Radolfzeller Münster

Kirchengebäude in Deutschland

Das Radolfzeller Münster oder Münster Unserer Lieben Frau in Radolfzell am Bodensee ist eine dreischiffige, achtjochige Pfeilerbasilika aus der Spätgotik.

Radolfzeller Münster, 2016
Münster Radolfzell - Inneres

Geschichte

Mit dem Bau des Radolfzeller Münsters wurde 1436 begonnen; von dem vermutlich romanischen Vorgängerbau und der Anlage von Bischof Radolt von Verona († 847) gibt es keine Reste. 1488 war der Bau vorläufig abgeschlossen und der Chor wurde geweiht.

In den Jahren 1510 bis 1516 wurde das Langhaus erhöht. Von 1550 bis 1552 wurden die Seitenschiffe eingewölbt, die 1554 mit gotischer Malerei verziert wurden (sichtbar im Joch beim hinteren Eingang vom Marktplatz her). Im Münster befindet sich das Epitaph des Ritters Wolf von Homburg aus dem Jahr 1567.

1713 bekam das Mittelschiff ein barockes Stichkappengewölbe. Aus der Barockzeit stammte auch ein neuer Hochaltar, der 1897 von einem neugotischen Altar von Josef Eberle ersetzt wurde. Das barocke Altarbild (Geburt Christi) von Joseph Glyckher befindet sich noch im Münster. Ebenfalls barock sind der Rosenkranzaltar von David Zürn (1648) und die Hausherrenkapelle (um 1750).

Die heutige Gestalt des Turmes stammt aus den Jahren 1902/1903. Mit einer Höhe von 82 m ist er der höchste Kirchturm am Bodensee.

Die bisher letzte Renovierung erfolgte in den Jahren 1982 bis 1998. Am 14. Oktober 2008 wurde zur Erhaltung des Münsters der Münsterbauverein Radolfzell gegründet.

Seit 1. Dezember 2009 erstrahlt das Münster nachts in neuem Licht, zu dem der französische Lichtkünstler Roland Jéol das Konzept entwickelt hat. Die Lichtkunst an diesem stadtprägenden Bauwerk ist Teil eines Lichtkonzepts für die ganze Innenstadt.

Radolfzeller Münster mit dem alten Turm; rechts die alte Schule (Österreichisches Schlösschen). Ansichtskarte, um 1900
Radolfzeller Münster mit neuem Turm (1903). Ansichtskarte, um 1915
Münster Radolfzell - Der neugotische Hochaltar

Ausstattung

Kreuzigungsgruppe des Radolfzeller Münsters beim Papstbesuch 2011 in Freiburg
Orgelprospekt

Kreuzigungsgruppe

Die Kreuzigungsgruppe, die sich aus den Figuren Christus am Kreuz, Muttergottes und Jünger Johannes zusammensetzt, ist ein Werk des Bildhauers Hans Schenck (* um 1580/1590 in Konstanz; † 1648). Er wirkte von Konstanz aus im ganzen westlichen Bodenseeraum. So wurde er auch nach Radolfzell berufen. Dafür gab ihm der Konstanzer Stadtrat ein auf 1622 datiertes Empfehlungsschreiben mit, das im Konstanzer Stadtarchiv erhalten ist. Damit dürfte jenes Jahr auch der Zeitraum sein, in dem Hans Schenck das Meisterwerk aus dem Radolfzeller Münster schuf.[1]

Für eine Messe während des Papstbesuchs im Jahr 2011 wurde die Kreuzigungsgruppe nach Freiburg im Breisgau transportiert.[2]

Orgel

Die Orgel wurde 1997 von Mönch Orgelbau (Überlingen) geschaffen und in das vorhandene historische Gehäuse eingebaut, 2023 wurden eine Setzeranlage und das Pedalregister Quintbaß 1023′ hinzugefügt. Das Instrument hat 40 klingende Register (2558 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal, die teilweise aus Vorgängerinstrumenten aus den Jahren 1903 (Wilhelm Schwarz & Sohn, Überlingen) und 1954 stammen. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[3]

I Hauptwerk C–g3

1.Bourdon16′
2.Principal8′
3.Gamba8′
4.Flöte8′
5.Gedeckt8′
6.Octave4′
7.Rohrflöte4′
8.Superoctave2′
9.Mixtur IV2′
10.Cornett III-V8′
11.Trompete8′
12.Clairon4′
II Schwellwerk C–g3
13.Geigenprincipal8′
14.Salicional8′
15.Vox cœlestis8′
16.Liebl. Gedeckt8′
17.Fugara4′
18.Flaut travers4′
19.Nasard223
20.Octavin2′
21.Terz135
22.Mixtur IV223
23.Trompete harm.8′
24.Oboe8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
25.Bourdon8′
26.Flaut amabile8′
27.Principal4′
28.Blockflöte4′
29.Piccolo2′
30.Larigot113
31.Sifflet1′
32.Clarinette8′
Tremulant
Pedal C–f1
33.Principalbaß16′
34.Subbaß16′
35.Bourdon (Nr. 1)16′
36.Quintbaß1023
37.Octavbaß8′
38.Violoncello8′
39.Tenoroctave4′
40.Posaune16′
41.Trompete8′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, II 16′/II, II 4′/P
  • Spielhilfen: Setzeranlage

Glocken

Münster Radolfzell - Der mächtige 82 Meter hohe Turm

Das Glockengeläut im ehemals stählernen Glockenstuhl des Radolfzeller Münsters bestand aus sieben Glocken, die 1953 von der Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen wurden. 2014 wurde der stählerne Glockenstuhl durch einen hölzernen ersetzt und das Geläut um die zwei kleinsten Glocken der Gießerei Rüetschi in Aarau erweitert.[4][5]

Nr.Name
DurchmesserGewichtSchlagton
1Hausherren-Glocke1770 mm3900 kgb0
2Radoltus-Glocke1470 mm2200 kgdes1
3Kriegergedächtnis-Glocke1300 mm1534 kges1
4Marien-Glocke1150 mm1043 kgf1
5Heimkehrer-Glocke1080 mm0870 kgges1
6Papst-Pius-Glocke0960 mm0587 kgas1
7Kinder-Tauf-Glocke0900 mm0497 kgb1
8Sebastian-Glocke0750 mm0290 kgdes2
9Ulrika-Nisch-Glocke0640 mm0210 kges2
Commons: Radolfzeller Münster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

47° 44′ 14,1″ N, 8° 58′ 10,9″ O