Hochschule Osnabrück

Hochschule in Osnabrück, Niedersachsen, Deutschland
(Weitergeleitet von Fachhochschule Osnabrück)

Die Hochschule Osnabrück (ehemals: Fachhochschule Osnabrück) ist eine niedersächsische Fachhochschule mit Verwaltungssitz in Osnabrück. Sie besteht in ihrer heutigen Form seit 2003. Der Studienbetrieb wurde 1971 aufgenommen. Einzelne Fakultäten gehen größtenteils zurück auf Ingenieurschulen und andere höhere Fachschulen, die zum Teil schon in den 1950er Jahren Bestand hatten.Seit dem 1. Januar 2003 ist die Hochschule Osnabrück in eine rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts übergegangen.[5] Heute gehört zur Hochschule Osnabrück auch ein Institut für Musik. Sie bietet über 100 Bachelor- und Masterstudiengänge sowie Weiterbildungsprogramme an. Neben den beiden Standorten Osnabrück-Westerberg und Osnabrück-Haste verfügt die Hochschule Osnabrück noch über einen weiteren Standort in Lingen (Ems).[6] Im Osnabrücker Stadtteil Westerberg, befinden sich die Hörsäle, Seminarräume und Laboratorien der Fakultäten Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI), Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) sowie des Institutes für Musik (IfM). Die Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur (AuL) mit ihren Lehrgebäuden, Laboratorien, Gewächshäusern und Versuchsbetrieben befindet sich im Osnabrücker Stadtteil Haste inmitten eines ca. 5 Hektar großen Parks an den Ausläufern des Wiehengebirges. Am Campus Lingen ist die Fakultät Management, Kultur und Technik (MKT) untergebracht.

Hochschule Osnabrück
Gründung1971/2003
TrägerschaftStiftung öffentlichen Rechts
OrtOsnabrück, Lingen (Ems)
BundeslandNiedersachsen Niedersachsen
LandDeutschland Deutschland
PräsidentAndreas Bertram[1]
Studierende14.348 (WS 2020/2021)[2]
Mitarbeiter1346 (Dezember 2019)[3]
davon Professoren313 (Dezember 2019)[3]
Jahresetat128,64 Mio. € (inkl. Drittmittel) (2018)[4]
Websitewww.hs-osnabrueck.de

Geschichte der Hochschule

Die Ursprünge der heutigen Hochschule Osnabrück liegen in Vorgängerinstitutionen der tertiären Bildung. So ging die heutige Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik aus der 1962 gegründeten „Staatlichen Ingenieurschule Osnabrück“ hervor. Ursprung der Fakultät für Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur ist die „Höhere Landbauschule“ in Quakenbrück, die bereits 1936 gegründet wurde. Nachdem diese Institution 1952 nach Osnabrück umzog und sich 1964 in „Ingenieurschule für Landbau“ umbenannte, wurde sie später der Fachhochschule Osnabrück angegliedert. Das heutige Institut für Musik ging aus dem 1919 gegründeten Städtischen Konservatorium Osnabrück hervor und wurde 1996 in die Fachhochschule integriert.

CB-Gebäude, Caprivistraße

1971 erfolgte die Gründung der „Fachhochschule Osnabrück“ als solcher aus den verschiedenen Vorgängereinrichtungen und der Neuerrichtung des Fachbereichs Wirtschaft. Im Jahre 1987 wurde an der FH Osnabrück erstmals in der Bundesrepublik Deutschland eine Professur für Pflegewissenschaft eingerichtet, die mit Ruth Schröck besetzt wurde.[7] 1992 gründete Doris Schiemann das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) an der Fachhochschule Osnabrück, seit 1999 arbeitet das DNQP in Kooperation mit dem Deutschen Pflegerat (DPR) an der Entwicklung evidenzbasierter Expertenstandards auf nationaler Ebene, die für alle Aufgabenfelder der professionellen Pflege richtungweisend sind.[8][9]

Von 1995 bis 2000 war die Fachhochschule Osnabrück eine der Modellhochschulen im „Modellvorhaben für eine Erprobung der globalen Steuerung von Hochschulhaushalten in Niedersachsen“, dessen Ergebnisse inzwischen in die Hochschulgesetzgebung des Landes Niedersachsen eingeflossen sind.[10]

Die 2003 erfolgte Überführung in die „Stiftung Fachhochschule Osnabrück“ brachte zahlreiche organisatorische Änderungen mit sich, u. a. der Einrichtung eines Stiftungsrates (Vorsitzende: Helga Schuchardt). Im Jahr 2006 gehörte die neue Stiftung Fachhochschule Osnabrück zu den größten Stiftungen öffentlichen Rechts nach Ausgabenvolumen in Deutschland.[11]

2004 wurde der Neubau auf dem Caprivi-Campus auf dem Westerberg eingeweiht; die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften nutzt das ehemalige Kasernengelände bereits seit 1998.[12] Das Orientierungssystem am Caprivi-Campus stammt von Andreas Uebele.

Im September 2010 wurde mit Inkrafttreten des neuen niedersächsischen Hochschulgesetzes die „Fachhochschule Osnabrück“ in „Hochschule Osnabrück“ umbenannt.[13] Zudem konnte zum Start des Wintersemesters 2010/2011 erstmals die Grenze von 10.000 Studierenden an der HS Osnabrück übersprungen werden.[14]

Die heutige Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) ist aus den ehemaligen Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik sowie Werkstoffe und Verfahren, die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) aus den ehemaligen Fachbereichen Wirtschaft, dem Institut für Öffentliches Management, Institut für Öffentliche Verwaltung (Laufbahnbefähigung für den gehobenen Dienst) und dem Institut für Gesundheitsberufe hervorgegangen. Die heutige Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur (AL) ging aus den ehemaligen Fachbereichen Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur hervor. 2011 wurde die Fakultät Management, Kultur und Technik (MKT) als neuer organisatorischer Überbau am Standort Lingen eingerichtet, die aus dem ehemaligen Department für Kommunikation und Gesellschaft, Department für Management und Technik und dem Department für Duale Studiengänge, einer Kooperation mit der Berufsakademie Emsland,[15] hervorgegangen ist.[16] Eröffnet wurde der neue Campus Lingen im Oktober 2012, nachdem die Hallen I/II des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks Lingen ausgebaut worden waren.

Zum Wintersemester 2011/12 führte die Fakultät WiSo den neuen und in Deutschland bislang einmaligen Bachelor-Studiengang Angewandte Volkswirtschaftslehre (B.A.) ein.[17] Im Februar 2012 wurde das kooperative Forschungskolleg „FamiLe – Familiengesundheit im Lebensverlauf“ zusammen mit der Universität Witten/Herdecke eröffnet.[18]

Am 19. April 2013 erfolgte der erste Spatenstich für einen Erweiterungsbau auf dem Westerberg, der von Universität und Hochschule Osnabrück gemeinsam genutzt werden soll. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur investierte rund 23 Millionen € in das Hörsaalgebäude, insgesamt waren Investitionen von rund 80 Mio. € für den gesamten neuen Campus geplant.[19]

Fakultäten

AF-Gebäude, Albrechtstraße
Institut für Musik, Caprivistraße
Halle IV, Campus Lingen
  • Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI)
  • Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
  • Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur (AuL)

Forschung

Derzeit sind an der Hochschule Osnabrück vier Forschungsschwerpunkte eingerichtet:

  • Agrarsysteme und -technologien
  • Energiesysteme, -wirtschaft und -recht
  • Innovative Materialien und Werkstofftechnologien
  • Versorgungsforschung, -management und Informatik im Gesundheitswesen

Zudem gibt es an der Hochschule Osnabrück fünf Binnenforschungsschwerpunkten (BFSP):

  • Inklusive Bildung – Teilhabe als Handlungs- und Organisationsprinzip
  • CityGrid – Intelligente Energieversorgung einer Stadt
  • Zukunft Lebensraum Stadt – Urbane AgriKultur als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt
  • MusikPhysioAnalysis
  • PACE – Entwicklung von Kommunikationssystemen für Probleme in der Organisationskommunikation

Die Volkswagen-Stiftung förderte die Hochschule Osnabrück von 2012 bis 2016 mit rund 1 Mio. € für das gemeinsame bodenwissenschaftliche Forschungsprojekt Rüwola mit der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen.[20] Im Dezember 2011 wurden für acht Forschungsanträge der Hochschule Osnabrück Förderungen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von ebenfalls rund 1 Mio. € bewilligt.[21]

Über Kooperationen wie das Forschungskolleg „FamiLe – Familiengesundheit im Lebensverlauf“ ist die Möglichkeit gegeben, im Anschluss an das Studium an der Hochschule Osnabrück eine Promotion anzustreben.[18]

Der Versuchsbetrieb Waldhof der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur in Wallenhorst ist Sitz des Competence Center ISOBUS e. V. (CCI), ein eingetragener Verein zur Förderung der technischen Weiterentwicklung, der beschleunigten Praxiseinführung sowie der internationalen Durchsetzung des ISOBUS, eines Datenübertragungssystems für die Landtechnik.

Internationale Kooperationen

Die meisten Fakultäten der Hochschule Osnabrück bieten europäische/internationale Studiengänge mit einem Jahr Auslandsaufenthalt in einer der vielen Partnerhochschulen an.

Die Fakultät WiSo bietet in Kooperation mit der britischen Hochschule Buckinghamshire New University ein MBA-Programm an. Es findet als dreijähriger berufsbegleitender Studiengang mit Präsenzphasen statt und dient dem Erwerb von Managementwissen und Führungsfähigkeiten. Die Dozentenschaft setzt sich zusammen aus Hochschullehrern der Partnerhochschulen sowie Experten aus Unternehmen. Absolventen erhalten ein Doppeldiplom: Es werden sowohl der akademische Grad Master of Business Administration der Bucks New University als auch der Hochschule Osnabrück verliehen. Die britische Partnerhochschule liegt in High Wycombe (Buckinghamshire/Großbritannien).

UAS7

Daneben kooperiert die Hochschule Osnabrück auch mit Universitäten in China; so wird zusammen mit der Universität Hefei ein internationaler Studiengang in Logistik-Management („LOGinCHINA“) angeboten, der auf dem Osnabrücker Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaftslehre und Management (B.A.) beruht.[22][23] Gemeinsam mit der Beijing Normal University, der Donau-Universität Krems und der Universität Tampere wurde 2012 ein Erasmus+ Joint Master Degree (Master in Research and Innovation in Higher Education) eingeführt.[24]

Die Hochschule ist eines von sieben Mitgliedern im deutschen Hochschulverbund „Alliance for Excellence“ (UAS7).

Studienbedingungen

Rennwagen IR08 des Hochschulteams bei der Formula Student Germany (2008)

Im Vergleich zu anderen Hochschulen (Fachhochschulen und Universitäten) ist das Verhältnis der Anzahl von Professoren und Studenten hoch.

Jedes Jahr zwischen April und Mai finden die nicht nur unter Studierenden beliebten Festivals Terrassenfest vor der Mensa am Westerberg und Campus in Concert[25] auf dem Campus Lingen statt. Beide Festivals werden von Studierenden organisiert.

Im CHE-Ranking 2020 erreichten die Studiengänge Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Soziale Arbeit, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftspsychologie und Wirtschaftsrecht Bestnoten und sicherten sich damit bei fast allen genannten Fächern einen Platz in der Spitzengruppen.

Die Hochschule Osnabrück nimmt unter dem Namen Ignition Racing Team mit einem interdisziplinären Team an der Formula Student Germany teil, an dem rund 40 Studierende der Fakultäten IuI sowie WiSo beteiligt sind.[26] Ein Team aus Studierenden der Fakultät MKT um Gerd Terörde stellte im Jahr 2015 einen Weltrekord für die schnellste Beschleunigung eines Elektro-Karts in 2,635 Sekunden von 0 auf 60 mph (ca. 100 km/h) auf.[27]

Der Campus Westerberg ist mit den Buslinien 11, 17 und M2 zu erreichen. Das Busfahren ist mit dem Semesterticket kostenfrei. Der Standort in Osnabrück-Haste ist (auch mit Semesterticket) mit den Stadt- und Regionalbuslinien M1,584, 585, 586 und der X610 zu erreichen.

Im Jahr 2018 hat die Hochschule 201 Deutschlandstipendien von 92 Förderern vergeben.[28]

Persönlichkeiten und Alumni

Bekannte (ehemalige) Lehrende

Bekannte Absolventen

Für die Absolventen des Instituts für Musik, siehe Institut für Musik der Hochschule Osnabrück#Bekannte Absolventen.

Die Hochschule Osnabrück in Film und Fernsehen

Im Lindholm-Tatort Das namenlose Mädchen (2007), der in Osnabrück spielt, besuchte das Mordopfer einen Kursus an der Hochschule. Die Dreharbeiten fanden im August und September 2006 u. a. am Standort Haste, der Universität Osnabrück und in einem Studentenwohnheim statt.[29] Für den ebenfalls in Osnabrück spielenden ARD-Fernsehfilm Vertraute Angst (2008) wurde der Caprivi-Campus der Fakultät WiSo als Kulisse für eine psychiatrische Klinik genutzt.[30]

2007 erfolgten am Caprivi-Campus Dreharbeiten für das Doku-Drama Remarque – Sein Weg zum Ruhm (2008) über Erich Maria Remarque, der seine militärische Ausbildung u. a. in der Osnabrücker Caprivi-Kaserne absolvierte.[31]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Hochschule Osnabrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

52° 16′ 59,4″ N, 8° 1′ 30,3″ O