Nantokit

seltenes Mineral, Kupfer(I)-chlorid

Nantokit, veraltet auch Kupferchlorür, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“ mit der chemischen Zusammensetzung CuCl[3] und damit chemisch gesehen Kupfer(I)-chlorid.

Nantokit
Nantokit mit grünlicher Verwitterungskruste aus der Typlokalität Carmen Bajo Mine, Nantoko, Región de Atacama, Chile (Größe: 5,2 cm × 4,3 cm × 2,3 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ntk[1]

Andere Namen

Kupferchlorür[2]

Chemische FormelCuCl
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/A.01a
III/A.01-010

3.AA.05
09.01.07.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemkubisch
Kristallklasse; Symbolhexakistetraedrisch; 43m
RaumgruppeF43m (Nr. 216)Vorlage:Raumgruppe/216[3]
Gitterparametera = 5,42 Å[3]
FormeleinheitenZ = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte2,5[4]
Dichte (g/cm3)gemessen: 3,93 bis 4,3; 4,136 (synthetisch); berechnet: 4,22[4]
Spaltbarkeitfehlt[5]
Bruch; Tenazitätmuschelig; sektil[4]
Farbefarblos bis weiß, durch Verwitterung grün anlaufend
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchsichtig bis durchscheinend
GlanzDiamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindexn = synthetische Kristalle n = 1,930(5)[6]
Doppelbrechungüblicherweise keine, jedoch anomale Anisotropie möglich[6]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhaltenan der Luft schnell zu Atacamit oder Paratacamit verwitternd

Nantokit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, entwickelt aber nur winzige Kristalle von einigen Mikrometern bis maximal einem Millimeter Größe, daher findet er sich meist in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate oder krustiger Überzüge. In reiner Form sind frische Proben vom Nantokit farblos und durchsichtig mit diamantähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß oder grau erscheinen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Nantokit durch den Ingenieur Albert Herrmann in der Carmen Bajo Mine bei Nantoko (Provinz Copiapó) in der chilenischen Región de Atacama und beschrieben 1868 durch August Breithaupt, der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.[2]

Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg aufbewahrt (Katalog-Nr. 12013 / M 1,7).[7]

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Nantokit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Einfachen Halogenide“, wo er zusammen mit Marshit und Miersit die „Miersit-Reihe“ mit der System-Nr. III/A.01a innerhalb der „Miersit-Jodargyrit-Gruppe“ bildete.

Im überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. III/A.01-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Einfache Halogenide“, wo Nantokit zusammen mit Marshit und Miersit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[5]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nantokit dagegen in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Einfachen Halogenide ohne H2O“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis von Metall zum jeweiligen Halogen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : X = 1 : 1 und 2 : 3“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Nantokitgruppe“ mit der System-Nr. 3.AA.05 und den weiteren Mitgliedern Marshit und Miersit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nantokit in die Klasse und dort in die gleichnamige Abteilung der „Halogenide“ ein. Auch hier ist er zusammen mit Marshit und Miersit in der „Nantokit-Reihe“ mit der System-Nr. 09.01.07 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie und wasserhaltige Halogenide mit der Formel AX“ zu finden.

Kristallstruktur

Nantokit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe F43m (Raumgruppen-Nr. 216)Vorlage:Raumgruppe/216 mit dem Gitterparameter a = 5,42 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften

Das Mineral ist instabil und überzieht sich ungeschützt an feuchter Luft relativ schnell mit einer grünlichen Kruste aus Atacamit (Cu2Cl(OH)3) oder Paratacamit (Cu2(Cu,Zn)(OH)6Cl2). Selbst in zugeschmolzenen Glasröhrchen ist diese Verwitterung nicht hundertprozentig aufzuhalten.[2]

Bildung und Fundorte

Nantokit bildet sich meist sekundär in hydrothermalen, kupferhaltigen Lagerstätten, kann aber selten auch als Sublimationsprodukt aus vulkanischen Gasen oder in der Oxidationszone von ariden Kupferlagerstätten[9] entstehen. Als Begleitmineral können je nach Fundort neben Atacamit und Paratacamit unter anderem noch Cerussit, Claringbullit, Cuprit, Hämatit und gediegen Kupfer auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Nantokit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 30 Fundorte als bekannt gelten.[10] Seine Typlokalität Carmen Bajo Mine bei Nantoko ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Chile.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist die Kupfer-Silberhütte „Gottesbelohnung“ bei Hettstedt in Sachsen-Anhalt.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind Broken Hill (New South Wales) und Cloncurry (Queensland) in Australien, Avyssalos auf Serifos und Lavrio in der Region Attika in Griechenland, Padritola im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, verschiedene Fundpunkte am Monte Somma (Kampanien), bei Carpenara (Val Varenna, Ligurien), Campiglia Marittima und Piombino (Toskana) in Italien, Schesqasghan (Dzhezkazgan) in Kasachstan, Mapimí und San José im Municipio Villagrán (Tamaulipas) in Mexiko, Bou Skour im Jbel Sarhro in Marokko, Chrzanów und Bytom in Polen, Tscheljabinsk (Ural) in Russland, Huércal-Overa in der spanischen Provinz Almería, Krupka (Böhmen) in Tschechien, Trewellard im Bergbaurevier St Just, Cornwall (England) im Vereinigten Königreich sowie Bisbee (Arizona), Stamford (Connecticut), Mass City (Michigan), Steeple Rock im Grant County (New Mexico) und Balmat (New York) in den Vereinigten Staaten von Amerika.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Verhandlungen des Bergmännischen Vereins zu Freiberg. Sitzung vom 10. October 1867. In: Bruno Kerl, Friedrich Wimmer (Hrsg.): Berg- und Huettenmaennische Zeitung. Nr. 1, Jahrgang XXVII, 1. Januar 1968, S. 3 (rruff.info [PDF; 509 kB; abgerufen am 21. Dezember 2019]).
  • August Breithaupt: Nantokit. In: G. Leonard, H. B. Geinitz (Hrsg.): Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Schweizerbart, Stuttgart 1872, S. 814–816 (rruff.info [PDF; 375 kB; abgerufen am 21. Dezember 2019]).

Weblinks

Commons: Nantokite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise