Gebr. Späth Orgelbau

Orgelbauunternehmen

Gebr. Späth Orgelbau mit Sitz in Ennetach war von 1894 bis 1971 ein deutsches Orgelbauunternehmen.

Gebr. Späth Orgelbau

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RechtsformEinzelunternehmen
Gründung1894
SitzEnnetach, Deutschland
BrancheMusikinstrumentenbau

Geschichte

Der Orgelbauer Alois Späth (* 16. Juni 1825 in Ennetach; † 7. Juli 1876 ebenda) hatte drei Söhne, die auch Orgelbauer wurden: Franz Xaver Späth (* 1859), Albert Späth (* 1866) und Hermann Späth (* 1867). Mit Alois Späths Tod wurde zunächst auch dessen Werkstatt geschlossen. Franz Xaver arbeitete, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern, bei den Orgelbauern Ferdinand Benz, Xaver Mönch, den Gebrüdern Klingler und bei Heinrich Conrad Branmann. 1882 konnte er die Werkstatt seines Vaters in Ennetach wieder eröffnen. 1894 trat sein Bruder Albert in die Firma ein, die sich nunmehr Gebr. Späth Orgelbau nannte.[1]

Hermann Späth führte nach 1896 die Werkstatt Balthasar Pröbstls unter eigenem Namen fort, sie schloss nach seinem Tode.

Seine Söhne Alban Späth (1898–1972) und Hermann Späth junior traten 1917 bei den Gebrüdern Späth, ihren Onkeln, als Mitarbeiter ein.[1] Erstmals wirkte Alban Späth 1914 bei einem Orgelbau im Fuldaer Land mit, als die Gebr. Späth die Orgel in Hofbieber erbauten. Weitere Orgelbauten folgten. 1928 richtete die Fa. Gebr. Späth in Fulda eine Filiale ein, die Alban Späth leitete. Neubauten wurden nach wie vor in Ennetach erstellt, aber Alban Späth führte die Verhandlungen mit den Gemeinden, machte die Pläne und leitete dann Montage, Temperierung und Stimmung der Orgeln. Nach seiner Heirat 1928 wohnte Alban Späth mit seiner Familie in Fulda, wo er bis zu seinem Tode die Werkstatt unterhielt. Nach dem Ablegen der Meisterprüfung 1933 vor der Handwerkskammer Kassel machte sich Alban Späth 1937 selbständig in Hinblick auf Umbauten, Reparaturen und Pflegeverträge. Bei Neubauten blieb die Zusammenarbeit mit der Firma Gebr. Späth bestehen. Da Alban Späth von 1943 an Militärdienst leisten musste und erst 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, wurde Alban Späths Betrieb wieder als Filiale von Ennetach aus geführt. Er starb am 1. April 1972 in Fulda und wurde in Großauheim am Main begraben. Seine Werkstatt in Fulda schloss.[2]

Im Jahr 1909 übernahmen zwei weitere Orgelbauer aus der Familie, die Brüder Emil und Hubert Späth in Rapperswil in der Schweiz, den Betrieb von Heinrich Spaich. Dieser Ableger der Späth’schen Orgelbauerdynastie hat noch heute unter dem Namen Späth Orgelbau AG Bestand.[3]

1912 wurde Franz Xaver Späth zum Hoforgelbaumeister und 1927 zum päpstlichen Hoflieferanten ernannt. Franz Xavers Sohn Franz (1901–1924) sollte den Betrieb fortführen. Sein unerwarteter Tod in Spanien verhinderte dies. Sein Bruder Karl Späth (1899–1971), ein Arzt, übernahm deshalb das väterliche Geschäft. Der jüngste Bruder August (1908–1979) war ab 1934 Teilhaber.

1964 trennte sich August Späth mit seinem Sohn Hartwig (* 1942) von Karl Späth und überführte die Freiburger Filiale in ein eigenes Unternehmen: Freiburger Orgelbau August Späth.

Mit dem Tod Karl Späths 1971 gründeten acht Mitarbeiter der Firma unter der Leitung von Franz Rapp die Orgelbau Späth GmbH. Später übernahm dessen Sohn Harald Rapp die Firma. Er machte sich 1985 mit Orgelbauwerkstatt Harald Rapp selbständig.

2002 kaufte Hartwig Späth, seit 1979 Alleininhaber der Firma Freiburger Orgelbau, den Betrieb Orgelbau Späth zurück. Er schloss die Betriebsstätte in Ennetach. Sein Unternehmen besteht seit dem Eintritt seines Sohnes 2008 unter dem Namen Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Späth.

Das Unternehmen Orgelbau Späth GmbH ist erloschen.

Werke (Auswahl)

Kursivschreibung zeigt an, dass die Orgel nicht mehr oder nur noch der Prospekt erhalten ist. In der sechsten Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand und zu Besonderheiten sowie Links mit weiterführender Information.

JahrOpusOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1870/1871[4]AllmannsweilerZum Heiligen Kreuz
I/P9erhalten
18884Boos (Schwaben)St. ValentinII/P101999/2000 restauriert durch Vleugels Orgelmanufactur, Opus 336, Ausreinigung 2015
189011Bad SaulgauLiebfrauenkircheI/P7erhalten
189428Emerfeld, Gemeinde LangenenslingenKath. Pfarrkirche St. Pankratius
I/P7erhalten
189526Christazhofen, Gemeinde ArgenbühlKath. Pfarrkirche St. Mauritius
II/P16großteils erhalten, 1990 restauriert
189750Zußdorf, Gemeinde WilhelmsdorfKath. Pfarrkirche St. Simon und Judas
II/P12erhalten
189825EmerkingenSt. Jakobus MajorII/P10erhalten
1903106SaarhölzbachSt. Antonius
II/P12Ursprünglich für St. Sebastian Illerkirchberg/Oberkirchberg erbaut; 2006 durch Egbert Pfaff (Überlingen) restauriert und in Saarhölzbach aufgestellt.[5] 2009 abermals restauriert durch Orgelbau KutterOrgel
1904113St. OttilienKlosterkirche Herz JesuIII/P44nicht erhalten; 1959 umgebaut, 1994 ersetzt durch Neubau → Orgel
1904118HülenSt. FranziskusII/P9restauriert 1992 → Orgel
1907154Habsthal(Ostrach-Weithart)Katholische Pfarrkirche St. Stefan, Benediktinerinnen-Klosterkirche des Klosters HabsthalII/P18fast original erhalten; mehrfach restauriert, zuletzt 2003 durch Orgelbauwerkstatt Harald Rapp
1908172IsnySt. MariaII/P242005 durch ein Instrument von Josef Maier (Hergensweiler) ersetzt; einzelne Teile der Späth-Orgel wurden in das neue Instrument eingebaut
1910185Fronhofen (Fronreute)Kath. Pfarrkirche St. KonradII/P141951 umgebaut und erweitert; 1999 abgebrochen; 5 Register im Neubau Heilig Kreuz Ravensburg verwendet, Rückpositiv heute in Zußdorf
1911194SigmaringenKloster Hedingen, Gruftkirche (ehemalige Klosterkirche)III/P32weitgehend original erhalten
1912201Abtei Gerleve, BillerbeckKlosterkirche
III/P431971 von Gebrüder Stockmann aus Werl überholt und von ursprünglich 25 auf 43 Register erweitert
1915244Wuchzenhofen, (Leutkirch im Allgäu)Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptista
II/P20in vorhandenem Gehäuse von Braun 1845/1846; großteils original erhalten
1924308Freiburg im BreisgauSt. UrbanII/P261936 erweitert und in die neue Kirche versetzt → Orgel
1924310Haustadt (Beckingen)Pfarrkirche St. Mauritius und Gefährten
II/P24unspielbar; erhalten
1925312SaarbrückenSt. Michael
IV/P58mit Fernwerk; 1983 umdisponiert und Fernwerk aufgegeben; zurzeit erfolgt eine Restaurierung und Rekonstruktion in mehreren Bauabschnitten
1925322SchrambergHeilig-Geist-Kirche
II/P35romantisch disponiert, aber erste Einflüsse der Orgelbewegung[6], restauriert durch Vleugels Orgelmanufactur 1994, Opus 285
1927339Rheinfelden (Baden)Kath. Pfarrkirche St. Joseph
III/P411985 von Orgelbaumeister Hartwig Späth aus March unter Beibehaltung des alten Gehäuses neu gebaut. Die Anzahl der Register wurde dabei auf 44 erhöht, 37 der Register sind ganz oder teilweise aus dem alten Werk wiederverwendet worden → Orgel
1929377TawernSt. Peter und PaulII/P19Orgel
1930394GeschwendSt. Wendelin
II/P14
1933436St. IngbertSt. Josef
III/P55 (62)Unter Verwendung von Gehäuse und Pfeifenwerk der Vorgängerorgel von Voit (1894)
1933437St. IngbertSt. Hildegard III/P42Diverse kleinere Umbauten; heute IV/56
1934458Winterbach (St. Wendel)Heilige Familie
II/P15 (18)
1936468Waldfischbach-BurgalbenKath. Wallfahrtskirche Maria Rosenberg
II/P26
1936472Freiburg im BreisgauSt. Urban
III/P422012 restauriert durch Vleugels Orgelmanufactur, Opus 418 → Orgel und Orgel
1937482DamaskusSt. Anthony von PaduaII/P24Restaurierte Orgel wird für liturgische Feiern, klassische Konzerte und die Orgelwoche in Damaskus verwendet.
1937488SaarbrückenOblatenkloster
II/P19 (23)2011 nach Polen verkauft.
1938495ElversbergKath. Pfarrkirche Herz-Jesu-Kirche (Elversberg)
III/P26elektropneumatische Kegelladen; erhalten
1938497FuldaAula der Rabanus-Maurus-Schule / Domgymnasium FuldaII/P21bis 1968 im Stadtsaal Fulda
1939506HechingenStiftskircheIV/P481988 abgebaut
1941525Ostrach-Weithart, Teilort LevertsweilerKath. Pfarrkirche St. Luzia
II/P13erhalten
1951551Lindenberg (Pfalz)Kath. Pfarrkirche St. Maria Immaculata
II/P19
1950553SaarbrückenSt. Jakob (Saarbrücken)
II/P171962 auf III/33 (37) erweitert
1951558Saarbrücken-BrebachSt. Maria Hilf
II/P241964 erweitert, ursprünglich 19 Register → Orgel
1951563WeiskirchenSt. Jakobus der Ältere (Weiskirchen)
II/P28
1952574ZweibrückenHeilig-Kreuz-KircheI/P131955 auf drei Manuale mit 47 Registern erweitert, 1994 ersetzt, Teile in Coswig (Sachsen) wiederverwendet
1953583ElmsteinKath. Pfarrkirche Herz Mariä
I/P5
1955611Hirzweiler-WelschbachKath. Pfarrkirche St. Laurentius
II/P16
1956635KirchhainSt. Elisabeth
II/P24elektrische Traktur → Orgel
1956637St. Leon-RotSt. Leon der Große
III/P38elektrische Traktur → Orgel
1957639Ludwigshafen am RheinSt. Ludwig
III/P41elektrische Traktur → Orgel
1957652HöllsteinSt. Maria
I/P6ursprünglich für Winterlingen gebaut; geteilte Schleifen, B/D-Teilung bei b/h° → Orgel
1960697HüttersdorfPfarrkirche Kreuzerhöhung
III/P36
1960707München-SchwabingAllerheiligen
III/P27geplant von Walter Supper nach dem Vorbild der norddeutschen Barockorgeln; eine der ersten Nachkriegsorgeln in München mit mechanischer Spieltraktur; mehrfach umgebaut, zuletzt Erweiterung/Umbau 2002 im romantischen Sinne durch Jocher & Edouard (III/35) → Orgel
1962DunstelkingenSt. MartinusII/P162006 ersetzt → Orgel
1962737KoblenzBasilika St. Kastor
III/P342013 abgebaut und von Tamburini in Italien im Santuario di San Gabriele dell'Addolorata wieder mit einigen Veränderungen aufgebaut[7]
1963755Esenhausen, Gemeinde WilhelmsdorfSt. Martinus
II/P15erhalten
1964755Frankfurt am Main-BornheimHeilig-Kreuz-Kirche
II/P24erhalten, 2019 von Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Späth renoviert[8]
1964761AllmendingenMariä Himmelfahrt
II/P25erbaut unter Verwendung von 12 Registern aus der Vorgängerorgel desselben Orgelbauers von 1914, 2024 abgebaut
1964ZellSt. GallusII/P12
1966NeuensteinChristus König
II/P9Serienorgel; → Orgel
1966812Schmelz-BettingenPfarrkirche St. Stephanus
II/P28 (29)
1967837Ulm-EselsbergSt. Maria SusoII/P19[9]; 2023 ersetzt durch einen Neubau von Orgelbau Scharfe unter Übernahme von Registern[10]
1968852MargrethausenSt. MargaretaII/P18Orgel
1968856DornstadtKath. Pfarrkirche St. Ulrich
II/P29erhalten; 2015 durch Orgelbau Lenter, Sachsenheim, technisch überholt, umgearbeitet und um Setzeranlage erweitert
1968859KölnSt. Hildegard in der Au
II/P14erhalten; Schließung der Kirche September 2020. 2022 umgesetzt in die evangelische Stephanuskirche in Köln-Riehl
1969880KölnSt. Gertrud
II/P14erhalten
1969TodtnaubergSt. Jakobus der Ältere
II/P21
1972GerabronnHeilig Geist
II/P8Orgel
1972KoblenzSt. Elisabeth
II/P24
1974ohne Opuszahl[11]München-FreimannSt. Albert
III/P40erhalten; als Folgeprojekt zu Allerheiligen Schwabing geplant von Walter SupperOrgel
1978LandshutKapelle im Krankenhaus Achdorf
I/P3
1978GermersheimSt. JakobusII/P24Orgel
1979LangenhartSt. Sebastian und RochusI/P3Orgel
1981Stuttgart-FasanenhofBonhoefferkirche
II/P223 Transmissionen → Orgel
1982DellmensingenSt. Kosmas und Damian
II/P24Orgel

Literatur

  • Wolfgang Manecke, Johannes Mayr: Historische Orgeln in Oberschwaben. Der Landkreis Biberach. Schnell & Steiner, Regensburg 1995, ISBN 3-7954-1069-X, S. 229 ff.

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Gebr. Späth Orgelbau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien