Isabel Cademartori

deutsche Politikerin (SPD), MdB

Isabel Andrea Cademartori Dujisin (* 9. Januar 1988 in Bad Saarow-Pieskow) ist eine deutsche Politikerin (SPD). Sie ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Mannheim.

Leben

Cademartoris Großvater, der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler José Cademartori (* 1930), war Mitglied der Kommunistischen Partei Chiles, von 1957 bis 1973 vier Mal Abgeordneter im chilenischen Parlament[1] und unter Salvador Allende zwischen dem 5. Juli 1973 und dem 11. September kurzzeitig Minister für Wirtschaft, Entwicklung und Wiederaufbau.[2] Nach dem Putsch in Chile 1973 durch Augusto Pinochet war José Cademartori drei Jahre in Gefangenschaft. Die Familie floh aus Südamerika und kam über Venezuela und Kuba in die DDR.[3]

Cademartori wurde in Bad Saarow-Pieskow (Brandenburg) geboren. Ihre Eltern hatten sich während des Studiums an der Universität Leipzig kennengelernt. Noch vor dem Mauerfall und nach der Volksabstimmung in Chile, die das Ende der Augusto-Pinochet-Diktatur besiegelte, zog die Familie 1989 in das Herkunftsland des Vaters und lebte fortan in Santiago de Chile, wo sie die Deutsche Schule besuchte. Nach der gescheiterten Ehe ihrer Eltern kehrte sie im Jahr 2000 mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Deutschland zurück und wohnte in Hannover.[4] Nach einem Auslandsjahr in Südafrika (2004/2005) absolvierte sie 2007 das Abitur an der Sophienschule Hannover. Sie schloss an der Universität Mannheim ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre als Bachelor of Science ab. Danach erwarb sie, ebenfalls in Mannheim, in Wirtschaftspädagogik den Master of Science.[5] Nach dem Examen arbeitete sie ab 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim und zuletzt beim baden-württembergischen Landtag. Cademartori war 2019 bis 2020 Doktorandin und Promotionsstipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Cademartori ist ledig und wohnt im Mannheimer Stadtbezirk Neckarstadt-Ost. Sie hat eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Sie besitzt neben der deutschen auch die chilenische Staatsbürgerschaft. Sie ist Vorsitzende der Freunde und Förderer des Herschelbads in Mannheim.

Politischer Werdegang und Positionen

Ab 2012 engagiert sie sich als Bezirksbeirätin in der Innenstadt und im Stadtteil Jungbusch, im Mannheimer SPD-Kreisverband und auf Landesebene der Partei, wurde stellvertretende Landesvorsitzende der baden-württembergischen Jusos. Seit den Kommunalwahlen 2019 ist sie Stadträtin in Mannheim und seit Dezember 2020 stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Gemeinderat sowie Sprecherin für Stadtentwicklung und Mobilität. Im September 2022 legte sie ihr Mandat im Gemeinderat wegen der Wahl in den Bundestag nieder.[6]

Sie ist Mitglied im Landesvorstand der SPD Baden-Württemberg. Im Oktober 2020 wurde sie Bundestagskandidatin der SPD für Mannheim.[7][8] Bei der Bundestagswahl 2021 gewann Cademartori das Direktmandat im Wahlkreis Mannheim (275) mit 26,35 Prozent[9] zu 22,53 Prozent der Erststimmen gegen die Erstunterlegene Melis Sekmen (Bündnis 90/Die Grünen).[10] Im 20. Deutschen Bundestag ist sie ordentliches Mitglied im Verkehrsausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss und dem Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen.[11] Im September 2023 wurde Cademartori zur verkehrspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion gewählt.[12] Sie ist Mitglied des Seeheimer Kreises.[13]

Cademartori ist für die Nutzung der Atomkraft. Im Mai 2024 sprach sie sich für die Anerkennung Palästinas als Staat durch Deutschland nach dem Beispiel anderer EU-Staaten aus.[14]

Weblinks

Einzelnachweise