Proshchenkoit-(Y)

Mineral aus der Vicanit-Gruppe

Proshchenkoit-(Y) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung (Y,REE,Ca,Na,Mn)15Fe2+Ca(P,Si)Si6B3(O,F)48.

Proshchenkoit-(Y)
Einige Proshchenkoit-(Y)-Körner aus Tommot, Jakutien, Russland (Größe der Körner bis 0,3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2008-007[1]

IMA-Symbol

Pck-Y[2]

Chemische Formel(Y,REE,Ca,Na,Mn)15Fe2+Ca(P,Si)Si6B3(O,F)48
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/B.33-026

9.AJ.35
54.03.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystemtrigonal
Kristallklasse; Symbolditrigonal-pyramidal; 3m[3]
RaumgruppeR3m (Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160
Gitterparametera = 10,75 Å; c = 27,40 Å Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
FormeleinheitenZ = 3 Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte5
Dichte (g/cm3)gemessen: 4,72; berechnet: 4,955
Spaltbarkeitkeine
Bruch; Tenazitätuneben bis muschelig, spröde
Farbebräunlich bis rötlich, in Fragmenten orangegelb
Strichfarbehellbraun
Transparenzdurchsichtig bis durchscheinend
GlanzGlasglanz bis Fettglanz
Radioaktivitätschwach radioaktiv
Kristalloptik
Brechungsindizesnω = 1,734(2)
nε = 1,728(2)
Optischer Charaktereinachsig negativ

Proshchenkoit-(Y) kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und konnte bisher nur in Form körniger Aggregate mit unregelmäßig geformten, durchsichtigen bis durchscheinenden Einzelkristallen von bräunlicher bis rötlicher Farbe bei hellbrauner Strichfarbe gefunden werden.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Proshchenkoit-(Y) bereits 1966 im Tommot-Massiv in der nordöstlichen Republik Sacha (Jakutien) der heutigen Russischen Föderation und als Fund auch beschrieben, jedoch ohne Namensvergabe. Analysiert, vollständig beschrieben und als neues Mineral der Vicanitgruppe erkannt wurde es erst 2008 von Gunnar Raade, Joel D. Grice, M. Erambert, Per Kristiansson und Thomas Witzke, die das Mineral nach dessen Entdecker, dem russischen Mineralogen Jewgeni Grigorjewitsch Proschtschenko (russisch: Евгений Григорьевич Прощенко, 1929–1996) benannten.

Von der International Mineralogical Association (IMA) wurden das Mineral und der gewählte Name Proshchenkoit-(Y) noch im selben Jahr unter der internen Eingangs-Nr. IMA2008-007 anerkannt. Typmaterial des Minerals befindet sich im Naturhistorisk Museum (Natural History Museum, University of Oslo, Register-Nr. 42029)

Klassifikation

Da der Proshchenkoit-(Y) erst 2008 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 2001 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz nicht aufgeführt.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Proshchenkoit-(Y) in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen sowie der Koordinationszahl der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung der „Inselsilikate mit BO3 Triangeln und/oder B[4]-, Be[4]-Tetraedern, eckenteilend mit SiO4“ zu finden ist, wo es zusammen mit Hundholmenit-(Y), Okanoganit-(Y) und Vicanit-(Ce) die „Vicanitgruppe“ mit der System-Nr. 9.AJ.35 bildet.

Auch die überwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Proshchenkoit-(Y) in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Inselsilikate: Borosilikate und einige Beryllosilikate mit (BO3)“ ein. Hier ist er, ebenfalls zusammen mit Vicanit-(Ce) und Hundholmenit-(Y), in der „Vicanitgruppe“ mit der System-Nr. 54.03.01 innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: Borosilikate und einige Beryllosilikate“ zu finden.

Chemismus

Die Analyse des erhaltenen Materials aus der Selten-Erd- und Niob-Lagerstätte Tommot (Jakutien) ergab folgende empirische Formel:

(Y3,70REE7,54Ca1,55Na1,16Mn0,77Th0,10Pb0,01)Σ14,83 (Fe0,832+Mn0,15Ti0,02)Σ1,00 Ca1,00 (P0,70Si0,26As0,04)Σ1,00 Si6,05 B3,20 (O34,55F13,45)Σ48

Diese kann sich allerdings je nach Zusammensetzung weiterer Proben geringfügig ändern.

Kristallstruktur

Proshchenkoit-(Y) kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160 mit den Gitterparametern a = 10,75 Å und c = 27,40 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Eigenschaften

Proshchenkoit-(Y) ist durch seinen Gehalt an Metallen der Seltenen Erden von bis zu 40 % sowie an Thorium von bis zu 0,9 % als schwach radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 387 Bq/g[3] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Bildung und Fundorte

Proshchenkoit-(Y) bildet sich in Pegmatiten, oft als Einschlüsse in kristallinen Schiefern und Aegirin-Gneis. In diesen ist er meist verstreut in nesterförmigen Ablagerungen oder dünnen Äderchen zu finden. Begleitminerale sind unter anderem Alkaliamphibole, Britholith-(Ce), Chevkinit-(Ce), Fergusonit, Fluorit, Gadolinit, Molybdänit und Pyrit.

Bisher (Stand: 2010) konnte das Mineral nur an seiner Typlokalität Tommotskii-Massiv (Jakutien) nachgewiesen werden.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Gunnar Raade, Joel D. Grice, Muriel Erambert, Per Kristiansson, Thomas Witzke: Proshchenkoite-(Y) from Russia - a new mineral species in the vicanite group: descriptive data and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band 72, 2008, S. 1071–1082, doi:10.1180/minmag.2008.072.5.1071.

Weblinks

Commons: Proshchenkoite-(Y) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise