Chaos Communication Congress

jährliches Hackertreffen

Der Chaos Communication Congress ist ein mehrtägiges Treffen der internationalen Hackerszene in Deutschland, das vom Chaos Computer Club (CCC) ausgerichtet und organisiert wird. Der Kongress widmet sich in zahlreichen Vorträgen und Workshops technischen und gesellschaftspolitischen Themen. Zwischen 2015 und 2019 war er bei zuletzt 17.000 verfügbaren Tickets ausverkauft; von 2020 bis 2022 gab es bedingt durch die COVID-19-Pandemie nur dezentrale Veranstaltungen.[1][2] 2023 fand wieder ein regulärer Kongress im Congress Center Hamburg statt.[3]

34C3 in der Leipziger Messe (Dez. 2017)
35C3-PoC-SIM-Karte mit Refreshing-Memories-Logo (2018)
30C3 in Hamburg (Dez. 2013)
Publikum bei der Keynote von Glenn Greenwald auf der 30C3 (2013)
22C3 im Berliner Congress Centrum am Alexanderplatz (2005)

Der Kongress findet jährlich statt, von der Gründung im Jahr 1984 bis zum Jahr 2004 vom 27. bis zum 29. Dezember, seit 2005 vom 27. bis zum 30. Dezember. Als Abkürzung dient die laufende Nummer der Veranstaltung, ergänzt um den Zusatz C3 (für „Chaos Communication Congress“, Details s. u.).

Geschichte

Nachdem der Kongress, der seit 1984 im Eidelstedter Bürgerhaus in Hamburg stattfand, für diesen Ort zu groß geworden war, zog er 1998 nach Berlin ins Haus am Köllnischen Park, wo er von mehr als 4000 Teilnehmern besucht wurde. Von 2003 bis 2011 fand der Kongress im Berliner Congress Center am Alexanderplatz statt. Im Jahr 2012 wurde er ins Congress Centrum Hamburg (CCH) verlegt.[4] Im Dezember 2013 besuchten ihn über 9000 Teilnehmer. Das gesteigerte Interesse wurde der Globalen Überwachungs- und Spionageaffäre und den Veröffentlichungen Edward Snowdens zugerechnet.[5] 2017 zog der Kongress in die Leipziger Messe, da das CCH wegen Sanierungsarbeiten nicht mehr zur Verfügung stand.[6]

Der Kongress bemüht sich um möglichst niedrige Eintrittspreise – vor allem, um Jugendlichen die Teilnahme zu ermöglichen. 2011 kostete ein Ticket für die gesamte Kongressdauer 80 Euro, für Jugendliche unter 18 Jahren 25 Euro.[7] Ein großer Teil der Referenten rekrutiert sich aus der Szene selbst, und die organisatorische Arbeit vor Ort wird von freiwilligen Helfern geleistet, die im CCC-Jargon als Engel bezeichnet werden.

Teil des Kongresses ist das Hackcenter, ein großes Areal, in dem die verschiedenen regionalen Gruppierungen des Clubs mit ihrer Technik auf dem Kongress präsent sind. Das Hackcenter und die anderen Bereiche der Veranstaltung sind über eine breitbandige Anbindung mit dem Internet verbunden. Der CCC legt aber Wert auf die Feststellung, dass es sich beim Hackcenter nicht um eine LAN-Party handelt, sondern um ein „Hands-On“-Labor zum gemeinsamen Erforschen und Testen von Netzwerktechnologie. Mit dem Umzug ins Congress Centrum Hamburg im Jahr 2012 wurde das Hackcenter um sogenannte Assemblies erweitert, abgegrenzte Bereiche außerhalb der Vortragssäle, die verschiedenen sozialen Gruppierungen und Projekten als Präsentationsfläche dienen konnten.[8]

Von 1997 bis 2004 wurde während des Kongresses gleichzeitig auch die Deutsche Meisterschaft im Lockpicking ausgetragen.

Das Streaming der Vorträge wurde die letzten Jahre von der Forschungsgemeinschaft elektronische Medien e. V. (FeM) umgesetzt. Durch die hohe Nachfrage war 2007 und 2008 die 1-Gbit/s-Anbindung der TU Ilmenau zu 99 Prozent ausgelastet.[9][10] Beim Wechsel des Chaos Communication Congress nach Hamburg (29C3), konnten die Rechnerressourcen und Bandbreite anderer Studentennetzwerke in Deutschland genutzt werden.[11] Außerdem erhielt man Unterstützung aus dem CCC-Umfeld. Im Jahr darauf wurde innerhalb des CCC das Video Operation Center (VOC) ins Leben gerufen, welches unterstützt wurde.[12] Seit dem 31C3 hat das VOC die Leitung übernommen und wird von der FeM sowie der ags (TU Braunschweig) unterstützt.[13]

Statt einer Creative-Commons-by-nc-nd-Lizenz für 32C3-Videos wurden die meisten 33C3-Videos mit einer CC-by-Lizenz publiziert.[14]

Vorfälle im Umfeld des 26C3

Im Rahmen des Chaos Communication Congress 2009 verschafften sich Unbekannte vermutlich illegal Zugang zu internen Daten der Singlebörse Ma-flirt.de, zudem wurden öffentlich zugängliche Profilfotos von der Singlebörse Harzflirt.de heruntergeladen. Zu diesen Daten wurden Download-Links im Kongress-Wiki des CCC erstellt. Passwörter wurden dort direkt veröffentlicht. Ein älterer Hack der Kundendatenbanken des Bekleidungshändlers Thor Steinar wurde ebenfalls bekanntgemacht. Zu den veröffentlichten Daten gehörten Profilnamen, Passwörter, E-Mail-Adressen, Ortsangaben, Wohnadressen, Fotos und Umsatzzahlen. Zwei der Seiten stehen im Ruf, von Mitgliedern der rechten Szene frequentiert zu werden, die anderen nicht. Der Verein wollte zu den Datenschutzverletzungen keine Stellungnahme geben.[15] Kongressteilnehmer distanzierten sich jedoch von dem Vorfall. Er stehe im Widerspruch zur Hackerethik.[16][17][18]

Remote Chaos Experience (rC3)

Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde der 37C3, der 2020 wieder auf dem Leipziger Messegelände stattfinden sollte, abgesagt.[19] Der Kongress wurde von zahlreichen Bühnen im ganzen Bundesgebiet auf eine Streaming-Plattform übertragen. Um für die Teilnehmenden eine „Kongress-Umgebung“ zu imitieren, wurde eine 2D-Welt zur Verfügung gestellt, über die Vorträge besucht werden konnten und automatisch mit den umherstehenden Teilnehmenden eine Videokonferenz gestartet wurde. Auch 2021 wurde der Kongress auf diese Weise abgehalten; ebenso waren für 2022 lediglich dezentrale Veranstaltungen geplant.[20]

Kongress-Mottos und Veranstaltungsorte 1984 bis heute

Der Chaos Communication Congress steht fast jedes Jahr unter einem Motto, meist in Bezug auf wichtige Themen des zurückliegenden oder kommenden Jahres.

Nr.JahrMottoKürzelBesucherVeranstaltungsort
011984CCC’84 nach Orion’64Eidelstedter Bürgerhaus in Hamburg
021985Du Darfst
031986Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubyten können
041987Offene Netze – Jetzt!
051988ich glaub’ es hackt
061989Offene Grenzen: Cocomed zuhauf
071990ohne Motto
081991Per Anhalter durch die Netze
091992Es liegt was in der Luft
101993Ten years after Orwell
111994Internet im Kinderzimmer – Big business is watching you?!Bikini-Haus in Berlin
121995Pretty Good Piracy – verdaten und verkauftEidelstedter Bürgerhaus in Hamburg
131996Der futurologische Congress – Leben nach der Internetdepression
141997Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt.
151998All Rights Reversed02.300[21]Haus am Köllnischen Park in Berlin
161999ohne Motto16C3
172000Explicit Lyrics17C302.500[22]
182001Hacking Is Not A Crime18C302.500[23]
192002Out Of Order19C303.000[24]
202003Not A NumberNaN02.500[25]Berliner Congress Center
212004The Usual Suspects21C303.500[26]
222005Private Investigations22C303.000[27]
232006Who can you trust?23C304.200[28]
242007Volldampf voraus!24C304.013[29]
252008Nothing To Hide!25C304.200 (inkl. Tagestickets)[30]
262009Here Be Dragons26C309.000 (inkl. Streaming)[30][31]
272010We come in peace27C304.000[32]
282011Behind enemy lines28C303.000[33]
292012Not My Department29C306.500[34]Congress Center Hamburg
302013ohne Motto30C309.000[35]
312014A New Dawn31C3[36]12.000[37]
322015Gated Communities32C3[38]13.000 (ausverkauft)[39]
332016Works For Me33C3[40]12.000 (ausverkauft)[41]
342017tuwat34C3[42]15.000 (ausverkauft)[43]Leipziger Messe[44][45][46]
352018Refreshing Memories35C3[47]17.000 (ausverkauft)[1]
362019Resource exhaustion36C3[48]17.000 (ausverkauft)[49]
2020Remote Chaos ExperiencerC3[19]Online[19]
2021NOWHERErC3 2021[50]Online[50]
2022zunächst angekündigt, aber wegen zu hohem finanziellen Risiko bei möglichem Ausfall durch Corona-Pandemie abgesagt
372023Unlocked37C3[51]14.500[52]Congress Center Hamburg

Abkürzung

Seit dem Chaos Communication Congress 1999 hat sich eine abkürzende Schreibweise eingebürgert. Anstatt 16. Chaos Communication Congress wurde der Begriff 16C3 verwendet. Die offizielle Schreibweise des Chaos Communication Congress 2004 lautet somit „21C3: The Usual Suspects“ 21. Chaos Communication Congress. Der 20. Kongress 2003 hingegen bildete mit dem Kürzel NaN eine zum Motto passende Bezeichnung.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Chaos Communication Congresses – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise