Chaplain to the Speaker of the House of Commons

Der Chaplain to the Speaker of the House of Commons, auch bekannt als Speaker’s Chaplain, ist ein Amt der Kirche von England. Im deutschen wird das Amt, wenn übersetzt, mit Kaplan des Sprechers oder des Sprechers Kaplan wiedergegeben. Der jeweilige Amtsträger dient als Kaplan für den Sprecher des Unterhauses und Mitglieder des Parlamentes. Die aktuelle Amtsinhaberin und damit 80. Trägerin des Titels ist Patricia Hillas.

Chaplain to the Speaker of the House of Commons
Speaker’s Chaplain
Amtierend
Patricia Hillas
seit dem 24. Februar 2020
AnredeThe Reverend
Ernennung durchSpeaker of the House of Commons
Schaffung des Amtes~1660
Erster AmtsinhaberEdward Voyce
WebsiteWebsite

Das Amt

Das Amt des Kaplan des Sprechers wird seit Jahrhunderten als Teil der Mitarbeiter des Sprechers angesehen, obwohl das Amt auch generell als Kaplan des Unterhauses bezeichnet wurde. Der Kaplan wird nach Angaben der Kirche von England vom Sprecher selbst ernannt.[1] Teilweise wird in der Literatur abweichend von einer Ernennung durch die Krone gesprochen.[2]

Ein Gegenstück im House of Lords existiert nicht, dort wird die spirituelle und pastorale Betreuung der Mitglieder durch die Lords Spiritual übernommen.[3]

Geschichte

Einige Historiker gehen davon aus, dass es bereits religiöse Handlungen im Parlament gegeben haben soll seitdem es bestanden hat. Jedoch gab es wohl keinen Priester, der dauerhaft dem Parlament zugeordnet war, insbesondere da auch das Parlament nicht einmal jedes Jahr zusammentraf. Die Unterlagen des Parlamentes sprechen dafür, dass es ab 1558 üblich wurde, jeden Tag Gebete im Parlament zu sprechen.[4] Zum Teil sollen die Gebete aber in der Anfangszeit des Protestantismus in England vom Sprecher des Unterhauses selbst verlesen worden sein.[5]

Die erste Person, die offiziell zum Kaplan des Sprechers ernannt worden ist, war 1660 Edward Voyce, wobei es bereits im Parlament unter Oliver Cromwell einen Priester gegeben haben soll, der Gebete gesprochen hat.[1] Voyce war der einzige Kaplan, der vom ganzen Parlament ernannt worden ist.[4] Zum Teil wird über die Zeit der Herrschaft Cromwells allerdings geschrieben, dass die Praxis der Gebete in der Parlamentskammer nicht ausgeübt wurde.[5]

Erst ab 1835 wurde das Amt vergütet.[1] Vor diesem Zeitpunkt galt die spätere Ernennung in ein höheres Kirchenamt als Vergütung.[4] Diese Ernennung in höhere Kirchenämter folgt aber auch in moderner Zeit oft dem Amt des Kaplans. Zudem war der Kaplan auch häufig Rektor von St Margaret’s Church, von 1972 bis 2010 auch durchgehend.[1] Im Jahr 2010 konnten sich der Dekan von Westminister, John Hall und der damalige Sprecher John Bercow nicht auf einen gleichen Nachfolger für beide Ämter einigen, sodass die Ämter auseinanderfielen.[6]

Rose Hudson-Wilkin, die erste weibliche Kaplanin.

Die erste Frau im Amt des Kaplan wurde 2010 Rose Hudson-Wilkin.[7] Als ihr Vorgänger Robert Wright in den Ruhestand gegangen war, wurde laut eigenen Berichten an John Bercow, den damaligen Sprecher, das Anliegen angetragen, das Amt aufzugeben und nicht wiederzubesetzen. Bercow ist zwar nach eigener Angabe nicht gläubig, geschweige denn Anglikaner, er sei jedoch „stolz auf seine jüdischen Wurzeln“ und meinte, dass die morgendlichen Gebete beliebt seien und viele Parlamentarier die Gebete missen würden. Daher sei eine erneute Ernennung eines Amtsträgers für ihn sicher gewesen.[6] Am 4. März 2020 wurde in einem Gottesdienst Patricia „Tricia“ Hillas als aktuelle 80. Kaplanin eingeführt.[8][9] Sie wurde bereits am 24. Februar 2020 von Lindsay Hoyle als Kaplanin ernannt.[10]

Aufgaben

Der Kaplan des Sprechers spricht, nachdem er gemeinsam mit dem Sprecher in den Saal gekommen ist, vor jedem Beginn einer Sitzung des House of Commons Gebete. Nach einem alten Witz unter Parlamentariern würde der Kaplan auf die Abgeordneten schauen und dabei für das Land beten.[11] Im 19. Jahrhundert war es nach Berichten zudem üblich, dass an bestimmten Tagen, wie dem 30. Januar, dem 29. Mai und dem 5. November statt dem Kaplan ein anderer Geistlicher die Gebete vollführt.[12] Sofern der Kaplan nicht anwesend war, wurden die Gebete in vergangenen Jahrhunderten auch vom Sprecher selbst verlesen.[13]

Die Gebete des Kaplan finden in der Kammer des Unterhauses statt. Dabei ist es üblich, dass die Mitglieder aufstehen und die Bänke anschauen anstatt die Mitte des Raumes. Es ist zwar unklar, woher dieser Brauch kommt, man vermutet jedoch, dass es daher rührt, dass die Mitglieder früher Schwerter führten und es schwierig war mit einem Schwert zu knien.[4] In den ersten Jahrhunderten waren die Gebete verpflichtend und der Nichtbesuch führte zu einem Ordnungsgeld, welches an die Armen verteilt wurde. Jedoch ist es so, dass ein Abgeordneter den Sitz, welcher er bei den Gebeten innehat, auch während der folgenden Debatte behalten darf.[5] Der Amtsinhaber feiert den wöchentlichen Gottesdienst in der Kapelle des Parlamentes, St. Mary Undercroft.[1]

Weitere pastorale Aufgaben sind die Beratung des Sprechers, der Mitglieder des Parlamentes und der Mitarbeiter des Parlamentes. Des Weiteren vollzieht der Kaplan Taufen und Eheschließungen für Mitglieder des Parlamentes und Mitarbeiter.[1]

Einschätzung und Kritik

Die Einschätzung der Arbeit des Kaplans sei wohl nach einem Bericht auch in Zeiten schwindender Religionszugehörigkeit positiv. Für die einen Parlamentarier sei der Kaplan eine spirituelle, unparteiische Beratung und für die anderen ein Zeichen des kulturellen Erbes des Landes.[2]

Im Jahr 2020 kritisierte eine Gruppe von Mitgliedern des britischen Parlamentes das Amt des Kaplans. Hauptkritikpunkte war zum einen, dass das Amt ein genuin christliches ist, obwohl dies nicht unbedingt auf die Parlamentarier, geschweige denn die Bevölkerung des Vereinigten Königreiches zutreffen würde. Zum anderen kritisiert sie, dass der Sprecher, obwohl er selbst nicht religiös sei, aus Gewohnheit zu einer Ernennung verpflichtet sei. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Amt im Jahr 2019 den Steuerzahler 30.515 Pfund kostete und das Privileg, dass die Teilnehmer der Gebete ihre Sitzplätze bei einer Debatte behalten durften. Dies sei insbesondere deshalb das Problem, da die Unterhauskammer weniger Sitze hat, als es Parlamentarier gibt.[14]

Ein Vorschlag der Gruppe ist das Amt durch eine Gruppe von Personen verschiedener Religionen zu ersetzen.[14]

Weblinks

Einzelnachweise