Marialith

Mineral, Gerüstsilikat

Marialith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Na4[Cl|Al3Si9O24],[3] ist also chemisch gesehen ein Natrium-Gerüstalumosilikat mit Chlor als zusätzlichem Anion.

Marialith
Ein 2,3 cm langer, gelblicher Marialithkristall aus der Marmorlagerstätte Morogoro, Uluguru-Gebirge, Tansania
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Mar[1]

Andere Namen

Mizzonit von Pianura[2]

Chemische FormelNa4[Cl|Al3Si9O24][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/J.13
VIII/J.13-010

9.FB.15
76.03.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemtetragonal
Kristallklasse; Symboltetragonal-dipyramidal 4/m[4]
Raumgruppe (Nr.)I4/m[3] (Nr. 87)
Gitterparametera = 12,05 Å; c = 7,57 Å[3]
FormeleinheitenZ = 2[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte5,5 bis 6[5]
Dichte (g/cm3)gemessen: 2,50 bis 2,62; berechnet: [2,54][5]
Spaltbarkeitdeutlich nach {100}, {110}[5]
Bruch; Tenazitätuneben bis muschelig
Farbefarblos, weiß, grau, rosa bis violett, blau, gelb, braun, orangebraun
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchsichtig bis undurchsichtig
GlanzGlasglanz, Perlglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnω = 1,539 bis 1,550
nε = 1,532 bis 1,541[6]
Doppelbrechungδ = 0,007 bis 0,009[6]
Optischer Charaktereinachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Besondere MerkmaleFluoreszenz

Marialith entwickelt meist prismatische Kristalle mit flachen, pyramidalen Enden mit glasglänzenden Oberflächen, aber auch säulige oder körnige bis massige Mineral-Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder multikristalliner Ausbildung kann es allerdings auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue, rosa bis violette, blaue, gelbe, braune oder orangebraune Farbe annehmen. Seine Strichfarbe ist allerdings immer Weiß.

Besondere Eigenschaften

Unter UV-Licht zeigen manche Marialithe eine orange bis hellgelbe oder rote Fluoreszenz.[5]

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Marialith bei Pianura in den Phlegräischen Feldern in der italienischen Provinz Neapel.

Ursprünglich war der Name Marialith von Ryllo für einen weißen Berzellin von Albano vergeben worden. Gerhard vom Rath konnte jedoch 1866 nachweisen, dass Berzelin mit dem bereits bekannten Haüyn identisch war. Berzelin als eigenständiges Mineral musste also gestrichen werden und entsprechend verlor auch die Varietätsbezeichnung Marialith ihre Bedeutung.[7]

Vom Rath schlug den freigewordenen Namen Marialith als Bezeichnung für ein bei Pianura neu entdecktes Mineral vor, das er selbst aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Mizzonit vorläufig als Mizzonit von Pianura bezeichnete.[2]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Marialith zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Kalborsit, Mejonit, Sarkolith und Silvialith eigenständige „Skapolith-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/J.13 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Marialith ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zusätzlichen Anionen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Mejonit und Silvialith die „Skapolithgruppe“ mit der System-Nr. 9.FB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Marialith in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“ ein. Hier ist er zusammen mit Mejonit und Silvialith in der „Skapolithgruppe“ mit der System-Nr. 76.03.01 innerhalb der Unterabteilung „76.03 Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter mit anderen Be/Al/Si-Gittern“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Marialith bildet sich in durch Regionalmetamorphose umgeformten Gesteinen wie Marmor, kalkhaltigen Gneisen, Granuliten und Grünschiefer. Ebenso ist er in einigen Skarnen und Pegmatiten sowie in pneumatolytisch oder hydrothermal umgewandelten Eruptivgesteinen zu finden. Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Plagioklase, Granate, Pyroxene, Amphibole, Apatite sowie Titanit und Zirkon.

Als seltene Mineralbildung konnte Marialith bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Als bekannt gelten rund 95 Fundorte.[8] Neben seiner Typlokalität Pianura trat das Mineral noch bei Soccavo in den Phlegräischen Feldern, bei Ercolano und Sant’Anastasia nahe dem Monte Somma, auf Procida und bei Lavorate (Salerno) in Kampanien; bei Val di Fà im Valcamonica in der Lombardei und in der „Cape Arco Mine“ bei Porto Azzurro auf Elba auf.

In Österreich fand man das Mineral bei einem Spodumen-Versuchsabbau am Brandrücken in Kärnten (siehe auch Bergbau in Kärnten).

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Brasilien, Chile, China, Frankreich, Japan, Kanada, Nepal, Norwegen, Russland, Schweden, Spanien, Südafrika, Tansania, Tschechien, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten (USA).[6]

Kristallstruktur

Marialith kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I4/m (Raumgruppen-Nr. 87)Vorlage:Raumgruppe/87 mit den Gitterparametern a = 12,05 Å und c = 7,57 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Marialite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise