Mariinskit

Mineral aus der Olivin-Gruppe

Mariinskit (IMA-Symbol Mii[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der Summenformel BeCr2O4 und damit chemisch gesehen ein Beryllium-Chrom-Oxid. Das Mineral kann chemisch auch als Berylliumchromat(III) bzw. Berylliumchromit angesehen werden[4] und ist zudem das Chromanalogon von Chrysoberyll (BeAl2O4) sowie das Berylliumanalogon von Chromit (FeCr2O4).

Mariinskit
Mariinskit-Körner (grün) in der Matrix aus Glimmerchromit.
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2011-057[1]

IMA-Symbol

Mii[2]

Chemische FormelBeCr2O4[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

IV/B.07-015
Kristallographische Daten
Kristallsystemorthorhombisch
Kristallklasse; Symbolorthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
RaumgruppePnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62[3]
Gitterparametera = 9,727(3) Å; b = 5,619(1) Å; c = 4,499(1) Å[3]
FormeleinheitenZ = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte8,5 (VHN150 = 1725 kg/mm2)
Dichte (g/cm3)4,25
Spaltbarkeitkeine
Bruch; Tenazitätmuschelig
Farbedunkelgrün
Strichfarbehellgrün
Transparenzdurchscheinend, in dünnen Schichten durchsichtig
Glanzstarker Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 2,05(1)
nβ = 2,09(3)
nγ = 2,15(1)
Doppelbrechungδ = nicht definiert
Optischer Charakterzweiachsig positiv
Achsenwinkel2V = 80 ± (10)° (berechnet 80,5°)
Pleochroismussichtbar: X = smaragdgrün; Y = gelbgrün; Z = grünlichgelb

Mariinskit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form unregelmäßiger Körner von 0,01 bis 0,3 Millimeter Größe von dunkelgrüner bis smaragdgrüner Farbe bei hellgrüner Strichfarbe gefunden werden. In einigen Fällen fanden sich auch pseudohexagonale Kristallformen, die denen von Chrysoberyllzwillingen ähneln. Das Mineral ist meist durchscheinend und nur in dünnen Schichten durchsichtig. Die Kristallflächen weisen einen starken, glasähnlichen Glanz auf.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Mariinskit in der Smaragd-Lagerstätte „Mariinskoye“ bei Malyschewa in der russischen Oblast Swerdlowsk (Ural). Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch L. A. Pautow, M. P. Popow, Ju. W. Jerochin, W. W. Chiller, W. Ju. Karpenko (russisch Л. А. Паутов, М. П. Попов, Ю. В. Ерохин, В. В. Хиллер, В. Ю. Карпенко), die das Mineral nach dessen Typlokalität benannten.

Das Mineralogenteam sandte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 2011 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 2011-057[1]), die den Mariinskit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung erfolgte 2012 im russischen Fachmagazin Sapiski Wsessojusnogo Mineralogitscheskogo Obschtschestwa (russisch Записки Всесоюзного Минералогического Общества) und im Jahr darauf im englischsprachigen Fachmagazin Geology of Ore Deposits.

Klassifikation

Da der Mariinskit erst 2011 als eigenständige Mineralart anerkannt wurde, ist er in der von der IMA zuletzt 2009 aktualisierten[5] Mineralsystematik nach Strunz (9. Auflage) noch nicht verzeichnet. Auch die Systematik der Minerale nach Dana kennt den Mariinskit bisher nicht.

Da es sich beim Mariinskit jedoch um ein dem Chrysoberyll sehr nahe verwandtes Mineral handelt, wird Mariinskit voraussichtlich ebenfalls der Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare und dort der Unterabteilung „Mit kleinen und mittelgroßen Kationen“ zugeordnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen allerdings der Form nach noch an der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/B.07-15. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)“, wo Mariinskit zusammen mit Chrysoberyll, Ferrotaaffeit, Magnesiotaaffeit und Swedenborgit die unbenannte Gruppe IV/B.07 bildet.[6]

Kristallstruktur

Mariinskit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnma (Raumgruppen-Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62 mit den Gitterparametern a = 9.727(3) Å; b = 5.619(1) Å; c = 4.499(1) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

Mariinskit bildete sich in Chromitit, einem magmatischen ultramafischen Gestein, das hauptsächlich aus dem Mineral Chromit besteht. Als Begleitmineral traten Fluorphlogopit, chromhaltiger Muskovit, Eskolait und Turmalin auf.

Seine Typlokalität, die Smaragd-Lagerstätte „Mariinskoye“ in Russland ist bisher auch der weltweit einzige bekannte Fundort für Mariinskit.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Л. А. Паутов, М. П. Попов, Ю. В. Ерохин, В. В. Хиллер, В. Ю. Карпенко: Мариинскит BeCr2O4новый Минерал – Хромовый Аналог Хризоберилла. Band 141, Nr. 6, 2012, S. 43–62 (russisch, rruff.info [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 30. Dezember 2022] englische Übersetzung: L. A. Pautov, M. P. Popov, Y. V. Erokhin, V. V. Khiller, V. Y. Karpenko: Mariinskite, BeCr2O4, a new mineral, chromium analogue of chrysoberyl. In: Zapiski Rossiiskogo Mineralogicheskogo Obshchetstva.).
  • L. A. Pautov, M. P. Popov, Yu. V. Erokhin, V. V. Khiller, V. Yu. Karpenko: Mariinskite, BeCr2O4, a New Mineral, Chromium Analog of Chrysoberyl. In: Geology of Ore Deposits. Band 55, Nr. 8, 2013, S. 648–662, doi:10.1134/S1075701513080096 (englisch, rruff.info [PDF; 4,1 MB; abgerufen am 30. Dezember 2022]).
  • Dmitriy Belakovskiy, G. Diego Gatta, Fernando Cámara: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 99, Nr. 1, 2014, S. 246–247, doi:10.2138/am.2014.629 (englisch, pubs.geoscienceworld.org [PDF; 4,7 MB; abgerufen am 30. Dezember 2022]).

Weblinks

Commons: Mariinskite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise