Vietnamesische Marine

Die Vietnamesische Volksmarine (Vietnamesisch: Hải quân Nhân dân Việt Nam) ist die Marine der Sozialistischen Republik Vietnam. Im Jahre 2006 bestand sie aus 27.000 Mann Marineinfanterie, 9.000 Berufssoldaten und 3.000 Wehrpflichtigen. Der Traditionstag der Marine ist am 5. August, in Erinnerung an den Tonkin-Zwischenfall.[1]

Vietnamesische Volksmarine
Hải quân Nhân dân Việt Nam

Aufstellung1955
StaatVietnam Vietnam
StreitkräfteVietnamesische Volksarmee
TypTeilstreitkraft
HauptquartierHải Phòng
Insignien
Seekriegsflagge
Gösch
Kommandoeinteilung
Eine Ehrengarde der Vietnamesischen Volksmarine in Hải Phòng, 20. Juni 2007

Geschichte

Drei nordvietnamesische Torpedoboote während des Tonkin-Zwischenfalls, 2. August 1964

Die nordvietnamesische Marine wurde 1955 gegründet. In der Mitte der 1960er wurde sie ausgebaut, nachdem Vietnam 28 Kanonenboote und 30 Patrouillenboote von China erhalten hatte.[1] Die USA unterstützten die südvietnamesische Marine mit Waffenlieferungen. In der Operation 34A wurden unter der Führung des CIA südvietnamesische Kommandoeinheiten von Schnellbooten nach Nordvietnam gebracht. Dies geschah mit Unterstützung und Aufklärung durch Kriegsschiffe der US Marine[2][3]. Nach einer solchen Operation gegen die Insel Hòn Mê kam es zum Tonkin-Zwischenfall, bei dem angeblich nordvietnamesische Torpedoboote den US-Zerstörer USS Maddox angriffen. Als Reaktion wurde die Tonkin-Resolution verabschiedet und die USA beteiligten sich offiziell am Vietnamkrieg.

Um die Versorgung des Vietcongs im Süden zu sichern, wurde von Nordvietnam die 759. Brigade (später 129. Brigade) gegründet. Sie transportierte, als maritimer Ho-Chi-Minh-Pfad, während des Vietnamkriegs Material und Personal von Hai Phong im Norden zur Halbinsel Ca Mau im Süden. Während der Landweg über den Ho-Chi-Minh-Pfad drei bis sechs Monate benötigte und 80 % Verluste erlitt, benötigte der Seetransport nur acht Tage und hatte während der ganzen Zeit keine Verluste. Insgesamt wurden in 76 Einsätzen rund 4400 Tonnen Material und 113 Kader per Boot in den Süden transportiert.[4]

Bei dem Rückzug der USA aus Vietnam 1973 hatte die südvietnamesische Marine 42.000 Soldaten und 1.400 Schiffe. Die Reduktion der US Unterstützung sorgte jedoch dafür, dass die südvietnamesische Marine 50 % ihrer Operationen einstellen musste. Nach dem Sieg Nordvietnams flohen viele südvietnamesische Kriegsschiffe aus dem Land.[5] Die restlichen Schiffe wurden von der nordvietnamesischen Marine übernommen, die nun die Marine des vereinigten Vietnams wurde.

Zwischen 1978 und 1990 wurde die vietnamesische Marine von der Sowjetunion ausgebaut und im Gegenzug durfte die Sowjetunion einen Stützpunkt in Cam Ranh Bay betreiben. Zu der Zeit galt sie als stärkste Marine in Südostasien.[1] Wegen eines Grenzstreits mit China über die Spratly-Inseln kam es 1988 zu einem Seegefecht zwischen der chinesischen und vietnamesischen Marine. Die chinesische Marine schoss dabei drei vietnamesische Schiffe in Brand und 70 vietnamesische Soldaten starben.[6] Bereits 1974 war es zu einem ähnlichen Gefecht zwischen Südvietnam und China bei den Paracel-Inseln gekommen.[7]

Nach 1990 hatte die Marine jedoch Schwierigkeiten viele Schiffe seetüchtig zu halten.[1] Russland ist weiterhin ein wichtiger Partner. Jedoch wurde Mitte 2001 der Pachtvertrag mit der russischen Marine für Cam Ranh Bay beendet. Die Volksmarine erhält außerdem Unterstützung und Lieferungen von Ersatzteilen durch Indien.[8] Wegen des erneuten Aufflammens von Grenzstreitigkeiten mit China wurde 2009 der Kauf von sechs Kilo-Klasse Unterseebooten bekannt gegeben.[9] Im Januar 2012 wurde das erste in Vietnam gefertigte Kriegsschiff in Dienst gestellt. Das Design wurde von einer ungenannten ausländischen Firma gekauft. In Zukunft sollen weitere Kriegsschiffe in Vietnam gebaut werden.[10]

Ausrüstung

Überwasserkampfeinheiten

SchiffsklasseFotoHerkunftSchiffeAnmerkungen
Fregatten
Gepard Russland RusslandHQ-011 Đinh Tiên Hoàng
HQ-012 Lý Thái Tổ
HQ-015 Trần Hưng Đạo
HQ-016 Quang Trung[11]
2 weitere Einheiten (Lý Thường Kiệt und Ngô Quyền) geplant
Petya-II/III Sowjetunion  SowjetunionHQ-09
HQ-11
HQ-13
HQ-15
HQ-17
Korvetten
Pohang Korea Sud  SüdkoreaHQ-18
HQ-20
ehemalige Korvetten Gimcheon (PCC-761) und Yeosu (PCC-765) der Marine der Republik Korea.
BPS-500 Russland Russland/
Vietnam  Vietnam
HQ-381
Molniya Russland Russland/
Vietnam  Vietnam
HQ-375, HQ-376
HQ-377, HQ-378
HQ-379, HQ-380
HQ-382, HQ-383
HQ-384, HQ-385
HQ-386, HQ-387
Tarantul-I Sowjetunion  SowjetunionHQ-371
HQ-372
HQ-373
HQ-374
Patrouillenboote
TT-400TP Vietnam  VietnamHQ-272, HQ-273
HQ-274, HQ-275[12]
HQ-276, HQ-277
Swjetljak Russland RusslandHQ-261, HQ-262
HQ-263, HQ-264
HQ-265, HQ-266[13]
Osa-II Sowjetunion  SowjetunionHQ-354, HQ-355,
HQ-356, HQ-357,
HQ-358, HQ-359,
HQ-360, HQ-361
Turya Sowjetunion  SowjetunionHQ-331
HQ-332
HQ-333
HQ-334
HQ-335
Die Einsatzbereitschaft und der Status sind unbekannt. Zwei davon haben weder Torpedorohre noch Sonar.

U-Boote

SchiffsklasseFotoHerkunftSchiffeAnmerkungen
Kilo-II Russland RusslandHQ-182 Hà Nội[14]
HQ-183 Thành phố Hồ Chí Minh
HQ-184 Hải Phòng
HQ-185 Khánh Hoà
HQ-186 Đà Nẵng[15]
HQ-187 Bà Riạ-Vũng Tàu[16]

Minenabwehrfahrzeuge

SchiffsklasseFotoHerkunftSchiffeAnmerkungen
Yurka Sowjetunion  SowjetunionHQ-851
HQ-852
Sonya Sowjetunion  SowjetunionHQ-861
HQ-862
HQ-863
HQ-864
Yevgenya Sowjetunion  SowjetunionHQ-871
HQ-872
Ein Boot im Oktober 1979 und zwei weitere Boote 1986. Ein Boot wurde 1990 außer Dienst gestellt.[17]

Landungsfahrzeuge

SchiffsklasseFotoHerkunftSchiffeAnmerkungen
LST-542 Vereinigte Staaten  Vereinigte StaatenHQ-501 Trần Khánh Dưehemals amerikanisches Panzerlandunsgschiff USS Maricopa County (LST-938)
Polnocny Polen  PolenHQ-511
HQ-512
HQ-513
Mittleres Landungsschiff
Hùng VươngVietnam  VietnamHQ-521
HQ-522
Damen RoRo 5612[18] Niederlande  Niederlande/
Vietnam  Vietnam
HQ-526
HQ-527
HQ-528
HQ-529

Hilfsschiffe

SchiffsklasseFotoHerkunftSchiffeAnmerkungen
Polen  PolenLê Quý ĐônSegelschulschiff

Luftfahrzeuge

Die Vietnamesische Volksmarine betreibt 6 Flugzeuge und 10 Hubschrauber (Stand Ende 2019).[19]

LuftfahrzeugeBildHerkunftVerwendungVersionAktivBestelltAnmerkungen
Flugzeuge
Viking Air DHC-6 Twin Otter Kanada  KanadaSeefernaufklärer
Transportflugzeug
DHC-6-Serie 4003
3
Hubschrauber
Airbus Helicopters H225 Super Puma Europaische Union Europäische UnionMehrzweckhubschrauber2
Kamow Ka-27 Sowjetunion  SowjetunionTransporthubschrauberKa-288
Unbemannte Systeme
Boeing ScanEagle Vereinigte Staaten  Vereinigte StaatenAufklärung6[20]

Dienstgrade und Dienstgradabzeichen

Offiziere

DienstgradgruppeFlaggoffiziereStabsoffiziereSubalternoffiziere
Kragenspiegel
Schulterklappen
Ärmelabzeichen
DienstgradĐô đốcPhó Đô đốcChuẩn Đô đốcĐại táThượng táTrung táThiếu táĐại úyThượng úyTrung úyThiếu úy
Dienstgrad
(Bundeswehr)
AdmiralVizeadmiralKonteradmiralFlottillenadmiralKapitän zur SeeFregattenkapitänKorvettenkapitänStabskapitänleutnantKapitänleutnantOberleutnant zur SeeLeutnant zur See

Unteroffiziere und Mannschaften

DienstgradgruppeOffizieranwärterUnteroffiziereMannschaften
Schulterklappen
DienstgradHọc viên Sĩ quanThượng sĩTrung sĩHạ sĩBinh nhấtBinh nhì
Dienstgrad
(Bundeswehr)
FähnrichStabsbootsmannOberbootsmann/
Bootsmann
Obermaat/
Maat
Obergefreiter/
Hauptgefreiter
Gefreiter

Siehe auch

Weblinks

Commons: Vietnamesische Marine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise