Pietro Parolin

italienischer Erzbischof und Diplomat

Pietro Kardinal Parolin [ˈpjetro paroˈliŋ] (* 17. Januar 1955 in Schiavon, Provinz Vicenza, Italien) ist ein römisch-katholischer Kurienkardinal, Diplomat des Heiligen Stuhls und seit Oktober 2013 amtierender Staatssekretär Seiner Heiligkeit (Kardinalstaatssekretär).

Pietro Kardinal Parolin (22. Februar 2014)
Pietro Parolin (2006)
Wappen von Kurienkardinal Parolin
Kardinal Parolin mit US-Außenminister Mike Pompeo (2019)

Leben

Nach dem Schulabschluss an einem humanistischen Gymnasium (Liceo classico) in Vicenza trat Pietro Parolin 1969 in das Priesterseminar von Vicenza ein und studierte dort Katholische Theologie und Philosophie. Dieses Studium schloss er mit dem Bakkalaureat der Theologie an der Theologischen Fakultät von Norditalien in Mailand ab. 1979 wurde er zum Diakon geweiht und wirkte anschließend als Seelsorger in der Pfarrei Santissima Trinità in Schio.

Am 27. April 1980 empfing Pietro Parolin durch Bischof Arnoldo Onisto in der Kathedrale von Vicenza das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend war er bis 1982 Kaplan in Schio. Von 1984 bis 1986 studierte Parolin an der Päpstlichen Diplomatenakademie und wurde 1986 an der Päpstlichen Universität Gregoriana zum Doktor des Kanonischen Rechts (Dr. iur. can.) promoviert.

Am 1. Juli 1986 trat Parolin in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein und wurde zunächst Mitarbeiter in der Apostolischen Nuntiatur in Nigeria. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm am 14. Mai 1988 den Ehrentitel Kaplan Seiner Heiligkeit[1] (Monsignore). 1989 wechselte Pietro Parolin an die Apostolische Delegation in Mexiko. 1992 wurde er Nuntiaturrat in der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten des Staatssekretariates und war in dieser Funktion vor allem für die Länder Spanien, Andorra, Italien und San Marino zuständig. Am 30. November 2002 wurde er zum Untersekretär der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten berufen,[2] fungierte also als stellvertretender Außenminister.[3] Als solcher führte er mehrfach eine Delegation des Heiligen Stuhls an, die seit 1990 Gespräche mit der kommunistischen Regierung in Vietnam aufgenommen hatte, nachdem die diplomatischen Beziehungen im Zuge der kommunistischen Machtübernahme 1975 abgebrochen waren. Ebenso war er für die diplomatischen Verhandlungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl zuständig.

Am 17. August 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Titularerzbischof von Aquipendium und zum Apostolischen Nuntius in Venezuela.[4] Die Bischofsweihe spendete ihm Benedikt XVI. am 12. September desselben Jahres im Petersdom; Mitkonsekratoren waren Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone SDB und der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, William Joseph Kardinal Levada.[5]

Am 31. August 2013 ernannte ihn Papst Franziskus mit Wirkung ab 15. Oktober 2013 zum Nachfolger von Tarcisio Bertone als Kardinalstaatssekretär.[6][7]

Im feierlichen Konsistorium vom 22. Februar 2014 nahm ihn Papst Franziskus als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Simone e Giuda Taddeo a Torre Angela in das Kardinalskollegium auf.[8] Zudem nahm ihn Franziskus am 2. Juli desselben Jahres in die Kardinalskommission auf, die ihn bei der geplanten Kurienreform unterstützen soll.

Nach einer Rede des Papstes vor dem EU-Parlament Anfang Dezember 2014 bezeichnete Kardinal Parolin die Europäische Union als „Werkzeug, um Europa Frieden, Wohlstand und einen Platz in der Welt zu sichern“ und äußerte seine Hoffnung, dass sich Europaskeptiker vom europäischen Projekt überzeugen lassen.[9]

Zum Ergebnis des Verfassungsreferendums in Irland 2015 sagte er unter anderem, „ich denke, dass das nicht nur eine Niederlage der christlichen Prinzipien war, sondern auch ein wenig eine Niederlage der Menschheit“.[10]

Im November 2017 kritisierte Kardinal Parolin vor einer Tagung katholischer Gesundheitsexperten das globale Gesundheitssystem. Er erklärte, dass „das Grundrecht auf eine angemessene Gesundheitshilfe für alle Menschen gelten“ und „nicht von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder rechtlichen Faktoren abhängen“ dürfe.[11]

Papst Franziskus erhob ihn mit Wirkung vom 28. Juni 2018 unter Beibehaltung seiner Titelkirche zum Kardinalbischof.[12] Da der sowohl der Dekan Giovanni Battista Re als auch der Subdekan Leonardo Sandri die Altersgrenze von 80 Jahren bereits überschritten haben und somit nicht mehr zur Papstwahl berechtigt ist, käme Parolin als ranghöchstem wahlberechtigten Kardinal gegenwärtig im Fall einer Sedisvakanz die Aufgabe zu, ein Konklave zu leiten.[13]

Parolin spricht neben seiner Muttersprache Italienisch auch Französisch, Englisch und Spanisch fließend.[14] Er vertrat den Papst mehrfach als dessen Legat, unter anderem bei den Feierlichkeiten zur Krönung des thailändischen Königs Rama X. von 4. bis 6. Mai 2019 in Bangkok.[15]

Im Oktober 2020 wurde Kardinal Parolin bei der Neubesetzung des Kardinalrats für das IOR nicht mehr berücksichtigt, was zu vielfachen Spekulationen führte.[16]

Im Dezember 2020 musste sich Parolin einem chirurgischen Eingriff an der Prostata unterziehen.[17] Nach einem einwöchigen Krankenhausaufenthalt konnte er seine Arbeit als Kardinalstaatssekretär wieder aufnehmen.[18]

Ehrungen

Mitgliedschaften

Schriften

Weblinks

Commons: Pietro Parolin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

VorgängerAmtNachfolger
Tarcisio Kardinal BertoneKardinalstaatssekretär
seit 2013