Ringier

grosses privates Medienunternehmen der Schweiz

Ringier ist ein in mehreren Ländern tätiges, diversifiziertes Medienunternehmen mit rund 6400 Mitarbeitern. 1833 gegründet, führt Ringier Medienmarken in Print, TV, Radio, Online und Mobile und ist im Druck-, Entertainment- und Internet-Geschäft tätig. Ringier ist ein Schweizer Familienunternehmen mit Haupt-Standort in Zürich. Der Sitz der Ringier AG ist in Zofingen, Aargau.

Ringier AG

Logo
RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1833
SitzZofingen, Schweiz Schweiz
LeitungMarc Walder[1]
(Vorsitzender der Konzernleitung)
Michael Ringier[2]
(VR-Präsident)
Mitarbeiterzahl6'369 (2021)[3]
Umsatz965,3 Mio. CHF (2021)[4]
BrancheMedien
Websitewww.ringier.com

Druckerzeugnisse

Im Heimatmarkt Schweiz verlegt Ringier zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften, inklusive deren Online- und Mobile Produkte (Newsplattformen, E-Magazines, Apps).

Blick vom 6. Stock des Ringier Pressehauses in Zürich
Empfangs-Desk des Ringier Pressehauses in Zürich

Deutschschweiz

Zeitungen und Zeitschriften sowie Onlineplattformen

Westschweiz

Weiteres Europa, Asien und Afrika

In einem Joint Venture ist Ringier gemeinsam mit dem deutschen Verlag Axel Springer SE (Ringier Axel Springer Media AG) in Ungarn, Polen, Serbien und der Slowakei aktiv.In Myanmar sowie in Ghana, Senegal, Nigeria, Kenia, Uganda, Elfenbeinküste und Südafrika veröffentlicht Ringier diverse Medien on- und offline.

Unterhaltung

Im Geschäftsbereich Unterhaltung engagiert sich das Medienunternehmen in Aktivitäten rund um TV, Radio, Veranstaltungen und Unterhaltungsservices (Beispiel Ticketing).

TV

Ringier produziert diverse Lifestyle-TV-Formate wie Blick TV[5] oder LandLiebe TV.

Radio

Zum Portfolio zählen die Privatradio-Stationen Energy Bern (Energy Bern AG 100 %), Energy Zürich (Energy Zürich AG 51 %) und eine Minderheitsbeteiligung an Energy Basel (Energy Basel AG 9,8 %). Zudem ist Ringier mit 21,82 % an Radio 32 (Radio 32 AG) beteiligt.[5]

Veranstaltungen

Das Musikfestival Moon and Stars in Locarno wird genauso von Ringier organisiert wie die verschiedenen, integrierten Ereignis-Formate von Radio Energy (z. B. Energy Star Night, Energy Live Session, Energy Fashion Night und Energy Air).

Dienstleistungen

Der Konzern hat sich an mehreren Vermarktungs- und Beratungsdienstleistern im Unterhaltungs- und Event-Bereich beteiligt.

Digital

Ringier investierte schon früh in Online-Plattformen, mobile Apps, Marktplaces, E-Commerce, Online-Vermarktung sowie in Technologie.

Marktplätze

Zum Portfolio gehören die in der Schweiz führenden Classifieds AutoScout24, MotoScout24, ImmoScout24 und JobScout24 sowie die Kleinanzeigenplattform anibis.ch. Im Juli 2014 übernahm das amerikanische Private-Equity-Unternehmen KKR 49 % von Ringier Digital AG am Geschäft der Scout24 Schweiz. Weiter ist Ringier gemeinsam mit Tamedia zu je 50 % am grössten Schweizer Stellenmarkt, der JobCloud AG (jobs.ch, jopup.ch, topjobs.ch, alpha.ch), beteiligt.

Internet

Ringier betreibt verschiedene Shopping-Plattformen wie DeinDeal (DeinDeal AG; 90 %) sowie geschenkidee.ch (Geschenkidee GmbH; 100 %).[5]

Ringier-Journalistenschule

Seit 1974 besteht eine hauseigene Journalistenschule, welche durch die Hans Ringier-Stiftung getragen wird. Die Ausbildungsstätte befindet sich auf der Römerhalde in Zofingen.[6] Die zweijährige Ausbildung verknüpft einerseits Theorie mit andererseits praktischen Einsätzen in den Ringier-internen Redaktionen.[7] Seit der Gründung haben über 300 Journalisten mit einem Diplom abgeschlossen – darunter auch der Verleger Michael Ringier selbst.[8] Geleitet wird die Journalistenschule seit dem 1. Mai 2022 vom Journalisten Peter Hossli,[9] er folgte auf Hannes Britschgi, der die Schule ab 2011 leitete.[10]

