(2867) Steins

Asteroid des Hauptgürtels
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(2867) Steins ist ein Asteroid des inneren Hauptgürtels, der am 4. November 1969 vom sowjetischen Astronomen Nikolai Stepanowitsch Tschernych am Krim-Observatorium in Nautschnyj bei einer Helligkeit von 17 mag entdeckt wurde. Nachträglich konnte der Asteroid bereits auf Aufnahmen gefunden werden, die am 28. November 1951 am Palomar-Observatorium in Kalifornien und am 21. August 1954 am Observatorio Astronómico de La Plata in Argentinien gemacht worden waren. Nach der Entdeckung in Nautschnyj konnte er erst 10 Jahre später am gleichen Observatorium erneut aufgefunden werden.

Asteroid
(2867) Steins
Aufnahme durch die Raumsonde Rosetta
Aufnahme durch die Raumsonde Rosetta
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 13. September 2023 (JD 2.460.200,5)
OrbittypInnerer Hauptgürtel
Große Halbachse2,364 AE
Exzentrizität

0,145

Perihel – Aphel2,021 AE – 2,706 AE
Neigung der Bahnebene9,9°
Länge des aufsteigenden Knotens55,3°
Argument der Periapsis251,1°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs26. August 2023
Siderische Umlaufperiode3 a 232 d
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit19,27 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser5,2 ± 0,2 km
Abmessungen6,67 × 5,81 × 4,47 km[1]
Albedo0,30
Rotationsperiode6 h 2 min 56 s
Absolute Helligkeit13,2 mag
Spektralklasse
(nach Tholen)
E
Geschichte
EntdeckerNikolai Stepanowitsch Tschernych
Datum der Entdeckung4. November 1969
Andere Bezeichnung1954 QL, 1969 VC, 1979 FJ4, 1980 VV1, 1980 WB
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

Der Asteroid wurde nach dem lettisch-sowjetischen Astronomen Kārlis Šteins (1911–1983) benannt, der ab 1959 Direktor des Astronomischen Observatoriums der Universität Lettlands war und bekannt ist für seine Arbeiten zur Kometen-Kosmogonie. Er untersuchte auch die Erdrotation und entwarf astronomische Instrumente.

Raumsonde Rosetta

Bei der Planung einer Mission der Raumsonde Rosetta zu einem Rendezvous mit dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko im Jahr 2014 geriet neben (21) Lutetia auch der noch weitgehend unerforschte Asteroid (2867) Steins als ein Zwischenziel in den Fokus, da er ungewöhnliche spektrale Eigenschaften besitzt und eine Zugehörigkeit zur seltenen Tholen-Spektralklasse E vermutet wurde. Solche Asteroiden besitzen eine mineralische Oberfläche mit einer hohen Albedo und würden ein interessantes Forschungsobjekt darstellen.[2]

Daher wurden zahlreiche Forschungsprogramme gestartet, um dessen Natur im Vorfeld genauer zu erforschen und den Vorbeiflug der Raumsonde erfolgreich zu gestalten. Am Table Mountain Observatory (TMO) in Kalifornien wurde der Asteroid im April 2004 photometrisch beobachtet und aus der Lichtkurve die Rotationsperiode bestimmt.[3] Mit dem Spitzer-Weltraumteleskop wurden im November 2005 spektroskopische Aufnahmen des Asteroiden im Infraroten gemacht, um die Rotationsperiode genauer zu bestimmen. Aus den Messwerten wurden auch Werte für die Albedo, die effektive Größe und die Abmessungen des Himmelskörpers bestimmt.[4] Spektroskopische Untersuchungen mit der Infrared Telescope Facility (IRTF) am Mauna-Kea-Observatorium auf Hawaiʻi vom Dezember 2006 bis März 2007 bestätigten die Zuordnung des Asteroiden zur Spektralklasse E.[5]

Bereits über zwei Jahre vor dem Zusammentreffen der Raumsonde Rosetta mit dem Asteroiden konnte er bereits am 11. März 2006 während ihrer Flugphase über einen Zeitraum von 24 Stunden mit der Narrow Angle Camera (NAC) des Bildgebungssystems OSIRIS beobachtet werden.[6] In Verbindung mit Beobachtungen an verschiedenen erdgebundenen Teleskopen konnten damit auch Angaben zur Form und Rotationsachse des Asteroiden erstellt werden.[7]

Im Frühjahr 2008 ergab sich die letzte Möglichkeit, den Asteroiden vor dem Eintreffen von Rosetta von der Erde noch einmal genauer zu untersuchen. Im März 2008 wurden die Beobachtungen mit dem Spitzer-Weltraumteleskop noch einmal wiederholt.[8] Beobachtungen von Ende März bis Anfang Juni am Astronomischen Institut der Nationalen W.-N.-Karasin-Universität Charkiw, am Krim-Observatorium in Simejis und am Telescopio Nazionale Galileo (TNG) auf La Palma lieferten noch einmal verbesserte Ergebnisse zur Rotationsperiode und bestätigten erneut die Zuordnung zur Spektralklasse E.[9]

Am 5. September 2008 flog Rosetta in etwa 800 km Entfernung und mit einer Geschwindigkeit von 8,6 km/s an (2867) Steins vorüber und untersuchte das Objekt mit seinem Bildgebungssystem OSIRIS.[10] Es erwies sich, dass der Asteroid eine abgeflachte Form mit einem mittleren Durchmesser von 5,3 km besitzt. Seine Oberfläche weist keine Abweichungen in der Farbe auf und ist gekennzeichnet durch geradlinige Verwerfungen und einen großen Krater von 2,1 km Durchmesser in der Nähe des Südpols, ansonsten zeigen sich nur wenige kleinere Krater. (2867) Steins ist kein fester Felsblock, sondern eine Ansammlung von Trümmern mit einer insgesamt konischen, einem Brillanten ähnlichen Form, die sich wahrscheinlich durch eine Umformung aufgrund einer durch den YORP-Effekt beschleunigten Rotationsbewegung gebildet hat.[1]

Siehe auch

Weblinks

Commons: (2867) Steins – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise