Jäger

Person, die auf die Jagd geht

Als Jäger wird eine Person bezeichnet, die auf die Jagd geht, das heißt Wild aufsucht, ihm nachstellt, es fängt, erlegt und sich aneignet.

Jäger mit Pfeil und Bogen
Jägerin mit Gewehr

Begriff

Begriffsabgrenzung

Jäger mit Hund, 1912
Fotografie von Rudolf Dührkoop

Neben der allgemein gebräuchlichen Standardbezeichnung Jäger existieren verschiedene andere Bezeichnungen, wie der traditionell jägersprachliche Begriff Weidmann beziehungsweise Waidmann, die scherzhaften Bezeichnungen Grünrock (in Bezug auf die Jägerschaft insgesamt auch: grüne Zunft) und Nimrod sowie der umgangssprachlich veraltende Begriff Jägersmann.[1]

Wortherkunft und Schreibweise von weid bzw. waid

Jagdliche Komposita mit weid (z. B. Weidmann, Weidwerk, Weidgerechtigkeit) lassen sich auf die indogermanische Wurzel *uid mit der Bedeutung „sich Nahrung verschaffen“ zurückführen, die im Laufe der Sprachentwicklung zu althochdeutsch weida, später mittel- und neuhochdeutsch weid wurde,[2][3][4] woraus auch der Begriff Weideland hervorging.[5][6] Die ei-Schreibweise kann somit in etymologischer Hinsicht als die ältere betrachtet werden, da sie die ursprüngliche ist und den Bezug des Wortteils weid zum Nahrungserwerb deutlich macht.[4][7][8]

Die neuere ai-Schreibweise (z. B. Waidmann, Waidwerk, Waidgerechtigkeit) verbreitete sich insbesondere durch ihre Verwendung im 1934 erlassenen Reichsjagdgesetz, wo die neue Schreibweise den mit der Einführung des Gesetzeswerkes verbundenen Neuanfang symbolisieren sollte, und genießt in Deutschland, insbesondere in offiziellen Verlautbarungen des Deutschen Jagdverbandes (DJV),[8] auch heute eine gewisse Popularität.[4][9] Das Bundesjagdgesetz verwendet mit § 1 Abs. 3 („die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit“) ebenso wie die Jagdgesetze der österreichischen Bundesländer und deutschsprachigen Kantone der Schweiz, die gemäß Duden gebräuchlichere alte ei-Schreibweise.[10][11]

Länderstatistiken

In manchen der gelisteten Länder braucht nicht jede Art der Jagdausübung bzw. jeder Jäger grundsätzlich eine staatliche Lizenz oder die geltenden Regelungen werden ignoriert (Wilderei), daher handelt es sich bei den Datensätzen zur Zahl der Jäger teilweise um Hochrechnungen basierend auf repräsentativen Umfragen, so etwa im Fall von Kanada und den Vereinigten Staaten.

Tabelle

Zahl der Jäger in verschiedenen Ländern Europas und Nordamerikas
Daten: Europa (Jagdjahr 2016/17),[12] Irland (2007),[13] Kanada (2012),[14] Russland (2012),[15] Vereinigte Staaten (2016);[16]
StaatJägerEinwohner

in Mio.

Anteil der Jäger an der

Gesamtbevölkerung in %

Verhältnis

Jäger/Einwohner

Fläche in km²Jäger pro km² Landesfläche
Kanada  Kanada2.482.67834,77,151:149.984.6700,25
Finnland  Finnland308.0005,25,921:17338.4480,91
Zypern Republik  Zypern45.0000,85,631:185.8967,63
Norwegen  Norwegen190.0004,74,041:25385.2070,49
Malta  Malta15.0000,43,751:2731647,47
Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten11.453.000323,13,541:289.826.6751,17
Schweden  Schweden290.0009,03,221:31447.4350,65
Danemark  Dänemark165.0005,53,001:3342.9213,84
Irland  Irland104.0004,22,481:4670.2731,48
Griechenland  Griechenland235.00010,72,201:46131.9571,78
Spanien  Spanien980.00045,02,181:46505.9701,94
Portugal  Portugal230.00010,72,151:4792.2122,49
Frankreich  Frankreich1.331.00064,12,081:48543.9652,45
Russland Russland2.800.000143,21,961:5117.125.2000,16
Bulgarien  Bulgarien110.0007,71,431:70110.9940,99
Osterreich  Österreich118.0008,31,421:7083.8791,41
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich800.00061,11,311:76242.4953,30
Italien  Italien750.00058,11,291:77301.3382,49
Estland  Estland16.6001,31,281:7845.3390,37
Kroatien  Kroatien55.0004,51,221:8256.5940,97
Slowenien  Slowenien22.0002,01,101:9120.2731,09
Lettland  Lettland25.0002,31,091:9264.5890,39
Tschechien  Tschechien110.00010,21,081:9378.8661,39
Slowakei  Slowakei55.0005,41,021:9849.0341,12
Litauen  Litauen32.0003,60,891:11365.3000,49
Ungarn  Ungarn55.0009,90,561:18093.0360,59
Deutschland  Deutschland351.00082,50,431:235357.5780,98
Luxemburg  Luxemburg2.0000,50,401:2502.5860,77
Schweiz  Schweiz30.0007,60,391:25341.2850,73
Polen  Polen106.00038,50,281:363312.6960,34
Rumänien  Rumänien60.00022,20,271:370238.3910,25
Belgien  Belgien23.00010,40,221:45230.6880,75
Niederlande  Niederlande28.17016,70,171:59341.5430,68

Diagramm

Truppengattung Jäger beim Militär

Im Kontext des Militärs steht Jäger bei deutschsprachigen Streitkräften, ebenso wie seine Entsprechungen in einigen anderen Sprachen, für eine „mit der Büchse bewaffnete, vorwiegend zum Einsatz im zerstreuten Gefecht bestimmte Truppengattung der Infanterie“.[17] Jäger als Truppengattung wurden erstmals 1631 in der Landgrafschaft Hessen-Kassel und später auch in anderen deutschen Armeen aus ausgebildeten Berufsjägern und Förstern aufgestellt. Die im jagdlichen und forstlichen Berufsleben bereits selbständig handelnden Jäger konnten im Rahmen einer Auftragstaktik selbstständig und ohne direkten Kontakt zur Führung operieren. Rekruten, häufig aus entsprechenden Familien, wurden beruflich nach ihrer Dienstzeit meist mit Stellen im Forstwesen versorgt. Sie verfügten berufsbedingt über bessere Schießfertigkeiten und auch ausgeprägtere Fähigkeiten zur Orientierung und zur Ausnutzung des Geländes, was im Schützengefecht sowie im Vorposten- und Erkundungsdienst von Vorteil war.

Märchen und Geschichten

Jäger mit geschultertem Gewehr, Illustration von Otto Ubbelohde aus dem Jahr 1909 zum Märchen Der gelernte Jäger

Wie wenige andere Berufsgruppen sind die Jäger in zahlreichen Märchen und Geschichten mystifiziert worden. In den nord- und mitteldeutschen Märchen und Geschichten treten sie vor allem als edle Gestalten auf. Oft sind sie es, die in Märchen am Ende die Wende zum Guten herbeiführen oder besiegeln (zum Beispiel die Rettung vor dem „bösen Wolf“).

Auch in den Heimatfilmen der 1950er Jahre treten Jäger oft als edle Kavaliere auf und fungieren damit in gewisser Weise als Nachfolger der Rittergestalten aus mittelalterlichen Sagen und Geschichten. Dagegen werden die Jäger oder „Jager“ in süddeutschen, besonders bayerischen Volkserzählungen oft negativ dargestellt. Dies gilt vor allem für Lieder und Geschichten, die feudale oder absolutistische Verhältnisse widerspiegeln. Dort wird meist der Konflikt zwischen den „Wildschützen“ (Wilderern) als Identifikationsfiguren aus dem Volk und den Jägern als Gehilfen der Obrigkeit beschrieben. Der Wald gehörte im Empfinden des Volkes allen; das Wildern galt daher als legitim, wurde aber von den Landesherren, die die Jagd als herrscherliches Privileg für sich beanspruchten, streng verfolgt. Während die Wildschützen als tapfere und fürsorgliche Männer dargestellt werden, die ihre Jagdbeute mit den Armen teilen, werden die Jäger als feige, hinterlistig und grausam beschrieben. Besonders deutlich kommt das in dem bayerischen Lied vom Schützen Georg Jennerwein zum Ausdruck, aber auch der erzgebirgische Wilderer Karl Stülpner ist in ähnlicher Weise zur Legende geworden.

Andere Erzählungen berichten jedoch auch aus der anderen Sicht und schildern die Wilderer als kriminelle und gefährliche Gesetzesbrecher, die mit ihren Waffen Angst und Schrecken verbreiten und mit Räubern zu vergleichen sind, so beispielsweise die Geschichte vom Krambambuli der bekannten Autorin Marie von Ebner-Eschenbach.

Das Jägergewand ist auch eine häufige Verkleidung des Teufels, so etwa in Jeremias Gotthelfs Novelle „Die schwarze Spinne“. Auch in vielen Versionen der Legende vom Rattenfänger von Hameln entführt dieser die Kinder im Jägerkleid.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Jäger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Jäger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise