Cyclododecanol

sekundärer macrocyclischer Alkohol

Cyclododecanol ist ein sekundärer macrocyclischer Alkohol mit ausgeprägt campherartigem Geruch,[3] aus dem moschusartig und holzig riechende Geruchsstoffe synthetisiert werden können.[4]

Strukturformel
Strukturformel von Cyclododecanol
Allgemeines
NameCyclododecanol
SummenformelC12H24O
Kurzbeschreibung

weißer kristalliner Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer1724-39-6
EG-Nummer217-031-2
ECHA-InfoCard100.015.483
PubChem15595
WikidataQ2648566
Eigenschaften
Molare Masse184,32 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

0,908 g·cm−3 bei 80 °C[1]

Schmelzpunkt

75–78 °C[1]

Siedepunkt

272,7 °C (1.013 hPa)[1]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser (0,04 g·l−1 bei 20 °C)[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol

H- und P-SätzeH: 411
P: 273​‐​391[1]
Toxikologische Daten

>2,500 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Herstellung

Cyclododecanol (CDOL) ist ein Zwischenprodukt bei der großtechnischen Synthese von Cyclododecanon bzw. 1,12-Dodecandisäure und fällt als Bestandteil des sogenannten Ol-On-Gemischs an.[5]

Ausgehend von dem aus 1,3-Butadien zugänglichen 1,5,9-Cyclododecatrien (CDT) wird durch vollständige katalytische Hydrierung in Gegenwart von Raney-Nickel bei 200 °C und 10–15 bar Druck praktisch quantitativ das makrocyclische Alkan Cyclododecan (CDAN) erhalten.

CDAN wird – ähnlich wie bei der Umsetzung von Cyclohexan zu Cyclohexanol – mit Luft oder Sauerstoff in Gegenwart von Borsäure bei 150–160 °C und Normaldruck in flüssiger Phase oxidiert[6] (Bashkirov-Oxidation[5]). Dabei reagiert das intermediär gebildete Cyclododecanhydroperoxid mit Borsäure zum Cyclododecantriborat und wird dadurch der weiteren Oxidation zum Cyclododecanon (CDON) entzogen.

Die Hydrolyse des Triborats liefert das Ol-On-Gemisch mit einer Zusammensetzung von 80 bis 90 % CDOL und 10 bis 20 % CDON. Bei dem Produkt Cyclododecanol tel quel der Evonik Industries handelt es sich um ein Ol-On-Gemisch nicht spezifizierter Zusammensetzung.

Wegen der geringen Selektivität der Oxidationsreaktion wird der Reaktionsumsatz unter 30 % gehalten.[5]

CDT zu CDOL-CDON via Bashkirov-Oxidation

Das Verfahren liefert relativ hohe Ausbeuten an im Vergleich zu Cyclododecan synthetisch weniger wertvollem Cyclododecanol und hat wegen des zusätzlichen Hydrolyseschritts, dem erforderlichen Recycling von Cyclododecan und der als reproduktionstoxisch zu kennzeichnenden Borsäure, sowie aufwendiger Destillationen erhebliche Nachteile.[7]

Ein Verfahren, das Borsäure vermeidet und höhere Anteile an CDON liefert, benutzt Chromoctanoat (Chrom(III)-2-ethylhexanoat) zur Zersetzung des Cyclododecylhydroperoxids, wobei Ol-On-Gemischverhältnisse bis zu 1:35 erhalten werden.[8] Allerdings ist auch diese Prozessvariante auf niedrige Umsätze (hier 10 %) beschränkt.

CDOL-CDON über Hydroperoxid

In einem als weniger energieintensiv beschriebenen kontinuierlichen Prozess wird CDT mit Sauerstoff bei 100 °C und ca. 790 kPa z. B. in einem Blasensäulenreaktor mit Umsätzen bis 96 % zu Monooxidationsprodukten – neben dem Hauptprodukt Epoxycyclododeca-6,10-dien entstehen CDOL und CDON – und unter optimalen Bedingungen einer Selektivität von 97 % umgesetzt.[9]

Das Reaktionsgemisch wird nach Destillation bei 220 °C und ca. 9 hPa Wasserstoffdruck über 12 Stunden mit Palladium als Katalysator mit einer Ausbeute von 97 % d.Th. zu Cyclododecanol hydriert.

CDOL durch Epoxidierung von CDT

Eine neuere umweltfreundlichere Alternative geht ebenfalls von CDT aus, das in Gegenwart eines langkettigen Alkylammoniumsalzes einer Heteropolysäure, hier Hexadecyltrimethylammonium-heteropolyphosphatowolframat [(n-C16H33NMe3)3PW4O16, HAHPT], mit Wasserstoffperoxid in Wasser als Lösungsmittel bei 55 °C nach einer Stunde in homogener Phase mit einer durchschnittlichen Ausbeute von 61,8 % d.Th. zu zwei isomeren Epoxycyclododecadienen [63 % 1,2-trans-Epoxy-5,9-cis, trans-cyclodecadien (I) und 37 % 1,2-cis-Epoxy-5,9-trans, trans-cyclododecadien (II)] epoxidiert wird.[10]

Der Katalysator fällt nach Verbrauch des Wasserstoffperoxids aus der Reaktionsmischung aus, behält aber seine Aktivität auch nach mehreren Reaktionszyklen.

Anschließende katalytische Hydrierung mit Raney-Nickel in Ethanol liefert CDOL in Ausbeuten bis 95%d.Th.

CDOL durch Oxidation mit Wasserstoffperoxid

Nach einer weiteren Prozessvariante wird CDT zu Cyclododecen teilhydriert und dieses mit Wasser in Tetrachlormethan und dem Katalysatorsystem Chrom(III)-acetat-Essigsäure (1:3) bei 180 °C innerhalb 6h in 67%iger Ausbeute in CDOL überführt.[11]

CDOL aus Cyclododecen

Eigenschaften

Cyclododecanol ist ein farbloser kristalliner Feststoff mit ausgeprägtem Geruch nach Campher[3] und geringer Wasserlöslichkeit (40 mg/l bei 20 °C).CDOL ist in den meisten organischen Lösungsmitteln löslich, wie z. B. in Benzol, Methanol und Chloroform.[12]

Anwendungen

Cyclododecanol wird größtenteils zu Cyclododecanon dehydriert, das Ausgangsmaterial ist für Laurinlactam, Laurinlacton und die lineare Dicarbonsäure 1,12-Dodecandisäure, sowie durch Ringerweiterung, Cyclopentadecanon und die Makrolide Cyclopentadecanolid, und Cyclohexadecanolid, die als Moschus-Geruchsstoffe Verwendung finden.Cyclododecylmethylether, Cyclododecanethyl- und -vinylether[13] und Ethoxymethoxy-cyclododecan sind Veretherungsprodukte des Cyclododecanols mit Methylchlorid oder Acetylen bzw. letzteres mit Paraformaldehyd/Chlorwasserstoff-Gas zum CDOL-chlormethylether und anschließende Williamson-Ethersynthese mit Natriumethanolat.

Ethoxymethoxy-CDOL-Synthese

Die Ether zeichnen sich durch eine holzartige Geruchsnote aus.[4]

Einzelnachweise