Wahlen in Südafrika 2019

2014Wahl zur Nationalversammlung
von Südafrika 2019
2024
(Stimmenanteile in %)
 %
60
50
40
30
20
10
0
57,50
20,77
10,79
3,38
2,38
0,84
0,45
0,44
0,40
3,05
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
−4,65
−1,46
+4,44
+0,98
+1,48
+0,31
−0,55
+0,44
+0,40
+0,32

Die Wahlen in Südafrika 2019 fanden am 8. Mai 2019 statt.[1] Dabei wurden die südafrikanische Nationalversammlung (National assembly) und die neun Provinzversammlungen (Provincial legislatures) neu gewählt. Für den Ablauf der Wahlen war die Independent Electoral Commission (IEC) zuständig.[2]

              
Insgesamt 400 Sitze
Sitzungssaal der Nationalversammlung

Der seit 1994 regierende African National Congress (ANC) konnte seine absolute Mehrheit trotz Verlusten bewahren, so dass er weiter alleinregieren kann. Offizielle Oppositionspartei wurde erneut die Democratic Alliance (DA), die leicht verloren, drittstärkste Partei wurden abermals die Economic Freedom Fighters (EFF). Elf weitere Parteien zogen in die Nationalversammlung ein.

Der ANC gewann auch acht der neun Wahlen zu den Provinzversammlungen, die DA siegte in der Provinz Westkap.

Wahl zur Nationalversammlung

Ausgangslage

Landesweite Ergebnisse 2014 nach Wahlbezirken. Dunklere Färbung bedeutet absolute Mehrheit, hellere Färbung relative Mehrheit.
 African National Congress
 Democratic Alliance
 Congress of the People
 Inkatha Freedom Party
 National Freedom Party
 Andere Parteien
Sitzverteilung in der Nationalversammlung 2014:
ANC (249)
DA (89)
EFF (25)
IFP (10)
Sonstige (27)

Bei den letzten Wahlen im Mai 2014 konnte der African National Congress (ANC) unter dem damaligen Präsidenten Jacob Zuma seine absolute Mehrheit verteidigen, verlor jedoch fast vier Prozentpunkte. 13 Parteien gelang der Einzug in die Nationalversammlung. Stärkste Oppositionspartei und damit Oppositionsführer blieb die Democratic Alliance (DA), die neben den neugegründeten Economic Freedom Fighters (EFF) am stärksten zulegte. Die Wahlbeteiligung betrug 73,4 %, die Wahlen verliefen friedlich, frei und fair. Der Wahltermin 8. Mai 2019 für die nach dem Ende der Legislaturperiode fälligen Wahlen wurde von Präsident Cyril Ramaphosa am 7. Februar 2019 bekanntgegeben.[1]

Parteipolitische Entwicklungen seit 2014

Der ANC regierte, wie schon seit 1994, mit absoluter Mehrheit in der Tripartite Alliance, der neben dem ANC die South African Communist Party und der Gewerkschaftsdachverband Congress of South African Trade Unions (COSATU) angehören, die beide auf den Listen des ANC vertreten sind. Präsident Zuma wurde wegen zahlreicher Affären, darunter die Verstrickung der Gupta-Familie in Staatsgeschäfte, zunehmend auch von der eigenen Partei kritisiert. Am 14. Februar 2018 wurde er durch den vormaligen Vizepräsidenten Cyril Ramaphosa ersetzt. Zum Wechsel im Präsidentenamt hatte auch das Ergebnis der Kommunalwahlen im Jahr 2016 beigetragen, bei denen der ANC Einbußen erlitten hatte. 2018 setzte das Parlament auf Initiative des ANC einen Ausschuss ein, der eine mögliche entschädigungslose Landenteignung prüfen soll, nachdem zuvor die EFF dies gefordert hatten.

Mehrere Parteien treten zum ersten Mal an. Die Partei Good wurde im Dezember 2018 von Patricia de Lille, der ehemaligen Bürgermeisterin der City of Cape Town Metropolitan Municipality, gegründet. Das African Transformation Movement (ATM) unter Vuyo Zungula, einem ehemaligen engen Gefolgsmann von Jacob Zuma,[3] steht den evangelikalen Kirchen im Land nahe und setzt sich u. a. für die Wiedereinführung der Todesstrafe ein. Das African Content Movement (ACM) wird vom ehemaligen Chief Operating Officer der South African Broadcasting Corporation, Hlaudi Motsoeneng, angeführt. Die Partei Black First Land First (BLF) ist eine Abspaltung von den EFF und agiert offen gegen weiße Südafrikaner.

Zugelassene Parteien

Zum 10. Januar 2019 waren 285 Parteien bei der IEC registriert, davon 84 Neugründungen.[4] 48 Parteien wurden schließlich zur Wahl der Nationalversammlung zugelassen.[5] Auf dem Wahlzettel erscheinen sie in alphabetischer Reihenfolge; zur Vermeidung von Verwechslungen wurden aber für Parteien mit dem Anfangsbuchstaben A und ähnlichen Namen Plätze durch Losentscheid vergeben, so dass der African Security Congress an erster Stelle steht.[6]

Umfragen

OrganisationDatenBefragteANCDAEFFSonstigeUnentschlossen
IRR (PDF; 880 kB)18.–25. Apr. 2019237549,5 21,3 14,9 8,3 0,9
Ipsos1. Feb.–4. März 2019351161 18 10 11 0
IRR (PDF; 658 kB)12. Feb.–26. Feb. 2019161154,7 21,8 12,2 8,8 2,6
Afric29. Jan.–8. Feb. 2019150158,1 9,8 16,7 3,5 11,9
Ipsos23. Okt.–4. Dez. 2018357161 14 9 4 12
IRR (PDF; 621 kB)26. Nov.–4. Dez. 2018101756 18 11 14 1
Afrobarometer (PDF; 410 kB)Aug.–Sep. 2018180048 11 11 3 27
IRR (PDF)22. Aug.–4. Sep. 201897852 23 13 10 2
Ipsos20. Apr.–7. Juni 2018373860 13 7 2 18
IpsosMai 2017347147 21 5 3 24
Wahlergebnis 20147. Mai 201462,222,26,45,3

Anmerkung:
Alle Angaben in Prozent.
Pfeile spiegeln den Trend gegenüber den Wahlen 2014 wider.

Registrierung

Die Registrierung fand am 10./11. März 2018 und am 26./27. Januar 2019 statt, für im Ausland lebende Südafrikaner vom 1. bis 4. Februar 2019. Rund 26,8 Millionen Menschen waren zu den Wahlen registriert, darunter etwa 14,7 Millionen Frauen und 12,0 Millionen Männer.[7]

Das Mindestwahlalter betrug 18 Jahre. Bei den Zahlen der 18–19-Jährigen und der 20–29-Jährigen, die sich registrieren ließen, gab es trotz des Bevölkerungswachstums gegenüber der Registrierung im Jahre 2014 einen Rückgang; bei den 18–19-Jährigen fast um die Hälfte.[8] Man rechnet mit über neun Millionen nichtregistrierten volljährigen Einwohnern, so dass der Anteil der registrierten Wähler an der Zahl aller Volljährigen von über 80 % im Jahr 2014 auf 74,5 % fiel.[9]

Ablauf

Die Mandate für die Nationalversammlung werden nach dem Verhältniswahlrecht vergeben. Es gibt keine Sperrklausel. Für ein Mandat reichen daher etwa 0,2 % der Stimmen. Die Wahlen zur Nationalversammlung und zu den Provinzversammlungen finden wie üblich an einem Mittwoch statt, die Wahllokale sollen von 7 Uhr bis 21 Uhr geöffnet sein.[10] Jeder Wähler erhält am Daumennagel einen Fleck waschechter Tinte. Vor der Wahl wird der Daumen mit UV-Licht untersucht, um ein mehrfaches Abstimmen zu verhindern.[2] Es werden je ein Stimmzettel für die Wahlen zur Nationalversammlung und zur Provinzversammlung ausgegeben, auf denen je eine Liste angekreuzt werden konnte. Neben dem Parteinamen enthält jede Zeile den Namen des Spitzenkandidaten, das Logo der Partei und ein Stimmfeld.[2] Von den 400 Abgeordneten werden 200 über landesweite Listen und 200 über Provinzlisten gewählt. Es gibt rund 23.000 Wahllokale.[5]

Wahlergebnis 2019

Landesweite Ergebnisse nach Bezirken (wards). Dunklere Färbung bedeutet absolute Mehrheit, hellere Färbung relative Mehrheit.
 African National Congress
 Democratic Alliance
 Inkatha Freedom Party
 Sonstige
Stärkste Parteien nach Stimmbezirken (voting districts).
African National Congress
Democratic Alliance
Economic Freedom Fighters
Inkatha Freedom Party
Vryheidsfront Plus
Sonstige
Gleichstand zwischen zwei Parteien

Bei den Wahlen ergab sich folgendes Ergebnis:[11]

ParteiParteiführer20142019
Stimmen%SitzeStimmen%+/−Sitze+/−%
 African National Congress (ANC)Cyril Ramaphosa11.436.92162,1524910.026.47557,50 4,65230 1957,50
 Democratic Alliance (DA)Mmusi Maimane4.091.58422,23893.621.18820,77 1,4684 521,00
 Economic Freedom Fighters (EFF)Julius Malema1.169.2596,35251.881.52110,79 4,4444 1911,00
 Inkatha Freedom Party (IFP)Mangosuthu Buthelezi441.8542,4010588.8393,38 1,9814 43,50
 Vryheidsfront Plus (VF+)Pieter Groenewald165.7150,904414.8642,38 1,4810 62,50
 African Christian Democratic Party (ACDP)Kenneth Meshoe104.0390,573146.2620,84 0,274 11,00
 United Democratic Movement (UDM)Bantu Holomisa184.6361,00478.0300,45 0,552 20,50
 African Transformation Movement (ATM)Vuyolwethu Zungula76.8300,44Neu2Neu0,50
 GoodPatricia de Lille70.4080,40Neu2Neu0,50
 National Freedom Party (NFP)Zanele kaMagwaza-Msibi288.7421,57661.2200,35 1,222 40,50
 African Independent Congress (AIC)Mandla Galo97.6420,53348.1070,28 0,152 10,50
 Congress of the People (COPE)Mosiuoa Lekota123.2350,67347.4610,27 0,402 10,50
 Pan Africanist Congress (PAC)Narius Moloto37.7840,21132.6770,19 0,021 0,25
 Al Jama-ahGanief Hendricks25.9760,14031.4680,18 0,041 10,25
 African Security Congress26.2630,15NeuNeu
 Socialist Revolutionary Workers Party24.4390,14NeuNeu
 Black First Land First19.7960,11NeuNeu
 African People’s Convention30.6760,17119.5930,11 0,06 1
 African Alliance of Social Democrats18.8340,11NeuNeu
 Capitalist Party of South Africa15.9150,09NeuNeu
 Alliance for Transformation for All14.2660,08NeuNeu
 Agang South Africa52.3500,28213.8560,08 0,20 2
 Azanian People’s Organisation20.4210,11012.8230,07 0,04 
 Independent Civic Organisation14.4720,08012.3860,07 0,01 
 Minority Front22.5890,12011.9610,07 0,05 
 Democratic Liberal Congress10.7670,06NeuNeu
 Better Residents Association115.2710,08091790,05 0,03 
 Forum for Service Delivery85250,05NeuNeu
 Front National51380,03071440,04 0,01 
 Land Party70740,04NeuNeu
 African Covenant70190,04NeuNeu
 Patriotic Alliance13.2630,07066600,04 0,03 
 African Democratic Change64990,04NeuNeu
 Economic Emancipation Forum63190,04NeuNeu
 Women Forward61080,04NeuNeu
 Christian Political Movement49800,03NeuNeu
 African Content Movement48410,03NeuNeu
 International Revelation Congress42470,02NeuNeu
 National People’s Front40190,02NeuNeu
 African Renaissance Unity Party38600,02NeuNeu
 African Congress of Democrats37680,02NeuNeu
 South African Congress of Traditional Authorities37140,02NeuNeu
 Compatriots of South Africa34060,02NeuNeu
 People’s Revolutionary Movement28440,02NeuNeu
 Power of Africans Unity26850,02NeuNeu
 Free Democrats25800,01NeuNeu
 South African Maintenance and Estate Beneficiaries Association24450,01NeuNeu
 National People’s Ambassadors19790,01NeuNeu
Insgesamt gültige Stimmen18.402.497210040017.436.144100400 100
Ungültige Stimmen251.960235.472
Abgegebene Stimmen18.654.45717.671.616
Anzahl der Wahlberechtigten und Wahlbeteiligung25.381.29373,50 %26.779.02565,99 %  3,51 %

1 2014 als Bushbuckridge Residents Association
2 einschließlich 60.930 Stimmen für Parteien, die 2019 nicht antraten

Damit konnte der ANC trotz erneut deutlicher Verluste die absolute Mehrheit verteidigen. Auch die Democratic Alliance musste erstmals Verluste hinnehmen. Hingegen konnten die Economic Freedom Fighters, die erstmals über 10 % der Stimmen erhielten, die Inkatha Freedom Party und die Vryheidsfront Plus ihren Stimmenanteil ausbauen. Alle übrigen Parteien erzielten Stimmenanteile unter einem Prozent.

Wahlen zu den Provinzversammlungen

Bei den Provinzwahlen 2014 hatte in acht der neun Provinzen der ANC mit absoluter Mehrheit gewonnen, in Westkap hatte die DA die absolute Mehrheit erhalten. Bei den Provinzwahlen 2019 wiederholte sich dieses Bild, so dass diese Parteien trotz Verlusten ihre Mehrheiten halten konnten. Im Einzelnen ergaben sich die folgenden Resultate:[12]

Ostkap

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)68,74 %44−1
Democratic Alliance (DA)15,73 %10±0
Economic Freedom Fighters (EFF)07,84 %05+3
United Democratic Movement (UDM)02,60 %02−2
African Transformation Movement (ATM)01,52 %01+1
Vryheidsfront Plus (VF+)00,58 %01+1
Sonstige02,99 %−2

Freistaat

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)61,14 %19−3
Democratic Alliance (DA)17,58 %06+1
Economic Freedom Fighters (EFF)12,58 %04+2
Vryheidsfront Plus (VF+)03,96 %01±0
Sonstige04,74 %±0

Gauteng

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)50,19 %37−3
Democratic Alliance (DA)27,45 %20−3
Economic Freedom Fighters (EFF)14,69 %11+3
Vryheidsfront Plus (VF+)03,56 %03+2
Inkatha Freedom Party (IFP)00,89 %01±0
African Christian Democratic Party (ACDP)00,71 %01+1
Sonstige02,51 %±0

KwaZulu-Natal

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)54,22 %44−8
Inkatha Freedom Party (IFP)16,34 %13+4
Democratic Alliance (DA)13,90 %11+1
Economic Freedom Fighters (EFF)09,71 %08+6
National Freedom Party (NFP)01,57 %01−5
Minority Front (MF)00,52 %01±0
African Transformation Movement (ATM)00,49 %01+1
African Christian Democratic Party (ACDP)00,48 %01+1
Sonstige02,77 %±0

Limpopo

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)75,49 %38−1
Economic Freedom Fighters (EFF)14,43 %07+1
Democratic Alliance (DA)05,40 %03±0
Vryheidsfront Plus (VF+)01,42 %01+1
Sonstige03,26 %−1

Mpumalanga

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)70,58 %22−2
Economic Freedom Fighters (EFF)12,79 %04+2
Democratic Alliance (DA)09,77 %03±0
Vryheidsfront Plus (VF+)02,43 %01+1
Sonstige04,43 %−1

Nordwest

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)61,87 %21−2
Economic Freedom Fighters (EFF)18,64 %06+1
Democratic Alliance (DA)11,18 %04±0
Vryheidsfront Plus (VF+)04,32 %02+1
Sonstige03,99 %±0

Westkap

ParteiErgebnisSitze+/−
Democratic Alliance (DA)55,45 %24−2
African National Congress (ANC)28,63 %12−2
Economic Freedom Fighters (EFF)04,04 %02+1
Good03,01 %01+1
African Christian Democratic Party (ACDP)02,66 %01±0
Vryheidsfront Plus (VF+)01,56 %01+1
Al Jama-ah00,86 %01+1
Sonstige03,79 %±0

Nordkap

ParteiErgebnisSitze+/−
African National Congress (ANC)57,54 %18−2
Democratic Alliance (DA)25,51 %08+1
Economic Freedom Fighters (EFF)09,71 %03+1
Vryheidsfront Plus (VF+)02,68 %01+1
Sonstige04,56 %−1

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise