Grob-Werke

deutsches Familienunternehmen

Die Grob-Werke GmbH & Co. KG (Eigenschreibweise: GROB-WERKE) ist die Konzernmutter der Grob-Gruppe. Das Familienunternehmen ist im Bereich Universalmaschinen, Montageanlagen, Systemlösungen, Elektromobilität, Additive Fertigung, Automation und Digitalisierung tätig. Die Grob-Werke hat ihren Stammsitz im oberschwäbischen Mindelheim im Landkreis Unterallgäu.

GROB-WERKE GmbH & Co. KG

Logo
RechtsformGmbH & Co. KG
Gründung1926
SitzMindelheim, Deutschland
LeitungChristian Grob (Aufsichtsratsvorsitzender)
German Wankmiller
Wolfram Weber
Christian Müller
Mitarbeiterzahl8085[1]
Umsatz1,37 Milliarden Euro[1]
BrancheMaschinenbau
Websitewww.grobgroup.com
Stand: 28. Februar 2023

Geschichte

Die Grob-Werke wurden 1926 von Ernst Grob in München gegründet.[2] Zunächst konzentrierte man sich auf die Produktion von Werkzeugmaschinen und ab 1935 auf Verbrennungsmotoren,[3][4] wodurch der Betrieb im Zweiten Weltkrieg als „kriegswichtig“ galt.[5] Es wurden zwischen 50 und 100 Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter eingesetzt, die in einem eigenen Lager auf dem Firmengelände in der Hofmannstraße 50 untergebracht waren.[6] Im Jahr 1944 wurde das Werk durch alliierte Luftangriffe auf München großflächig zerstört und im Jahr 1945 wiederaufgebaut.[7] Die Grob-Werke gehören mit zu den Einzahlern in die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung von Zwangsarbeitern.

Seit 1952 leitete Burkhart Grob (* 26. März 1926; † 20. Mai 2016) die Firma.[8][9] 1956 wurde das erste ausländische Werk in São Paulo (Brasilien) gegründet.[10]

1968 wurde das Stammwerk in Mindelheim errichtet, wo man mit der Herstellung von Transferstraßen begann.[2][11] 1976 wurde das Werk in München schließlich komplett geschlossen und der Firmensitz vollständig nach Mindelheim verlegt.[7] 1971 wurde die Burkhart Grob Luft- und Raumfahrt GmbH & Co. KG gegründet und Grob begann mit dem Bau von Segelflugzeugen.[12] Von der britischen Royal Air Force erhielt Grob 1998 ihren bis dahin größten Auftrag. Insgesamt 85 Trainings-Sportflugzeuge G-115 D sollten für die Royal Air Force innerhalb von zwei Jahren geliefert werden.[13] Einen weiteren Großauftrag erhielt Grob 1998 von General Motors und BMV Rover. Für die Bearbeitung und Montage von Zylinderköpfen sowie Motorblöcken erhielt Grob Aufträge über 320 Millionen DM.[14]

In den folgenden Jahren investierte Grob unter anderem in neue Hallen sowie die eigenen Niederlassungen in Brasilien und den USA.[14] 2003 begann Grob mit dem Aufbau von Niederlassungen für Service und Vertrieb in Peking und Shanghai.[2] Die Grob-Werke bestanden bis 2006 aus den unabhängigen Unternehmensbereichen Werkzeugmaschinen und Luft- und Raumfahrt. Der Unternehmensbereich Luft- und Raumfahrt wurde 2006 verkauft und firmierte danach als Grob Aerospace AG, seit 2009 als Grob Aircraft AG.[2][12] Burghardt Grob verstarb 2016 und Christian Grob führte die Gruppe in dritter Generation als neuer Aufsichtsratsvorsitzender fort.[12] Im Jahr 2017 kaufte Grob den italienischen Maschinen- und Anlagenbauer für Elektromotoren DMG meccanica in Turin (Italien) und stieg damit in die Elektromobilität ein.[7]

2021 ging Grob eine strategische Kooperation mit der Manz AG im Bereich Lithium-Ionen-Batteriesysteme ein. Aufgrund der Wende zur Elektromobilität erhöhte sich die Nachfrage nach Batterieproduktionstechnik und die Kooperation ermöglichte es Grob, den gesamten Produktionsprozess von Lithium-Ionen-Batteriezellen und -Modulen anzubieten.[15][16] 2022 beteiligte sich die Dürr AG an der Kooperation.[16][17]

Weiterhin begann Grob die Expansion am Stammsitz in Mindelheim. Mit einer Investition von 19 Millionen Euro startete der Bau einer neuen Halle[18][19] und bestehende Hallendächer wurden seit 2023 vermehrt verstärkt und mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet.[20] Als Grund für diese Erweiterungen am Stammsitz nennt Grob unter anderem die Ausrichtung auf erneuerbare Energien, wofür 2023 zudem eine dritte Energiezentrale, basierend auf Wärmepumpen und Biomasse, zur nachhaltigen Wärmeversorgung in Planung ging.[18] International erweiterte Grob seine Standorte im indischen Bengaluru und in Bluffton (Ohio).[21]

Unternehmensstruktur

Die Grob-Werke GmbH & Co. KG ist das Mutterunternehmen der Grob-Gruppe. Im Geschäftsjahr 2021/22 beschäftigte Grob 8085 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von über 1,37 Milliarden Euro.[1] Knapp die Hälfte des Umsatzes wird durch Maschinen für Elektroantriebe und Batteriespeichertechnologien generiert.[22] Der Standort Mindelheim ist seit 1976 Stammwerk der Grob-Werke und damit auch Stammsitz. Das Mindelheimer Werk hat eine Produktionsfläche von mehr als 199.000 Quadratmetern.[23] Das Unternehmen hat neben dem Stammwerk Mindelheim Produktionsstätten in Bluffton (Ohio) (USA), Dalian (China), São Paulo (Brasilien), Pianezza (Italien)[2][11] und Bengaluru (Indien).[24]

Grob-Werke in Mindelheim (2019)

Standorte und Beteiligungen

Produkte

Grob-Werke ist im Bereich Universalmaschinen, Montageanlagen, Systemanwendungen, Elektromobilität, Additive Fertigung, Automation und Digitalisierung tätig. Die Gruppe liefert ihre Werkzeugmaschinen vor allem an die Autoindustrie,[2] weshalb sich die Produkte und Services von Grob an den Entwicklungen in der Automobilindustrie orientieren.[25]

Universalmaschinen, Montageanlagen und Automation

Grob-Werke entwickelt und baut Bearbeitungszentren und Montageeinrichtungen, Digitalisierungs- und Automationsanwendungen, sowie Verkettungssysteme für Produktions- und Montagelinien.[14][26] Hier ist Grob besonders in der Planung und Erstellung kompletter Fertigungsanlagen für Motoren, Fahrzeuggetriebe, Einspritzpumpen und Ähnliches tätig.[27] Die Universalmaschinen finden in verschiedenen Bereichen Anwendung, darunter in der Automobilindustrie, in der Energie- und Medizintechnik, in der Luft- und Raumfahrt sowie im Maschinen-, Werkzeug- und Formenbau.[28] Die 4- und 5-Achs-Universalmaschinen können beispielsweise filigrane Bauteile zerspanen oder fertigen.[28] Ein weiteres Standbein ist der Bau von Sondermaschinen für Transferstraßen.[27] Zu den von Grob-Werke vertriebenen Montageanlagen gehören unter anderem Anlagen zur Statorproduktion mit Hairpin-Technologie, Rotorproduktion und Batteriemodulmontage, welche eine vollautomatische Herstellung für Fahrzeugantriebe ermöglichen.[29]

Zerspanungstechnik

Grob-Werke bietet verschiedene Maschinenkonzepte im Zerspanungsbereich an, welche von der Autoindustrie genutzt werden.[10] Die von Grob-Werke angebotenen Anlagen bestehen aus einzelnen modular aufgebauten Bearbeitungszentren sowie Sondermaschinen und sind individualisierbar.[30] Beispielsweise ist die 2023 präsentierte G520F aus der F-Serie für die Bearbeitung von Batteriegehäusen und Leichtbauteilen wie Rahmenstrukturbau und Fahrwerksteile entwickelt worden.[31]

Elektromobilität und industrielle Elektromotoren

Im Zuge der grünen Wende stieg Grob in die Entwicklung von Elektromobilität ein und passte die Unternehmensstruktur entsprechend an.[22][29][32] In diesem Bereich werden vorrangig Produkte für Batterietechnologie und den elektrischen Antriebsstrang entwickelt und produziert. Dazu gehören Batteriepacksysteme, Batteriemodulanlagen sowie Großanlagen zur Batteriezellenproduktion.[33][25] Weitere Teilbereiche sind die Komplettmontage von E-Motoren sowie Stator- und Rotor-Montage mit Permanentmagnettechnik.[25] Weiterhin entwickelt das Unternehmen individuelle Verfahren und Systeme, beispielsweise für die Bearbeitung von Struktur- und Fahrwerksteilen oder Beschichtungen von Motorenbauteilen.[34]

Der Bereich der E-Mobilität macht über 60 % des Geschäfts von Grob aus. Zu den Kunden gehören europäische, amerikanische und asiatische Autohersteller, im asiatischen Raum sind es hauptsächlich neue chinesische Hersteller.[21]

Additive Fertigung

Im Bereich der Additiven Fertigung entwickelte Grob das Fertigungsverfahren Liquid-Metal-Printing (LMP), durch welches individuell angepasste endkonturnahe Aluminiumbauteile hergestellt werden können. Dies soll die Nachteile der zuvor oft genutzten pulverbasierten additiven Fertigung auszugleichen.[25][35][36]

Digitalisierung

Zum Bereich Digitalisierung gehört unter anderem eine von Grob-Werke entwickelte Software, durch welche alle Bereiche der Produktion von Grob-Werkzeugmaschinen digital gekoppelt und die einzelnen Module organisiert werden können.[31]

Siehe auch

Einzelnachweise

48° 2′ 23,3″ N, 10° 29′ 58,2″ O