Oktett (Mendelssohn)

Das Oktett für Streicher in Es-Dur, Op. 20, schrieb der 16-jährige Felix Mendelssohn im Herbst des Jahres 1825. Er vollendete es am 15. Oktober.[1] Die Besetzung mit vier Violinen, zwei Violen und zwei Celli stellte eine Neuerung in der Kammermusik der Zeit dar. Die Rezeption des Stücks fasst Conrad Wilson wie folgt zusammen: „Sein jugendlicher Elan, seine Brillanz und seine Perfektion machen das Stück zu einem Wunder der Musik des 19. Jahrhunderts.“[2] Das Stück war einer der ersten großen Erfolge Mendelssohns.[3]

Oktett in Es-Dur
Tonart Es-Dur
Verzeichnis MWV R 20; op. 20
Jahr der Komposition 1825
Widmung Eduard Rietz
Dauer ca. 30 min.
Sätze I. Allegro moderato ma con fuoco

II. Andante

III. Scherzo. Allegro leggerissimo

IV. Presto

Besetzung 4 Violinen, 2 Violen, 2 Violoncelli

Hintergründe

Mendelssohn übergab eine handsignierte Ausgabe der Partitur an seinen Freund und Geigenlehrer Eduard Rietz als ein Geburtstagsgeschenk. Rietz fertigte Kopien für die Uraufführung an. Das Streichokttet war eine relativ neue Gattung in der Kammermusik, die nach wie vor von der des Streichquartetts beherrscht wurde. Die Gattung erfreute sich aber auch bei anderen Komponisten immer mehr an Beliebtheit.[4]

Mendelssohns Oktett könnte von Louis Spohrs Doppelquartett in D Moll, Op. 65, inspiriert sein.[5] Während bei Spohr die Stimmen aber auf zwei separierte Quartette aufgeteilt sind, ist Mendelssohns Oktett ein ganzes, zusammengehörendes Ensemble.[6] Mendelssohn selbst schrieb in die Partitur: „Dies Oktett muss im Stil einer Sinfonie in allen Stimmen gespielt werden; die Pianos und Fortes müssen sehr genau und deutlich gesondert und schärfer hervorgehoben werden, als es sonst bei Stücken dieser Gattung geschieht.“[7]

Aufbau

Beginn des 1. Satzes, Op. 20

Das Werk besteht aus vier Sätzen

I. Allegro moderato ma con fuoco (Es-Dur)

II. Andante (c-moll)

III. Scherzo. Allegro leggierissimo (g-moll)

IV. Presto (Es-Dur)

Eine übliche Aufführung des Werks dauert etwa 30 Minuten, von denen der erste Satz etwa die Hälfte einnimmt.

Von dem Scherzo, das später auch orchestriert und als Menuett in der Uraufführung der ersten Sinfonie Mendelssohns gespielt wurde, wird vermutet, dass es von der Szene „Walpurgisnachtstraum“ aus Goethes Faust inspiriert ist.[8] Fragmente dieses Satzes kehren auch im Finale wieder; eine frühe Verwendung zyklischer Kompositionstechniken, wie sie besonders bei Komponisten des späteren 19. Jahrhunderts zu finden sind. Der gehäufte Gebrauch an kontrapunktischer Satztechnik ist ebenfalls erwähnenswert. Im Finale zitiert Mendelssohn außerdem das Thema „And he shall reign forever and ever“ aus dem Halleluja aus Händel's Der Messias.

Instrumentation

Die originalen Stimmen sind für ein doppeltes Streichquartett mit vier Violinen und jeweils zwei Violen und zwei Violoncelli besetzt.

Der Komponist arrangierte das Oktett zudem als Ausgabe für Klavier zu vier Händen. Außerdem wurde eine orchestrierte Fassung von Mendelssohn angefertigt, welche bei der Uraufführung seiner ersten Sinfonie als Alternative zu deren eigentlichem 3. Satz aufgeführt wurde.[8]

Das Stück wird manchmal zudem von einem gesamten Streichorchester gespielt. In diesem Fall sind die Stimmen jeweils mehrfach besetzt und durch eine Kontrabassstimme ergänzt, die üblicherweise die Stimme des zweiten Cellos eine Oktave tiefer doppelt. Arturo Toscanini erstellte eine solche Version für die Aufführung mit dem NBC Symphony Orchestra im Jahre 1947. 2009 bearbeitete der Dirigent Yoon Jae Lee den ersten und den letzten Satz für ein ganzes Orchester.[9]

Weiterführende Links