Landwirtschaft in Sierra Leone

Die Landwirtschaft in Sierra Leone spielt im westafrikanischen Sierra Leone, vor allem in der Selbstversorgung, eine herausragende wirtschaftliche Rolle. Federführend beim Ausbau der Landwirtschaft ist das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft. Für die Vermarktung ist das Produce Monitoring Board zuständig.

Reisfeld in Sierra Leone

Hintergrund

Während Sierra Leone sich bis in die 1980er Jahre mit dem Grundnahrungsmittel Reis stets selbst versorgen konnte, ist dies seit Anfang der 1990er Jahre mit Beginn des bis 2002 andauernden Bürgerkriegs nicht mehr der Fall. Die Landwirtschaft in fast allen Bereichen basiert auf der wenig effizienten und kaum wirtschaftlich ausgerichteten Subsistenzwirtschaft. Mit 124 Kilogramm pro Kopf und Jahr gehört Sierra Leone zu den größten Konsumenten von Reis in Subsahara-Afrika.[1]

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Landwirtschaft trägt (Stand 2017) 60,7 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Nahezu ebenso hoch (60,1 Prozent) ist der Anteil der arbeitenden Bevölkerung im primären Wirtschaftssektor.[2] Während Nahrungsmittel, darunter auch Grundnahrungsmittel, zu einem Großteil importiert werden müssen, exportiert Sierra Leone vor allem Kakaobohnenund Palmöl.

Zu den Hauptproblemen in Verbindung mit der Landwirtschaft zählen die Zerstörung des Primärwaldes (nur noch 15 Prozent der ursprünglichen Fläche sind erhalten)[3] als Folge der nötigen Brandrodung aufgrund von Wanderfeldbau, Bodenerosion, und Bodendegradation. Der Mangel an landwirtschaftlicher Nutzfläche, vor allem auch durch den Verkauf an Ausländer,[4] nimmt zu und hat großes Konfliktpotential.[5][6]

Zahlreiche internationale Organisationen, vor allem der Entwicklungszusammenarbeit sind mit diversen Projekten in die Thematik Landwirtschaft und Ernährungssicherung in Sierra Leone involviert.[7] Zum Beispiel unterstützt USAID das Land bei dem Ausbau der Aquakultur.[8]

Nutzpflanzen

Reis

Reisbauer in Sierra Leone
Reis
JahrTonnen
in Tausend
20201049,795  
2019947,464  
2018918,713  
20171400,000  
20161560,363  
20150871,693  
20101026,671  
20050552,000  
20000199,134  
19900503,700  
19800513,000  
19700450,000

Der Reisanbau in Sierra Leone war kontinuierlich von 1990 bis ins Jahr 2000 rückläufig, was vor allem dem Bürgerkrieg geschuldet war. So nahm die Anbaufläche von knapp 393.000 Hektar 1990 auf 183.200 zehn Jahre später ab. Gleichzeitig wurden mit 199.000 Tonnen deutlich weniger als die mehr als 503.000 Tonnen 1990 produziert.[9] Die Produktion nahm nach dem Bürgerkrieg wieder deutlich auf 552.000 Tonnen im Jahr 2005, und damit etwa den Wert der 1980er Jahre, zu.[10] 2017 betrug die Produktion etwa 1,4 Millionen Tonnen auf einer Anbaufläche von etwa mehr als 647.000 Hektar.[11]

Cassava

Neben Reis ist Cassava ein weiteres Grundnahrungsmittel in Sierra Leone. Die Wurzel wird vor allem im Südwesten, Zentrum und hohen Norden Sierra Leones angebaut. Die Ernte ist vor allem von Krankheitsbefall durch den African cassava mosaic virus und Pilzbefall durch Rigidoporus microporus abhängig, nahm aber seit 1970 stetig zu.[12]

Im Jahr 2005 lag die Cassavproduktion bei 2,287 Millionen Tonnen[10] und stieg bis auf 4,76 Millionen Tonnen 2017 an. Dem gegenüber standen lediglich 82.500 bzw. 95.000 Tonnen in den Jahren 1980 bzw. 1990.[11]

Sonstige Produkte

Palmöl-Herstellung in Sierra Leone

Süßkartoffeln sind ebenfalls ein wichtiges landwirtschaftliches Produkt in Sierra Leone. 2005 wurden noch 191.500 Tonnen produziert.[10] Dem gegenüber stehen 248.247 Tonnen im Jahr 2017.[11] Die Produktion von Erdnüssen war zwischen 1970 und dem Jahr 2000 mit 10.000 bis 20.000 Tonnen pro Jahr relativ konstant. 2005 wurden fast 105.000 Tonnen produziert und sank seitdem auf knapp 65.000 Tonnen im Jahr 2017 ab.[11] Entgegen dem internationalen Trend ging die Produktion von Palmkernen für die Herstellung von Palmöl und Palmfrüchten in Sierra Leone zurück. 2017 betrug die Ernte von Palmfrüchten 211.292 Tonnen, von Palmkernen knapp 29.000 Tonnen.[11]

Zudem werden in Sierra Leone Sorghum, Mais, Hirse sowie Zitrusfrüchte, Zuckerrohr, Kakaobohnen, Kaffee und Kokosnüsse und Cashew angebaut.[13]

Nutzvieh

Ziegenhaltung in Sierra Leone

Die Nutzviehhaltung spielt in Sierra Leone keine große kommerzielle Rolle. Sie dient vor allem der Selbstversorgung. Am weitesten verbreitet sind Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Geflügel (v. a. Hühner, Moschusente und Perlhuhn). Der Bestand, vor allem an Rindern, hat während des Bürgerkrieges deutlich abgenommen.[14] Rinder werden vor allem von den Fula im Norden des Landes gehalten.

197019801990200020052010201520172020
Rind296.000348.000  330.000  200.000  250.000  517.000  798.820  700.000  598.442  
Ziege102.000136.000  148.800  200.000  318.381  803.000  904.938  900.000  773.519  
Schaf185.000267.000  270.910  200.000  272.222  682.000  881.577  870.000  975.690  
Geflügel
Hühner
Enten

2.900.000
45.000

4.050.000  
52.000  

6.000.000  
62.000  

4.000.000  
70.000  

3.329.000  
311.000  

9.460.000  
803.000  

12.500.000  
1.144.000  

12.500.000  
1.100.000  
Schwein20.00036.000  50.000  52.000  18.372  47.364  63.677  50.838  268.746  
Quelle[11]

Literatur

  • Coalition for African Rice Development (Hrsg.): National Rice Development Strategy – Sierra Leone. 2009 (jica.go.jp PDF).
  • Jonathan Ellis Massaquoi: Agricultural production adjustments to achieve self-sufficiency in rice production in Sierra Leone. Cornell University, August 1987.
  • Scott R. Pearson, Josiah Dirck Stryker et al: Rice in West Africa: Policy and Economics. Stanford University Press, 1981.
  • Jean M. Due, Gerald L. Karr: Strategies for Increasing Rice Production in Sierra Leone. In: African Studies Review. Ausgabe 16, Nr. 1, April Cambridge University Press, 1973, S. 23–71.

Weblinks

Commons: Landwirtschaft in Sierra Leone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise