Jungit

Mineral

Jungit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Fe3+8Zn4[OH|PO4]9·16H2O[3], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Eisen-Zink-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Jungit
Hellgelbe Jungitkristalle aus Hagendort-Süd/Waidhaus, Oberpfalz, Bayern (Sichtfeld 2 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1977-034[1]

IMA-Symbol

Jun[2]

Chemische FormelCa2Fe3+8Zn4[OH|PO4]9·16H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.37
VII/D.37-010

8.DJ.25
42.13.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemorthorhombisch
Kristallklasse; Symbolorthorhombisch-pyramidal; mm2 oder orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
RaumgruppePcmm (Nr. 51, Stellung 4)Vorlage:Raumgruppe/51.4, Pcm21 (Nr. 26, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/26.2 oder Pc2m (Nr. 28, Stellung 5)Vorlage:Raumgruppe/28.5[3]
Gitterparametera = 11,98 Å; b = 20,37 Å; c = 9,95 Å[3]
FormeleinheitenZ = 2[3]
Häufige Kristallflächen{010}, {201}, {100}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte1
Dichte (g/cm3)gemessen: 2,843; berechnet: 2,849[4]
Spaltbarkeitvollkommen (glimmerartig) nach {010}[4]
Bruch; Tenazitätnicht definiert
Farbegelb bis grünlichgelb
Strichfarbegelb
Transparenzdurchscheinend
GlanzGlasglanz, Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,658
nβ = 1,658
nγ = 1,664[5]
Doppelbrechungδ = 0,006[5]
Optischer Charakterzweiachsig negativ
Achsenwinkel2V = 60° (gemessen)[5]

Jungit ist durchscheinend und entwickelt meist gelbe bis grünlichgelbe, tafelige Kristalle bis etwa einen Zentimeter Größe[4], die in rosettenförmigen Aggregaten angeordnet sind. Die Kristallflächen zeigen einen glasähnlichen Glanz, allerdings schimmern polykristalline Aggregatformen eher seidenähnlich.

Mit einer Mohshärte von 1 gehört Jungit wie das Referenzmineral Talk zu den weichen Mineralen, deren Oberfläche mit dem Fingernagel abgeschabt werden kann.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Jungit in den Pegmatiten der Grube Cornelia bei Hagendorf-Süd in der Oberpfälzer Gemeinde Waidhaus in Bayern und beschrieben 1980 durch P. B. Moore und J. Ito, die das Mineral zu Ehren seines Entdeckers Dr. Gerhard Jung (aus Albbruck)[4] benannten.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Jungit zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Parwanit die unbenannte Gruppe VII/D.37 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Jungit ebenfalls in die Abteilung und gleichnamige Unterabteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DJ.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jungit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.13.04 zu finden.

Kristallstruktur

Jungit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pcmm (Raumgruppen-Nr. 51, Stellung 4)Vorlage:Raumgruppe/51.4, Pcm21 (Nr. 26, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/26.2 oder Pc2m (Nr. 28, Stellung 5)Vorlage:Raumgruppe/28.5 mit den Gitterparametern a = 11,98 Å; b = 20,37 Å und c = 9,95 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

Jungit bildet sich in komplexen Granit-Pegmatiten, wo er unter anderem mit Mitridatit und verschiedenen Manganoxiden vergesellschaftet auftreten kann.

Neben seiner Typlokalität Grube Cornelia konnte das Mineral bisher (Stand 2013) nur noch in der nahegelegenen Waidhauser Silbergrube in Bayern (Deutschland) nachgewiesen werden. Ein weiterer möglicher Fundort, die „Foote Lithium Co. Mine“ bei Kings Mountain (North Carolina) in den USA, konnte bisher nicht bestätigt werden.[6][5]

Siehe auch

Literatur

  • P. B. Moore, Jun Ito: Jungit und Matulait, zwei neue tafelige Phosphat-Mineralien, In: Der Aufschluss (Zeitschrift der VFMG), Band 31 (1980), S. 55–61
  • Michael Fleischer, Louis J. Cabri, George Y. Chao, Adolf Pabst: New Mineral Names, In: American Mineralogist, Band 65 (1980), S. 1065–1070 (PDF 703,6 kB; Jungite und Matulaite S. 3)
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3.
Commons: Jungite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise