehmung findet die Wahrnehmung in einem zweiten Körper statt, der den ruhenden eigentlichen Körper erblickt. Damit wird der Eindruck bezeichnet, aus dem Körper herauszusteigen und auf sich herabzusehen (Außerkörperliche Erfahrung) oder den eigenen Körper vor sich zu sehen.

Autoskope Erlebnisse wurden des Öfteren von klinisch Toten und später Reanimierten berichtet. Es gibt bis heute nur sehr wenig wissenschaftliche Untersuchungen dieses Phänomens. Autoskopie konnte u. a. im Zusammenhang mit epileptischen Anfällen und vaskulären Hirnschädigungen nachgewiesen werden. Blanke et al. beschrieben 2004 phänomenologische, neurologische und neuroanatomische Korrelate autoskoper Symptome bei sechs Patienten, um erstmals eine testbare Hypothese über die zugrundeliegenden neuralen Mechanismen zu entwickeln.[3]

Differenzierung nach Blanke und Heydrich:[4]

DoppelgängererlebnisAußerkörperliche ErfahrungSpiegelhalluzination
SelbstlokalisationZentriert im physischen Körper, stabilZentriert im illusionierten Körper, stabilZentriert im physischen Körper oder illusionierten Körper, instabil
SelbstidentifikationMit physischem KörperMit illusioniertem KörperMit physischem oder illusioniertem Körper
BetrachterZentriert im physischen Körper, stabilZentriert im illusionierten Körper, stabilZentriert im physischen Körper oder illusionierten Körper, instabil
BetrachteterZweidimensionales Bild des eigenen Körpers, Gesichts oder OberkörpersDreidimensionales Bild des vollständigen eigenen KörpersDreidimensionales Bild des vollständigen eigenen Körpers
Lebendigkeit des Empfundenengeringhochhoch
bei Läsion im Gehirnbilateral, occipital, temporalrechts, temporal, parietallinks, temporal, parietal

Siehe auch

Literatur

  • F. Anzellotti, V. Onofrj, V. Maruotti, L. Ricciardi, R. Franciotti, L. Bonanni, A. Thomas, M. Onofrj: Autoscopic phenomena: case report and review of literature. In: Behavioral and brain functions : BBF. Band 7, Nummer 1, Januar 2011, S. 2, doi:10.1186/1744-9081-7-2, PMID 21219608, PMC 3032659 (freier Volltext) (Review).
  • C. Mohr, O. Blanke: The demystification of autoscopic phenomena: experimental propositions. In: Current psychiatry reports. Band 7, Nummer 3, Juni 2005, S. 189–195, PMID 15935132 (Review), PDF.
  • Markus Steffens, Michael Grube: Zur Phänomenologie der Heautoskopie; Psychiatrische Praxis 2001; 28(04): 189 – 192; DOI: 10.1055/s-2001-13263

Einzelnachweise