Amtsblatt

behördliches Mitteilungsblatt

Als Amtsblatt bezeichnet man ein Medium staatlicher Stellen oder öffentlich-rechtlicher Körperschaften für gesetzlich vorgeschriebene Bekanntmachungen.

Bedeutung

Aus dem rechtsstaatlichen Publizitätsgebot folgt insbesondere ein Bekanntmachungserfordernis für Rechtsnormen (Gesetze, Rechtsverordnungen, Satzungen).[1] Die Verkündung in einem Amtsblatt schließt das Gesetzgebungsverfahren formell ab, so geregelt beispielsweise in Art. 82 Abs. 1 GG für Bundesgesetze und -verordnungen. Ohne Bekanntmachung wird die betreffende Rechtsvorschrift nicht wirksam.[2][3]

Funktion des Verkündungsverfahrens ist es, der Öffentlichkeit die verlässliche Kenntnisnahme vom geltenden Recht zu ermöglichen.[4]

Im Verteidigungsfall ist eine vereinfachte Verkündung von Bundesgesetzen und Rechtsverordnungen des Bundes im Rundfunk oder der Tagespresse zulässig.[5]

Arten

Bundesgesetze und -verordnungen werden im Bundesgesetzblatt verkündet, Landesvorschriften in den Gesetz- und Verordnungsblättern der Bundesländer. Für die Verkündung auf kommunaler Ebene gibt es landesgesetzliche Regelungen, die die Veröffentlichung in einem Amtsblatt oder „die ortsübliche Bekanntgabe“, etwa durch Aushang an der Gemeindetafel vorsehen können.

Für europäische Rechtsakte gibt es das Amtsblatt der Europäischen Union.

Als Gesetzblatt wird ein Amtsblatt bezeichnet, das allein den Wortlaut der erlassenen Gesetze wiedergibt. Gelegentlich werden Amtsblätter von Dienstblättern ergänzt, die spezifische Fachgebiete wie Bauwesen, Schule oder Gesundheit behandeln.

Teilweise beziehen sich die Bekanntmachungen nur auf den internen Dienstbetrieb (Verwaltungsvorschriften).

Amtsblätter können intern über Hausdruckereien herausgegeben werden und kostenlos sein. In anderen Fällen müssen sie kostenpflichtig abonniert werden. Es kommt vor, dass durch Outsourcing ein Produkt entsteht, das die behördlichen Dienste z. T. selbst teuer beziehen müssen. Heute sind Amtsblätter zum Teil online einsehbar, einige allerdings nur im Intranet der herausgebenden Behörde.

Geschäftsleute nutzen Veröffentlichungen im Deutschen Ausschreibungsblatt beispielsweise bei der öffentlichen Ausschreibung von Bauleistungen nach Teil A der VOB,[6] Privatpersonen auch die Stellenausschreibungen für den öffentlichen Dienst, etwa nach § 8 BBG bei der Einstellung von Bundesbeamten. Auch sonstige Veröffentlichungen wie Jahresabschlüsse, Einladungen zu und Berichte über Gremiensitzungen werden in der Regel in den Amtsblättern veröffentlicht. Amtsblätter sind in jeder Verwaltungsbibliothek auch durch nicht dort Beschäftigte einsehbar.

Geschichte

„Verzeichnis flüchtiger Verbrecher“ im Amtsblatt der Regierung zu Trier vom 21. Juli 1831

In Preußen gab seit 1811 jede Regierung für jeden Regierungsbezirk wöchentlich ein Amtsblatt heraus (Verordnungen, Beförderungen, Auktionen, Steckbriefe, Konkurse, Ernennungen von Beamten, Ordensverleihungen, Widmungen usw.). Am 2. Januar 1819 erschien erstmals die Allgemeine Preußische Staatszeitung als offizielles Verkündungsblatt der preußischen Regierung. Mit der Reichsgründung 1871 übernahm der Deutsche Reichsanzeiger diese Funktion, war aber außerdem auch die amtliche Zeitung des Deutschen Reiches bzw. später der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus spielte auch das Reichsgesetzblatt eine Rolle.

Die Schleswig-Holsteinische Anzeigen erscheinen unter diesem Titel seit dem Jahr 1750 und dürften damit eines der älteren Amtsblätter Deutschlands sein.

Liste bedeutender Amtsblätter

Europäische Union

  • Amtsblatt der Europäischen Union[7]
    • Reihe L: Verordnungen und Richtlinien
    • Reihe C: Mitteilungen und Bekanntmachungen
      • Amtsblatt CE: vorbereitende Rechtsakte
    • Reihe S: Ausschreibungen der öffentlichen Hand
    • Fundstellennachweis
      • Band 1: systematisches Verzeichnis
      • Band 2: chronologisches und alphabetisches Register

Deutschland

[8][9]

  • Bundesgesetzblatt (BGBl.)
    • Bundesgesetzblatt Teil I (BGBl. I): Gesetze und Rechtsverordnungen des Bundes sowie Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts mit Fundstellennachweis A (FNA),[10] nachrichtlicher Hinweis auf Rechtsverordnungen, die im Bundesanzeiger oder im Verkehrsblatt verkündet werden
    • Bundesgesetzblatt Teil II (BGBl. II): völkerrechtliche Verträge mit Fundstellennachweis B (FNB)[11]
    • Bundesgesetzblatt Teil III (BGBl. III): bereinigtes Bundesrecht[12]
  • Bundesanzeiger (BAnz.)
    • amtlicher Teil: amtliche Bekanntmachungen, Ausschreibungen und Hinweise der Behörden des Bundes und der Länder (bis 2022 außerdem Rechtsverordnungen des Bundes, deren unverzügliches Inkrafttreten wegen Gefahr im Verzug oder zur Durchführung oder Umsetzung von Rechtsakten der Europäischen Union erforderlich war; ab 2023 werden alle Verordnungen im BGBl. veröffentlicht)
  • Verkehrsblatt (VKBl.): Rechtsverordnungen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, Tarife der Spedition und Lagerei sowie Abgabentarife der Schifffahrt
  • Tarif- und Verkehrsanzeiger (TVA): Eisenbahntarife
  • Nachrichten für Luftfahrer (NfL): Amtsblatt für die Luftfahrt in der Bundesrepublik Deutschland
    • NfL 1: Bekanntmachungen, die für die Durchführung des Flugbetriebes von Bedeutung sind
    • NfL 2: Bekanntmachungen, die Luftfahrtgeräte und Luftfahrtpersonal betreffen und nicht in die NfL 1 einzuordnen sind
  • Bundesländer:
LandGesetzblattParlaments-
Drucksachen
allgemeines
Amtsblatt
AnzeigerMinisterialblätter
BW  BWLandesrecht BW
GBl 1952/65– & ParlDok
ParlDok
1952/84–
GABl
1953/2009–
StAnz
1952/2004–
Justiz
1952/2009–
KuU
1952/83–
BY  BY[13]Bayern.Recht
GVBl 1874/1945–
Dokumente
1946–
BayMBl.2019–

(AllMBl 1988/2009–2018)

StAnz
1946/2009–2018
(JMBl
1947/2009–2018)
(KWMBl 1975/2009–2018)
(FMBl 1946/2009–2018)
BE  BE[14]VIS BE
GVBl 1945/14–
Dokumente
1950/84/01–
ABl
1951/2003–
BB  BB[15]BRAVORS
GVBl I/II 1990/2010–
ELVIS
1990–
ABl
1990/2000–
JMBl
1991/2001–
Abl MBJS
1992/2001–
HB  HB[16]Vorschriften
Brem GBl 1849/2013–
PARiS
1946/79/95–
ABl
1965/2013–
HH  HH[17]Landesrecht
HmbGVBl 1921/95–
ParlDok
1946/78–/97–
Amtl Anz
1950/2010–
HmbJVBl
1921/2012–
HE  HE[18]Hessenrecht
GVBl 1945/2005–
LIS
1945-
StAnz
1946/2003–
JMBl
1949/2002–
ABl
1948/2001/06–
MV  MV[19]Laris
GVOBl M-V 1990/91–
ParlDok
1990–
AmtsBl M-V
1991–
Amtl Anz
1991/2014–
Mitt.bl KM M-V
1991/2002–
NI  NI[20]NI-VORIS
Nds GVBl 1947/2006–
NILAS
1947/78/82–
Nds MBl
1951/00/06–
Nds StAnz
1946/2005–
Nds Rpfl
1947/2006–
SVBl
1949/2007–
NW  NW[21]recht.nrw.de
GV NRW 1946–
ParlDat
1947/85–
MBl NRW
1949–
JMBl NRW
1947/2010–
Schule NRW
2005–
RP  RP[22]Landesrecht
GVBl 1947–
OPAL
1947/79/87–
MinBl
1949–
StAnz
1950/2004–
JBl
1947/2004–
GABl
1991/2016–
SL  SL[23]Landesrecht
Amtsbl 1945/2009–
Dokumente
1947/85/09–
GMBl Saar 1968–2003
Amtsbl. II 2009–
SN  SN[24]REVOSax
SächsGVBl 1990/99–
ParlDok
1990–
SächsABl
1990/99–
SächsABl/AAz
1990/99–
SächsJMBl
1994/2011–
MBl SMK 1991/2007–
MBl SMF 1991/2007–
ST  ST[25]Landesrecht, VIS
GVBl LSA 1990/93–
PADOKA
1990–
MBl LSA
1991–
[B] JMBl LSA
1995–
[A] SVBl LSA
1992/97–
SH  SHLandesvorschriften
GVOBl Schl-H 1947/66/14–
LIS-SH
1946/83–
Amtsbl Schl-H
1946–
AAz Schl-H
1946–2003
SchlHA
1837/2007–
NBl Schule
1949–
TH  TH[26]Landesrecht
GVBl 1990– & ParlDok
ParlDok
1990–
StAnz
1991–
JMBl
1991–
ABl TMBJS
1992–

Österreich

LandGesetzblattAmtsblatt
Burgenland  Burgenland[27]RIS
Landesrecht:
LGBl
Landesamtsblatt für das Burgenland
Karnten  Kärnten[28]Kärntner Landeszeitung
Niederosterreich  Niederösterreich[29]Amtliche Nachrichten Niederösterreich
Oberosterreich  Oberösterreich[30]Amtliche Linzer Zeitung (ALZ)
Salzburg  Salzburg[31]Salzburger Landes-Zeitung (SLZ)
Steiermark  Steiermark[32]Grazer Zeitung (GZ S.)
Tirol  Tirol[33]Bote für Tirol
Vorarlberg  Vorarlberg[34]Amtsblatt für das Land Vorarlberg (ABl.)
Wien  WienAmtsblatt der Stadt Wien

Schweiz

Liechtenstein

Luxemburg

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Amtsblatt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Amtsblätter – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise