Hamburg-Dulsberg
Dulsberg ist ein Stadtteil im Bezirk Hamburg-Nord der Freien und Hansestadt Hamburg. Dulsberg ist flächenmäßig einer der kleinsten Stadtteile Hamburgs. Bis 1951 bildete er zusammen mit Barmbek-Nord und Barmbek-Süd den Stadtteil Barmbek.
Dulsberg Stadtteil von Hamburg | |
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Koordinaten | , 10° 3′ 48″ O53° 34′ 54″ N, 10° 3′ 48″ O |
Fläche | 1,2 km² |
Einwohner | 17.149 (31. Dez. 2022) |
Bevölkerungsdichte | 14.291 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 22049, 22081 |
Vorwahl | 040 |
Bezirk | Hamburg-Nord |
Verkehrsanbindung | |
S-Bahn | |
U-Bahn | |
Bus | Metrobusse 16, 23 und 28, Stadtbusse 171 und 271 |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |
Geographie
Dulsberg liegt im Osten der inneren Stadt Hamburgs, die durch verdichtete Stadtstruktur mit zentralen Funktionen geprägt ist. Die Bevölkerungsdichte von 14.500 Einwohnern pro Quadratkilometer ist im Vergleich der Hamburger Stadtteile sehr hoch, sie liegt etwa auf dem Niveau von Ottensen (12.500 Einwohner/km²) oder der Sternschanze (15.500). Dulsberg wird abgrenzt zu den Nachbarstadtteilen: nach Barmbek-Süd durch den Verlauf der S-Bahn-Strecke, nach Barmbek-Nord durch die Osterbek sowie nach Wandsbek durch den Wartenburger Weg, Kiefhörn, den Eulenkamp und die Stormarner Straße. Im äußersten Südwesten, am S-Bahnhof Friedrichsberg, hat Dulsberg eine wenige Meter lange gemeinsame Grenze mit Eilbek.
Während die Grenzen zu den beiden Barmbeker Stadtteilen mit der Aufteilung des alten Stadtteils Barmbek 1951 festgelegt wurden, wurde der Kiefhörn als Grenze zum damaligen Dorf Hinschenfelde bereits 1365 in einem Vergleich der jeweiligen Grundherren vereinbart (s. a. Abschnitt Geschichte).
Grünanlagen und Plätze
Zentral durch den Stadtteil zieht sich der „Grünzug Dulsberg“, eine etwa 50 Meter breite und als Park gestaltete Anlage. Eine weitere Grünfläche liegt im Norden des Stadtteils beidseits der Osterbek. Unmittelbar hinter der südwestlichen Stadtteilgrenze befindet sich bereits in Barmbek-Süd der Friedrichsberger Park. Viele Dulsberger Wohnanlagen verfügen daneben über Grünflächen in den Innenhöfen.
Entlang der S-Bahn und an der Osterbek liegen jeweils mehrere Kleingartenparzellen.
Zentraler Platz des Stadtteils ist der Straßburger Platz. Daneben gibt es an der Kreuzung Eulenkamp / Elsässer Straße den Elsässer Platz. Bis 2004 als Marktplatz genutzt, wurde er 2021 mit Bäumen und Sitzgelegenheiten neu gestaltet.
Geschichte
Der Name ist zurückzuführen auf eine Anhöhe, die Tollsberg (Teufelsberg oder Zollberg) genannt wurde und in etwa im heutigen Kreuzungsbereich Krausestraße und Lauenburger Straße lag. Dulsberger Gemarkungen wurden 1365 erstmals urkundlich erwähnt, als die Grenzstreitigkeiten zwischen den Eigentümern Barmbeks, dem Hospital zum Heiligen Geist und den Eigentümern Hinschenfeldes, den Brüdern Henneke und Emeke von Strutz, in einem Vergleich beigelegt wurden, wonach unter anderem das Gehölz „Kyfhorn“ (dort, wo sich heute die Straße Kiefhörn befindet) „scholen bliefen ewiglick by dem Dorpe Barnebeke und by dem Huse des hilligen Geistes tho Hamborch“.[1] Jahrhundertelang blieb der Dulsberg Ackerland der Barmbeker Bauern, ab Anfang des 20. Jahrhunderts bezog die Stadt Hamburg ihn in die Pläne zur Stadterweiterung ein. Mit dem Bau der Stadtbahn nach Hamburg-Ohlsdorf wurde die Osterbek kanalisiert, da auch die Erdmassen zum Bau der Bahndämme verwandt wurden. 1910 entstand hier an der späteren Grenze zu Barmbek-Nord erste Industrie. Am Südwestzipfel des Dulsbergs wurde am 5. Dezember 1906 der Bahnhof Friedrichsberg zur Anbindung der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg eröffnet.
Für die weitere Besiedlung wurde ab 1897 eine Bebauungsplanung erstellt, diese erlangte 1903 Rechtskraft, und sofort begann der Wohnungsbau. Vom Bahnhof Friedrichsberg bis zur Probsteier Straße entstanden bis zum Ersten Weltkrieg eng gebaute, sechsgeschossige Wohnbauten. In den 1920er-Jahren gelang es dem Baudirektor Fritz Schumacher, die Planung radikal zu verändern. Ein über 1 km langer Grünzug, parallel zwischen den Hauptstraßen (Straßburger Straße und Alter Teichweg) gelegen, gliedert die Wohnbereiche. Schumacher begründete damit ein neues Kapitel in der Stadtplanung. Statt sechsgeschossige Putzbauten wurden nun drei- und viergeschossige Klinkerbauten in Blockweise errichtet mit vielen begrünten Freiflächen. Die Bauarbeiten endeten 1931 aufgrund der Weltwirtschaftskrise.[2]
Mit Wirkung zum 11. Mai 1951 wurde durch das Gesetz über die Bezirksverwaltung in der Freien und Hansestadt Hamburg (1949) der damalige Bezirk Barmbeck-Südost aufgeteilt und es entstand der Stadtteil Dulsberg.
Industrie
1910 nahm am Osterbekkanal Hamburgs zweite Müllverbrennungsanlage ihren Betrieb auf. Sie stellte ihn jedoch, unter anderem wegen der extremen Geruchsbelästigung, bereits 1939 wieder ein. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage nicht wieder in Betrieb genommen. Die beiden 50 Meter hohen Schornsteine blieben noch bis in die 1960er-Jahre stehen, da eine Sprengung wegen der umliegenden Wohngebäude erst nicht möglich schien. Zum gezielten Einsturz der Reste wurde dann schließlich auch eine Kerbe in das Mauerwerk gemeißelt. Nach dem Abriss wurden auf dem Gelände mehrere Gewerbebetriebe angesiedelt.
Ein weiterer Industriebetrieb auf dem Dulsberg war die benachbarte Fischkonservenfabrik „Walckhoff“, die ebenfalls 1910 ihren Betrieb aufnahm. Die Firma existierte bis 1972.
Religionen
Auf dem Dulsberg gibt es zwei evangelisch-lutherische Kirchen. Während die Frohbotschaftskirche bereits beim Bau des Stadtteils eingeplant und Mitte der 1930er-Jahre erbaut wurde, kam die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in den 1960er-Jahren hinzu. Die Gemeinde war zu dem Zeitpunkt mit 13.500 Gläubigen und vier Pfarrstellen die personmäßig größte in der ehemaligen Hamburgischen Landeskirche. Man entschloss sich daher zur Teilung der Gemeinde. Ende der 1990er-Jahre fusionierten die beiden Gemeinden aufgrund des Rückgangs der Kirchenmitgliederzahl wieder. Seit 2005 nutzt die Gemeinde die Bonhoeffer-Kirche nicht mehr. Nach verschiedenen Zwischennutzungen – unter anderem fanden dort Gottesdienste der katholisch-apostolischen Gemeinde statt, während deren Kirche saniert wurde – ist das Gotteshaus seit September 2015 an die chinesisch-christliche Gemeinde in Hamburg vermietet.[3]
Statistik
- Anteil der unter 18-Jährigen: 11,7 % [Hamburger Durchschnitt: 16,6 % (2020)][4]
- Anteil der über 64-Jährigen: 13,0 % [Hamburger Durchschnitt: 18,0 % (2020)][5]
- Ausländeranteil: 22,9 % [Hamburger Durchschnitt: 17,7 % (2020)][6]
- Arbeitslosenquote: 9,7 % [Hamburger Durchschnitt: 6,4 % (2020)][7]
Das durchschnittliche Einkommen je Steuerpflichtigen beträgt in Dulsberg 21.239 Euro jährlich (2013), der Hamburger Gesamtdurchschnitt liegt bei 39.054 Euro.[8]
Bauwerke
Das heutige Dulsberg wurde 1918 von dem Oberbaudirektor Fritz Schumacher als Neubausiedlung konzipiert. Kern des Entwurfs war ein Grünzug, der den Stadtteil in einen Nord- und einen Südteil trennt, wobei die Parkanlage eher verbindet. Die Abfolge Hauptstraße (Alter Teichweg) – Wohnblock – Grünzug – Wohnblock – Hauptstraße (Straßburger Straße) bildete ein neues stadtplanerisches Gestaltungsschema, welches heute noch bei Hamburgs Neubauvorhaben (Grasbrook, Oberbillwerder) Anwendung findet. Das Plangebiet umfasste den gesamten Bereich des Stadtteils zwischen Krausestraße (damals Ahrensburger Straße), dem Osterbekkanal und Eulenkamp. Die Geschossanzahl wurde von damals üblichen fünf bis sechs Stockwerken auf eine durchweg vierstöckige – in der Nähe des Grünzüges dreistöckige – Blockbauweise reduziert. Die Umplanungen waren durch den umfangreichen städtischen Grundbesitz möglich.[10]
Schumacher selbst zeichnete als Architekt für die Schulen Alter Teichweg,[11] Adlerstraße[12] und Krausestraße verantwortlich. Weitere Architekten waren Hans und Oskar Gerson, Karl Schneider, die Gebrüder Paul und Hermann Frank und die Architektengemeinschaft Rudolf Klophaus, August Schoch und Erich zu Putlitz. Der damals wegweisende Baustil des Reformwohnungsbaus ist heute noch Besuchsziel zahlreicher in- und ausländischer Architekten und Stadtplaner.
Eulenkamp und Stormarner Straße bildeten die Grenze zum preußischen Wandsbek.
Lediglich im südlichen Teil der Dithmarscher Straße gab es eine Bebauung aus der Zeit der Jahrhundertwende.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dulsberg durch die Operation Gomorrha fast vollständig zerstört. Auf dem Dulsberg soll das „Mahnmal zur Erinnerung an die Bombenopfer“ Ecke Alter Teichweg/Lothringer Straße daran erinnern[13] Vielfach waren allerdings durch die Zerstörung mit Brandbomben noch die Außenmauern erhalten. Daher baute man nach alten Plänen wieder auf. Bei den 1927 bis 1931 von den Gebrüdern Frank erbauten Laubengängen waren nur die obersten Stockwerke betroffen, da für die Decken und Treppenhäuser Beton verwandt wurde.
Politik
Für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft gehört Dulsberg zum Wahlkreis Barmbek – Uhlenhorst – Dulsberg.
Bei den Bürgerschaftswahlen 2020, 2015, 2011, 2008, 2004, 2001, 1997 und 1993 kam es zu folgenden Ergebnissen:
Wahljahr | SPD | Grüne1) | Linke2) | CDU | AfD | FDP | Übrige |
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2020 | 37,2 % | 25,2 % | 14,3 % | 5,6 % | 5,6 % | 2,6 % | 9,5 % |
2015 | 47,5 % | 12,0 % | 13,7 % | 9,4 % | 6,3 % | 3,6 % | 7,5 % |
2011 | 52,2 % | 11,5 % | 11,2 % | 12,9 % | – | 3,5 % | 8,7 % |
2008 | 42,9 % | 9,3 % | 11,5 % | 29,2 % | – | 3,0 % | 4,1 % |
2004 | 38,8 % | 12,7 % | – | 35,8 % | – | 2,2 % | 10,5 % |
2001 | 46,8 % | 8,2 % | 0,7 % | 18,8 % | – | 3,0 % | 22,5 %3) |
1997 | 44,6 % | 15,0 % | 1,3 % | 20,4 % | – | 2,1 % | 16,6 %4) |
1993 | 50,4 % | 13,4 % | – | 16,3 % | – | 2,6 % | 17,3 %5) |