Teilstreitkraft

Unterteilung der Streitkräfte einer souveränen Nation

Eine Teilstreitkraft (abgekürzt TSK; englisch military branch oder armed service) ist als Bestandteil der Streitkräfte bestimmt zu Kampfhandlungen in einer bestimmten Dimension[1] bzw. Sphäre.[2][3]

Das artspezifische Wehrmaterial (die Waffensysteme und Ausrüstung) sowie die spezifische Gliederung, Ausbildung und Versorgung entsprechen der gewählten Dimension/Sphäre. Teilstreitkräfte werden in der Regel durch ein Oberkommando geführt.

Aktuell umfasst die Bundeswehr die folgenden drei Teilstreitkräfte:[4]

  1. Heer
  2. Luftwaffe
  3. Marine

2024 wurde bekannt gegeben, dass als vierte Teilstreitkraft der Cyber- und Informationsraum (CIR) hinzukommen soll.[5]

Historische Entwicklung

Heer
Luftwaffe
Marine

Ursprünglich waren Heer bzw. Armee und Flotte zur Beschreibung der Kriegswerkzeuge ausreichend. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts benutzt Carl von Clausewitz in seinem Hauptwerk Vom Kriege durchgängig[6] den zusammenfassenden (Streitkraft-)Streitkräfte-Begriff. Als synonyme Bezeichnung wird Streitmacht verwendet.

Die Teilstreitkräfte entstanden im Zuge der massenweisen Einführung und Verwendung moderner Bewaffnung und technischer Kampfmittel, die aufgrund des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Militärwesen stetig weiter entwickelt wurden.

Das ursprüngliche Heer hat sich traditionell als die älteste und – in den meisten Ländern – auch zur größten Teilstreitkraft Landstreitkräfte (Heer) transformiert. Gleiches gilt für die Flotte, die zur Teilstreitkraft Seestreitkräfte/(Kriegs-)Marine formiert wurde.

Die Luftstreitkräfte (Luftwaffe) entstanden als Teilstreitkraft erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Luftfahrt.

Die Mehrheit der Staaten folgt der klassischen Unterteilung aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und listet die drei Teilstreitkräfte Heer (Landstreitkräfte), Luftwaffe (Luftstreitkräfte) und Marine (Seestreitkräfte) auf. Einzelne Länder verfügen aufgrund fehlenden Meereszugangs nicht über die Marine, wohingegen andere Staaten weitere Teilstreitkräfte auflisten.

Charakteristische Merkmale

Teilstreitkräfte gliedern sich in Truppengattungen bzw. Waffengattungen, Fliegergattungen, Spezialtruppen und Dienstbereiche sowie deren Verbände.

Charakteristisch sind sowohl allgemeine als auch teilstreitkraftspezifische Methoden des Gefechtseinsatzes der technischen (Kampf-)Mittel im taktischen, operativen und strategischen Maßstab. Sie verfügen über eine gattungsspezifische Operative Kunst (englisch Military art) und Taktik.Sie sind in der Lage, selbstständig oder zusammen mit den Truppen (Kräften) anderer Teilstreitkräfte die Operationen in Gefechten verbundener Kräfte[7] durchzuführen.

Benennungen

In vielen Armeen sind üblicherweise folgende Teilstreitkräfte anzutreffen:[8][9][10][11]

In anderen Staaten sind zudem etwa paramilitärische bzw. militärpolizeiliche (Gendarmerie/Grenzschutz/Küstenwache) oder medizinische (Sanitäter) Einheiten als eigene Teilstreitkräften organisiert; bei Nuklearmächten häufig auch die Atomstreitkräfte, teilweise auch die Spezialeinheit und Weltraumstreitkräfte. So zum Beispiel:

Bundeswehr

Die drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr sind (in Reihenfolge ihrer Personalstärke) das Heer, die Luftwaffe und die Marine.[12]

Im Zuge der Bundeswehrreform wurden in Deutschland im Jahr 2000 weitere selbstständige militärische Organisationsbereiche geschaffen: die Streitkräftebasis (SKB) und der Zentrale Sanitätsdienst (ZSanDst), 2017 folgte noch der Cyber- und Informationsraum (CIR).

Diese drei querschnittlichen militärischen Organisationsbereiche besitzen keine eigenen Uniformen, stattdessen wird die Uniform der Teilstreitkraft getragen, aus welcher der betreffende Truppenteil oder zuversetzte Soldat ursprünglich stammte. Da es sich bei diesen Soldaten nicht um Heeres-, Luftwaffen- oder Marinesoldaten handelt, wurde die Bezeichnung Uniformträger Heer/Luftwaffe/Marine neu geschaffen.[13]

Neben den drei militärischen Organisationsbereichen der Bundeswehr hat diese noch fünf weitere, zivile Organisationsbereiche: der Bereich Personal, der Bereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN), der Bereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUD), sowie die Militärseelsorge und die Rechtspflege.[14]

Die Soldaten werden laufbahnrechtlich zum Teil weiterhin durch die ihnen zugeordnete Teilstreitkraft bestimmt. So erhalten beispielsweise die Heeresuniformträger der SKB ihre nicht-fachbezogene Offizierausbildung an der Offizierschule des Heeres. Die Unteroffizierschule der Luftwaffe beruft nur Luftwaffensoldaten und Luftwaffenuniformträger der Organisationsbereiche zu Lehrgängen ein.

Österreichisches Bundesheer

Literatur

  • Dietmar Klos, Heiner Möllers, Dieter Stockfisch: The military services. In: Ina Wiesner (Hrsg.): German Defence Politics (= Schriften der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation. Bd. 30). Nomos, Baden-Baden 2013, ISBN 978-3-8487-0824-6, S. 127–162.

Weblinks

Wiktionary: Teilstreitkraft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise