Inowrocław

Stadt in Polen
(Weitergeleitet von Hohensalza)

Inowrocław [inɔˈvrɔtswaf] (deutsch bis 1904 Inowrazlaw, dann Hohensalza; selten Jungbreslau und Jungleslau) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Die Stadt ist für ihre Sole bekannt.

Inowrocław
Wappen von Inowrocław
Inowrocław (Polen)
Inowrocław (Polen)
Inowrocław
Basisdaten
Staat:Polen
Woiwodschaft:Kujawien-Pommern
Powiat:Inowrocław
Fläche:30,42 km²
Geographische Lage:, 18° 16′ O52° 47′ 0″ N, 18° 16′ 0″ O
Höhe:75 m n.p.m.
Einwohner:72 561 (30.12.2019)
Postleitzahl:88-100 bis 88-115
Telefonvorwahl:(+48) 52
Kfz-Kennzeichen:CIN
Wirtschaft und Verkehr
Straße:BydgoszczPosen
BydgoszczKonin
Eisenbahn:Poznań–Toruń
Bydgoszcz–Kutno
Nächster int. Flughafen:Bydgoszcz
Gmina
Gminatyp:Stadtgemeinde
Fläche:30,42 km²
Einwohner:71.674
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte:2356 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS):0407011
Verwaltung (Stand: 2014)
Bürgermeister:Arkadiusz Fajok
Adresse:ul. Ratuszowa 36/38
88-100 Inowrocław
Webpräsenz:www.inowroclaw.pl



Inowrazlaw, südöstlich von Bromberg und nordöstlich der Stadt Posen auf einer Landkarte von 1905
Inowrocław
Kurpark

Geographische Lage

Die Stadt liegt in der historischen Region Kujawien an der Netze, etwa 40 Kilometer südöstlich von Bromberg und 100 Kilometer nordöstlich der Stadt Posen.

Geschichte

1185 wurde der Ort als novum Vladislaw erstmals erwähnt,[2] vermutlich erfolgte die Gründung durch Einwohner von Włocławek, die vor dem regelmäßigen Hochwasser geflohen waren. 1236 erfolgte die Umbenennung in Juveni Wladislawia. Die Stadtrechte erhielt sie zwei Jahre später von Herzog Kasimir I. (Kujawien), dem Sohn von Konrad I. (Polen). 1239 wurde die Stadt samt der Kirche von den Pommern niedergebrannt.[2] Im 15. Jahrhundert wurden umfangreiche Salzvorkommen entdeckt. Seit 1466 war Inowrocław Wojewodschaftshauptstadt für Nordkujawien.

Infolge der ersten Teilung Polens wurde Inowrazlaw 1772 Kreishauptstadt im Netzedistrikt der preußischen Provinz Westpreußen. Von 1807 bis 1815 gehörte die Stadt zum Herzogtum Warschau. Nach dem Wiener Kongress kam Inowrazlaw, erneut Hauptstadt des Kreises Inowrazlaw im Regierungsbezirk Bromberg, zur Provinz Posen.

Die erste Zeitung der Stadt war der Kujawische Bote, der von 1874 bis 1945 erschien. Im Jahr 1875 öffneten in Inowrazlaw die ersten Thermalbäder. Ein massiver wirtschaftlicher Aufschwung folgte. Am 5. Dezember 1904 wurden Stadt und Kreis im Zuge der Germanisierung polnischer Ortsnamen in Hohensalza umbenannt. Um 1912 waren 58 % der Einwohner Polen.[3] Hohensalza war Garnison des 4. Westpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 140 der 4. Division.

Mit dem Inkrafttreten des Friedensvertrages von Versailles am 10. Januar 1920 gehörte Hohensalza zur Zweiten Polnischen Republik, Woiwodschaft Posen. Fortan führte die Stadt wieder den Namen Inowrocław. Sie war seit 1925 ein selbständiger Stadtkreis (miasta na prawach powiatu), unterstand also nicht mehr dem Starosten in Inowrocław. Am 1. April 1938 kam sie im Zuge einer Gebietsreform an die damalige Woiwodschaft Großpommerellen.

Nach dem Überfall auf Polen kam Inowrocław am 11. September 1939 zum deutschen Militärbezirk Posen und wurde erneut in Hohensalza umbenannt. Zahlreiche polnische Bewohner der Stadt wurden vertrieben. Der Stadtkreis Hohensalza wurde am 26. Oktober 1939 vom Deutschen Reich annektiert. Er gehörte fortan zum Reichsgau Posen, später Wartheland, und zum Regierungsbezirk Hohensalza. Dort war auch der Sitz des Regierungspräsidenten. Das Landgericht Hohensalza war zuständig für den Landkreis Dietfurt (Wartheland), den Landkreis Hermannsbad, den Landkreis Mogilno und den Landkreis Altburgund.[4] Im Januar 1945 wurde die Stadt nach der Eroberung durch die Rote Armee wieder Teil Polens und bekam damit auch wieder den Namen Inowrocław.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1921
JahrEinwohnerzahlAnmerkungen
17831157zusätzlich etwa 450 Juden[5]
17881321davon 665 Juden[6]
17991433davon 604 Juden[2]
18163106[7] davon 1448 Katholiken, 1256 Israeliten, 391 Evangelische und sechs Reformierte[2]
18265500in 500 Häusern, 2000 Juden[8]
18374761über ein Viertel Juden[9]
18435447in 263 Häusern[9]
18585844[9]
18616664davon 565 Militärpersonen[9]
18676976am 3. Dezember[10][11]
18717429mit der Garnison (ein Bataillon Nr. 49, ein Bataillon Landwehr Nr. 54), darunter 3020 Polen;[10] nach anderen Angaben 7429 Einwohner (am 1. Dezember), davon 2087 Evangelische, 3756 Katholiken, 1586 Juden[11]
18759147[12]
188011.558[12]
190026.141mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 140 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 53), darunter 8830 Evangelische und 1389 Juden[13]
190524.551[14]
191025.604am 1. Dezember, auf einer Gemarkungsfläche von 2261,8 ha; davon 16.125 Katholiken, 8386 Evangelische, 951 Juden; 2051 Militärpersonen; 58 % Polen[15][16]

Namen

Die Namensgebung im Überblick:

  • 1185–1236: Novo Vladislaw
  • ab 1236: Juveni Wladislawia
  • 1815–1904: Inowraclaw, Inowrazlaw, Inowrocław
  • 1904–1920: Hohensalza
  • 1920–1939: Inowrocław
  • 1939–1945: Hohensalza
  • seit 1945: Inowrocław

Stadtteile

polnischer Namedeutscher Name
(1815–1919)
deutscher Name
(1939–1945)
MątwyMontwyMontwy
MiechowiczkiKöniggrätzKöniggrätz
Nowe OsiedleNeustadt
Osiedle Bajkafr. Propstei
Osiedle BydgoskieBromberger Vorstadt
Osiedle PiastowskieKleinsiedlung
Osiedle ToruńskieThorner Vorstadt
RąbinekGut Rombino
1908–1919 Romburg
Romburg
RąbinRombinoHauersweiler
Solnofr. Cohn’sche ZiegeleiSteinsalz-Bergwerk
ŚródmieścieStadtmitteStadtmitte
Stare MiastoAltstadtAltstadt
SzymborzeSzymborzeTherwingen
Uzdrowisko SolankiSolekurort (seit 1875)Solbad

Politik und Verwaltung

Stadtpräsident

An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Seit 2002 ist dies Ryszard Brejza, der zunächst der Akcja Wyborcza Solidarność angehörte, aber bei den letzten Wahlen mit eigenen Wahlkomitee antrat. Er wurde 2023 als Kandidat der Koalicja Obywatelska in den Senat der Republik Polen gewählt. Als kommissarischer Nachfolger wurde Wojciech Piniewski durch den Woiwoden von Kujawien-Pommern eingesetzt.[17] Die turnusmäßige Wahl im April 2024 führte zu folgenden Ergebnis:[18]

  • Wojciech Piniewski (Koalicja Obywatelska) 36,3 % der Stimmen
  • Arkadiusz Fajok (Wahlkomitee „Arkadiusz Fajok – Verbunden mit Inowrocław“) 22,4 % der Stimmen
  • Ewa Koman (Wahlkomitee „Lokale Verwaltung für Inowrocław“) 19,6 % der Stimmen
  • Bartosz Kownacki (Prawo i Sprawiedliwość) 10,5 % der Stimmen
  • Marek Słabiński (Wahlkomitee Marek Słabiński) 10,3 % der Stimmen
  • Übrige 0,9 % der Stimmen

In der damit notwendigen Stichwahl setzt sich mit Fajok der Zweitplatzierte des ersten Wahlgangs mit 57,0 % der Stimmen gegen das kommissarische Stadtoberhaupt, den KO-Kandidaten Piniewski, durch und wurde neuer Stadtpräsident.

Die turnusmäßige Wahl im Oktober 2018 führte zu folgenden Ergebnis:[19]

  • Ryszard Brejza (Wahlkomitee Ryszard Brejza) 58,5 % der Stimmen
  • Ireneusz Stachowiak (Prawo i Sprawiedliwość) 24,9 % der Stimmen
  • Janusz Radzikowski (Wahlkomitee „Janusz Radzikowski für Inowrocław – Ja bitte“) 6,6 % der Stimmen
  • Jacek Olech (Wahlkomitee Olech 2018) 5,7 % der Stimmen
  • Anna Ludwisiak-Kawecka (Sojusz Lewicy Demokratycznej / Lewica Razem) 4,3 % der Stimmen

Damit wurde Brejza bereits im ersten Wahlgang für eine weitere Amtszeit wiedergewählt.

Stadtrat

Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im April 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[20]

  • Koalicja Obywatelska (KO) 34,7 % der Stimmen, 11 Sitze
  • Prawo i Sprawiedliwość (PiS) 19,7 % der Stimmen, 5 Sitze
  • Wahlkomitee „Lokale Verwaltung für Inowrocław“ 14,0 % der Stimmen, 3 Sitze
  • Wahlkomitee „Arkadiusz Fajok – Verbunden mit Inowrocław“ 12,6 % der Stimmen, 3 Sitze
  • Trzecia Droga (TD) 8,2 % der Stimmen, 1 Sitz
  • Lewica 5,9  % der Stimmen, kein Sitz
  • Marek Słabiński (Wahlkomitee Marek Słabiński) 4,5 % der Stimmen, kein Sitz
  • Übrige 0,4 % der Stimmen, kein Sitz

Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[21]

  • Wahlkomitee Ryszard Brejza 28,6 % der Stimmen, 9 Sitze
  • Prawo i Sprawiedliwość (PiS) 25,0 % der Stimmen, 7 Sitze
  • Koalicja Obywatelska (KO) 24,8 % der Stimmen, 7 Sitze
  • Sojusz Lewicy Demokratycznej (SLD) / Lewica Razem (Razem) 9,0  % der Stimmen, kein Sitz
  • Wahlkomitee „Janusz Radzikowski für Inowrocław – Ja bitte“ 7,3 % der Stimmen, kein Sitz
  • Wahlkomitee Olech 2018 3,6 % der Stimmen, kein Sitz
  • Übrige 1,7 % der Stimmen, kein Sitz

Städtepartnerschaften

Die Stadt Inowrocław unterhält eine Städtepartnerschaft mit Bad Oeynhausen, Nordrhein-Westfalen.

Söhne und Töchter der Stadt

Verkehr

Der Bahnhof Inowrocław liegt an der Kreuzung der Bahnstrecke Poznań–Toruń mit der Kohlenmagistrale genannten Bahnstrecke Chorzów–Tczew. Der Bahnhof Inowrocław Rąbinek südlich der Stadt ist dazu Beginn der je nur noch ein Stück im Güterverkehr betriebenen Bahnstrecken Richtung Barcin und Kruszwica.

Von 1912 bis 1962 besaß die Stadt eine eigene Straßenbahn.

Für den innerstädtischen Busverkehr wurden im März 2018 acht vollelektrische Busse und acht teilelektrische Hybridbusse der Firma Volvo bestellt. Sie werden im polnischen Volvo-Werk Breslau hergestellt und sollen noch im Jahr 2018 geliefert werden.[22]

Sehenswürdigkeiten

Das Gradierwerk
Die Marienkirche
  • Gradierwerk
  • Basilika Mariä Namen, Pfarrkirche
  • St.-Nikolaus-Kirche aus dem 17. Jahrhundert
  • Neogotische ehemalige evangelische Kirche
  • Reste der mittelalterlichen Befestigungsanlagen

Landgemeinde Inowrocław

Die Landgemeinde Inowrocław, zu der die Stadt selbst nicht gehört, hat eine Fläche von 171 km², auf der 11.845 Menschen leben (Stand: 31. Dezember 2020).

Literatur

  • Hohensalza, Landkreis Bromberg, Provinz Posen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Hohensalza (früher Inowrazlaw) (meyersgaz.org).
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage. Band 2. Berlin 1874, S. 160–161, Ziffer 6.
  • Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen. Königliches Statistisches Büro, Berlin 1874, S. 188–203 (Digitalisat, S. 195–210).
  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Der Preußische Staat in allen seinen Beziehungen. Band 3. Berlin 1837, S. 172, Ziffer 5; Textarchiv – Internet Archive.
  • Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 326–331; books.google.de
Commons: Inowrocław – Album mit Bildern

Siehe auch

Einzelnachweise