Lerncomputer

Ein Lerncomputer ist ein Computer, bei dem die pädagogischen Gesichtspunkte im Vordergrund stehen.Ursprünglich handelte es sich dabei um Bausätze, die Aufbau und Funktion eines Computers vermittelten, heutzutage bezeichnet der Begriff meist Kleincomputer für Kinder, auf denen spezielle Lernprogramme laufen.

Standardausführung des Lerncomputer LC80
K 1505, Grundgerät des Robotron Bildungscomputer BIC A 5105
OLPC XO-1

Entwicklung

Lerncomputer wurden seit Ende der 1940er Jahre, oftmals als Bausätze, zu relativ erschwinglichen Preisen angeboten. Diese waren änfänglich oft nur in den USA erhältlich. Bei einem Bausatz war der Lernerfolg besonders groß, da man jedes Bauteil einmal in die Hand nehmen musste. Das Verständnis für die Computerhardware wurde so gefördert.

In Deutschland verfügbar war 1968 Logikus, ein vom Kosmos-Lehrmittelverlag herausgebrachter Lerncomputer; Geräte wie der EZ80-DIT und PROFI-5-Mikrocomputerfamilie folgten. Ab 1969 war der Piko dat in der DDR erhältlich. 1981 stellte die DDR den LC80 her und in den Folgejahren wurden u. a. der Kosmos CP1, Polycomputer 880, Know-how-Computer, NDR-Klein-Computer und Robotron BIC A 5105 angeboten.Mit der Herstellung erschwinglicher Großseriencomputer für den Heimgebrauch Anfang der 1980er Jahre, wurde der klassische Lerncomputer mehr und mehr zurückgedrängt.

Lerncomputer für Kinder werden heute z. B. von dem Unternehmen Vtech gefertigt. Bei dieser Art von Lerncomputern steht die Technik allerdings eher im Hintergrund. Auf diesen, speziell für Kinder angepassten Kleincomputern, laufen verschiedene Lernprogramme, um z. B. das Allgemeinwissen oder das Kopfrechnen zu fördern.

Eine noch junge Entwicklung sind Computerspiele mit virtuellen Lerncomputern. So lässt sich zum Beispiel das Open-World-Spiel Minecraft durch das Mod ComputerCraft aufrüsten, mit dessen Hilfe der Spieler virtuelle Computer und Roboter konstruieren kann, die in der Skriptsprache Lua programmiert werden können.[1] Das Minecraft-Mod RedPower 2 bietet Bauelemente für 6502-ähnliche virtuelle Computer, die in den Sprachen 6502 Assembly oder Forth programmiert werden können.[2]

Chronik

(Auswahl)

Häufig sind die Grenzen fließend, zwischen Lerncomputern, Einplatinencomputern, Entwicklungssystemen, Homecomputern usw.

Experimentierkästen, Bausätze u. ä.
JahrHerstellerNameCPUNachfolgerAnmerkungenBild
1949Edmund C. BerkeleySimon- (elektromechanisch)-Relais
1955Edmund C. BerkeleyGeniacmechanischTyniac
Weeniac
Brainiac (1958)
Drehscheiben
1961Scientific Development Corp.Minivac 601elektromechanischRelais, Schalter
1968KosmosLogikusmechanischLOGIX, Piko datSchieber, Drahtbrücken
1969COMSPACEArkay CT-650mechanischzusammengebaute Version des Paperclip Lerncomputers, der aus Alltagsgegenständen besteht (wie Büroklammer und Konservendose), basierend auf dem Buch „How To Build a Working Digital Computer“[3] von 1967
1976RadioShackScience-Fair Microcomputer TrainerTMS1312 (4-bit)Gakken GMC-4 (Neuauflage 1981)20 Tasten, Hex
1978SharpMZ-40K4-bit (custom)MZ-80K (Computer)Einplatinen-Experimentiercomputer
1981Buschmicrotronic 2090TMS1600 (4 bit)2188 Computertechnik24 Tasten, Hex
1983KosmosCP1Intel MCS-48 (8 bit)Folientastatur, Pseudo-Prozessor-Befehle
1983Philips6400 Microcomputer Master LabINS8070 (8 bit)Kassetten-Interface
Schulungscomputer / Industrie
JahrHerstellerNameCPUNachfolgerAnmerkungenBild
1976ITTMP-ExperimenterIntel 8080 (8 bit)Schiebeschalter, Tastatur Hex, Lampen, Schablonen
1976RCACOSMAC MicrotutorCDP1801 (8 bit)Microtutor II (1977)Kipphebel
1977Christiani VerlagMikroprozessor System 85Intel 8085 (8 bit)Modul/Rack-Bauweise
1978Christiani VerlagSC/MP-LehrcomputerSC/MP (8 bit)Platinen-Bausatz
1978Ingenieurbüro KammererEZ80-DITµPD8080A (8 bit)Einplatinencomputer, Tasten, Kipphebel
1979BFZ EssenMikrocomputer für Ausbildung MFAIntel 8085 (8 bit)Modul/Rack-Bauweise
1979SiemensECB85Intel 8085 (8 bit)Einplatinencomputer, Tastatur, Hex, Breadboard
1981Ingenieurbüro KammererPROFI-5Intel 8080 (8 bit)MICO-80 (Z80), PROFI-5EEinplatinencomputer, 25 Tasten, Hex
1983VEB PolytechnikPolycomputer 880MME U880 (8 bit)Koffer, Kassetten-Interface
1983SELZ80 TrainerZilog Z80 (8 bit)DAG Technikum MP Lernsystem (1988)Koffer, Schiebeschalter, Tasten LEDs
1984VEB Mikroelektronik ErfurtLC80MME U880 (8 bit)Einplatinencomputer
1986DATANorfWDR-1-Bit-ComputerMotorola MC14500 (1-Bit)Multi-Platinen-Bausatz
1989robotronBIC A 5105MME U880 (8 bit)Homecomputer, Bildungscomputer
Entwicklungssysteme / Trainings-Kits
JahrHerstellerNameCPUNachfolgerAnmerkungenBild
1976NECTK-80μPD8080A (8 bit)Einplatinencomputer, Tastatur Hex
1976HeathkitET-3400Motorola 6800 (8 bit)Tastatur, Hex, Breadboard
1976RockwellAIM-656502 (8 bit)AIM-65/40Heimcomputer
1976Texas InstrumentsLCM-1001SBP0400 (4 bit Bit-Slice)Kipphebel, Lämpchen
1981MicrotechMicroprofessor IZilog Z80 (8 bit)MPF-I PlusEinplatinencomputer

Für weitere, allgemeine Entwicklungssysteme, siehe System Design Kit.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise