Ricinin

chemische Verbindung

Ricinin ist ein giftiger Inhaltsstoff aus dem Rizinusbaum (Ricinus communis),[4] es gehört zur Gruppe der Pyridin-Alkaloide und ist neben dem hochgiftigen Polypeptid Ricin verantwortlich für die Giftigkeit der Pflanze. Ricinin kommt in allen Teilen der Pflanze vor und hat unter anderem insektizide Wirkung. Beim Menschen greift es die Leber und Nieren an und kann tödliche Vergiftungen verursachen. Die Samen enthalten etwa 0,2 % des Alkaloids.[5] Im Gegensatz zu Ricin lässt sich Ricinin nicht durch Hitzebehandlung neutralisieren. Um daher Presskuchen der Rizinuskerne als Tierfutter zu verwerten, muss Ricinin nach Zerstörung des Ricins durch aufwändige Extraktion entfernt werden, siehe auch Rizinusöl.

Strukturformel
Struktur von Ricinin
Allgemeines
NameRicinin
Andere Namen
  • 4-Methoxy-1-methyl-2-oxo-1,2-dihydropyridin-3-carbonitril (IUPAC)
  • 1,2-Dihydro-4-methoxy-1-methyl-2-oxonicotinsäurenitril
  • 3-Cyano-4-methoxy-N-methyl-2-pyridon
SummenformelC8H8N2O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer524-40-3
EG-Nummer208-359-7
ECHA-InfoCard100.007.601
PubChem10666
ChemSpider10216
WikidataQ907865
Eigenschaften
Molare Masse164,16 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

201 °C[1]

Löslichkeit

löslich in Wasser (2,7 g·l−1)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-SätzeH: 301
P: ?
Toxikologische Daten

25 mg·kg−1 (LD50Mauss.c.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Synthetisch ist Ricinin durch Cyclisierung von 1,1-Dicyano-4-(N,N-dimethylamino)-2-methoxy-1,3-butadien und nachfolgender Methylierung herstellbar. In der Pflanze wird es über Nicotinamid als Zwischenstufe biosynthetisch erzeugt.

Gewinnung aus der Pflanze

Wie die meisten Alkaloide lässt sich auch Ricinin leicht aus dem pflanzlichen Material isolieren. Nach Extraktion der frischen zerstampften Sämlinge aus den Rizinussamen mit Chloroform und Waschen der Chloroformphase mit Ammoniaklösung erhält man nach Eindampfen einen Rückstand mit hohem Gehalt an Ricinin. Nach Entfernen der Fette und Lipide mittels Diethylether wird reines Ricinin durch wiederholtes Auflösen und Umkristallisieren aus Chloroform gewonnen.

Analytik

Der zuverlässige Nachweis und die Quantifizierung von Ricinin gelingt durch die GC/MS-Analytik nach adäquater Probenvorbereitung der zu untersuchenden Matrices.[6] Auch der Einsatz der HPLC in Kopplung mit der Massenspektrometrie wurde erfolgreich zum Nachweis von Ricinin eingesetzt.[7][8]

Literatur

  • M. Mittelbach, G. Kastner, H. Junek; Ricinin – einfach synthetisiert. In: Monatshefte für Chemie. 115(12), S. 1467–1470, 1984, doi:10.1007/BF00816346.
  • Eintrag zu Ricinin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 6. Oktober 2014.
  • G. R. Waller, L. M. Henderson: Biosynthesis of the Pyridine Ring of Ricinine. In: J. Bio. Chem. 236(4), 1961, PMID 13782834, Volltext (PDF; englisch).

Weblinks

  • Ernst Späth, Georg Koller: Die Synthese des Ricinins. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (A and B Series). 1923, Volume 56, Issue 11, S. 2454–2460, doi:10.1002/cber.19230561125.

Einzelnachweise