Die Mitte

Schweizer Partei, Zusammenschluss aus CVP und der Widmer-Schlumpf-Partei BDP (* 2021)

Die Mitte (französisch Le Centre, italienisch Alleanza del Centro, rätoromanisch Allianza dal Center) ist eine zentristische politische Partei in der Schweiz, die per 1. Januar 2021 durch den Zusammenschluss der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) und der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP) entstand.[3] Sie ist mit Viola Amherd im Bundesrat sowie mit 13 von 46 Sitzen im Ständerat und mit 28 von 200 Sitzen im Nationalrat vertreten.

Die Mitte
Logo
Gründungsdatum:1. Januar 2021
Ideologie:Christdemokratie
Konservatismus
Wirtschaftsliberalismus
Zentrismus
Präsident:Gerhard Pfister[1]
Vizepräsidenten:Yvonne Bürgin
Charles Juillard
Jan Gnägi
Generalsekretärin:Gianna Luzio[2]
Mitglieder im Bundesrat:Viola Amherd
Frauenanteil:im Nationalrat: 28,6 %
im Ständerat: 36,4 %
(Stand: NR-Wahlen 2019)
Wähleranteil:14,1 %
(Stand: NR-Wahlen 2023)
Nationalrat:
29/200
Ständerat:
15/46
Fraktion (BV):Die Mitte-Fraktion. Die Mitte. EVP.
Fraktionspräsident:Philipp Matthias Bregy
Kantonale Parlamente:
448/2594

(Stand: November 2021)
Kantonale Regierungen:
36/154

(Stand: November 2021)
Gruppierungen:Die Junge Mitte
Christlichsoziale Vereinigung
Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft
Forum politique suisse
Forum de l’entreprise
Hausanschrift:Hirschengraben 9
3001 Bern (Postfach)
Europapartei:Europäische Volkspartei (assoziiert)
Website:die-mitte.ch

Vorläufer

Aus den ab 1840 gegründeten katholisch-konservativen Vereinen und Kantonalparteien hervorgegangen und 1912 als nationale Partei gegründet (Schweizerische Konservative Volkspartei), war die CVP im 19. und frühen 20. Jahrhundert die politische Bewegung der konservativen Verlierer des Sonderbundskriegs von 1848 und die hauptsächliche Opposition zum den Bundesstaat dominierenden Freisinn. In ihren katholischen Stammlanden (Zentralschweiz, Freiburg und Wallis) bestimmte sie die kantonale und kommunale Politik weitgehend alleine. An ihren Namenswechseln (1957 Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei, 1970 Christlichdemokratische Volkspartei) lässt sich jedoch ihre langsame, aber stetige Verschiebung vom rechten Rand ins Zentrum des politischen Spektrums ablesen, während links von ihr mit der Sozialdemokratie und den Grünen sowie rechts von ihr mit der Schweizerischen Volkspartei (SVP) neue mächtige Kräfte entstanden. Nachdem die CVP in den 1950er Jahren, vom konservativen Zeitgeist unterstützt, noch einmal eine Blütezeit erlebte, erlitt sie seit den 1980er Jahren einen langsamen, aber stetigen Rückgang ihres nationalen Wähleranteils von rund 20 % auf 2019 noch 11 %. 2003 verlor sie deswegen auch einen der beiden Sitze im Bundesrat, den die «Zauberformel» der Schweizer Konkordanzdemokratie ihr zugebilligt hatte.[4]

Die BDP ihrerseits entstand 2008 als gemässigte Abspaltung der SVP. Diese entstand 1971 aus der konservativen BGB und den moderaten Glarner und Bündner Demokraten. Nachdem die SVP zunächst einen gemässigten Mitte-rechts-Kurs verfolgt hatte, schlug sie seit den 1990er Jahren unter dem Einfluss des «Zürcher Flügels» um Christoph Blocher mit grossem Erfolg eine nationalkonservative und rechtspopulistische Richtung ein.[5] Die sich daraus ergebenden Spannungen innerhalb der SVP, vor allem mit traditionell gemässigteren Parteisektionen wie Bern und Graubünden, führten 2007 zur Spaltung: Als statt des offiziellen SVP-Kandidaten Blocher die Bündnerin Eveline Widmer-Schlumpf zur Bundesrätin gewählt wurde und die Wahl auch annahm, schloss die SVP sie und ihre Kantonalpartei aus der SVP aus. Daraufhin gründeten Widmer-Schlumpf und führende gemässigte SVP-Politiker die BDP.[6] Nach anfänglichen Erfolgen verlor die BDP in den folgenden Wahlperioden aber rasch an politischem Gewicht und war 2019 mit einem Wähleranteil von 2,5 % nur noch mit drei Mitgliedern im Nationalrat vertreten.

In den 2010er Jahren arbeiteten CVP und BDP aufgrund ihrer ähnlichen, zentristischen politischen Positionen auf nationaler Ebene immer enger zusammen. Nachdem erste Fusionsverhandlungen 2012 bis 2014 an beidseitigen Machtängsten gescheitert waren,[7] erhielten sie nach dem für beide Parteien enttäuschenden Ausgang der Wahlen 2019 eine neue Aktualität: Der BDP drohte nach dem Verlust der Fraktionsstärke (unter 5 Mitglieder im Nationalrat) das Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit.[8] Die CVP ihrerseits suchte nach einem Weg, um den stetigen Wählerschwund aufzuhalten. Als dessen Grund machte sie ihre fehlende Verankerung in den protestantisch geprägten Kantonen aus (in denen die BDP teilweise deutlich stärker war) sowie das fehlende Interesse urbaner Wählerschichten an einer als christlich und katholisch wahrgenommenen Partei.[9] Deshalb vereinbarten die beiden Parteien 2020 die Fusion zur neuen Partei «Die Mitte». Die Mitglieder der CVP stimmten im November 2020 in einer Urabstimmung mit 61 % Ja-Stimmen für die Namensänderung, die Delegiertenversammlung bestätigte den Entscheid anschliessend mit 85 % und genehmigte zudem mit 93 % die Fusion mit der BDP.[10] Ebenfalls im November stimmten die BDP-Delegierten der Fusion zu – ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung.[11]

Seit der Fusion

Ab dem 1. Januar 2021 startete die neue Partei «Die Mitte» mit der Festlegung des Parteiprogramms. Es soll in den wesentlichen Punkten auf den bisherigen Parteiprogrammen von BDP und CVP beruhen. «Die Mitte» gibt sich das Ziel, mit ihrer Politik die Schweiz zusammenzuhalten, Kompromisse zu finden und Probleme zu lösen, statt sie zu bewirtschaften. Auch sieht sich «Die Mitte» zwischen den linken und rechten Parteien, die aus ihrer Sicht immer weiter auseinanderdriften.[12] Im Frühling wurden die neuen Parteiorgane durch die Versammlung gewählt.[13] Der Präsident der BDP, Martin Landolt, hat kein Amt in der neuen Partei inne.[14]

Der Zusammenschluss der CVP und BDP betrifft nur die nationalen Parteien. Die Kantonalparteien haben bis 2025 Zeit, um sich zu entscheiden, ob sie den neuen Namen und das neue Logo übernehmen wollen. Die CVP des Kantons Wallis sprach sich bereits gegen eine Namensänderung aus. In Kantonen, in denen eine kantonale CVP und BDP existiert, können die Parteien selbstständig über einen Zusammenschluss entscheiden.[15]

Die CVP-Frauen Schweiz werden ihren Namen mindestens noch bis zum 6. März 2021 behalten. Wie es dann mit ihnen weitergeht, war im Dezember 2020 noch nicht klar.[16] Die Junge CVP wurde per 2021 zu Die Junge Mitte.[17] Am 24. März 2021 stimmten die Delegierten der CVP und der BDP des Kantons Bern der Fusion zu «Die Mitte Kanton Bern» zu. Die CVP Obwalden stimmte an der Urabstimmung im März 2021 für den Namenswechsel zu CVP Obwalden – die Mitte.[18] Die CVP Nidwalden stimmte an der Urabstimmung im April 2021 für den Namenswechsel auf Die Mitte Nidwalden.[19] Im August 2021 haben die Delegierten der CVP St.Gallen dem Namenswechsel auf «Die Mitte Kanton St.Gallen» zugestimmt.[20] Die Luzerner CVP entschied sich im September 2021 für den Namenswechsel.[21]

Parteipräsidenten

Die folgenden Politiker waren Parteipräsidenten der Partei Die Mitte:

Vorgängerparteien:

Kantonalsektionen

Kantonalsektion[22]PräsidentResultate
Nationalratswahlen 2023
Mandate im NationalratMandate im StänderatMitglieder in
Kantonsregierungen
Kanton Aargau Die Mitte AargauMarianne Binder-Keller12,0 %Andreas Meier

Maya Bally

Marianne Binder-KellerMarkus Dieth
Kanton Appenzell Ausserrhoden Die Mitte Appenzell AusserrhodenClaudia Frischknecht15,9 %
Kanton Appenzell Innerrhoden Die Mitte Appenzell InnerrhodenStefan Ledergerber86,7 %Thomas RechsteinerDaniel FässlerMonika Rüegg Bless
Stefan Müller
Ruedi Ulmann
Kanton Basel-Landschaft Die Mitte Basel-LandschaftSilvio Armando Fareri10,6 %Elisabeth Schneider-SchneiterAnton Lauber
Kanton Basel-Stadt Die Mitte Basel-StadtBalz Herter5,8 %Lukas Engelberger
Kanton Bern Die Mitte Kanton Bern /
Le Centre Canton de Berne
Jan Gnägi8,1 %Lorenz Hess
Reto Nause
Astrid Bärtschi
Kanton Freiburg Le Centre Fribourg /
Die Mitte Freiburg
Damiano Lepori19,9 %Marie-France Roth Pasquier
Christine Bulliard-Marbach
Isabelle ChassotOlivier Curty
Jean-Pierre Siggen
Kanton Genf Le Centre GenèveJacques Blondin8,2 %Vincent MaitreSerge Dal Busco
Kanton Glarus Die Mitte GlarnerlandRuedi Tschudi31,32 %Kaspar Becker
Kanton Graubünden Die Mitte Graubünden /
Allianza dal Center Grischun /
Alleanza del Centro Grigioni
Kevin Brunold
Aita Zanetti
23,9 %Martin CandinasStefan EnglerMarcus Caduff
Mario Cavigelli
Jon Domenic Parolini
Kanton Jura Le Centre JuraPascal Eschmann26,5 %_Charles JuillardMartial Courtet
Kanton Luzern Die Mitte Kanton LuzernChristian Ineichen27,9 %Priska Wismer-Felder
Pius Kaufmann
Leo Müller
Andrea GmürGuido Graf
Reto Wyss
Kanton Neuenburg Le Centre NeuchâtelVincent Pahud
Nathalie Schallenberger
2,6 %
Kanton Nidwalden Die Mitte NidwaldenMario Röthlisberger45,3 %Regina DurrerOthmar Filliger
Karin Kayser-Frutschi
Therese Rotzer-Mathyer
Kanton Obwalden CVP Obwalden – Die MitteBruno von Rotz_Erich EttlinChristoph Amstad
Cornelia Kaufmann-Hurschler
Kanton Schaffhausen Die Mitte SchaffhausenNathalie Zumstein2,6 %
Kanton Schwyz Die Mitte SchwyzBruno Beeler17,6 %Dominik Blunschy_Sandro Patierno
Michael Stähli
Kanton Solothurn Die Mitte Kanton SolothurnPatrick Friker[23]17,9 %Stefan Müller-AltermattPirmin BischofSandra Kolly-Altermatt
Kanton St. Gallen Die Mitte Kanton St. GallenPatrick Dürr18,8 %Nicolo Paganini
Markus Ritter
Benedikt WürthBruno Damann
Susanne Hartmann
Kanton Tessin Il Centro TicinoFiorenzo Dadò17,7 %Giorgio FonioFabio RegazziRaffaele De Rosa
Kanton Thurgau Die Mitte ThurgauPaul Rutishauser15,3 %Christian LohrBrigitte Häberli-KollerDominik Diezi
Kanton Uri CVP Uri – Die MitteFlavio Gisler62,4 %Simon StadlerHeidi Z’graggenUrban Camenzind
Daniel Furrer
Beat Jörg
Kanton Waadt Le Centre VaudValérie Dittli4,5 %Isabelle ChappuisValérie Dittli
Kanton Wallis Le Centre Valais romandJoachim Rausis18,2 %Sidney Kamerzin
Benjamin Roduit
Marianne MaretChristophe Darbellay
Kanton Wallis Die Mitte OberwallisFranziska Biner12,2 %Philipp Matthias BregyBeat Rieder
Kanton Wallis Neo – Die sozialliberale MitteKonstantin Bumann5,0 %Roberto Schmidt
Kanton Zug Die Mitte Kanton Zugvakant24,9 %Gerhard PfisterPeter HegglinLaura Dittli
Martin Pfister
Silvia Thalmann-Gut
Kanton Zürich Die Mitte Kanton ZürichNicole Barandun
Thomas Hürlimann
8,1 %Philipp Kutter

Nicole BarandunYvonne Bürgin

Silvia Steiner

Wahlergebnisse

JahrSchweiz  
National-
rat
Kantonsparlamente
Kanton Zürich  
ZH
Kanton Bern  
BE
Kanton Luzern  
LU
Kanton Uri  
UR
Kanton Schwyz  
SZ
Kanton Obwalden  
OW
Kanton Nidwalden  
NW
Kanton Glarus  
GL
Kanton Zug  
ZG
Kanton Freiburg  
FR
Kanton Solothurn  
SO
Kanton Basel-Stadt  
BS
Kanton Basel-Landschaft  
BL
Kanton Schaffhausen  
SH
Kanton Appenzell Ausserrhoden  
AR
Kanton Appenzell Innerrhoden  
AI
Kanton St. Gallen  
SG
Kanton Graubünden  
GR
Kanton Aargau  
AG
Kanton Thurgau  
TG
Kanton Tessin  
TI
Kanton Waadt  
VD
Kanton Wallis  
VS
Kanton Neuenburg  
NE
Kanton Genf  
GE
Kanton Jura  
JU
202122,117,638,24,0
20227,428,125,917,624,028,02,0
20236,027,510,94,0*17,57,9
Legende: * – Landsgemeinde oder Majorzwahlen/Gemeindeversammlungen in mehreren/allen Wahlkreisen; … – zuk. Wahlen im laufenden Jahr; kursiv – Einzug in das Parlament verpasst; Wahlergebnisse in Prozent; Quelle:[24]

Weblinks

Einzelnachweise