Barrenrahmen

Ein Barrenrahmen ist eine spezielle Bauform des Lokomotivrahmens und wurde gegenüber dem ebenfalls in der Dampflokomotivtechnik verwendeten Blechrahmen als Fachwerkrahmen ausgebildet, der durch Walzen hergestellt wurde.[1] Dadurch wird ein freier Kesseldurchblick bei der Lokomotive und eine gute Zugänglichkeit der inneren Triebwerksteile zur Wartung erreicht. Zur Entwicklung der unterschiedlichen Rahmenformen kam es, weil das Gewicht der Lokomotiven ständig vergrößert wurde. So betrug das vorgeschriebene Gesamtgewicht beim Lokomotivrennen von Rainhill noch 6 t, die Lokomotive Badenia aus dem Jahr 1842 wog bereits 16,2 t.[2] Lokomotiven zur Zeit der Entstehung des Barrenrahmens hatten hingegen ein Gewicht von etwa 80 t. Der Ursprung der Konstruktion lag in der Lokomotivtechnik der Vereinigten Staaten.

Barrenrahmen der bayerischen S 2/6

Verwendung und Herstellungsbesonderheiten

Typische Bauform des Barrenrahmens bei der DR-Baureihe 01

Barrenrahmen wurden ausschließlich bei Dampflokomotiven verwendet, um einerseits die Steifigkeit des Rahmens und andererseits die Zugänglichkeit zu dem Innentriebwerk bei Mehrzylinderlokomotiven zu verbessern. Als erste in Deutschland hergestellte Lokomotive, die mit einem Barrenrahmen ausgerüstet war, gilt die Bayerische S 2/5 aus dem Jahr 1904. Vorher besaß schon die 1900 entstandene S 2/5 (Vauclain) einen Barrenrahmen, diese Maschinen wurden allerdings noch bei Baldwin Locomotive Works hergestellt.[3] Zur Zeit des Endes der Länderbahnen galten Lokomotiven mit Barrenrahmen durch ihre Wartungsfreundlichkeit und Eleganz als Konstruktionsprinzip, so dass sie bei den Einheitslokomotiven verwendet wurden. Barrenrahmen konnten nicht in jeder Lokomotivfabrik hergestellt werden. Die vorherrschenden Fertigungsfabriken der Lokomotiven mit Barrenrahmen waren Krauss-Maffei, Schwartzkopff sowie Henschel & Sohn. Ihre Fertigung verlangte spezielle Ausrüstungen der Werkstätten. So konnte die Maschinenfabrik Esslingen keine Barrenrahmen bearbeiten, und die größten Lokomotiven der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen wie die Württembergische C und die Württembergische K wurden mit einem Blechrahmen hergestellt. Bei der Sächsischen Maschinenfabrik wurden vorherrschend Lokomotiven mit Blechrahmen hergestellt. Ausnahmen sind hier lediglich die Baureihen 18.0 und 19.0, wobei erstere einen Barrenrahmen in Kombination mit Blechrahmen besaß. Der Barrenrahmen war in der Herstellung teurer als ein Blechrahmen, und deshalb wurde bei der Produktion von Lokomotiven mit geringerer Bedeutung oftmals der einfachere Blechrahmen gewählt.

Mit dem Bau der DR-Baureihe 52 wurde erstmals beim Rahmenbau von Dampflokomotiven die Schweißtechnik angewendet, diese Lokomotive kann als Ersatz des Konstruktionsprinzipes Barrenrahmen zu Blechrahmen gelten. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Neubaulokomotiven mit überwiegend Zweizylindertriebwerk erschienen, wurde bei diesen Lokomotiven nur noch der Blechrahmen in Schweißbauweise hergestellt. Die folgende Tabelle zeigt die für deutsche Staatsbahnen mit einem Barrenrahmen hergestellten Lokomotiven.[4]

BaureiheJahr der AuslieferungAnzahl der gefertigten Lokomotiven mit BarrenrahmenRahmenwangenstärke in mmZylinderanzahlBemerkung
011925–19382411002
021925101004Ende der 30er Jahre umgebaut in BR 01
01.101939551003
031930–1938298902
03.101939–194160903
0419322904Versuchslokomotiven, ab 1935 BR 02.1
051935, 19373903
06193921003
13.6–81902–19032250 oder 1004Kombination Barren-/Blechrahmen
14.01908ff.99954Kombination Barren-/Blechrahmen
14.1190410keine Angaben4aus 2 Teilen verschraubt
15.019061keine Angaben4aus 2 Teilen verschraubt
17.0–11910–19142021004Kombination Barren-/Blechrahmen
17.21914ff.1241003Kombination Barren-/Blechrahmen
17.4–51903–1907391004
17.11–121914ff.771004Kombination Blech-/Barrenrahmen
18.01917–191810keine Angaben3Kombination Blech-/Barrenrahmen
18.21907–1913351004
18.20119391803Rekonstruktion 1960 aus 61.002
18.31918–1920201004
18.4–51908–19311591004
19.01918–1923231004
19.1019411708Lokomotive mit Einzelachsantrieb durch Dampfmotoren
23.0194121002
24.01928–194095702
38.01905–190851keine Angaben4
38.4192180keine Angaben4
39.01922–19272601003
411937–19413661002
421943–19491061keine Angaben2
431926–1928351002
441926–194919891003
451936–1937281003
501939–19483164802
52von 1942etwa 300keine Angaben2Fertigung mit Rahmen aus Restbeständen
56.11919–1920851003
56.71908–1915701004
56.8–111915–19192301004Kombination Blech-/Barrenrahmen
56.20–291919–19288461002
57.51911–1924951004
58.10–211917–192414781003
621928–1932151002
641928–1940520702
801927–192939702
81192810702
841935–193712902
851932–1933101003
861928–1943776702
871927–192816702
951922–1924451002
97.419201804Zahnradlokomotive
99.2019171keine Angaben4Schmalspurlokomotive Bauart Mallet für 1000 mm Spurweite
99.2219313602Schmalspurlokomotive für 1000 mm Spurweite
99.73–761928–193332602Schmalspurlokomotive für 750 mm Spurweite

Herstellungsbesonderheiten

Ein Aufbau des Barrenrahmens wird hier anhand des Rahmens der Baureihe 19.0 erläutert. Der Barrenrahmen bestand aus den beiden gewalzten Rahmenwangen, die (von vorn nach hinten) mit der Pufferbohle, mit den Zylindern, der Aufhängung des Krauss-Helmholtz-Lenkgestelles, dem Steuerungsträger, der hinteren Befestigung des Steuerungsträgers, mehreren Querstreben und Pendelblechen, dem Bremszylinderträger, dem Rahmen des Schleppachsengestelles und des Kuppelkastens für den Tender versteift und verbunden sind. Die einzelnen Fachwerksteile konnten vernietet oder verschraubt werden. Die Rahmenwangen hatten bei dieser Baureihe einen lichten Abstand von 1.070 mm, sie besaßen eine Höhe von maximal 700 mm und eine Länge von 13.660 mm.

Die beiden Rahmenwangen waren in der Herstellung erst durch Erfahrungen im Panzerschiffbau möglich geworden. Außer den Achslagerführungen besaßen die Rahmenwangen mehrere große gewichtssparende Fenster. Für die Anordnung der Zylindergruppe und des Führerhauses wurde er auf eine geringere Höhe eingezogen und stellenweise in der Dicke reduziert.[5]

Die Rahmen waren in ihrer Bauweise elastisch ausgeführt. Das ermöglichte einen ausreichenden Widerstand der Lokomotive bei schlechtem Oberbau und bei betrieblichen Besonderheiten wie Pufferstößen. Durch die geringere Höhe im Vergleich zu Blechrahmen waren sie besonders beim Anheben ohne Aufbauten anfälliger gegen Verbiegen. Deshalb mussten dabei ständig die Achsgabelstege angebaut sein.[6]

Instandhaltungsbesonderheiten

Rahmenrisse waren bei Barrenrahmen keine Seltenheit. So musste bei jeder planmäßigen Untersuchung, die im Intervall von ungefähr 1,5 Jahren im Ausbesserungswerk durchgeführt wurden, die Lokomotiven ausgeachst und der Rahmen begutachtet werden. Hier müssen die Achsgabelstege nach dem Ausachsen sofort wieder am Achsausschnitt befestigt werden, um ein Verbiegen des elastischen Rahmens zu vermeiden. Bei aufgetretenen Rissen mussten diese beidseitig schräg ausgefugt und wieder verschweißt werden. Ein besonderes Schwachteil des Rahmens bei der Baureihe 01 war der Bereich zwischen den Zylindern und der ersten Kuppelachse. Eine Häufung von Rissen hatte automatisch eine Anfertigung eines Einsatzteiles zur Folge. Zusätzlich zu diesen Arbeiten wurden die Achslagerführungen erneuert und die Passschraubenbohrungen überprüft. Außerplanmäßige Ereignisse wie eine Entgleisung oder ein Auffahrunfall hatten eine außerplanmäßige Instandhaltungsstufe mit einer Rahmenbegutachtung und Vermessung zur Folge.[7]

Literatur

Einzelnachweise