Systematik der Vögel

neue kladografische Ordnung der Vögel nach DNA-Sequenzen

Die Systematik der Vögel soll Ordnung in die Artenvielfalt der Vögel bringen. Dabei sollen systematische Reihenfolgen, Gruppierungen und Artenlisten die gegenwärtigen Kenntnisse von der natürlichen Entwicklung (Phylogenese) und der Verwandtschaft widerspiegeln. Gruppen sollen nur Arten umfassen, die einen gemeinsamen Ursprung haben (monophyletische Gruppen). Über derartige Einordnungen gingen bereits früher die Meinungen der Systematiker weit auseinander, sodass die Systematik der Vögel für eine lange Zeit unsicher und stark umstritten war.

Einführung

Von Thomas Huxley, der 1867 Charakteristika des Schädels verwendete, bis zu Livezey und Zusi, deren Veröffentlichung 2007 erfolgte[1], versuchte man zunächst, mit Hilfe der Morphologie Ordnung in die über zehntausend Vogelarten zu bringen.

Später kamen molekularbiologische Methoden hinzu. Charles Sibley und Jon E. Ahlquist nutzten die Möglichkeiten der DNA-Hybridisierung und veröffentlichten eine stark abweichende Taxonomie der Vögel.[2] Die Sibley-Ahlquist-Taxonomie fand allerdings keine allgemeine Anerkennung.

Seit den 1990er Jahren wurde die DNA-Hybridisierung durch die DNA-Sequenzierung abgelöst, die den direkten Vergleich von DNA des Zellkerns oder der Mitochondrien (mtDNA) ermöglicht. Solche genetischen Vergleiche führten zu raschen Veränderungen und Abweichungen gegenüber den Einordnungen in bisherigen Bestimmungsbüchern.

Im Juni 2008 wurde von S. J. Hackett und Mitautoren eine völlige Revision der Vogelsystematik vorgelegt, die weniger auf der klassischen, rangbasierten Taxonomie im Sinne von Carl von Linné fußt, sondern einen stärker kladistischen, phylogenetischen Ansatz verfolgt, der sich auf vergleichende DNA-Sequenzanalysen stützt. Danach ergeben sich sehr weitreichende Änderungen gegenüber der bisherigen Systematik. So werden mehrere Familien radikal umsortiert, anderen Ordnungen zugeordnet und neue Taxa oberhalb der Familienebene werden eingeführt. Auf die klassischen Rangbezeichnungen wird dabei bewusst verzichtet.[3] Diese Analyse wurde durch spätere Veröffentlichungen immer mehr verfeinert.[4][5][6] Aktuelle Kladogramme werden weiter unten gezeigt.[5][6]

Im Folgenden wird die Systematik der Vögel nach der IOC World Bird List (Stand 2024) wiedergegeben.[7] Arten und Gattungen werden gesondert auf eigenen Einträgen in den Familienartikeln aufgeführt. Fast 60 Prozent der Arten entfallen auf die Ordnung Sperlingsvögel. Die wissenschaftlichen Namen der Ordnungen enden auf „-formes“, die der Familien auf „-idae“.

Urkiefervögel (Palaeognathae)

Afrikanischer Strauß (Struthio camelus)
Kastanientinamu (Crypturellus obsoletus)

Alle Urkiefervögel außer den Steißhühnern sind Laufvögel. Die Ordnung der „Laufvögel (Struthioniformes)“ gilt heute als paraphyletisch, da die Steißhühner phylogenetisch innerhalb dieser Gruppe stehen, aber keine Laufvögel sind, und wurde in mehrere neue Ordnungen aufgeteilt.

Neukiefervögel (Neognathae)

Fasan (Phasianus colchicus)

Kladogramme der rezenten Vögel (Neornithes)

Kladogramm nach Kuhl et al. (2021):[5]

 Neornithes 

Urkiefervögel


 Neukiefervögel 
 Galloanserae 

Gänsevögel (Anseriformes)


   

Hühnervögel (Galliformes)



 Neoaves 
 Mirandornithes 

Flamingos (Phoenicopteriformes)


   

Lappentaucher (Podicipediformes)



   



Kranichvögel (Gruiformes)


   

Regenpfeiferartige (Charadriiformes)



   


Hoatzin (Opisthocomiformes)


   

Strisores



 Columbaves 


Turakos (Musophagiformes)


   

Trappen (Otidiformes)



   


Kuckucksvögel (Cuculiformes)


   

Tauben (Columbiformes)



 Pteroclimesites 

Stelzenrallen (Mesitornithiformes)


   

Flughühner (Pterocliformes)







 Phaethoquornithes 

 Phaethonthimorphae 

Eurypygiformes (Sonnenralle & Kagu)


   

Tropikvögel (Phaethontiformes)



 Aequornithes 

Seetaucher (Gaviiformes)


   


Pinguine (Sphenisciformes)


   

Röhrennasen (Procellariiformes)



   

Störche (Ciconiiformes)


   

Suliformes (Ruderfüßer ohne Pelikane)


   

Pelecaniformes (Pelikane, Reiher, Ibisse u. a.)







 Telluraves 
 Afroaves 
 Accipitrimorphae 

Greifvögel (Accipitriformes)


   
 Strigimorphae 

Eulen (Strigiformes)


 Coraciimorphae 

Mausvögel (Coliiformes)


   

Kurol (Leptosomatiformes)


   

Trogone (Trogoniformes)


   

Hornvögel und Hopfe (Bucerotiformes)


   

Rackenvögel (Coraciiformes)


   

Spechtvögel (Piciformes)









 Australaves 

Seriemas und Verwandte (Cariamiformes)


   

Falkenartige (Falconiformes)


   

Papageien (Psittaciformes)


   

Sperlingsvögel (Passeriformes)











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Kladogramm nach Stiller et al. (2024):[6]

 Neornithes 
 Urkiefervögel 

Straußenvögel (Struthioniformes)


   


Kiwis (Apterygiformes)


   

Casuariiformes (Kasuare und Emus)



   

Nandus (Rheiformes)


   

Steißhühner (Tinamiformes)





 Neukiefervögel 
 Galloanserae 

Gänsevögel (Anseriformes)


   

Hühnervögel (Galliformes)



 Neoaves 
 Mirandornithes 

Flamingos (Phoenicopteriformes)


   

Lappentaucher (Podicipediformes)



   
 Columbaves 
 Otidimorphae 


Kuckucksvögel (Cuculiformes)


   

Trappen (Otidiformes)



   

Turakos (Musophagiformes)



 Columbimorphae 

Tauben (Columbiformes)


   

Flughühner (Pterocliformes)


   

Stelzenrallen (Mesitornithiformes)





   
 Elementaves 

 Cursorimorphae 

Kranichvögel (Gruiformes)


   

Regenpfeiferartige (Charadriiformes)



   

Hoatzin (Opisthocomiformes)



   

 Aequornithes 


Pelecaniformes


   

Pinguine (Sphenisciformes)


   

Röhrennasen (Procellariiformes)




   

Seetaucher (Gaviiformes)



 Phaethontimorphae 

Eurypygiformes (Sonnenralle & Kagu)


   

Tropikvögel (Phaethontiformes)




 Strisores 




Seglervögel (Apodiformes)


   

Höhlenschwalme (Aegotheliformes)



   

Eulenschwalme (Podargiformes)



   

Fettschwalme (Steatornithiformes)


   

Tagschläfer (Nyctibiiformes)




   

Nachtschwalben (Caprimulgiformes)





 Telluraves 
 Afroaves 






Spechtvögel (Piciformes)


   

Rackenvögel (Coraciiformes)



   

Hornvögel und Hopfe (Bucerotiformes)



   

Trogone (Trogoniformes)



   

Kurol (Leptosomatiformes)



   

Mausvögel (Coliiformes)



   

Eulen (Strigiformes)


   

Greifvögel (Accipitriformes)




 Australaves 

Cariamiformes (Seriemas und Verwandte)


   

Falkenartige (Falconiformes)


   

Papageien (Psittaciformes)


   

Sperlingsvögel (Passeriformes)











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Kladogramm der Vögel im weiteren Sinne (Avialae)

Kladogramm der Avialae (Vögel im weiteren Sinne, inklusive der „Urvögel“ wie Aurornis und Archaeopteryx) nach Pei et al. (2020):[17]

Modell von Archaeopteryx im Oxford University Museum of Natural History
 Avialae 
 Anchiornithidae 

Anchiornis


   

Aurornis


   

Eosinopteryx


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Archaeopteryx


   

Wellnhoferia


   

Sapeornis


   

Jeholornis


 Pygostylia 

Confuciusornis


   

Enantiornithes


   

 Patagopteryx


   

 Yanornis


   

 Apsaravis


 Ornithurae 

Hesperornithiformes


   

Ichthyornithiformes


   

Rezente Vögel (Neornithes)














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Quellen

Siehe auch

Weblinks

Commons: Vögel (Aves) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien