Sandra Ciesek

deutsche Virologin

Sandra Ciesek (* 25. Februar 1978[1] in Goslar[2]) ist eine deutsche Medizinerin und Virologin. Sie ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt sowie Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Universität.[3] Zu ihren Schwerpunkten gehören neue Therapieformen für Hepatitis C und in jüngerer Zeit die Suche nach Medikamenten gegen COVID-19.

Sandra Ciesek, 2021

Werdegang

Sandra Ciesek studierte 1997 bis 2003 Humanmedizin an der Universität Göttingen und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH),[4] wo sie 2004 mit einer Arbeit zum Einfluss bestimmter dendritischer Zellen auf die Hepatitis-C-Infektion promoviert wurde.[5] Sie konnte darin nachweisen, dass diese Zellen infizierte Zellen zerstören können – was bei Hepatitis-C-Patienten jedoch gerade nicht mehr der Fall ist, so dass hier eine Ursache für die Entstehung einer chronischen Hepatitis-C-Infektion liegen könnte.[6] Die Dissertation wurde mehrfach ausgezeichnet.[2]

Im Anschluss an ihre Promotion war sie bis 2009 an der MHH zunächst als Assistenzärztin tätig.[4]

In einem DFG-geförderten Projekt forschte sie von 2009 bis 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Twincore, einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der MHH und des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung zu neuen Therapieansätzen für Hepatitis C.[7] Im Kontext dieser Tätigkeit habilitierte sie sich 2011 in experimenteller Gastroenterologie mit einer Arbeit zur optimalen Immunsuppression bei Hepatitis-C-Patienten nach einer Lebertransplantation.[8] 2013 absolvierte sie ihre Facharztprüfung für Innere Medizin und Gastroenterologie.[4]

Von 2011 an leitete Ciesek die Arbeitsgruppe Virale Hepatitis an der MHH, wo sie Anfang 2016 zur außerplanmäßigen Professorin für Innere Medizin ernannt wurde.[3] Kurz darauf wurde sie im März 2016 als W2-Professorin für Virologie an die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen berufen und übernahm die stellvertretende Leitung des Instituts für Virologie.[9] Eine zweite Facharztausbildung in Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie absolvierte sie bis 2018. In dieser Zeit machte sie auch den Masterabschluss in Public Health Administration an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.[3]

Seit Frühjahr 2019 leitet Sandra Ciesek als Direktorin das Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und ist Professorin für Medizinische Virologie der Goethe-Universität. Dort ist sie 2020 maßgeblich an der Forschung zu SARS-CoV-2, dem neuartigen Coronavirus, beteiligt. So konnte sie mit ihrem Team im Februar 2020 nachweisen, dass auch symptomfreie Personen Träger und somit Überträger des Virus sein können.[10] Nach Ausbruch der Pandemie erhielt Ciesek im März 2020 von der Johanna-Quandt-Stiftung innerhalb 24 Stunden nach Antragstellung die Fördersumme von 250.000 Euro für die Suche nach wirksamen Medikamenten gegen COVID-19.[11] Seit September 2020 war Ciesek abwechselnd mit Christian Drosten zu Gast im NDR-Podcast Coronavirus-Update und erklärt wissenschaftliche Kontexte zur COVID-19-Pandemie.

Ciesek ist Mitglied in verschiedenen Leitliniengruppen sowie in nationalen und internationalen Fachgesellschaften.[12] Im Mai 2023 wurde sie in den Stiftungsrat der Stiftung Charité berufen.[13]

Auf Vorschlag der hessischen Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wurde Ciesek zum Mitglied der 17. Bundesversammlung gewählt.

Privat

Sie ist verheiratet und Mutter einer Tochter.[14]

Auszeichnungen

Publikationen (Auswahl)

  • Phänotyp und Funktion humaner CD1c-positiver dendritischer Zellen: Bedeutung für die Hepatitis-C-Virus-Infektion. (Dissertation). Hannover 2004.
  • Die Hepatitis-C-Virusinfektion nach Lebertransplantation: molekularvirologische Untersuchungen zur optimalen Immunsuppression. (Habilitationsschrift). Hannover 2010.
  • Evidence of SARS-CoV-2 Infection in Returning Travelers from Wuhan, China. 18. Februar 2020, doi:10.1056/NEJMc2001899 (englisch). im New England Journal of Medicine
  • SARS-CoV-2 asymptomatic and symptomatic patients and risk for transfusion transmission. 29. März 2020, doi:10.1101/2020.03.29.20039529 (englisch). in Transfusion (Zeitschrift)
  • Ad hoc laboratory-based surveillance of SARS-CoV-2 by real-time RT-PCR using minipools of RNA prepared from routine respiratory samples. 29. März 2020, doi:10.1101/2020.03.30.20043513 (englisch).

Artikel und Interviews

Weblinks

Commons: Sandra Ciesek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise