Goldenes Brett vorm Kopf

Negativpreis der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften

Das Goldene Brett vorm Kopf oder kurz das Goldene Brett ist ein Negativpreis, der von einer deutsch-österreichischen Initiative vergeben wird.[1] Ausgezeichnet wird der nach Ansicht der Jury „erstaunlichste pseudowissenschaftliche Unfug“ des Jahres im deutschsprachigen Raum. Der Preis wurde erstmals 2011 im Rahmen der Skeptiker-Konferenz in Wien vergeben.[2][3] Von 2016 bis 2018 wurde er parallel auch in Hamburg verliehen.[4] Die Organisation in Wien übernimmt die dortige Regionalgruppe der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), die Gesellschaft für kritisches Denken (GkD). In Hamburg war die Veranstaltung eine Zusammenarbeit von Science-Slam-Organisatoren und der Forschungseinrichtung DESY. Die bisher letzte Verleihung fand 2023 statt.

Goldenes Brett vorm Kopf

Verliehen fürerstaunlichster pseudowissenschaftlicher Unfug des Jahres
Moderationwechselnd. Zuletzt Martin Puntigam, Martin Thür
VerleihungsortWien
StaatDeutschsprachiger Raum
Verliehen vonGesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften
Erstmals verliehen2011
Letzte Verleihung2023
Websitegoldenesbrett.guru

Verfahren

Über das Internet können Kandidaten nominiert werden. Aus den Nominierungen wählt eine Fachjury drei Top-Kandidaten aus. In die Bewertung fließen dabei ein: Grad der Abwegigkeit, Kritikresistenz, kommerzielles Interesse, Aktionsradius, Pseudowissenschaft und Gefahrenpotenzial.[5] Im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung werden diese drei Kandidaten durch jeweils einen Laudator in einer ironischen Rede vorgestellt. Die drei Kandidaten können zu ihrer Nominierung Stellung nehmen. Anschließend wird der Sieger bekannt gegeben, der eine goldene Statue mit einem Brett vor dem Kopf überreicht bekommt und die Möglichkeit hat, eine Dankesrede zu halten. 2012 bestand die Fachjury unter anderem aus Heinz Oberhummer (Physiker), Werner Gruber (Physiker), Johannes Grenzfurthner (Künstler) sowie den Laudatoren Mario Sixtus (Journalist), El Awadalla (Schriftstellerin) und Niko Alm (Unternehmer).[6]

Im Jahr 2012 wurde erstmals auch ein Preis für das Lebenswerk vergeben. Ausgezeichnet wird eine Person, die sich nach Meinung der Jury „jahrzehntelang mit besonders beeindruckender Resistenz gegen wissenschaftliche Fakten einen Namen gemacht hat“.[7]

Die Preisverleihung wurde 2012 vom österreichischen Verein für Konsumenteninformation sowie seit 2013 vom Deutschen Konsumentenbund finanziell unterstützt.

Im Jahr 2015 war die österreichische Zweigstelle der Cochrane Collaboration ein Kooperationspartner.[8] In Wien wurde die Veranstaltung bis 2020 durch den Journalisten Martin Thür moderiert, 2023 durch Martin Puntigam.[9][10]

Preisträger und Nominierungen

JahrLebenswerkPreisträgerWeitere NominierteLaudatorenShowteil
2011nicht vergebenPeter-Arthur Straubinger und sein Film „Am Anfang war das Licht[11][12][13]nicht gehalten
2012Erich von Däniken[15]Harald Walach von der
Europa-Universität Viadrina
(Esoterik und Alternativmedizin)
[15][16]
2013Ruediger DahlkeVerein „Homöopathen ohne Grenzen“
(Einsatz von Homöopathie
in Krisengebieten)
[19][20]
2014
[24][25]
Jochen Kopp
Kopp Verlag
Der Sänger Xavier Naidoo
(rechte Verschwörungsparanoia)[26][27]
  • Netzwerk Impfentscheid
    (für die Verbreitung gefährlicher Falschinformationen zum Thema Impfen)
  • NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens
    (Pseudowissenschaftlichkeit an Universitäten)
  • Michael Freissmuth (MedUni Wien)[28] auf das Netzwerk Impfentscheid
  • Martin Moder (europäischer Science Slam Champion 2014)[29] auf Barbara Steffens
  • Alexa Waschkau auf Xavier Naidoo
  • Niko Alm auf Jochen Kopp
2015
[30][31]
Matthias Rath[32]Stefan Lanka
(Virenleugner und Impfgegner)[32]
  • Kurt Kotrschal auf Susanne Winter
  • Caroline Snijders[33] (Skeptikerin und Mentorin) auf Jim Humble
  • Boris Lemmer (Physiker und Scienceslammer) auf Stefan Lanka
  • Ben Goldacre auf Matthias Rath
2016
[34]
Zentrum der GesundheitRyke Geerd Hamer
(Wunderheiler)[35]
  • Roland Düringer
    (Förderung von Verschwörungstheorien)
  • Krebszentrum Brüggen-Bracht
    (pseudomedizinische Aussagen zur Krebsentstehung und -therapie)
In Wien:

In Hamburg:

Side-Act in Wien:

Gäste in Hamburg:

2017Cornelia Bajic und
Deutscher Zentralverein
homöopathischer Ärzte
Peter Fitzek
(Esoteriker, Gründer einer
Reichsbürgerorganisation)[39]
In Wien:

In Hamburg:

Side Act in Wien:

Gäste in Hamburg:

  • Julia Offe (Organisatorin des Science Slam, Wissenschaftsjournalistin, Neurobiologin)
2018
[41]
Demeter[42]Das Krankenhaus Nord in Wien, gemeinsam mit dem Energetiker Christoph Fasching, der einen „energetischen Schutzwall“ um das Krankenhaus zog[43]
  • Christina von Dreien
    (Esoterik-Wunderkind)
  • Hans Tolzin
    (Molkereifachmann und Betreiber von Websites gegen evidenzbasierte Medizin)
In der Urania in Wien:

Im Altonaer Museum in Hamburg:

Side Act in Wien:

Side Act in Hamburg:

2019GranderwasserHevert-Arzneimittel
(Homöopathika-Hersteller)
  • Christoph Krall (Statistiker und Kabarettist)
2020Ken Jebsen

(KenFM)[44]

Sucharit Bhakdi (Mikrobiologe, für seine Behauptungen zur COVID-19-Pandemie)[45]entfiel, weil online-Veranstaltung
2023[46]Daniele GanserUlrike Guérot („die plagiierende Politikwissenschaftlerin, die zu Corona sehr viel zu sagen hat“)
  • Daniela Angetter-Pfeiffer auf Ulrike Guerot

Medienecho

Das Medienecho reicht von zahlreichen Erwähnungen in der Blogosphäre wie bei ScienceBlogs (Astrodicticum Simplex,[47] Kritisch gedacht[48] oder Fischblog[49] und Mathlog)[50] bis hin zu österreichischen Medien wie Der Standard,[51][52] Die Presse,[53] orf.at,[32] News,[10]Heute[54] und Vice.[55]

Ferner berichtet auch das Wissenschaftsformat IQ – Wissenschaft und Forschung von Bayern 2[56] über den Preis, 2015 berichtete der ORF im ZIBflash über die Preisverleihung. Weitere Erwähnungen erfolgten in der taz,[57] der Berliner Zeitung[58] sowie in der Basler Zeitung.[59]

Unter dem Titel Denkzettel für Scharlatane veröffentlichte die Frankfurter Rundschau einen Beitrag.[60] 2014 wurde der Preis im Magazin Rolling Stone[61] und bei Futurezone[62] erwähnt.2015 berichtete u. a. die Zeitschrift Laborwelt unter dem Titel: Aids-Leugner erhält „Goldenes Brett“[63] und im Standard unter dem Titel Goldenes Brett: Schmähpreis für einen Aids-Leugner und Impfgegner.[64] 2016 berichteten Spiegel Online,[65] das Nachtmagazin der ARD,[66] Standard.at[67] sowie das ProSieben-Magazin Galileo[68] und das Hamburger Abendblatt.[4] 2017 berichtete die Stuttgarter Zeitung.[69] Über die Preisträger des Jahres 2019 berichtete Der Standard.[70]

Weblinks

Wiktionary: ein Brett vor dem Kopf haben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise