Austrian Airlines
Austrian Airlines (amtlich kurz Austrian bzw. AUA) ist mit einem Netz von weltweit 130 Flugzielen und 11,1 Millionen transportierten Passagieren pro Jahr Österreichs größte Fluggesellschaft. Sie betreibt ein Drehkreuz am Flughafen Wien. Die vormals staatliche Airline gehört seit 2009 zur Lufthansa Group. Sie ist Mitglied der Luftfahrtallianz Star Alliance und Partner des Vielfliegerprogramms Miles & More.
Austrian Airlines AG | |
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IATA-Code: | OS |
ICAO-Code: | AUA |
Rufzeichen: | AUSTRIAN |
Gründung: | 30. September 1957 |
Sitz: | Wien, Österreich |
Drehkreuz: | Flughafen Wien |
Heimatflughafen: | Flughafen Wien |
Unternehmensform: | Aktiengesellschaft |
IATA-Prefixcode: | 257 |
Leitung: |
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Mitarbeiterzahl: | 6.121 (2023)[1] |
Umsatz: | 2,346 Milliarden Euro (2023)[1] |
Gewinn: | 127 Millionen Euro (2023)[1] |
Fluggastaufkommen: | 13,857 Mio. (2023)[1] |
Allianz: | Star Alliance |
Vielfliegerprogramm: | Miles & More |
Flottenstärke: | 70 (+ 12 Bestellungen) |
Ziele: | national und international |
Website: | www.austrian.com |
Geschichte
Gründung und erste Jahre
Die Austrian Airlines Österreichische Luftverkehrs Aktiengesellschaft wurde am 30. September 1957 im großen Sitzungssaal der Creditanstalt-Bankverein in der Wiener Schottengasse gegründet,[2] nachdem sich gemäß einem Koalitionsabkommen die 1955 gegründete „schwarze“ (ÖVP-nahe) Air Austria und die „rote“ (SPÖ-nahe) Austrian Airways zusammenschlossen (siehe Proporz). Die Österreichische Luftverkehrs AG ÖLAG bestand hingegen schon in den Zwischenkriegsjahren und hatte den Flughafen Aspern als Hauptflugplatz. Ihren Jungfernflug absolvierte Austrian mit vier Vickers Viscount am 31. März 1958 von Wien nach London. In den 1960er Jahren wurden auch drei DC-3[3][4] für Inlands- und Frachtflüge eingesetzt. Zwei Turbopropflugzeuge des Typs Hawker Siddeley HS 748 wurden 1966 erworben, aber schon nach wenigen Jahren wieder veräußert.[5]
Von 1962 bis 1968 wurde die Austrian von Lambert Konschegg als einem von zwei Vorständen geleitet.
Austrian im Jet-Zeitalter
Ihr erstes Strahlflugzeug bestellte Austrian am 18. Februar 1963 mit einer Sud Aviation Caravelle. Ab 1971 standardisierte Austrian innerhalb einer sehr kurzen Zeit ihre Flotte auf neun Douglas DC-9-32, die für viele Jahre das Arbeitspferd der Kurz- und Mittelstrecke darstellen sollte. (Die bedeutende Rolle der DC-9-Familie spiegelte sich auch in der architektonischen Gestaltung des 1978 eröffneten Gebäudes der Hauptverwaltung in der Fontanastraße 1 in Wien-Oberlaa wider, siehe das Bild rechts.) Ab 1975 wurden die ersten von fünf DC-9-51 eingeführt, und 1977 wurde die Fluggesellschaft zusammen mit Swissair Erstkundin der DC-9-80 (später McDonnell Douglas MD-80).
Im Jahr 1976 erhielt die Fluggesellschaft Konkurrenz durch den neueröffneten Flughafen Maribor in Jugoslawien, heute Slowenien, unter anderem durch die Fluggesellschaft Inex-Adria Airways, die billige Flüge in das europäische Ausland anbot und viele Kunden aus Kärnten und der Steiermark anzog.
Ab Oktober 1980 kamen die ersten MD-81 zum Einsatz und ermöglichten eine Ausweitung der Operation. Im Jahr 1984 wurde Austrian Erstkundin der MD-87 und war maßgeblich an diesem Konzept beteiligt. 1985 wurden erstmals mehr als zwei Millionen Passagiere innerhalb eines Jahres befördert. Ab Ende 1987 kamen die ersten MD-87 und ab 1990 auch die MD-83 zum Einsatz, während man von den 13 MD-81 insgesamt sechs Flugzeuge auf MD-82-Standard modifizierte. Damalige Vorstände der Gesellschaft waren Anton Heschgl (von 1969 bis 1993) und Hubert Papousek (von 1969 bis 1990).[6]
Entwicklung von 1990 bis 2008
Die 1990er Jahre waren dominiert von Luftfahrt-Allianzen und Kooperationen. Austrian war eine der ersten Airlines mit multinationalen Partnerschaften, als sie in die Qualiflyer Group unter Federführung der Swissair eintrat. Es war auch eine Zeit der raschen Expansionen in Übersee wie Südafrika und die Volksrepublik China. Ende der 1990er Jahre erfolgte ein Zerwürfnis mit Swissair, da sich die Swissair ohne Wissen der Austrian an ihr beteiligen wollte. 2000 folgte der Beitritt zur „Star Alliance“ und 2002 die Übernahme der Lauda Air, die sich in der Folge auf die Urlaubs- und Charterflüge innerhalb der Austrian Airlines Group spezialisierte. Die Tochter Tyrolean Airways spezialisierte sich unter dem Markennamen Austrian Arrows operated by Tyrolean auf Regionalflüge. Die zuvor gekaufte Rheintalflug wurde mit „Tyrolean Airways“ fusioniert. In den Jahren 1993 bis 2001 bildeten Herbert Bammer und Mario Rehulka das AUA-Führungsteam, von 2001 bis 2006 war der ehemalige SAS-Manager Vagn Sörensen als Vorstand tätig.
Im Herbst 2004 wurde der Flugbetrieb der Lauda Air in den Austrian Flugbetrieb integriert. Unter dem Namen Lauda Air – ab 2007 mit dem Zusatz The Austrian Way to Holidays – erfolgte zwar weiterhin Marketing und Verkauf der Urlaubs- und Charterflüge, die Flugdurchführung erfolgte jedoch durch Austrian.
Bis zum Jahr 2005 hat es Austrian geschafft, sich zum Marktführer für Flüge von und nach Zentral- und Osteuropa zu entwickeln. Im Jahr darauf wurde die „Business Class“ mit eigens entworfenen „Lie-Flat-Sitzen“ erneuert. Der Internetanschluss wurde damals allerdings nicht verwirklicht, verursacht durch die Probleme des Betreibers „Connexion by Boeing“.
Ab Oktober 2006 war die Austrian zu einem harten Sparkurs gezwungen. Im folgenden Jahr wurden über 500 Arbeitsplätze abgebaut. Zahlreiche Langstreckenflüge, wie z. B. nach Sydney via Kuala Lumpur sowie die Route Singapur–Melbourne wurden gestrichen. Ebenfalls wurden die Verbindungen nach Kathmandu und Shanghai aus dem Streckennetz der Austrian Airlines entfernt. Die verbliebenen drei Fokker 70 wurden aus dem Austrian-Flugbetrieb gelöst und zu Tyrolean Airways verschoben. Außerdem wurde beschlossen, die Airbus-Langstreckenflotte der AUA (vier A340, vier A330) im Laufe des Jahres 2007 nach und nach im Sinne der Flottenharmonisierung abzubauen. Damit besteht die Austrian-Langstreckenflotte homogen aus Boeing 777 und Boeing 767.
Die ursprüngliche Unternehmenszentrale, die in den Jahren 1975–1978 errichtet wurde, war in Wien-Oberlaa. Sie wurde im Jahr 2007 in ein von der Flughafen Wien AG errichtetes und von Austrian gemietetes Gebäude an der Adresse Office-Park 2 direkt am Wiener Flughafen und damit nach Niederösterreich verlegt. Der eingetragene Firmensitz ist jedoch weiterhin in Wien. Durch die Umfirmierung in „Austrian Airlines AG“ fiel der Zusatz „Österreichische Luftverkehrs AG“ weg.[7]
Aus einem leicht positiven Jahresergebnis von 3,3 Mio. Euro im Jahr 2007 mussten die Prognosen für 2008 mehrmals nach unten angepasst werden, Ende November wurde wegen nötiger Flugzeugabschreibungen und Wertpapierverluste ein Jahresverlust von 475 Mio. Euro prognostiziert.[8] Nachdem Alfred Ötsch (Konzernchef von 2006 bis 2009) bei seinem Antritt am 1. April 2006 noch eine Selbständigkeit der Austrian Airlines als unabdingbar ansah, musste er später seine Meinung revidieren.[9]
Privatisierung und Übernahme durch die Lufthansa
Im Juni 2008 beauftragte die österreichische Regierung die Investmentbank Merrill Lynch, eine Vollprivatisierung durch Übernahme der AUA durch eine ausländische Fluggesellschaft vorzubereiten. Interesse bekundeten zunächst Lufthansa, Air France-KLM, Royal Jordanian, Air China, Turkish Airlines, Aeroflot, S7 Airlines und Singapore Airlines, wovon Lufthansa, Air France-KLM und S7 in die engere Auswahl kamen.[10]
Als das Angebotspaket des letzten verbliebenen Bieters Lufthansa zum Ende des Privatisierungsauftrages am 28. Oktober nicht beschlussfähig war, wurde der Prozess von der österreichischen Bundesregierung bis 31. Dezember 2008 verlängert. Nach dieser Verlängerung gab dann auch S7 ein unverbindliches Angebot ab.[11]
Am 13. November 2008 wurde bekannt, dass die Staatsholding ÖIAG der Deutschen Lufthansa AG den Zuschlag zur Übernahme geben wolle. Lufthansa sollte mit 41,6 % bei Austrian Airlines einsteigen.[12] Der symbolische Kaufpreis für die 36.626.875 Aktien der AUA wurden mit einem Cent je Aktie bestimmt, sohin in Summe mit 366.268,75 Euro. Experten erwarteten einen Abbau von 2000 der 8000 Stellen.[13] Der Verkauf der ÖIAG-Anteile an der AUA an die Deutsche Lufthansa AG wurde am 5. Dezember 2008 durch die ÖIAG bestätigt.[14]
Der Kauf stand unter aufschiebenden Bedingungen. Unter anderem musste die geplante Schuldenübernahme von ungefähr 500 Mio. Euro durch die ÖIAG von der EU-Kommission wettbewerbsrechtlich genehmigt werden. Wegen dieser Schuldenübernahme, die erst nach dem Feststehen der Lufthansa als des letzten Bieters bekanntgegeben wurde, gerieten AUA-CEO Alfred Ötsch und ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis unter heftige Kritik. Denn unter diesen Umständen wären möglicherweise, so Beobachter des Verfahrens, auch weitere Luftfahrtgesellschaften als Mitbieter übrig geblieben. Eine Neuausschreibung des Bieterverfahrens wurde gefordert, jedoch mit Verweis auf Verfahrensregeln und das Aktienrecht von Michaelis abgelehnt. Michaelis wurde so, laut Neue Zürcher Zeitung (NZZ), zum „Buhmann der Nation“, da in anderen Fällen bei öffentlichen Unternehmen wenig Rücksicht auf das Aktienrecht oder Verfahrensregeln gelegt würde. Schließlich sei in Österreich „das Aktienrecht Wachs in den Händen der Politik. Vergehen sind Kavaliersdelikte im Interesse des Volkes.“[15] Der Vorstandsvertrag von Alfred Ötsch – ursprünglich bis April 2010 befristet – wurde zum 31. Jänner 2009 vorzeitig beendet.[16]
Am 1. Juli 2009 kündigte die EU-Kommission eine tiefergehende kartellrechtliche Prüfung der Übernahme für die Deutsche Lufthansa AG an.[17] Beobachter sahen die geplante Übernahme der AUA daraufhin als gefährdet an, da die Lufthansa zuvor eine Frist bis zum 31. Juli 2009 gesetzt hatte und danach das Angebot hätte zurückziehen können.[18]
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gab am 31. Juli bekannt, dass sie die Übernahme der AUA durch die Lufthansa unter Auflagen genehmigen werde.[19] Die Genehmigung der EU-Kommission wurde am 28. August 2009 endgültig erteilt. Sowohl die Lufthansa als auch die AUA mussten Start- und Landerechte zwischen Wien und Brüssel sowie mehreren deutschen Städten Konkurrenten überlassen. Am 3. September 2009 erfolgte die Übernahme mit dem Aktienübertrag und der Neubesetzung des Aufsichtsrates der Austrian Airlines.[20] Mit Wirkung vom 4. Februar 2010 wurden alle Kleinaktionäre zwangsabgefunden und die Aktie von der Wiener Börse genommen.[21]
Im Dezember 2011 wurde bekannt gegeben, dass erneut ein Sparpaket mit umfangreichen Einsparungen, Gehaltsverzichten und Schlechterstellungen aufgelegt werden wird. Trotz bereits erfolgter umfangreicher Maßnahmen wie der Streichung von etwa 2500 Stellen konnte die Gewinnzone jedoch nicht erreicht werden. Die Lufthansa als Eigentümerin lehnte eine finanzielle Beihilfe ab.[22] Im März 2012 wurde erneut der Bedarf einer Rekapitalisierung angemeldet. Gleichzeitig wurde auch mit Vorbereitungen begonnen, den Betrieb der Austrian Airlines zur langfristigen Senkung der Personalkosten auf die Tochter Tyrolean Airways übergehen zu lassen.[23] Wenige Tage später genehmigte die Lufthansa eine Kapitalerhöhung um 140 Millionen Euro vorbehaltlich wirkungsvoller Maßnahmen zur Sanierung.[24] Damalige Vorstände der Austrian waren Peter Malanik und Andreas Bierwirth (2009–2012).
Betriebsübergang zu Tyrolean
Mit 2. November 2011 übernahm der Deutsch-Mexikaner Jaan Albrecht die Leitung des Unternehmens und führte den Sanierungskurs fort.[25] Nach dem Scheitern mehrmonatiger Verhandlungen um weitere Sparmaßnahmen wurde der Betrieb der Austrian Airlines zum 1. Juli 2012 an die Tochtergesellschaft Tyrolean Airways überstellt. Der befristete Gehaltsverzicht wurde dauerhaft in die neuen Tyrolean-Entgelttabellen eingearbeitet. Gehälter der Angestellten mit Austrian-Verträgen wurden eingefroren; eine Erhöhung erst wieder vorgesehen, wenn die Entgelte der Tyrolean-Angestellten aufgeholt hätten.[26] Alle Flugzeuge und der Personalstand (rund 460 Piloten und 1.500 Flugbegleiter) wechselten an diesem Tag innerhalb des Konzerns den Betreiber beziehungsweise den Arbeitgeber. Auch die Übernahme des Streckennetzes erfolgte zum 1. Juli 2012. Tyrolean Airways führte fortan alle Flüge unter der Marke Austrian, jedoch mit dem Zusatz „operated by Tyrolean“ durch. Sie wurden aber weiterhin unter OS-Flugnummern geführt. Der frühere Markenname der Tyrolean Austrian arrows wurde aufgegeben.[27][28]
Laut Bord-Betriebsrat der Austrian hätte der Betriebsübergang bis zu 280 Millionen Euro kosten können; außerdem wurden Klagen eingebracht, ob ein Betriebsübergang in dieser Form rechtens war. Aus diesem Grund hatte die Personalvertretung ein eigenes Sparpaket ausgearbeitet, das jedoch bereits vor Abstimmung seitens der Vorstände als abgelehnt galt.[29] Anfang September 2013 erklärte das Arbeits- und Sozialgericht Wien den Betriebsübergang in erster Instanz für nichtig.[30] Im September 2014 stellte der EuGH fest, dass der alte Kollektivvertrag für das fliegende Personal bis zum Inkrafttreten eines neuen Vertrages nachwirkt. Zuvor hatte der Betriebsrat auch von österreichischen Gerichten in zwei Instanzen Recht bekommen. Für den Fall, dass der „alte“ Vertrag tatsächlich „nachwirken“ sollte, hätte dies jedenfalls Nachzahlungen in Millionenhöhe für ehemalige AUA-Mitarbeiter bedeutet, die im Rahmen des Betriebsübergangs zu Tyrolean wechselten. Die finale Entscheidung in der Causa wäre allerdings beim OGH gelegen.[31]
Veränderungen in der Flotte
Im Jahr 2012 wurde ein neues Kabinendesign für die aus zehn Maschinen bestehende Langstreckenflotte vorgestellt.Dadurch war zwischen Ende 2012 und Ende 2013 im Durchschnitt immer ein Flugzeug nicht verfügbar, daher musste das Angebot auf der Langstrecke zurückgenommen werden, was in den ersten drei Quartalen 2013 für ein Passagierminus sorgte. Insgesamt wurden rund 90 Millionen Euro, also rund 9 Millionen Euro pro Flugzeug investiert. Die Boeing 777 wurden in Wien und die Boeing 767 im irischen Shannon umgerüstet. Trotz dieser Umstände wurde am 17. Mai 2013 die Flugverbindung nach Chicago mit fünf wöchentlichen Flügen wieder aufgenommen.[32]
Anfang 2013 wurden außerdem die letzten Boeing 737 außer Dienst gestellt. Einige der Boeing 737-800 wurden an Aeroméxico und El Al verkauft. Die Boeing 737-600 und -700 wurden 2012 verschrottet. Zum Ausgleich wurden mehrere Airbus A320 in die Flotte aufgenommen. Durch die Flottenvereinheitlichung werden pro Jahr mehrere Millionen Euro eingespart.
Anfang 2014 kam eine fünfte Boeing 777 zur Flotte hinzu. Ab Juli 2014 wurde Newark das elfte Langstrecken-Ziel der AUA. Geflogen wird fünf Mal wöchentlich mit einer Boeing 767.
Wet-Lease Vereinbarungen
Im Juni 2014 wurde bekannt, dass Austrian Airlines einige regionale Flugstrecken für Swiss im Wet-Lease übernehmen wird, wobei sowohl Flugzeug als auch fliegendes Personal bereitgestellt werden. Ab dem Winterflugplan 2014/15 wurde die Route Zürich – Lugano viermal täglich von Austrian Airlines geflogen.[33] Insgesamt wurden im Streckennetz der Swiss vier De Havilland DHC-8-400 der AUA eingesetzt.[34] Ende 2018 wurde der Vertrag jedoch nicht weiter verlängert und die vier Q400 (OE-LGO/LGP/LGQ/LGR) wurden wieder nach Wien in die AUA-Flotte integriert. Ende 2016 wurde ein solcher Leasing-Vertrag auch mit der Air Berlin abgeschlossen, wobei insgesamt fünf Airbus A320 inklusive Crews von der AUA übernommen wurden. Im Gegensatz zu den für Swiss betriebenen Flugzeugen, erhielten jedoch alle Maschinen die Farbgebung der Austrian Airlines (mit dem Zusatz „operated by Air Berlin“), Kabinenausstattung und Besatzung präsentierten sich hingegen im Erscheinungsbild der Air Berlin.[35] Nach der Air Berlin-Insolvenz wurden die fünf A320 in die Flotte der Austrian übernommen und erhielten österreichische Kennzeichen (OE-LXA/LXB/LXC/LXD/LXE).
Am 12. März 2015 wurde bekanntgegeben, dass bereits ab Herbst 2015 mit dem Austausch der Fokkerflotte durch 17 gebrauchte Embraer 195 begonnen werden soll. Die Einflottung der von Lufthansa CityLine übernommenen Flugzeuge wurde 2017 abgeschlossen.[36][37]
Einigung auf neuen Kollektivvertrag
Am 8. Oktober 2014 wurde bekanntgegeben, dass sich das fliegende Personal mit der Konzernführung auf einen neuen Kollektivvertrag geeinigt hat. Ein entsprechendes Eckpunktepapier wurde demnach ausgehandelt. Im Zuge dessen wurde der gesamte Flugbetrieb mit 1. April 2015 von Tyrolean Airways wieder zurück auf Austrian überführt. Dadurch entfiel schlussendlich auch der Zusatz „operated by Tyrolean“.[38] Für die Mitarbeiter von Austrian und Tyrolean gibt es seither einen Kollektivvertrag. Im Vorfeld wurden Befürchtungen laut, die AUA könnte ohne eine Entscheidung in der Sachlage zur Billigairline geschrumpft werden bzw. ihre Langstreckenverbindungen verlieren. Derartige Szenarien waren mit der Einigung laut Vorstand aber vom Tisch.[39]
Am 31. Oktober 2014 wurde schließlich der neue und fertig textierte Kollektivvertrag von Gewerkschaft und Wirtschaftskammer unterschrieben. Er gilt seit 1. Dezember 2014 für alle Bord-Mitarbeiter.[40] Am 5. Dezember 2014 wurde bekanntgegeben, dass mit dem erneuten Betriebsübergang am 1. April 2015 zugleich auch die Unternehmen Tyrolean Airways und Austrian Airlines unter der Marke Austrian Airlines fusioniert werden. Seit diesem Zeitpunkt sind also nicht nur das fliegende Personal, sondern auch die Stationsmitarbeiter in den Bundesländern und weitere Angestellte im Bereich der Flugbetriebsadministration bei Austrian Airlines selbst beschäftigt.[41]
Entwicklung seit 2014
Im November 2014 wurde von der Gesellschaft der „papierlose Pilotenkoffer“ eingeführt. Alle Airline-Piloten werden seither mit einem Tabletcomputer ausgestattet, der den klassischen papiergebundenen Pilotenkoffer ersetzt. Auf diese Weise können bereits in der Vorbereitungsphase Fluginformationen und -dokumente über eine Internetverbindung auf das Tablet geladen und anschließend ins Cockpit mitgenommen werden, wo sie mit einer Halterung fixiert werden.[42]Seit 14. Dezember 2014 erreichen auch Fernzüge den Bahnhof Flughafen Wien. Auf der Strecke Linz – Flughafen Wien bieten die ÖBB dabei zusammen mit Austrian Airlines eine Kooperation unter dem Namen AIRail an. Dabei besteht die Möglichkeit, die Zugsfahrt und einen Anschlussflug in einem Ticket zu buchen. Reisende können hierzu bereits am Linzer Hauptbahnhof für ihren Flug einchecken, jedoch nicht das Gepäck aufgeben. Dem folgend tragen die Züge auf der Strecke zusätzlich eine OS-Flugnummer.[43]
Anfang 2015 wurde ein überarbeiteter Markenauftritt vorgestellt, der als auffälligste Neuerung die Phrase „my“ vor dem Austrian-Titel und anderen Angeboten der Fluggesellschaft enthielt. Das „my“ sollte dabei auf die nun individuell zusammenstellbaren Ticketoptionen hinweisen und die Identifikation der Mitarbeiter und Kunden mit „ihrer“ Airline betonen. Die Neuerung stieß im Folgenden jedoch auf anhaltende Kritik.[44] Im Jänner 2016 wurde schließlich bekannt, dass der Namenszusatz lediglich Teil einer zeitlich befristeten Kampagne sei und daher nicht langfristig fortgeführt werde.[45] (Weitere Details zum Außenauftritt der Fluggesellschaft sind dem Abschnitt Corporate Design der Austrian Airlines zu entnehmen.)
Im Mai 2015 wurde nach vier Jahren ein Wetlease-Vertrag mit Brussels Airlines beendet, für die Austrian eine DHC-8-400 betrieb.[46]
Am 1. Juni 2015 übernahm Kay Kratky, ehemaliger Chief Operating Officer im Passagevorstand der Deutschen Lufthansa AG, den Posten des Chief Executive Officer (CEO) der AUA. Er folgte damit Jaan Albrecht nach, der diese Position seit 2011 innehatte.[47]
Im Herbst 2015 hat Austrian zudem zusammen mit Lufthansa und Swiss ein neues Tarifkonzept im Österreich- und Europaverkehr vorgestellt, das vor allem mehr Wahlfreiheit für Zusatzleistungen vorsieht. Konkret können dabei Reisende der Economy Class zwischen den drei Tarifoptionen Light, Classic und Flex wählen. Ohne Aufpreis verfügbar bleibt jedoch weiterhin die Bordverpflegung, die Mitnahme eines Handgepäcks, die Sitzplatzauswahl am Check-in ab 23 Stunden vor Abflug und das Sammeln von Vielfliegermeilen.[48]
Im Rahmen einer Wet-Lease Vereinbarung flogen ab 7. März 2017 auch Maschinen der Air Berlin im AUA-Streckennetz.[49] (siehe dazu: Wet-Lease Vereinbarungen der Austrian Airlines)
Seit dem Sommerflugplan 2018 ergänzt eine sechste Boeing 777-200ER die Langstreckenflotte. Die rund 16 Jahre alte Maschine flog bis Ende 2016 bei Aeroméxico und war bis zur Übernahme auf dem Pinal Airpark (US-Bundesstaat Arizona) abgestellt. Austrian Airlines beabsichtigt sie über einen Zeitraum von etwa acht Jahren vom Unternehmen AerCap zu leasen.[50]
Bis zum Sommerflugplan 2018 wurden alle Langstreckenmaschinen zudem mit einer Premium Economy Class ausgestattet. Diese versteht sich als Zwischenklasse in Bezug auf Preis und Komfort. Als Sitz wird dabei das Modell „PC01 – ZIMmagic“ des deutschen Herstellers ZIM zum Einsatz kommen und in jeweils drei Reihen verbaut werden. (2-2-2 Bestuhlung in der Boeing 767 bzw. 2-4-2 Bestuhlung in der Boeing 777) Der Umbau für das neue Produkt soll im Herbst 2017 starten.[51]
Am 11. April 2018 wurde bekanntgegeben, dass Alexis von Hoensbroech ab 1. August 2018 neuer CEO und Vorstandsvorsitzender von Austrian Airlines werden soll. Der Aufsichtsrat hat diesem Vorschlag am 20. Juni einstimmig zugestimmt.
Entwicklungen in der Corona-Pandemie
Während der COVID-19-Pandemie wurde ab 18. März 2020 der reguläre Flugbetrieb eingestellt. Ein Langstreckenflugzeug wurde für Evakuierungs- und Hilfsflüge bereitgehalten[52] und landete beispielsweise am 22. März in Kapstadt und am 23. März in Mexiko-Stadt.[53] Im Rahmen einer Rückholaktion für EU-Staatsbürger führte Austrian Airlines Ende März 2020 den längsten Nonstop-Flug der Unternehmensgeschichte durch. Dieser erfolgte mit einer Boeing 777-200ER von Wien nach Sydney über eine Strecke von mehr als 16.000 Kilometer und einer Dauer von über 17 Stunden. Dies war nur deshalb möglich, da der Flug ohne Beladung und nur mit Crew an Bord durchgeführt wurde. Der Rückflug erfolgte als Direktflug mit Passagieren mit einem Tankstopp in Kuala Lumpur, wo auch ein Crew-Wechsel stattfand.[54]
Am 10. Jänner 2021 führte die Boeing 767 OE-LAT ihren letzten planmäßigen Linienflug durch. Derzeit wird die Maschine bei Austrian-Technik in Wien für die Ausflottung vorbereitet. Sie wird höchstwahrscheinlich auseinandergenommen und als Ersatzteilspender dienen. Als Frachter wie die zwei anderen Boeing Boeing 767, OE-LAX und OE-LAW wird sie wahrscheinlich nicht dienen, da sie mit 28 Jahren zu alt dafür ist.[55] Die OE-LAX führte am 28. April 2021 ihren letzten Flug durch zu ihrem letzten Bestimmungsort Oscoda–Wurtsmith Airport, Michigan durch.[56] Am 25. Jänner 2021 wurde die Boeing Boeing 777 mit dem Kennzeichen OE-LPD und dem Namen „Spirit of Austria“ ins spanische Teruel überführt, um dort für mindestens 12 Monate gelagert zu werden. Sie ist mit 14 Jahren die jüngste Boeing 777 von Austrian. Austrian selbst betonte auf Twitter, dieses Flugzeug keinesfalls in Teruel auszumustern. Dieselbe Maschine führte im März 2020 etliche Evakuierungsflüge, wie zum Beispiel nach Sydney oder Auckland, durch.
Zukunft der Austrian Airlines
Im Dezember 2021 verließ Alexis von Hoensbroech das Unternehmen, seit 1. März 2022 ist Annette Mann CEO der Austrian Airlines.[57] Mehrere Monate später, im Juli 2022, berichteten mehrere Quellen, dass in der Lufthansa Group konzernintern entschieden wurde, dass Austrian Airlines Boeing 787-9 Dreamliner erhalten wird. Offiziell bestätigte die Lufthansa Group diese Aussagen nicht. Es wäre aber naheliegend, Boeing 787-9 bei Austrian Airlines zu platzieren, da sie als Ersatz für die Boeing 767 benötigt würden. Eine entsprechende Bestellung der Lufthansa Group, die mehrfach aufgestockt wurde, über ursprünglich 20 Boeing 787 wurde 2019 getätigt, doch die Aufteilung an die Konzerntöchter SWISS, Lufthansa und Austrian Airlines wurde nicht festgelegt. Zur selben Zeit wurde von der Lufthansa Group eine Grafik von drei Boeing 787-9 in den jeweiligen Farben von SWISS, Lufthansa und Austrian Airlines gezeigt. Erstere wird diesen Flugzeugtyp aber höchstwahrscheinlich nicht erhalten, da die Geschäftsführung der Swiss Ende 2022 deutlich machte, dass sie das etwas größere Konkurrenzmodell vom Hersteller Airbus, den A350, bevorzugen würde.
Die Lufthansa wiederum bestätigte bereits im Frühjahr 2021, einige Boeing 787 für sich zu behalten, als sie die Bestellung um 5 Boeing 787-9 auf 25 erhöhte. Bei den 5 zusätzlichen Flugzeugen handelt es sich um sogenannte White Tails. Dies sind Flugzeuge die bereits produziert wurden, von ihren Kunden aber nicht abgenommen wurden, daher Unterschiede z. B. in der Kabine zum sonstigen Flotten-Standard der Lufthansa aufweisen. Deshalb sollen sie noch in diesem Jahrzehnt innerhalb der Unternehmensgruppe weitergegeben werden, wenn die Lufthansa genug von Anfang an für sie produzierte 787-9 erhalten hat. Es gilt als wahrscheinlich, dass Austrian diese gebrauchten fünf „White Tails“ erhalten wird, da am Züricher Drehkreuz der SWISS und Edelweiss Air auf Langstreckenflugzeuge aus dem Hause Airbus gesetzt wird und auch da die Größe der 787 als Ersatz für die bestehende, alte Langstrecken-Flotte der Austrian Airlines passend wäre.
Die neue CEO, Annette Mann zeigte sich im Oktober 2023 in einem Interview besorgt über den Standort Wien, aufgrund gestiegener Kosten, der niedrigen Anzahl an in Wien ansässigen Zentralen internationaler Konzerne und des starken Wettbewerbs mit anderen Flughäfen.[58]
Unternehmensstruktur
Eigentümer der Austrian Airlines
Um die standortpolitischen Auflagen und Verkehrsrechte einzuhalten, gehört die Austrian Airlines AG zur Gänze der Österreichischen Luftverkehrs Holding GmbH (ÖLH), die wiederum zu 50,2 % der ÖLP (Österreichische Luftverkehrs-Privatstiftung) und zu 49,8 % der ÖLB (Österreichische Luftverkehrs-Beteiligungs-GmbH) gehört. Die ÖLB steht zur Gänze im Eigentum der Deutsche Lufthansa AG.[59][60]
Vorstände der Austrian Airlines
- Anton Heschgl, Hubert Papusek (1969–1993)
- Erich Mara, Georg Urbanski (1990–1993)
- Herbert Bammer, Mario Rehulka (1993–2001)
- Vagn Sörensen (CEO, 2001–2006)
- Alfred Ötsch (CEO, 2006–2009)
- Jaan Albrecht (CEO, 2011 bis 31. Mai 2015)[61][62][63][64][65]
- Kay Kratky (CEO, 2015–2018)[66]
- Alexis von Hoensbroech (CEO, 2018–2021)[57][66]
- Annette Mann (CEO, seit 1. März 2022)[57]
Beteiligungen
Die Austrian Airlines AG hält einige Beteiligungen an weiteren Firmen. Ein operativer Flugbetrieb wird jedoch nur von Austrian Airlines selbst betrieben. Von der Beteiligung an der slowakischen Fluggesellschaft Slovak Airlines hat sich Austrian im Jänner 2007 getrennt. Einige weitere Beteiligungen:
- Wartungsbetriebe in Wien und Bratislava (ATB)
- AVS-Versicherungen
- AirPlus Kreditkarteninstitut
- SCA Schedule Coordination Austria
- ACS AirContainerService GmbH
- Avicon Aviation Consult GmbH
- Austrian Lufthansa Cargo GmbH
- Austrian Airlines Tele Sales & Service GmbH
Konzernkennzahlen
Jahr | Relationspassagiere1 | davon Linie | operatives Gesamtergebnis/EBIT4 | Mitarbeiter2 | Flottenstärke3 |
---|---|---|---|---|---|
2002 | 8.834.656 | 7.269.235 | 41,4 Mio. € | 7.358 | 87 |
2003[67] | 8.479.417 | 7.051.747 | 63,3 Mio. € | 7.167 | 88 |
2004[68] | 9.404.947 | 7.823.832 | 79,4 Mio. € | 7.662 | 97 |
2005[69] | 10.119.773 | 8.316.128 | −100,0 Mio. € | 8.468 | 106 |
2006[70] | 10.834.668 | 9.095.762 | −89,0 Mio. € | 8.582 | 105 |
2007[71] | 10.832.305 | 9.480.519 | 25,6 Mio. € | 8.031 | 98 |
2008[72] | 10.176.249 | 9.449.813 | −312,1 Mio. € | 7.914 | 99 |
2009[73][74] | 9.944.795 | 8.969.882 | −293,9 Mio. € | 7.065 | 76 |
2010[75] | 10.894.800 | 10.163.000 | −64,7 Mio. € | 5.934 | 80 |
2011[76] | 11.261.400 | 10.613.900 | −59,4 Mio. € | 6.777 | 80 |
2012[77] | 11.466.600 | 10.855.700 | 65,0 Mio. € | 6.236 | 77 |
2013[78] | 11.288.000 | 9.649.800 | 25 Mio. € | 6.208 | 74 |
2014[78] | 11.171.000 | 10 Mio. € | 6.067 | 75 | |
2015[79] | 10.838.000 | 54 Mio. € | 5.984 | 77 | |
2016[80] | 11.385.000 | 65 Mio. € | 6.450 | 80 | |
2017[81] | 12.850.000 | 101 Mio. € | 6.914 | 83 | |
2018[80] | 13.936.000 | 90 Mio. € | 7.083 | 83 | |
2019[82] | 14.651.000 | 15 Mio. € | 6.989 | 82 |