Druckereien

Zum Stammgeschäft des Unternehmens gehör(t)en auch mehrere Druckereien in der Schweiz und im Ausland. Die Druckerei in Zofingen existiert seit der Gründung 1833 und ist heute in die Swissprinters integriert.[11] Ringier Print in Adligenswil druckte seit 1975 eigene und auch externe Zeitungen.[12] Am 8. November 2017 hatte Ringier bekannt gegeben, dass sie Ringier Print wegen gesunkener Preise und rückläufiger Auflagen auf Ende 2018 schliessen werde. Die dort gedruckten Zeitungen wie Blick, Blick am Abend, SonntagsBlick, Handelszeitung und Le Temps werden seit Anfang 2019 von Tamedia gedruckt. Schon zuvor war bekanntgeworden, dass auch die NZZ-Mediengruppe die Luzerner Zeitung und ihre Regionalausgaben ab 2019 nicht mehr von Ringier Print, sondern von Tamedia drucken lasse, was den Entscheid von Ringier ebenfalls beeinflusst hat. Betroffen sind 172 Mitarbeiter.[13]

Ende September 2024 will Swissprinters den Betrieb infolge sinkender Nachfrage einstellen, ein Konsultationsverfahren werde eröffnet.[14]

EqualVoice

Am 25. November 2019 hat die Ringier Gruppe die Initiative «EqualVoice» lanciert. Das Ziel der neuen Initiative der Ringier Gruppe ist die Erhöhung der Sichtbarkeit von Frauen in der Medienberichterstattung. Denn 75 Prozent der Medienberichte handeln von Männern, wie Ringier in einer Pressemitteilung schreibt.[15] Es gibt dafür auch bereits einen Fachbegriff: «Gender Content Gap». Verleger Michael Ringier und CEO Marc Walder präsidieren das Projekt, das von CFO Annabella Bassler initiiert wurde. Das Advisory Board besteht aus: Simona Scarpaleggia (Head of «The Future of our Work» Global Initiative INGKA Group (IKEA)), David Allemann (CEO und Co-Gründer On), Nicole Burth (Ex-CEO Adecco Switzerland), Ingrid Deltenre (Medienmanagerin und Verwaltungsrätin), Christiane zu Salm (Medienunternehmerin und Advisor) und Franziska Tschudi Sauber (CEO Weidmann Holding AG), Tanja Grandits (Sterneköchin und ausgezeichnet als "Koch des Jahres 2019") sowie Carolina Müller-Möhl (Präsidentin der Müller-Möhl Foundation).[16]

Geschichte

Logo über dem Haupteingang des Ringier-Pressehauses in Zürich

Die Geschichte des Familienunternehmens begann 1833, als Johann Rudolf Ringier eine Buchdruckerei im schweizerischen Zofingen erwarb. Als Verleger publizierte er das Zofinger Wochenblatt als seine erste Zeitung. 1911 erschien erstmals die noch heute erfolgreiche Zeitschrift Schweizer Illustrierte.[17] Zehn Jahre später wurde das Pendant für die französischsprachige Schweiz L’illustré lanciert. Zwischen 1948 und 1994 verlegte Ringier die Comic-Geschichten von Ringgi und Zofi. Der Verlag lancierte 1959 mit Blick die erste Boulevardzeitung der Schweiz. Der SonntagsBlick kam als erste Schweizer Sonntagszeitung 1969 auf den Markt. 1974 gründete Ringier die Ausbildungsstätte Ringier-Journalistenschule – auch «JouSchu» genannt –, welche bis heute in dieser Form eine einmalige Institution ist. 1977 wurde die Schweizerische Allgemeine Volkszeitung in die GlücksPost umgewandelt.[18] Das Ringier-Pressehaus im Zürcher Seefeld wurde 1978 eröffnet.

Die Schweizer Ringier AG kaufte in den 1970er-Jahren den Münchner Heering-Verlag und nannte die neue Firma Ringier Deutschland GmbH. Der Verlag war vor allem in der Foto-Szene mit Büchern und Magazinen aktiv. Ringier Deutschland beschäftigte zuletzt knapp 100 Mitarbeitende und produzierte insgesamt acht monatlich erscheinende Magazine plus Sonderhefte (u. a. Globo, Kundenmagazin BMW, fotoMagazin). 2001 gab Ringier Deutschland GmbH seine Geschäftstätigkeit auf. 2004 kehrte Ringier nach Deutschland zurück und lancierte aus der Ringier Publishing GmbH in Berlin das Magazin Cicero.[19]

1987 wurde die Druckerei Times-Ringier in Hongkong gegründet und eröffnet. Im Jahre 1989 und 1990 begannen Aktivitäten in Tschechien und in Rumänien. Die Sendungen Cash-TV, Spotlights, MotorShow und Gesundheit-SprechStunde starteten 1993, zwei Jahre vor der Sendung PresseTV. Im selben Jahr begannen Aktivitäten in Bulgarien, Polen, Ungarn und Vietnam. Die Aktivitäten in Polen und Bulgarien wurden nach drei Jahren eingestellt. 1999 erfolgte die 50-%-Beteiligung an dem Fernsehsender Sat.1 Schweiz.

2001 verkaufte Ringier die Hälfte der Anteile an der 1995 übernommenen Betty Bossi AG an den Detailhändler Coop. Am 15. Mai 2006 lancierte das Unternehmen die erste Abendzeitung der Schweiz, das Gratisblatt heute. Anstelle von heute erschien am 2. Juni 2008 die neue Gratiszeitung Blick am Abend. Im Juni 2007 wurde die Wirtschaftszeitung Cash nach 18 Jahren eingestellt. Per 21. Dezember 2012 übernahm Coop die restlichen 50 % Anteile von Ringier an der Betty Bossi AG.

Ab Januar 2006 bis März 2022 beriet der deutsche Altkanzler und heutige Russland-Lobbyist Gerhard Schröder das Unternehmen. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022, kam Schröder wegen seiner Nähe zu Präsident Wladimir Putin national und international immer mehr unter Druck. Anfang März 2022 beendete Ringier das Beratermandat Gerhard Schröders.[20]

Sein physisches Bildarchiv hat Ringier 2009 dem Staatsarchiv Aargau übergeben.

Seit dem 7. März 2010 werden die Publikationen (Print und Online) der Blick-Gruppe (Blick, Blick am Abend, SonntagsBlick, blick.ch, Blick Apps) aus einem integrierten Newsroom im Pressehaus in Zürich produziert. Der Newsroom war in dieser Form der erste der Schweiz und sorgte für grosse Beachtung in der Schweizer Medienlandschaft sowie auch beim Publikum.[21]

2011 startete Ringier die sukzessive Expansion in die Wachstumsmärkte in Afrika und fokussiert sich auf diesem Kontinent hauptsächlich auf digitale Angebote.[22]

Zum Jahresanfang 2012 gründete Ringier ein Gemeinschaftsunternehmen mit der bank zweiplus unter der bestehenden Dachmarke cash, das Online-Finanz- und -Wirtschaftsinformationen, Online-Finanzdienstleistungen und Online-Banking anbietet. In dieses Unternehmen wurde das komplette Direktkundengeschäft der bank zweiplus ausgelagert.[23]

Gemeinsam mit dem Zürcher Verlagshaus Tamedia übernahm Ringier im Herbst 2012 die jobs.ch Holding AG von der US-Beteiligungsgesellschaft Tiger Global Management. Im Oktober 2012 erteilte die Wettbewerbskommission die Zustimmung für die Übernahme der grössten Stellenplattform der Schweiz.[24]

Im Juli 2014 kommunizierte Ringier[25] den Verkauf von 49 % der Anteile an der Tochterfirma Scout24 Schweiz AG an den amerikanischen Investor KKR. Diese Partnerschaft war bis dahin einmalig in der mehr als 180-jährigen Firmengeschichte von Ringier. Per Frühling 2016 übernahm die Schweizerische Mobiliar die Anteile von KKR und hält seither 50 % der Scout24 Schweiz AG.[26] Ringier konsolidiert das Unternehmen aber weiterhin.

Gemeinschaftsunternehmen mit Axel Springer in Mitteleuropa

Am 23. März 2010 gaben die Ringier AG und das deutsche Medienhaus Axel Springer AG ihre Absicht zur Gründung einer gemeinsamen Holding-Aktiengesellschaft mit Sitz in Zürich bekannt, an der beide Unternehmen zu je 50 % beteiligt sind, die Ringier Axel Springer Media AG. Die Axel Springer AG leistete in das Joint Venture eine Bareinlage in Höhe von 50 Mio. Euro und zahlte zudem rund 125 Mio. Euro Ausgleich an Ringier. In dieser Holding wurden diese Aktivitäten der beiden Konzerne gebündelt. Die Axel Springer AG brachte das Geschäft seiner Tochtergesellschaften in Polen, Tschechien und Ungarn ein, Ringier sein Geschäft in Serbien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn. Die beiden Unternehmen haben in dort zusammen bereits über 100 Printtitel (34 Zeitungen, 73 Zeitschriften) und über 70 Online-Angebote auf dem Markt (Stand März 2010).Mit dem Gemeinschaftsunternehmen entstand eines der grössten Medienunternehmen in diesem Bereich von Europa, das auf das Gesamtgebiet gesehen deutlicher Marktführer bei Boulevardzeitungen und einer der grössten Anbieter im Zeitschriftensegment ist. CEO der Holding ist aktuell Mark Dekan.[27] Vorsitzender des paritätisch besetzten Verwaltungsrats ist Ralph Büchi, Präsident von Axel Springer International.[28][29][30] 2002 war der Axel Springer AG ein Interesse am Kauf der Ringier AG nachgesagt worden.[31] Zum 1. Juli 2007 hatte Springer über die Schweizer Tochtergesellschaft Jean Frey AG die deutschsprachigen TV-Programmzeitschriften TELE, TV4 und TV2 von Ringier erworben.[32]

Gemeinschaftsunternehmen mit Axel Springer in der Schweiz

Per 1. Januar 2016 nahm das Joint Venture zusammen mit Axel Springer in der Schweiz, die Ringier Axel Springer Schweiz AG, ihr Geschäft auf.[33] Zum Gemeinschaftsunternehmen gehören sämtliche Zeitschriften beider Unternehmen in der Schweiz sowie auch die Zeitungen Le Temps und die Handelszeitung. Das neue Joint Venture umfasst rund 635 Mitarbeitende und insgesamt 29 Produkte.

Ringier Deutschland GmbH

Per 1. Mai 2016 gingen die beiden Qualitätstitel von Ringier in DeutschlandCicero und Monopol – im Rahmen eines Management-Buy-out an die Führungs-Crew von Cicero (Christoph Schwennicke und Alexander Marguier) über.[34] Ringier hat sich damit aus dem Deutschland-Geschäft zurückgezogen.

Vermarktung

Am 4. April 2016 nahm die gemeinsame Vermarktungsorganisation von Ringier, der Swisscom und der SGR unter dem Namen Admeira ihren operativen Betrieb auf.[35] Marc Walder war einer der Initianten dieses am 17. August 2015 lancierten Projektes.[36] Das Vorhaben mit der Absicht, mehr digitale Werbegelder in der Schweiz halten zu können, hatte bei Mitbewerbern Kritik ausgelöst und nur drei Tage nach der Bekanntgabe der Lancierung, am 20. August 2015, zum sofortigen Austritt von Ringier aus dem Verband Schweizer Medien geführt.[37] Am 8. Januar 2020 wurde bekannt, dass Ringier dem Verband Schweizer Medien wieder beigetreten ist.[38] Am 13. Februar 2020 gab Ringier bekannt, dass sie sämtliche Anteile der Swisscom an Admeira abgekauft haben und somit alleiniger Besitzer der Werbevermarkterin sind.[39] Bereits 2018 hatte die SRG schon ihre Anteile an Ringier und Swisscom verkauft.[40] Im Oktober 2020 wurde die Geschäftseinheit Ringier Advertising lanciert.[41] Die Vermarktung von Blue News der Swisscom liegt bei Ringier Advertising.[42] Im Oktober 2022 wurde bekannt, dass die Swiss Marketplace Group die Vermarktung der Werbung künftig auch über die Goldbach Audience (Switzerland) AG und Ringier Advertising betreibt.[43]

Mobiliar

Im Februar 2020 gab die Mobiliar eine Beteiligung von 25 % an Ringier bekannt.[44]

OneLog

Im Jahr 2021 gründete Ringier zusammen mit der TX Group das Joint Venture OneLog. Die OneLog AG soll das Single Sign-on der Schweizer Digital-Allianz entwickeln und betreiben. Ende Dezember 2022 traten CH Media und die NZZ dem OneLog-Joint Venture bei. Neben den bereits genannten Medienunternehmen gehört auch die SRG zu den Gründungsmitgliedern der Allianz.

Dokumentation

  • Christian Kolbe: Spuren der Zeit 175 Jahre Ringier – Patriarchen, Presse und Profit. In: DOK, Schweizer Fernsehen, 5. Mai 2008.[45]
  • Alain Jeannet: Nous sommes tous dépassés par les exigences de la numérisation, Marc Walder Interview. In: www.hebdo.ch, 19. Januar 2017.[46]
  • Stéphane Benoit-Godet: Il faut accélérer la digitalisation dans tous les domaines, Marc Walder Interview. In: Le Temps, 30. September 2017.[47]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise