Howel-Evans-Syndrom

Hauterkrankung
Klassifikation nach ICD-10
Q82.8Lichen pilaris
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Howel-Evans-Syndrom (Tylosis) ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung der Haut mit den Hauptmerkmalen einer hereditären Palmoplantarkeratose, vermehrter Schweißproduktion (Hyperhidrose) und stark erhöhtem Auftreten von Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus im späteren Erwachsenenalter.[1][2][3]

Ösophaguskarzinome treten bei 40 bis 100 % der Betroffenen auf.[4]

Die Erkrankung kann als paraneoplastische Genodermatose angesehen werden.

Synonyme sind: Bennion-Patterson-Syndrom; Howell-Evans-Syndrom; Palmoplantare Hyperkeratose – Speiseröhrenkarzinom; Tylosis – Speiseröhrenkarzinom; Diffuse Palmoplantarkeratosen mit Leukoplakie; Keratoderm mit Ösophagus-Karzinom; Clark-Howel-Evans-McConnell Syndrom; lateinisch Keratodermia palmo-plantaris diffusa Clarke-Howel=Evans-McConnell; englisch Tylosis with esophageal cancer; TOC

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1954 durch die britischen Ärzte C. A. Clarke und R. B, McConnell.[5]

Die Namensbezeichnung bezieht sich auf den Erstautoren eines Berichtes aus dem Jahre 1958 von W. Howel-Evans und Mitarbeitern.[6]

Verbreitung

Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[1]

Das männliche Geschlecht ist häufiger betroffen.[2]

Ursache

Der Erkrankung liegen Loss-of-Function-Mutationen im RHBDF2-Gen auf Chromosom 17 Genort q25.1 zugrunde, welches für Phomboid 5 Homolog 2 aus der Rhomboid‐Protease‐Familie kodiert.[7][8]

Ein verwandtes Gen - RHBDD2 (Rhomboid Domain Containing 2) scheint mit Brustkrebs assoziiert zu sein.[9] Ein zweites verwandtes Gen - Rhomboidfamilie 1 (RHBDF1) scheint bei Kopf- und Hals Tumoren eine Rolle zu spielen.[10]

Klinische Erscheinungen

Klinische Kriterien sind:[3][2]

  • Erkrankungsbeginn im 2. Lebensjahrzehnt
  • Symmetrische diffuse Palmoplantarkeratose an Handflächen und Fußsohlen, meist ohne Beteiligung der Hohlhand oder des Fußgewölbes, Leukokeratose und Lichen pilaris
  • Hyperhidrose
  • im späteren Erwachsenenalter bei 70 % Entwicklung eines Plattenepithelkarzinomes meist im unteren Drittel des Ösophagus um das 50. Lebensjahr mit Zunahme des Risikos auf 95 % zum 65. Lebensjahr[11]
  • Besserung der Keratose nach Operation des Karzinoms
  • häufig auch Leukoplakie der Mundschleimhaut

Differenzialdiagnose

Es gibt eine Reihe an dermatologische und genetische Erkrankungen, die zur Differenzialdiagnose gehören[12]:

Behandlung

Systemische Retinoide werden zur Behandlung von Tylosis behandelt. Die Hyperhidrose erfolgt symptomatisch mit Botulinumtoxin-A[13]. Die Behandlung des Ösophaguskarzinoms erfolgt nach den Leitlinien der Behandlung von Ösophaguskarzinomen. Bei sehr erhöhtem Risiko für die Entwicklung eines Ösophaguskarzinoms nach dem 40. Lebensjahr, könnten regelmäßige Ösophago-Gastro-Duodenoskopien zur Früherkennung eines Ösophaguskarzinoms und Verbesserung des Gesamtüberlebens führen[6][14][15].

Literatur

  • A. Ellis, J. M. Risk, T. Maruthappu, D. P. Kelsell: Tylosis with oesophageal cancer: Diagnosis, management and molecular mechanisms. In: Orphanet Journal of Rare Diseases. Band 10, September 2015, S. 126, doi:10.1186/s13023-015-0346-2, PMID 26419362, PMC 4589029 (freier Volltext) (Review).
  • L. E. Jenkins, S. Abner, C. Schadt: A survey study with assessment of esophageal screening and genetic counseling in patients with Howel-Evans syndrome. In: Dermatology online journal. Band 24, Nummer 6, Juni 2018, S. , PMID 30142717.

Einzelnachweise