Effenbergerit

Mineral, Schichtsilikat

Effenbergerit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung BaCu[Si4O10][3] und ist damit chemisch gesehen ein Barium-Kupfer-Schichtsilikat.

Effenbergerit
Effenbergerit aus der „Wessels Mine“ bei Hotazel, Kalahari Manganfeld, Nordkap, Südafrika (Gesamtgröße der Probe: 2,2 × 1,8 × 1,2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1993-036[1]

IMA-Symbol

Efb[2]

Chemische FormelBaCu[Si4O10][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/H.02
VIII/H.02-030

9.EA.05
71.02.03.03
Kristallographische Daten
Kristallsystemtetragonal
Kristallklasse; Symbolditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m[4]
RaumgruppeP4/ncc (Nr. 130)Vorlage:Raumgruppe/130[3]
Gitterparametera = 7,44 Å; c = 16,13 Å[3]
FormeleinheitenZ = 4[3]
Häufige Kristallflächen{001}, gelegentlich auch {100}, {1l0} und {102}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte4 bis 5
Dichte (g/cm3)gemessen: 3,57(2); berechnet: 3,52[5]
Spaltbarkeitvollkommen nach {001}[5]
Bruch; Tenazitätschwach muschelig
Farbeblau bis blauviolett
Strichfarbehellblau
Transparenzdurchsichtig bis durchscheinend
GlanzFettglanz, Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnω = 1,633[6]
nε = 1,593[6]
Doppelbrechungδ = 0,040[6]
Optischer Charaktereinachsig negativ
PleochroismusStark:
ω = dunkelblau; ε = hellblau bis fast farblos[6]

Effenbergerit ist durchsichtig und entwickelt meist tafelige Kristalle von wenigen Millimetern Größe und blauer bis blauvioletter Farbe bei hellblauer Strichfarbe. Unverletzte Kristallflächen weisen meist einen fettähnlichen Glanz, Spaltflächen und Bruchflächen dagegen einen etwas schwächeren Glasglanz auf.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Effenbergerit während einer Exkursion in Südafrika in der „Wessel's Mine“ (Wessels Mine) bei Hotazel im Manganfeld der südafrikanischen Kalahari. Beschrieben wurde das Mineral 1994 durch Giester und Rieck, die es nach der Mineralogin und Geologin Herta Silvia Effenberger (* 1954) von der Universität Wien benannten, um ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Stereochemie des zweiwertigen Kupfers zu würdigen, die zu zahlreichen Kristallstrukturbestimmungen führte; darunter auch von vielen Mineralen und einiger neuer Mineralarten.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Effenbergerit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mit Bigcreekit, Cuprorivait, Gillespit, Sanbornit und Wesselsit die unbenannte Gruppe VIII/H.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Effenbergerit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate) “ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Einfache Tetraedernetze mit 4, 5, (6) und 8 beteiligten Ringen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Cuprorivait, Gillespit, Wesselsit die unbenannte Gruppe 9.EA.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Effenbergerit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Cuprorivait, Gillespit und Wesselsit in der „Cuprorivaitgruppe“ mit der System-Nr. 71.02.03 innerhalb der Unterabteilung der „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“ zu finden.

Kristallstruktur

Effenbergerit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/ncc (Raumgruppen-Nr. 130)Vorlage:Raumgruppe/130 mit den Gitterparametern a = 7,44 Å und c = 16,13 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

Effenbergertit fand sich innerhalb von Pektolith-Äderchen, eingebettet in einer Matrix aus Braunit, Sugilith und Hausmannit. Als weitere Begleitminerale traten gediegen Kupfer, Calcit, Quarz und Klinozoisit auf.[5]

Bisher (Stand: 2018) konnte Effenbergerit nur an seiner Typlokalität „Wessel's Mine“ in Südafrika nachgewiesen werden.[7]

Verwendung

Effenbergerit wurde bereits im Alten China synthetisch hergestellt und ist noch heute als Pigment „Han-Blau“ bekannt und im Gebrauch.[8]

Siehe auch

Literatur

  • G. Giester, B. Rieck: Effenbergerite, BaCu[Si4O10], a new mineral from the Kalahari Manganese Field, South Africa: description and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band 58, Dezember 1994, S. 663–670 (arizona.edu [PDF; 576 kB; abgerufen am 8. April 2018]).
Commons: Effenbergerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise