Bahnstrecke Elze–Löhne

Hauptbahn in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen
(Weitergeleitet von Weserbahn (Bahnstrecke))
Elze (Han)–Löhne (Westf) Pbf
Streckennummer (DB):1820
Kursbuchstrecke (DB):372
Streckenlänge:82 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Hannöversche Südbahn von Hannover
0,0Elze (Han)
Strecke nach Bodenburg
Hannöversche Südbahn nach Göttingen
4,5Mehle (Anst)
9,0Osterwald
Strecke von Salzhemmendorf
12,8Voldagsen (PV bis 2024)
13,7Marienau[1] (seit 2024)
16,6Coppenbrügge
21,0Behrensen
26,4Afferde
Strecke von Hannover
Hameln Gbf
29,0Hameln Pbf (Keilbahnhof)
Strecke nach Altenbeken
32,3Hameln-Wehl (Anst)
35,7Fischbeck
41,1Hessisch Oldendorf
43,9Schaumburg
46,9Deckbergen
Strecke von Stadthagen
ehem. Extertalbahn von Barntrup
Rinteln Nord
53,2Rinteln
55,35Landesgrenze Nds / NRW
58,7Eisbergen
61,2Veltheim (b Rinteln)
63,5Möllbergen
65,7Uffeln (Üst)
67,0Weserbrücke b Vlotho
Weser
Herforder Kleinbahn
69,5Vlotho
75,8Bad Oeynhausen Süd
von Minden
82,0Löhne (Westf) Pbf
nach Rheine
nach Hamm

Quellen: [2][3]

Die Bahnstrecke Elze–Löhne (teilweise auch Weserbahn genannt) ist eine nicht elektrifizierte und heute eingleisige Hauptbahnstrecke von Elze (Niedersachsen) über Hameln und Rinteln nach Löhne in Nordrhein-Westfalen, die von Hameln bis Vlotho zwischen Weser und Wesergebirge verläuft.

Karte
Verlauf der Bahnstrecke

Die Strecke hatte früher als Teil der Hauptstrecke von Berlin über Hildesheim, Elze, Löhne, Osnabrück, Rheine und Almelo nach Amsterdam große Bedeutung auch für den Güterverkehr. Anfang der 1980er Jahre wurde die vormals zweigleisige Hauptbahn auf ein Gleis zurückgebaut.[4] Die Strecke kann mit bis zu 120 km/h befahren werden.

Geschichte

Von Elze bis Löhne wurde die Strecke am 19. Mai 1875 für den Güterverkehr und am 30. Juni 1875 für den Personenverkehr durch die Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft (HAE) in Betrieb genommen. Sie zielte auf die ebenfalls von der HAE geplante Bahnstrecke Hildesheim–Goslar, zwischen Elze und Hildesheim nutzten die Züge die Hannöversche Südbahn und die Bahnstrecke Lehrte–Nordstemmen, die von den Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen 1853 eröffnet wurden. Die HAE ging am 1. Januar 1880 in das Eigentum Preußens über, dem die hannoverschen Bahnstrecken schon seit 1866 gehörten. Die Abschnitte Elze–Hameln wurden 1902 und Hameln–Löhne 1908 bis 1911 zweigleisig ausgebaut.[5] Der Abschnitt Elze–Hameln war von 1892 bis 1991 Teil der ersten D-Zug-Verbindung Deutschlands, dem D 31/32 zwischen Köln und Berlin. Nachdem der Teilabschnitt Löhne–Hameln weitgehend entlang der Weser verläuft, wovon sich auch der Name ableitet, gab es Überlegungen, die Strecke bis Holzminden oder Bodenfelde zu verlängern. Aufgrund des fehlenden Bedarfs kam dies aber nicht zustande.

Zugkreuzung zweier 648 in Hessisch Oldendorf im September 2022

Da in Hildesheim der Anschluss über Goslar nach Vienenburg und damit ein Transportstrang nach Mitteldeutschland möglich war, entwickelte sich so eine wichtige Verbindung zwischen den niederländischen Seehäfen, dem Rhein-Ruhr-Gebiet und der östlichen Industrieregion. Ab 1876 mussten allerdings wegen minderwertiger Qualität neue Stahlschienen eingesetzt werden. Der Güterverkehr nahm nach der Verstaatlichung stark zu, da der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Hannover–Minden keine weitere Nutzung durch den Gütertransport zuließ.

Die Züge müssen auf dem Weg nach Hildesheim zwischen Hameln und Coppenbrügge eine starke Steigung von 1:130 bewältigen. Güterzüge brauchten dabei (oft trotz Anlaufs von Hessisch Oldendorf) bis zu eine halbe Stunde für die 13 km lange Ith-Rampe. Oft wurden Schiebelokomotiven zur Unterstützung eingesetzt. Starken Güterverkehr mit Baustoffen gab es in den 1930er Jahren auch aufgrund des Baus der heutigen Bundesautobahn 2.

Ein weiterer Ausbau wurde im Jahr 1933 wegen des Reichserntedankfestes, welches in der Nähe von Hameln stattfand, durchgeführt. Unter anderem wurde in Afferde ein neuer Bahnhof eingerichtet. Neben den Sonderzügen gab es nur sehr wenig Fernreiseverkehr auf der Weserbahn. Das Kursbuch von 1934 nannte E 287/288 von Bad Bentheim nach Hameln zum D 31/32 und E 133/134 Hildesheim–Löhne aus.[6]

Entwicklung nach der deutschen Teilung

Die Bedeutung der Strecke nahm unter anderem wegen der Verlagerung der Verkehrsströme durch die Innerdeutsche Grenze sowie Elektrifizierung der Strecken Hannover–Minden und Minden–Löhne ab 1968 stark ab. Des Weiteren hatte die Zunahme des motorisierten Individualverkehrs ab den 1960er Jahren negative Auswirkungen. Zahlreiche Bahnhöfe und Haltepunkte, besonders zwischen Hameln und Vlotho, wurden geschlossen, von denen auch heute Fischbeck, Eisbergen oder Veltheim für die Erschließung des oberen Wesertales wichtig sein könnten. In den 1980er Jahren wurde außerdem die gesamte Stilllegung diskutiert. Der Bahnhof Bad Oeynhausen Süd wurde zu einem einfachen eingleisigen Haltepunkt umgebaut und die Fußgänger-Unterführung geschlossen, wodurch immerhin ein behindertengerechter ebenerdiger Zugang entstand.

Strecke als Güterumfahrung von Hannover

Im Zuge der Aufstellung des Bundesverkehrswegeplans 2003 prüfte das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Pläne, die Achse Braunschweig – Hameln – Löhne als Südumfahrung des Eisenbahnknotens Hannover für den Güterverkehr zweigleisig auszubauen. Im Ergebnis wurde dieses Projekt als laufende Nr. 7 in den Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2003 aufgenommen.[7]

In dem am 11. November 2010 veröffentlichten Ergebnis der Bedarfsplanüberprüfung für die Bundesschienenwege wurde die Südumfahrung des Eisenbahnknotens Hannovers über die Weserbahn mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 2,5 bewertet.[8] Als zweite Baustufe dieses Projektes sind ein zweigleisiger Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke vorgesehen. Gegen diese Planung gab es zum Beispiel in Bad Oeynhausen Widerspruch, weil eine Verlärmung der Südstadt und des Kurgebiets befürchtet wurde.[9] Aufgrund der erwarteten erheblichen Zunahme des Bahnlärms formierte sich gegen dieses unter dem Namen „Planfall 33“ bekannt gewordene Vorhaben weiterer Widerstand in betroffenen Städten und Gemeinden.[10]

Im Zuge der Erstellung des Bundesverkehrswegeplans 2030 wurden der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke aufgrund eines Nutzen-Kosten-Verhältnisses von 0,5 mit „kein Bedarf“ eingestuft und damit aus dem Plan gestrichen.[11] Stattdessen soll die Bahnstrecke Hannover–Minden ausgebaut werden. Vom „Verband der Güterwagenhalter in Deutschland“ und dem „Netzwerk Europäischer Eisenbahnen“ wird der Ausbau der Bahnstrecke Elze–Löhne weiter gefordert.[12]

Die Deutsche Bahn begann im September 2023 mit dem Bau einer barrierefreien Station Marienau im Coppenbrügger Ortsteil Marienau mit einem Bahnsteig von 110 Metern Länge und 55 Zentimetern Höhe. Die neue näher am Wohngebiet liegende Station mit Zugang auf Höhe des Firmengeländes von Wini Büromöbel soll im Personenverkehr den Bahnhof Voldagsen ablösen und besser an das Busliniennetz angeschlossen werden.[13] Das Projekt wird vom Land Niedersachsen, von der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und von der Deutschen Bahn mit mehr als drei Millionen Euro finanziert. Die Eröffnung wurde zusammen mit dem Ersatz des Relaisstellwerks[14] durch ein elektronisches Stellwerk[15] im Bahnhof Voldagsen für den April 2024[veraltet] vorgesehen.[16]

Am 16. Oktober 2023 zerstörte ein Fahrzeug durch Kollision die Eisenbahnüberführung westlich des Haltepunkts Osterwald. Die Bahnstrecke zwischen Hameln und Elze musste zunächst auf unbestimmte Zeit bis zur Herstellung eines Ersatzbauwerks gesperrt werden.[17] Die Neuerrichtung einer Überführung wird (Stand: Februar 2024) für den April 2024 angesetzt.[18]

Verkehr

Zug der eurobahn in Hildesheim

Die Strecke wird durch die Regionalbahn-Linie RB 77, die auch als „Weser-Bahn“ bezeichnet wird, von Herford nach Hildesheim mit Durchbindung nach Bodenburg im Stundentakt bedient.

ZugtypLinieLinienverlaufFrequenz
Regionalbahn77Hildesheim – Emmerke – Nordstemmen – Elze – Osterwald – Marienau – Coppenbrügge – Hameln – Hessisch Oldendorf – Rinteln – Vlotho – Bad Oeynhausen Süd – Löhne – Herford

(kursive Haltestellen sind Teil der Weser-Bahn und gehen über die Bahnstrecke Elze–Löhne hinaus)

stündlich

Durchgeführt wurde der Personennahverkehr zwischen Dezember 2003 und Dezember 2011 von der eurobahn, die die auf acht Jahre angesetzte Ausschreibung für sich entschieden hatte. Sie setzte Alstom-Coradia-LINT-Dieseltriebwagen der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) ein, die eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 62 km/h ermöglichten.

Im Dezember 2006 konnte die Reisezeit durch den Wegfall von Aufenthaltszeiten in Hameln und Rinteln um 30 Minuten verkürzt werden. Im Abschnitt Löhne–Hameln wurde das Angebot von einem Zweistundentakt zu einem Stundentakt verdichtet. Durch die Angebotsverbesserungen und den Infrastrukturausbau sind die Fahrgastzahlen bis 2008 auf der Weserbahn um 30 Prozent gestiegen. Mit dem Fahrplanwechsel Dezember 2017 wurde auf dem Abschnitt Hameln–Hildesheim das Angebot in den Tagesrandlagen um zusätzliche Fahrten erweitert. Seit Dezember 2021 enden alle Fahrten in den Tagesrandlagen aus Richtung Hildesheim nicht mehr in Hameln, sondern sind bis Löhne durchgebunden.

Die erneute Ausschreibung der Leistungen für die nächsten zehn Jahre ab Dezember 2011 hatte die NordWestBahn gewonnen. Sie übernahm dazu die Coradia LINT-Triebwagen der LNVG von der eurobahn, rüstete sie für ihre Zwecke um und versah sie mit WLAN, Steckdosen und USB-Anschlüssen.

Seit Dezember 2021 werden die Leistungen der Linie RB77 gemeinsam mit denen der Linien RB37/38/79 von Regionalverkehre Start Deutschland erbracht. Im Zuge dessen werden weiterhin die Fahrzeuge vom Typ Alstom Coradia Lint 41 eingesetzt und dabei in Fahrzeugen ohne WLAN und Steckdosen selbige nachgerüstet.[19]

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 wurde das Fernzugangebot zwischen dem Ruhrgebiet sowie zwischen Amsterdam und Berlin verändert. Dies hat zur Folge, dass in Löhne die Züge der Linie RB 77 keinen kurzen Anschluss mehr Richtung Bielefeld haben. Daher wurde die Linie RB 77 ab Dezember 2023 nicht mehr nach Bünde, sondern dauerhaft nach Herford durchgebunden und dort in den Taktknoten mit Anschlüssen nach Bielefeld, Paderborn und Hengelo eingebunden.[20]

Überlegungen, die Regionalexpresslinie 50, welche aktuell die zusammenhängenden Strecken Wolfsburg–Braunschweig und Braunschweig–Hildesheim bedient, bis Hameln durchzubinden,[21] wurden im Deutschlandtakt und den Plänen des Aufgabenträgers Regionalverband Großraum Braunschweig nicht weiter verfolgt.

Zukunft

Die Elektrifizierung des Abschnitts Hameln–Elze ist im vordringlichen Bedarf laut Bundesverkehrswegeplan 2030. Damit wird die Voraussetzung für eine südliche Umfahrung des Knotens Hannover sowie des Engpassbereiches Lehrte–Braunschweig durch Güterzüge der Relation Ruhrgebiet–Mitteldeutschland geschaffen.[22] Außerdem sollen zwei zusätzliche Kreuzungsbahnhöfe gebaut werden.[23] Bis Anfang 2025 soll die Vorplanung erstellt werden.

Literatur

  • Michael Bahls: Die Hannover-Altenbekener Eisenbahn. Kenning, Nordhorn 2006, ISBN 3-927587-77-X.
  • Josef Högemann: Im Schatten der Magistrale. Die Weserbahn. In: Rudolf Heym (Hrsg.): LokMagazin. 59. Jahrgang, Nr. 462. Geramond Verlag, München März 2020, S. 87–93.

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Elze–Löhne – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise